Der Hauptadressat für Beschwerden sollte hier - ohne wenn und aber - die FIFA sein. Die haben die Bewerbung von Katar als Austragungsort angenommen und akzeptiert und daraufhin die WM 2022 im Jahr 2010 dorthin vergeben.
Wer eine Fußball-WM auf der Arabischen Halbinsel austragen lässt, obwohl die dortigen Menschenrechtsstandards seit vielen vielen Jahrzehnten bekannt sind (streng ausgelegter Islam, Kafala, Scharia, Frauendiskriminierung, Diskriminierung von Minderheiten, Diskriminierung von ausländischen Arbeitnehmern, keine Meinungsfreiheit, keine Versammlungsfreiheit usw. usw. usw.), der muss sich im Klaren sein, was diese Entscheidung mit sich bringt.
Jetzt aber gefühlt alle Fragen der Menschheitsgeschichte mit dem erhobenen Zeigefinger auf Katar abzuwälzen und Wochen/Monate vor der WM plötzlich über den Sinn oder Unsinn von islamischen Rechtssystemen zu philosophieren nach dem Motto: "naja wir im Westen sind letztendlich sowieso die Guten und ihr seid die Bösen, die endlich aufgeklärt und bekehrt werden müssen", ist einerseits kein guter Umgangsstil und löst andererseits auch nicht die dortigen gesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen. Ganz im Gegenteil: die "Fronten" werden so nur weiter verhärtet.
Für billiges Gas dort in die Knie zu gehen und zu betteln und auch sonst ordentlich Big Business mit den Kataris zu machen, das ist wiederum kein Problem. Es sind z.T. schon recht eigenartige und verwunderliche Diskussionen, die da in den letzen Wochen in der Öffentlichkeit, in der Politik und in den Medien geführt werden. Doppelmoral lässt grüßen.