So, nach einem kleinen Osterurlaub hier noch eine Stellungnahme von mir zur wie ich finde etwas traurigen Niederlage von W.Klitschko gegen Brewster.
Habe übrigens nicht alles gelesen, was hier dazu geschrieben wurde, ist mir einfach zu aufwendig...wird schon eine Menge johlender Schadenfreude der Ewig-zu-kurz- Gekommenenen dabei gewesen sein. Hinweis an die, die Brewster favorisiert hatten bzw. auch die, die zwar auf Wladis Sieg gesetzt hatten, aber jetzt selbstverständlich oder eigentlich unverständicherweise sich durch seine Niederlage dennoch bestätigt sehen: Ich hoffe für euch Schlauberger, daß ihr euer Geld auf Brewster gesetzt habt, denn bei der Quote hättet ihr dann jetzt ein Schweinegeld verdient. Wie ich euch so kenne, gehe ich aber einfach mal davon aus, daß dem nicht so ist. Für mich ist das übrigens das typische „Fightkuck“-Syndrom: da man ja schon viele fights im Fernsehen gesehen hat, hält man sich selbst für einen Experten, in Extremfällen sogar für einen talentierten Boxer...Man neigt dann dazu, andere öffentlich herabzusetzen, hat allerdings noch nicht einmal die Eier, zu seiner eigenen Meinung zu stehen...
Meine Erklärung für Wladis Niederlage: seit dem Sanders Kampf – besonders nach den öffentlich herabsetzenden Worten Sduneks in der Öffentlichkeit - war das Vertrauen
Wladimirs in seinen Trainer futsch. Die Nominierung Stewards war eine Notmaßnahme,
die in der kurzen Zeit aber nicht dazu geführt hat, daß Wladimir wirklich wieder Vertrauen zu seinem Trainer und zu sich selbst gefaßt hatte – verständlich, da das System Universum, Sdunek, Brüder Klitschko über Jahre gut funktioniert hatte. Die kraftraubende Umstellung seines Boxstils durch Emmanuel Steward, aber vor allem auch die Daueranspannung vor und während des Kampfes dadurch, daß er sich nicht sicher fühlte, hat wohl letzten Endes zu dem konditionellen Einbruch bereits in Rund 5 geführt. Hinzu kommt noch etwas: (Fast) jeder Boxkampf bedeutet für den Kämpfer Stress. Die in den Ringpausen erfolgende Kommunikation zwischen Trainer und Boxer hat – durch die eingeengte Wahrnehmung des Boxers im Kampf – eine stark suggestive Wirkung, zum Positiven wie auch zum Negativen.
Stewards Äußerung: That`s the last round! kann bei Wladimir, der sich in der allgemeinen Kampfsituation und - besonders in seiner speziellen Situation– an die Worte seines Trainers klammert, sogar mit zum körperlichen Verfall in dieser Runde – nachdem das Ende, daß Brewster nämlich nicht ko ging, wie vom Trainer gesagt, eingetreten war, im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, beigetragen haben. Kleines Beispiel für eine solche Situation:
Ein Arbeiter eines Schlachthofes war bei Ende seiner Schicht in das Kühlhaus eingesperrt worden. Er wußte, daß er bis zum Beginn des Frühdienstes bei der konstanten Temperatur von -30° keine Überlebenschance hatte. Da er Papier und Bleistift mit sich führte, notierte er darauf die Symptome seines Erfrierens. Am nächsten Morgen war er tot – die Kühlung des Hauses war jedoch in dieser Nacht nicht eingeschaltet gewesen. Es gibt auch andere Phänomene – wie beispielsweise Blasenbildung bei Leuten, denen in tiefer Trance ein 5Markstück in die Hand gedrückt wird mit der Suggestion, dies sei ein glühendes Stück Metall. Insgesamt gilt: je stärker die – zumindest subjektiv gefühlte Abhängigkeit einer Person in einer existenziellen Situation von etwas oder jemand ist –umso stärker die sogen. double-bind und damit die suggestive Wirkung – bis hin zu lebensbedrohlichen körperlichen Reaktionen.
Mein Tip für Wladimir: sich zunächst einmal ein wirklich tragfähiges emotionales Umfeld schaffen – sich z.B. mal eine Frau suchen..., sowie einen Trainer, zu dem er eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen kann. Dann – und nur dann – macht m.E. ein – aus sportlicher, emotionaler und finanzieller Hinsicht spannendes Rematch mit Brewster - wirklich Sinn.