Das stimmt so nicht. Gladbach hat für mich einen besseren Kader, die anderen beiden sind mMn auf Augenhöhe. Natürlich gibt es pros und cons bei der Bewertung der Hoffenheimer Saison.
- die "Enttäuschung" hat man sich durch die beiden grandiosen Vorjahre selbst erarbeitet. Nahezu alle Leistungsträger wie Demirbay, Grillitsch, Schulz oder Joelinton kamen maximal mit Talentstatus zu Hoffenheim und haben unter Nagelsmann ihren Marktwert und ihr öffentliches Standing vervielfacht.
- wichtige (selbst ausgebildete) Hoffnungsträger im MF wie Amiri und Geiger standen über weite Teile oder komplett nicht zur Verfügung. Der Kader ist einfach auch nicht breit genug, um das - zumal mit Doppelbelastung - aufzufangen
- in der CL hat man zwar schlechte Ergebnisse eingefahren, allerdings war mehr als Platz 3 in der Gruppe auch nie drin. Teams wie City und Lyon haben ein extrem höheres Budget plus Erfahrung. Allein Donezk hätte man cleverer bespielen müssen. Die Leistungen gerade gegen City und LYon waren aber völlig in Ordnung und keinesfalls eine Blamage für die BL
- Hoffenheim hat das viertbeste Torverhältnis und die drittmeisten Tore erzielt. Das zeigt auch in Zahlen, was eigentlich jeder, der Augen im Kopf hat und nicht nur Agenden abarbeitet, gesehen hat: Hoffenheim gehört ganz sicher zu den Teams, die zuschauerfreundlichen, guten Fußball geboten haben. Ich finde, dass man das, egal wie man zu dem Verein oder Standort oder Hype um Nagelsmann steht, durchaus honorieren sollte. Wenn man denn Fußball mag und nicht nur den Sport nutzen will, um irgendwelche selbstgewählten Projektionsflächen öffentlich auszumalen
- negativ anmerken muss man nur, aber das auf jeden Fall, dass Nagelsmann es einfach nicht hinbekommen hat, die Situation Kader-scheidender Trainer-Ansprüche im Saisonendspurt anzupassen. Da war er sicher zu stur und hat zu sehr seine eigenen taktischen Ansprüche durchzusetzen versucht, anstatt auf die Befindlichkeiten und die Gemengelage einzugehen. Er hat nicht so ganz begriffen, dass die disziplinarischen Defizite eben auch mit der Situation zusammenhingen und ein Trainer, wenn er denn den ganz normalen Autoritätsverlust wenn er bald weg ist erleidet, einfach auch anders mit dem Team umgehen muss. Er hat dann versucht, trotzdem sein Ding durchzuziehen und meinte ja, dass, wäre er geblieben, sich einiges im Kader hätte ändern müssen. Da hat er für mich nicht wirklich kapiert, dass diese Disziplinlosigkeiten dann wahrscheinlich gar nicht passiert wären und er pädagogisch anders mit der Situation hätte umgehen müssen.
Bei sowas merkt man dann halt schon, dass er a) sehr jung ist und b) nie selbst solche Situationen als Profi erlebt hat.
Er wird daraus lernen, da bin ich recht sicher.
Ich denke aber, dass auch in dieser Saison die positiven Aspekte klar überwiegen. Der Tabellenplatz am Ende ist nicht toll, aber durchaus im Rahmen der Möglichkeiten. Wichtiger: Hoffenheim hat über weite Strecken der Saison guten Fußball gespielt und Spaß gemacht. Ich verstehe nicht, warum jetzt so viel Häme über Nagelsmann ausgegossen wird und finde das auch nicht in Ordnung. Dass man Hoffenheim als Club nicht mag und mit dem Standort nichts anfangen kann, verstehe ich. Das geht mir selbst nicht großartig anders.
Aber guten, offensiven Fußball schlichtweg die Anerkennung zu verweigern und das wohl größte deutsche Trainertalent (so viele davon haben wir nicht) einfach "aus Prinzip" zu bashen - sorry, da hört für mich das Verständnis als Fußballfan (und das sollte doch immer an erster Stelle stehen) einfach auf. Verstehe ich nicht, will ich aber auch nicht verstehen.
Wer die letzten drei Jahre Hoffenheims in der BL gesehen hat und jetzt immer noch mit "Euroversager Nagelsepp" oder "wo ist denn jetzt der Supertrainer Nagelsmann" und ähnlichem Quatsch um die Ecke kommt, ist für mich auch kein wirklicher Diskussionspartner, weil es solchen Leuten einfach kein Stück um Fußball geht. Und dann macht es auch wenig Sinn, Zeit aufzuwenden, für beide Seiten. Wenn man die Dinge rein fußballtechnisch anders sieht, rede ich natürlich gern darüber.