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NEUER TRAINER AUF SCHALKE
Gelsenkirchen. Er erfüllt das Anforderungsprofil. Er spricht Deutsch. Fließend sogar. Und er ist bei Königsblau bestens bekannt. Dennoch ist seine "Beförderung" eine Überraschung: Mirko Slomka ist neuer Cheftrainer des FC Schalke 04. Nicht Hitzfeld, nicht Daum - sondern Slomka. Eine Übergangslösung? "Nee, warum?", fragt Sportdirektor Andreas Müller im Gegenzug. "Ich bin überzeugt von ihm. Das ist nur konsequent. Es ist die beste Lösung, die wir für Schalke kriegen konnten."
Als der 38-Jährige am frühen Mittwochmorgen kurz vor ein Uhr von Andreas Müller und Geschäftsführer Peter Peters erfuhr, dass er vom Assistenten zum Chef aufgestiegen war, reagierte er "freudig überrascht". Denn als er auf dem Weg von Hannover nach Gelsenkirchen wegen eines schweren Unfalls vier Stunden lang im Stau stand, kamen ihm andere Gedanken: "Ich dachte, ich würde beurlaubt." Dass er sich dann jedoch "unheimlich gefreut hat", glaubt jeder, der ihn am Mittwoch bei der "Präsentation" im Rahmen einer stark frequentierten Pressekonferenz sitzen sieht. Erfreut auch über einen der ersten Anrufer: Ralf Rangnick hat ihm gratuliert, noch bis zum 12. Dezember sein "Chef" und weiterhin ein Freund, den er bei Bedarf durchaus mal um Rat bitten werde.
Zwischenfrage: Was eigentlich hält Rudi Assauer, der es mit Rangnick bekanntlich nicht so gut konnte, von Mirko Slomka? "Er sieht aus wie Richard Gere", flachst der Manager und gibt freimütig zu, dass er nicht auf die Idee gekommen wäre, den Cheftrainer-Posten mit ihm zu besetzen. In einem Atemzug schlägt Assauer aber dann genau den Ton an, den sie auf Schalke fast alle anschlagen: "Slomka hat hier bisher hervorragende Arbeit geleistet."
Zwar geben einige Stars zu, dass sie von dieser Entscheidung überrascht worden seien. Richtige Zweifel kommen aber - im Gegensatz zu den Fans, die von einem Armutszeugnis oder einer schweren Niederlage für Schalke sprechen - nicht auf und nicht durch. "Ich kenne ihn schon sehr lange, er hat mich damals in der Jugend zu Hannover 96 geholt", sagt Gerald Asamoah. "Ahnung vom Fußball hat er. Wir müssen ihn als Mannschaft unterstützen, denn es wird kein einfaches Jahr für ihn." Zunächst einmal wird es sowieso nur ein halbes Jahr, Mirko Slomka besitzt einen Vertrag bis zum Saisonende - "mit deutlicher Perspektive auf Verlängerung", wie Sportdirektor Andreas Müller sagt.
Nur positiv sind auch die Stimmen von Ebbe Sand und Kevin Kuranyi. "Mirko hat als Co-Trainer super gearbeitet, er hat es verdient, diese Chance zu bekommen", sagt der Däne. "Er ist ein ausgeglichener Typ, immer gut gelaunt und hat immer seine Linie." Auch der deutsche Nationalstürmer glaubt an einen Erfolg der vermeintlich kleineren Trainer-Lösung. "Wenn die Mannschaft Leistung zeigt", sagt Kuranyi, "wird aus dem kleinen ein großer Trainer." Und die Mannschaft ist bereit, das erklärte Ziel zu erreichen: mindestens Platz drei und damit die Qualifikation für die Champions League.
Dass die Stimmung in Ordnung ist, erlebten rund 3500 Fans am Mittwoch bei Slomkas Premiere: Durchweg gute Laune - bis auf zwei, die etwas "knötterten": Während Torwart Frank Rost zu keiner Stellungnahme bereit war, machte Oliver Reck, nach Rangnick Entlassung zunächst Cheftrainer, einen unglücklichen Eindruck. "Sicherlich ist Olli enttäuscht, es ist keine einfache Situation für ihn", sagt Andreas Müller. "Aber er ist Schalker, er wird es verdauen und verkraften."
Nachfrage: Warum hat Slomka nicht schon als Chef in Stuttgart auf der Bank gesessen? "Wir sind von den Ereignissen überrollt worden", sagt Müller. Slomka sei nicht erreichbar gewesen, und so habe man nach der Trennung von Rangnick für Reck entschieden.
Und noch eins will Müller klarstellen: Schalke habe sich keine einzige Absage von anderen Trainer abgeholt. Lediglich ein konkretes Gespräch habe es gegeben. Mit wem? "Der will erst im Sommer wieder arbeiten.""Bei Erfolg der Mannschaft wird aus dem kleinen ein großer Trainer"
Der markierte Satz zu den ganzen Trainerspekulationen!
Was die schlechte Aussendarstellung der Vorstandsetage angeht so sind wir uns ja alle einig!