Dann kurz nach Alabama und deren Coach Saban. Wie kann es sein,dass ein Coach mit so viel Erfolg am College immer nur ganz kurz in der nfl war? Habe in dem Zusammenhang von einem Interesse der Buccs von vor der Saison gelesen.
Am College hat er doch mittlerweile mehr erreicht, als überhaupt möglich ist. Klar ist er über 60 macht wahrscheinlich ähnlich viel Kohle, als er es in der nfl könnte und hat Jahr für Jahr die Creme de la Creme im Roster, aber da muss doch die Luft auch langsam raus sein?
Die einzelnen Conferences im College Football schließen immer höhere TV-Verträge ab, weil College Football immer relevanter wird. Das erleichtert es natürlich ungemein, den Head Coaches und den Assistant Coaches immer höhere Gehälter zu bezahlen. Und die Besten der Besten, wie Saban und Urban Meyer (Ohio State), die werden auf gutem NFL Niveau bezahlt.
Das ist natürlich entscheidend, denn wenn das nicht so wäre wären Meyer und Saban schon längst in der NFL. Auf viel Geld verzichtet niemand gerne freiwillig.
Dazu kommen dann noch so kleinere Sachen:
- Coachen auf dem College ist entspannter, weil du nur X Stunden Training und Meetings pro Woche machen
darfst. Saban und Carroll (der knapp 10 Jahre USC gecoacht hat) sehen ja nicht ohne Grund relativ jung aus, während man Coughlin und Belichick ihr Alter ansieht, vorsichtig formuliert.
- Saban hat sich mal darüber geäußert, dass er den Salary Cap in der NFL blöd findet, weil er eben die Ausgeglichenheit gewährleistet. Er ist der Meinung, dass er (und sein Staff) auf dem College Niveau seine Kontrahenten durch härtere Arbeit besiegen können, gerade beim recruiten ("I can out work my opponents", so um den Dreh hat er es gesagt, finde den Artikel nicht mehr). Zur Wahrheit gehört aber natürlich auch, dass du als Alabama Coach auch fast jeden Spieler bekommst, den du willst. Ist ein bisschen wie Trainer vom FC Bayern zu sein.
- College und NFL können auch einen anderen Coaching Style haben. Die Besten der Besten bekommen ihren Führungsstil auf beiden Ebenen etabliert (Carroll und Jim Harbaugh zum Beispiel), aber im College kannst du auch sehr diktatorisch auftreten. Du hast es mit 18-22 jährigen Kerlen zu tun, die den Traum haben, in der NFL zu spielen, aber Arm wie Kirchenmäuse sind (oftmals). Mit einem Defensive Linemen, der gerade einen 80m contract unterschrieben hast, musst du im Zweifel anders umgehen, weil der dir sonst den Mittelfinger zeigt.
Das hast du als Eagles Fan ja auch so ein bisschen bei Chip Kelly beobachten können. Zumindest Teile der Mannschaft haben sich einen anderen Führungsstil gewünscht. Auf dem College hatte Kelly diese Probleme nicht. Saban hatte bei den Dolphins auch Probleme, mit den "grown men" in der NFL umzugehen. An X and Os ist es bei beiden nicht gescheitert (Sabans Defense bei den Dolphins war stark).
- du hast am College spätestens nach 4, allerspätestens nach 5 Jahren eine zu 100 % neue Mannschaft. D.h. deine Psychospielchen usw. nutzen sich nicht ab, du nützt dich als Coach nicht ab. Es hat ja schon seine Gründe, dass ein Belichick in New England oder ein Andy Reid in Philly die Ausnahmen in der NFL sind, nicht die Regel. Lässt sich auch auf Fußball übertragen, wenn man an einen Mourinho denkt oder, sogar noch krasser als Belichick, an Alex Ferguson.
Aber nach all den Ausführungen kann man trotzdem auch sagen: Saban (und Kelly auch...) haben einfach keinen QB in der NFL gefunden. Mit Franchise QBs hast du normalerweise Erfolg und damit normalerweise eine gewisse Job Sicherheit. Saban wollte damals Drew Brees, Drew Brees wollte zu den Dolphins, die Teamärzte haben aber gesagt, dass er gesundheitlich done ist. Ich glaube es wäre nicht zu weit hergeholt, wenn man argumentiert, hätten die Teamärzte damals richtig entschieden wäre Saban heute noch in der NFL (und hätte sich epische Duelle mit Belichick um die Division geliefert).
Deswegen hat Saban auch (gerüchteweise) streuen lassen, dass er evtl für den Jump in die NFL zu haben wäre, wenn, ja wenn das Team einen Franchise QB hätte. Kann sein, dass das wieder ein Move war, um eine Gehaltserhöhung bei Alabama zu bekommen (vor zwei Jahren war er interessiert an dem Job der Texas Longhorns - nach einer Gehaltserhöhung war er wieder glücklich in Tuscaloosa), kann aber auch sein, dass er das ernst gemeint hat. Titans und Colts haben einen da natürlich direkt angesprungen, die Giants auch. Und wer weiß, vielleicht passiert sogar noch was in die Richtung, jetzt, wo das National Championship Game vorbei ist. Darauf wetten würde ich nicht.
Frage 3 dreht sich wieder um coaches.
Durch diesen Artikel bin ich auf die Frage gekommen und im Grunde beantwortet er sie auch gleich.
http://espn.go.com/nfl/story/_/id/14549971/study-nfl-coaching-diversity-crisis
Wieso gibt es in einem Sport der recht deutlich von schwarzen dominiert wird, fast nur weiße coaches? Ist es beim football nicht so, dass wie beim Fußball fast nur ehemalige Profis am Werk sind? Ist das nur auf der HC Position so und die ehemaligen Spieler sind eher als Position coach angestellt?
Ehemalige NFL Spieler als NFL Head Coaches sind eher die Ausnahme. Lustigerweise vor allem herausragend gute NFL Spieler. Jim Harbaugh war eher Back-up QB als Franchise QB in der NFL. Ron Rivera war Teil der '85 Bears Defense, aber auch nicht deren Superstar. Rivera dürfte unter den aktuellen HCs dem Label "super NFL Spieler" aber am nächsten kommen.
Aber grundsätzlich ist es natürlich ein Problem in der NFL. Es geht, gefühlt, ein wenig aufwärts, aber schwarze HCs sind trotzdem noch klar in der Unterzahl. Je mehr es gibt, desto einfacher wird es, weil auf der Coaching Ebene viel über Beziehungen läuft. Ein weiterer Grund ist, dass mit Coaching am Anfang sehr sehr wenig Geld verdient wird. Du musst dich Schritt für Schritt hocharbeiten. Das "Startkapital" musst du erst einmal haben, wenn du mit 22 schon Familienoberhaupt bist, das Frau und 2 Kinder ernähren muss, kannst du nicht sagen "ich verdiene jetzt mal 4 Jahre lang so gut wie nichts [und arbeite 70h in der Woche...], vielleicht steige ich dann die Leiter nach oben".