Also, damit wir mal alle vom gleichen sprechen:
Der DFB-Bundesjugendtag hat sich einstimmig für die verbindliche Umsetzung der neuen Spielformen im Kinderfußball ausgesprochen. Die Regelung soll mit Beginn der Saison 2024/2025 bundesweit in Kraft treten. Die Infos.
www.dfb.de
Soll ja offenbar in der Schweiz und in Deutschland der gleiche Unsinn gemacht werden. Und da ich früher selbst Jugendtrainer war, nehme ich mir die Freiheit heraus da einige Dinge zu kritisieren.
Zunächst einmal bin ich nicht gegen alle Reformen. Denn das hier:
Kinder in diesem Alter mehrheitlich
im Hier und Jetzt leben und sich bald
nach dem Spiel kaum mehr an das Re-
sultat erinnern,
stimmt natürlich. Deshalb ist ein Modus mit Meisterschaft und Tabelle nicht unbedingt sinnvoll. Für die Kinder ist das unnötige Rechnerei. Da bieten sich kurze Turniere, wie man sie plant, eher an. Die Kinder gehen da simpel heran. Wer in einem Spiel mehr Tore schiesst, gewinnt. Und wer die meisten Spiele gewinnt, der ist der Beste und Turniersieger. Da jetzt kein grosses Siegerbrimborium an den Turnieren zu machen und Ranglisten und Co. wegzulassen finde ich auch nicht unbedingt falsch. Wenn man damit übereifrige Eltern mit Schnappatmung, primär Väter, von den Plätzen fernhält oder ihnen zumindest keinen Anlass zum toben gibt, ist das etwas Gutes. Wird bestimmt jeder Juniorentrainer so unterschreiben.
ABER die KINDER wollen sich untereinander messen. Selbstverständlich werden sie die Tore zählen. Und auch schauen, wer eigentlich gewonnen hat. Bei anderen Teams nachfragen, wie viele Spiele die eigentlich so gewonnen haben und ob man mehr gewonnen hat. Aber das reicht ihnen auch. Sie brauchen nicht notwendig da eine grosse Siegerehrung etc.
Und dementsprechend stimmt das, was man in der Schweiz propagiert eben nur bedingt.
Man sagt ja, dass man das Ganze aus der Perspektive des Kindes sehen will. Was man nicht tut. Denn die Kinder wollen sich sehr wohl untereinander messen. Das hier:
Ausserdem sind Ranglisten im Kinderfußball überflüssig, weil: sie mehr Verlierer als Gewinner produzieren, da nur ein Team den ersten Rang belegen kann,
ist ganz bestimmt nicht die kindliche Perspektive, sondern die von Erwachsenen. Und:
das Erlebnis und nicht das Ergebnis im Mittelpunkt stehen soll.
Klingt gut, aber ist natürlich geheuchelt. Natürlich geht es um Ergebnisse. Aber halt nicht die Tabelle, sondern dass man die Fussballer besser entwickelt. Vielleicht gibt es dadurch 2-3 Nationalspieler mehr in paar Jahren und die sind paar Prozent besser.
Das kombinierte Spielformat auf Klein- und Grossfeldern bringt den Spieler*innen im Schnitt 62 % mehr Spielaktionen pro Minute als im bisherigen Wettspiel.
Sie treffen dadurch mehr Entscheidungen, was die Förderung der kognitiven Fähigkeiten begünstigt. Sie erleben ebenso mehr unterschiedliche Spielsituationen, wodurch sie fussballerisch vielseitiger ausgebildet werden
Es geht eben genau nicht darum, dass das Kind im Hier und Jetzt Spass hat, obwohl man das festhält, dass die Kinder mehr im Hier und Jetzt leben. Sondern, dass sie vielseitiger ausgebildet werden. Ergo bessere Fussballer werden. Das untermalt man dadurch, dass immer wieder auf Länder verwiesen wird, die ja so ausbilden und Erfolg haben. Das hat ja
@le freaque nicht erfunden. Das wird auch hier in der Schweiz immer wieder als Argument für diese dumme Idee gebracht. Was das Kind will, scheint eher zweitrangig. Nämlich Fussball spielen. Denn fussballerisch Ausbilden tut man auch im Training. Nichts spricht dagegen, diese Variante dort anzuwenden. Aber es ist klar, dass die Reise eben nicht allein dort hingehen soll. Es soll nicht dem Trainer überlassen werden, welche Übungen er macht, sondern die ganze Jugend soll prinzipiell ballsicherer werden.
Probleme und weniger Spass entstehen erst, wenn man ihnen sagt oder vorlebt, dass das aber kein richtiger Fussball ist etc.
Das muss man den Kindern weder sagen noch vorleben. Die merken das schon selbst. Sie wollen das tun, was der grosse Bruder, der Vater, der coole Sportler im Fernsehen tut. Und sie merken, dass sie das nicht tun. Fussball wird nicht mit vier Toren gespielt und ohne Torwart. Das hat nichts mit Feldgrösse und Anzahl Spieler zu tun, sondern mit dem Prinzip des Spiels. Handball ist ja auch nicht Fussball, aber man spielt halt in dieser Variante mit Händen statt Füssen. Es ist etwas anderes.
Oder andersherum: will man das etwa wirklich richtiger Fussball nennen, wenn die Kleinen auf große Tore spielen und dabei Tore fallen, nur weil der Torhüter aufgrund seiner Körpergröße gar nicht an den Ball kommen kann oder man nur den schusstärksten Spieler vorne hinstellt, alle Bälle zu ihm und der bolzt einfach drauf und trifft eigentlich nur, weil der Torwart zu klein und das Tor zu groß ist?
Hast du schon mal ein Kinderfussballspiel gesehen? Die Tore und Plätze sind selbstverständlich kleiner. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob sie für gewisse Altersstufen nicht noch kleiner sein könnten. Z.B. wie Handballtore. Aber das hat mit dem Problem nichts zu tun.
Fast alle Kinder kicken doch im Grunde mit allem gerne, sei es mit "Dosen" und das Tor ist eine Parkbank, sei es mit Flummies und Taschen dienen als Tore usw. Den Einzigen, denen das nicht passt, sind in der Regel Erwachsene, die oft vieles schlecht reden, aus welchen Gründen auch immer.
Wer immer nur auf die sog. richtige Ausrüstung, das "richtige" Spielfeld angewiesen ist, um Spaß zu haben, hat den Sinn von Sport und Spiel sowie Training und Ausbildung schlicht nicht verstanden.
Es ist eher so, dass du den Punkt der Kritik schlichtweg nicht verstehst. Natürlich wollen die Kinder primär kicken und sind dabei erfinderisch. War in meiner Kindheit nicht anders. Mangels Alternativen war das eine Tor halt vom eingesteckten Ast auf der Wiese bis zu einem Stein und das andere von meiner Trainerjacke bis zur Mütze meines Kumpels. Wir wollten es aber trotzdem so nah am "Original" gestalten, wie nur möglich. Keinem von uns wäre je die Idee gekommen "komm, lass mal mit vier Toren spielen, ist lustiger". Und wenn wir die Option hatten mit richtigen Toren zu spielen, war uns das lieber. Auch wenns eben z.B. nur Handballtore waren. Das hat nichts mit richtiger Ausrüstung etc. zu tun, sondern dass man es halt den Umständen entsprechend gestaltet. Aber nicht dabei irgendwelche seltsamen Regelabweichungen einführt. Ähnliches konnte ich damals bei meinen Junioren beobachten.
Die meisten Kinder haben Spass dabei.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Quelle dafür "trust me bro" ist. Meine Beobachtungen sind da andere. Teilweise ist es den Kindern auch zu kompliziert mit vier Toren zu spielen. Alles mässig spassig. Aber es liest sich halt gut und stützt die eigene Meinung.
Immerhin sehe ich, dass Deutschland bei dem Quatsch mitzieht. Trotzdem kaufe ich halt den "aber die Kinder"-Käse der Verbände nicht ab. Der Schweizer Verband hat in den letzten Jahren mehrere Entscheidungen getroffen – nicht nur im Nachwuchsbereich, aber auch – die ganz klar die Tendenz haben, dass man den Spitzenfussball und die Spitzenvereine stärken will und einem die Opfer, die der Breitenfussball und die Basis dafür bringen müssen egal sind. Und ich bin mir auch in dem Fall sicher, dass es eben nicht primär um die Kinder geht. Sondern in erster Linie um potenzielle Spitzenfussballer so früh wie möglich zu züchten. Wird beim DFB nicht anders sein.
Aber das "aber die Kinder" zieht halt. Sieht man bei
@le freaque. Einmal quergelesen und für korrekt befunden. Und jemanden, der sich damit vermutlich deutlich intensiver auseinandergesetzt hat als er gleich mal angepinkelt mit seinem
Du bist aufgeregt und hast einfach nichts von dem Konzept verstanden. Du hat dich auch nicht ernsthaft damit beschäftigt, willst dich jetzt aber aufregen und laut sein. Ist ok, hilft aber überhaupt nicht weiter. Wenn du einfach nur rumbrüllen willst, ohne dich mit dem Thema zu beschäftigen - bitte. Aber dann kannst du dir dein Zeugs auch gerne selbst sonstwohin stecken. Denn dein Beitrag ist einfach nur schei*blödes Rumgebrülle und Sachen gegen die Wand Gewerfe, sonst gar nichts.
Die Entschuldigung dafür nehme ich gerne an. Ich verstehe es sogar, wenn er trotz meiner Einwände seine Meinung nicht ändert. Dann ist sie zwar falsch, aber da hat er ein Recht darauf. Ich habe ihn deswegen auch immer noch lieb.
PS:
Persönlich würde ich übrigens ähnliche Reformen auch im Boxen begrüßen. Da haben viele auch noch nicht verstanden, dass es zuviel verlangt ist, wenn man von 6-12jährigen Kindern bereits richtiges Boxen und Kämpfen im Ring erwartet/fordert.
Kyokushin Karate geht zB in vielen Ländern einen anderen Weg. Von der kinderfreundlicheren Variante des Kämpfens zu einer, die dem richtigen Kämpfen näher kommt. Halt mit entsprechender Schutzausrüstung. In dem Fall bin ich auch nicht so ein Riesenfan davon. Aber das ist eine andere Geschichte.