Erwarten kann man ja auch nichts. Selbst bei Weigl hat Tuchel sicher das Talent gesehen (sonst hätte man ihn ja nicht geholt), aber von Beginn an als Stammspieler eingeplant war er sicher nicht. Man kann Talent erkennen und sicher auch, ob der Spieler die nötigen Anlagen für den eigenen Fußball mitbringt, selbst wenn er beim "alten Verein" auf einer völlig anderen Position spielt. Das macht Scouting aus, auch eine Einschätzung des Charakters.
Aber ob es dann wirklich funktioniert, hängt eben, wie von Schlomo richtig gesagt, von so vielen Komponenten ab. Wie entwickelt sich so ein Talent körperlich? Wie kommt er mit dem Faktor Heimweh zurecht? Wie entwickelt sich seine Persönlichkeit, sein Ehrgeiz, bleibt er auf dem Boden? Wie wird er beraten (auch künftig)?Das alles kann man ja nur bedingt steuern, außer Hilfestellungen ist da ja nicht viel.
Der BVB hat mehrfach ganz hervorragend gescoutet und junge Spieler enorm weitergebracht: Kagawa, Weigl, momentan geht Pulisic fast schon durch die Decke. Auf der anderen Seite stehen aber auch Eigengewächse, die mit 18 in der BL debütierten und als Hoffnungsträger galten (Ducksch, Günter), die den Sprung dann letzten Endes doch nicht schafften. Oder Maruoka und Amini, bei denen man natürlich auf einen ähnlichen Weg wie bei Pulisic hoffte, sonst hätte man sie nicht von entfernten Kontinenten geholt. Wurde aber nichts, obwohl man sich mit ihnen garantiert die gleiche Mühe gegeben hat.
Jonas Hofmann wurde von Hoffenheims Zweiter eigentlich nur für die zweite Mannschaft geholt und wurde immerhin ein gestandener Bundesligaprofi und U21-Nationalspieler. Agoney Gonzalez wurde von den Medien im letzten Sommer als 20jähriges Talent von Real Madrid angekündigt (auch wenn er bis dahin nur in deren dritter Mannschaft auflief): heute stehen da 44 Minuten Regionalliga, im Sommer ist der sicher wieder weg. So ist das eben mit der Verpflichtung von Talenten; da kann noch so gut gescoutet werden, die Chancen darauf, dass es dann tatsächlich mal für CL-Niveau reicht, sind mMn maximal 50/50.