Ich hab bisher noch nicht viel auf boxen gewettet nur auf baseball.
kann vllt einer mal kurz zusammenfassen was sich im boxen lohnt?
-einzel oder kombi?
-nur ergebnisse oder auch runden, KO etc.?
-favoriten oder außenseiter?
-ab welcher quote lohnt es sich auf hohe favoriten zu setzen. (ne 1.03 auf nen aufbaukampf ist ja im prinzip nicht spielbar)
wie macht ihr das im allgemeinen? sorry für die blöde frage, aber hab bisher noch gar keine erfahrung mit boxkämpfen, vor allem da sich ja die siegwahrscheinlichkeit im gegensatz zum baseball kaum exakt zu quantifizieren ist, was ja bei der bewertung der quoten wichtig ist.
1. Überteuerte Quoten durch Falscheinschätzung der Chancenverteilung
Es lohnt sich vor allem dann zu setzen, wenn Du nicht mit der Meinung des Bookies gehst. Damit meine ich nicht unbedingt, dass Dein Tipp Außenseiter sein muss. Es genügt auch schon, wenn seitens Bookies an einem Favoritensieg gezweifelt wird, und die Quote entsprechend hoch ist (z.B. 1.7 oder 1.8). Wenn Du Dir aber 100% sicher bist, dass der Favorit gewinnt, dann heißt es natürlich: Zu solch hohen Quoten spielen.
Selbst wenn Du in 20% aller Fälle daneben liegst, lohnt sich das Ganze noch.
Beispiel:
Du setzt in 10 Kämpfen je 100 Euro zu einer Quote von 1.7.
Einsatz: 10 x 100 Euro = 1000 Euro
Auszahlung (8x triffst Du, 2x Wette im Eimer): 8 x 170 Euro = 1360 Euro
Gewinn: 360 Euro
Gegenbeispiel:
Du setzt in 10 Kämpfen je 100 Euro zu einer Quote von 1.2.
Einsatz: 10 x 100 Euro = 1000 Euro
Auszahlung (8x triffst Du, 2x Wette im Eimer): 8 x 120 Euro = 960 Euro
Verlust: 40 Euro
Wenn Du in einem Kampf einen Kontrahenten als "overrated" betrachtest und denkst, dass er verliert, dann dürfte es hierfür eine verhältnismäßig gute Quote geben. So etwas entsteht selbstredend dann wenn jemand größere Namen geschlagen hat oder eine besonders Eindrucksvolle Statistik vorzuweisen hat. In diesem Zusammenhang sind Faktoren wie Heimvorteil, verlorener Hinkampf, Champion-Bonus oder ähnliche Umstände zu beachten, die für ein "verfälschtes" Quotenbild sorgen können.
Früher gab es solch überteuerte Quoten häufig (z.B. Abraham beim 1. WM-Sieg über Ikeke für 1.67 oder Adamek gegen Ullrich für ca. 1.7). Die Bookies haben damals wohl regelmäßig gewaltig eins auf die Rübe bekommen.
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2. überteuerte Quoten durch allg. Spielverhalten
Man lässt heutzutage vielmehr das Verhalten des Wettpublikums mit in die Quote einfließen. Es wird in fast allen Kämpfen ein klarer Favorit gebildet. In aller Regel der, auf den das meiste Geld gewettet wird.
Dadurch hat sich aber ein verwundbarer Punkt bei den Wettanbietern aufgetan. Durch diese Methode werden die Quoten auf beliebte Boxer (z.B. Abraham, Kessler, Klitschkos, Haye und viele deutsche Boxer) meist sehr kurz - natürlich auch weil sie selten verlieren. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Quoten auf die Gegner entsprechend überteuert werden. Favorisierst Du nun einen Gegner, dann solltest Du in jedem Fall spielen, da die Quote verhältnismäßig hoch ist (selbst wenn der Gegner Favorit ist).
Hohe Quoten gibt es in diesem Zusammenhang auch häufig, wenn ein eher unbekannter Boxer gegen einen shotten Mann mit großem Namen boxt. Erwartest Du einen Sieg des unbekannteren Mannes, dann solltest Du spielen.
Ein Problem dürfte für die Bookies beispielsweise der Kampf Ward gegen Abraham werden. Auf der einen Seite ist Abraham nach Papierform klarer Außenseiter. Auf der anderen Seite wird Abraham als beliebter Boxer viel gespielt, gerade wenn in Außenseiterrolle eine höhere Quote als üblich winkt. Das bedeutet, dass die Kurse auf Ward höher sein werden, als dies nach Chancenverteilung der Fall sein dürfte.
Entsprechend sollte man verhältnismäßig tiefe Quoten eher meiden.
Auf Niederlage eines deutschen Boxers (oder in Deutschland promoteten Boxers) gibt es häufig überteuerte Kurse.
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3. Gegen die Bookie-Statistik
Häufig greifen Wettanbieter bei der Quotenerstellung auf eigene Statistiken zurück, die es zu einem speziellen Boxer aus vergangenen Kämpfen gibt. Das geht mit Punkt 2 einher. Es wird bei der Quotenerstellung geschaut, wie stark die Kontrohenten bei vorherigen Ereignissen gespielt wurden (auch im Hinblick auf die Spezialwetten). Das wird u.a. zur Einschätzung des Spielverhaltens und damit zur Erstellung genommen.
Dadurch ergeben sich häufig gute Quoten auf Leute, zu denen es noch keine Statistiken gibt, weil noch nie Kurse auf denjenigen Angeboten wurden. Besonders gut ist es dann, wenn der Gegner schon häufiger an bewettbaren Kämpfen beteiligt war. Bei Eric Fields vs. Kelvin Davis beispielsweise habe ich mit 1.7 damals eine gute Quote auf Fields bekommen, obwohl dieser mMn nur hätte mit max. 1.2 bis 1.3 taxiert werden dürfen.
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4. Spezialwetten
KO- und Punkt-Wetten sind relativ schwierig zu betrachten. Zunächst einmal machen die Bookies (wie Roy schon sagte) hier verhältnismäßig schlechtere Kurse, da es vielen Kunden nicht sofort auffällt. Schließlich lesen sich Quoten wie 3.0 auf Punktsieg erst einmal sehr gut und 8.0 auf KO-Sieg in einer speziellen Runde sowieso.
Ebenso sind Wettanbieter in Verbänden zusammengeschlossen und haben entsprechende "Experten" im Hintergrund sitzen, die spezielle Umstände genau betrachten. Da brauchst Du Dir keine Hoffnungen machen, dass es auf Punktsieg über einen Journeyman, der bei 20 Niederlagen noch nie KO gegangen ist, eine gute Quote gibt.
Die Einschätzungsmöglichkeit der Bookies ist natürlich begrenzt. Meist wird nach Papierform bewertet. Wenn Du durch Umstände, die nicht der Papierform zu entnehmen sind, zu einem bestimmten Schluss kommst (z.B. KO- oder Punktsieg, mehr/weniger als 10 Runden, usw.), dann solltest Du das spielen. Beispielsweise wenn Du bei einem ungeschlagenen Mann zu der Überzeugung kommst, dass er KO geht. Oder wenn Du bei einem Mann, der häufig durch KO gewinnt, zu der Überzeugung kommst, dass der Kampf über die Runden geht.
Auch hier gilt: Vermeintliche Bookie-Statistik beachten! Auf Boxer, die in der Vergangenheit häufig auf KO-Sieg gespielt wurden, nun aber auf jemanden mit starkem Kinn treffen, dürfte es eine verhältnismäßig gute Punktsieg-Quote geben.
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6. Überraschend hohe/niedrige Quoten
Auch Bookies haben ihre Quellen. Es kommt manchmal vor, dass Boxer entgegen Chancenverteilung und allg. Spielverhalten erstaunlich lang/kurz stehen. Nicht selten gehen diese Kämpfe zugunsten des Boxers mit der erstaunlich kurzen Quote aus.
Ursache dürfte zum einen sein, dass sich Bookies stets darum bemühen, auf dem neuesten Stand zu sein, und stetig Informationen zu bestimmten Veranstaltungen bekommen. Entsprechende Hintergrundinfos werden dann in die Quoten mit eingearbeitet.
Was natürlich ebenfalls die Quoten beeinflusst, ist, wenn bei Bookies überraschend hohe Beträge auf einen Kontrahenten unterwegs sind (lässt vermuten, dass da jemand was weiß). So etwas kann am Quotenverlauf erkannt werden. Solch erstaunliche Quoten gibt es aber manchmal auch bereits bei Quoteneröffnung, sodass es auch schon im Vorfeld entsprechende Spekulationen gegeben haben muss.
Das ist mMn häufig bei Boxern mit großem Namen zu sehen, die zum Abschluss ihrer Karriere noch einmal ein paar unbekanntere Namen boxen und dann nach 2-3 Siegen eine Niederlage gegen einen "No Name" kassieren. Hier komm ich wieder auf Thomas Ullrich zu sprechen. Nach der Niederlage gegen Erdei boxte er auf niedrigerem Level und gewann 2x gegen No Name-Boxer zur Quote von 1.05 und weniger. Bei seiner anschließenden Niederlage gegen Barashian stand er erstaunlicherweise auf über 1.2. Anderes Beispiel: Ein relativ unbekannter Denis Inkin stand beim Sieg über Mario Veit, welcher gerade Brähmer besiegt hatte und ansonsten nur an Calzaghe gescheitert war, bei erstaunlich niedrigen 1.6.
Es fällt häufig nicht leicht zwischen erstaunlich hohem/niedrigen Kurs und Falscheinschätzung der Chancen (nach Punkt 1) zu unterscheiden. Findet sich rein optisch kein Grund für einen hohen/niedrigen Kurs, so kann man davon ausgehen, dass es sich um einen Fall wie hier beschrieben handelt.
Von Kämpfen, bei denen ich den Anschein einer überraschend hohen/niedrigen Quote habe, lasse ich entweder die Pfoten davon, oder spiele denjenigen, der überraschend kurz steht.
Das Ganze setzt natürlich voraus, dass man Erfahrungen damit hat, wie die Quoten im Normalfall aussehen müssten.
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7. Sonstiges
Man sollte sich immer ein Bild davon machen, worum es bei bestimmten Gefechten geht.
In unbedeutenden Gefechten kann man sich manchmal dem Eindruck nicht verwehren, dass eine Seite überhaupt kein Interesse am Gewinnen hatte. Da verlieren erfahrene und gute Boxer in diesen wenig bedeutenden Duellen auf einmal gegen No Name-Boxer - vor allem gerne zum Karriereabschluss.
So etwas passiert in großen Kämpfen, in denen es um WM-Titel geht, oder in denen ein ungeschlagener Mann nach oben gebracht werden soll, wesentlich seltener. In solch bedeutenden Gefechten läuft man mMn geringere Gefahr einem solchen "Pissding" zum Opfer zu fallen.
Natürlich sollte man absehbare "krumme Dinger" wie bekannte Punktrichtervorlieben (allen voran bei den bekannten DSF/Sport1-Veranstaltungen) für den Heimboxer entsprechend bei seinen Wettdispositionen berücksichtigen und im Zweifel die Pfoten davon lassen.
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8. Schlusswort
Ich weiß, dass das, was ich hier geschrieben habe, an einigen Stellen diskutabel ist. Dieser Beitrag spiegelt meine Meinung gegenüber dem Box-Wettgeschäft wider, basierend aus eigenen Erfahrungen. Es mögen andere Leute andere Erfahrungen gemacht haben oder andere Meinungen vertreten. Das Wettgeschäft ist ja schließlich von Grund auf ein spekulatives Geschäft. :laugh2: