Obwohl ich den Klitschkos grundsätzlich eher positiv gegenüber stehe, traue ich dieser "Drogen-Story" irgendwie nicht, so ähnlich wie bei der Spinatus-Verletzung von Vitali, der meiner Meinung nach hauptsächlich wegen konditioneller Mängel und aus Angst vor einem möglichen Knockout durch den Mittelgewichtler Byrd das Handtuch schmiss. Die Spinatus-Geschichte hat dann im Nachhinein der zu UBP in langjährigen engen Geschäftsbeziehungen stehende Dr. Benckendorff als glaubwürdige medizinische Diagnose hinzugedichtet, dazu noch ein Photo mit Onkel Doktor, Vitali und ein paar Röntgenbildern in dem allseits geschätzten medizinischen Fachblatt "BILD-Zeitung", und fertig war die Story vom Spinatus.
Dass Vitali viel früher wieder mit dem Training anfing, als es eigentlich die Spinatus-Diagnose zugelassen hätte, blieb (natürlich) der Öffentlichkeit nahezu unbekannt, zu blöd, dass hinterher Leute aus dem eigenen Stall diese Dinge ausplauderten, aber da war die Geschichte schon fast verjährt, so dass sich kein Mensch mehr groß darüber aufregte.
Und jetzt wieder so ein Markstein in der Karriere der beiden Brüder: War es 2000 noch Vitali, der die USA erobern wollte und damals kläglich (in der Art und Weise) scheiterte, so ist es mit Wladimir jetzt noch brisanter. Beide Brüder befanden sich in einem (finanziellen) Abnabelungsprozess von UBP, sie standen jetzt völlig alleine da, ganz ohne die guten Kontakte von Kohl zu den jeweiligen Weltverbänden. Durch die Niederlage von Wladimir und der (möglichen) Niederlage von Vitali drohte dieses ganze K2-Unabhängigkeits-Projekt wie eine Seifenblase zu zerplatzen, negative Presse in den USA, kein HBO-Interesse an langfristigen Verträgen, all dies mag Wladimir und sein Umfeld zu dieser abenteurlichen Story bewogen haben.
Wenn man sich die wirklich nachgewiesenen Fakten ansieht, die direkt zur "Vergiftung" von Wladimir beigetragen haben könnten, muss man leider zugeben, dass es keine gibt: Weder sind beim Inhalt der Wasserflasche Rückstände festgestellt worden, die auf "Doping" oder Ähnliches schließen lassen, noch gab es 6-fach erhöhte Zuckerwerte, wie erst von Nartz in Verkennung der Fakten behauptet wurde und das Krankenhaus-Labor konnte ebenfalls sowohl beim Urin als auch beim Blut nichts feststellen. Danach sollte alles zu Dr. Catlin gehen, wo meines Wissens in einer amerikanischen Zeitung davon die Rede war, dass dort in einem ersten Test keine Steroide nachgewiesen werden konnten. Für ein paar Tage herrschte dann Ruhe im Blätterwald, bis dann die Meldungen von verschwundenen Blut- und Urinproben auftauchten, sehr merkwürdig irgendwie das Ganze...