Zum Subthema NLZ:
Ich bin da nicht wirklich aktuell im Bilde, aber es haben schon mehrere User eine eventuell zu einseitige Spezialisierung und mglw. falsche Priorisierung angeprangert und ich fragte mich, ob das nicht schon immer so war und es systemimmanent ist, dass sich ein Talent zuerst über offensive Qualitäten für weitere Förderung aufmerksam machen kann.
Der Profiverein gibt dem filigranen Goalgetter-Talent vielleicht auch eher einen Anschlussvertrag, als dem durchschnittlichen Sechser oder AV, den man sich notfalls von außerhalb billig dazu kaufen kann.
Von daher ist es vielleicht auch für die Talente reizvoller, sich als Offensivtalent anzubieten, denn als bspw. LV mit Defiziten.
Da ich keine Ahnung habe, welche Schwerpunkte beim NLZ-Training gesetzt werden, habe ich diese Frage gestellt, aber noch keine Antwort darauf bekommen.
Ein Noah Katterbach (Nachwuchsmedaille) war dem 1. FC Köln nicht gut genug, seitdem verliehen zum FC Basel und dort auch nur Ersatz. Aber immerhin noch gut genug als LV-Stammspieler der U 21-NM.
Das ist doch ziemlich strange: Für die Bundesliga reicht es nicht (Tempo), aber für die Nationalmannschaft der Unterbau?
Filigrane Goalgetter werden ja leider nicht ausgebildet. Taktisch reduziert sich die Ausbildung doch auf Allrounder: IV mit guter Spieleröffnung, TW mit gutem Fuß, 8er und Offensivallrounder/Halbstürmer. Die Spezialistenpositionen bekommen dann die, die es auf den anderen Positionen nicht geschafft haben (weil da die Konkurrenz entsprechend groß ist): die 6er sind alles verkappte 8er, die AV gescheiterte Winger, die Stürmer eigentlich Halbstürmer/OM. Und auch bei IV und TW wird kaum noch Wert auf Kerntugenden gelegt, es werden immer mehr die Zusatzoptionen geschult. So kann heute jeder junge deutsche TW einen vernüpnftigen Pass spielen, aber kaum einer hält die Bälle fest. Die IV können hoch stehend das MF unterstützen, haben aber eklatante Schwächen im ZK und beim Stellungsspiel.
In der Offensive werden die Tore herausgespielt, wer zu viel auf eigene Faust versucht, wird zurückgepfiffen. Echte Spezialtalente holt man sich dafür aus dem Ausland (gerne mit der Begründung "Toptalent, hinter dem viiiiel zahlungskräftigere Teams her waren" oder "ein echter Straßenfußballer, von denen hierzulande
leider kaum noch welche gibt"). Und leider geben unsere Topvereine wie FCB und BVB da alles andere als gute Beispiele ab.
Dazu kommt, dass das deutsche Jahrgangssystem die "älteren" Spieler wegen der fortgeschrittenen physischen Entwicklung extrem bevorzugt. Diese Spieler haben natürlich nicht mehr Talent, sorgen aber für die Ergebnisse. Die körperlich noch nicht so reifen Spieler, die mehr über Kreativität kommen (müssen), fallen durchs Raster. Und Ergebnisse sind wichtig, weil Jugendtrainer in einem NLZ für kaum jemanden die Erfüllung eines Lebenstraums ist, sondern Sprungbrett zum Profitrainer. Und Profitrainer wird nicht der, der junge Spieler wirklich gefördert hat, sondern der, der Staffelmeister geworden ist.
Das liegt zum Einen an der Trainerausbildung beim DFB, wo Jugendfußball wieder viel mehr ins Zentrum der Ausbildung rücken muss. Vielmehr aber liegt es an den Profivereinen, denn als ewiger U17 oder U19 Trainer verdienst du nunmal kacke.
Man kann dem DFB viel vorwerfen: aber der Talentzustand und die Positionsprobleme im deutschen Fußball liegen zu mindestens 75 % an den Vereinen. Aktionen wie "Tausend Bolzplätze" oder die DFB-Akademie, die Stützpunkttrainer des DFBs und U-Lehrgänge können nur unterstützen, die Grundlagen müssen von den Vereinen gelegt werden und das passiert einfach nicht, aus purem Profitdenken.
Zudem weisen eigentlich alle U-Nationaltrainer, Bundestrainer und Verantwortliche wie Schönwitz (Cheftrainer der U-Teams), Joti Chatzialexiou (Sportlicher Leiter Nationalteams) oder aktuell der ehemalige Sportdirektor Robin Dutt weisen seit Jahren auf die Ausbildungs- und Positionsprobleme hin. Aber die kann der DFB ohne ein Umdenken der Vereine nicht lösen.
Und da die Vereine ein freiwilliges Umdenken konsequent verweigern, müsste es eigentlich verbindliche, neue Regeln seitens des Verbands geben. So wie man Anfang der 2000er die NLZ zur Pflicht machte (was ja richtig war). Aber dafür ist der Supertanker DFB mit all seinen Pöstchen, Landesverbänden und Besitzstandswahrern eben viel zu träge. Das muss man dem DFB natürlich vorwerfen, aber nicht den Verantwortlichen bei der NM oder den U-NM.