2015 war ja so gesehen mit BVB-Wolfsburg auch frisch. Mit der Paarung an sich habe ich aber auch kein Problem. Ich hätte mir beide HFs mit umgekehrten Ergebnissen gewünscht, aber so ist das nunmal im Sport. Verlieren gehört eben auch dazu. Na klar ist jeder Titel schön, aber natürlich ist es für den deutschen Fußball nicht gut, wenn eine Mannschaft so gut wie immer alles abräumt. Ein Double sollte schon noch eine Ausnahme und ein Sahnehäubchen auf eine Saison sein, nicht der Regelfall. Vielleicht ist es als Denkanstoß für den FC Bayern auch gar nicht verkehrt. Mit einem möglichen Double (das Finale hätte man natürlich auch erstmal spielen und gewinnen müssen) wäre 2016/17 mit Sicherheit als "sehr gute Saison" verkauft worden, die es mMn aber nunmal auf vielen Ebenen nicht war.
Was mich, neben etlichen anderen Dingen, in dieser Saison aber ärgert - und in der Hinsicht ist das verlorene Pokalspiel natürlich alles andere als gut - ist, dass der "wenn es drauf ankommt, sind die Bayern voll da" Mythos in dieser Spielzeit nicht im Geringsten gestimmt hat. Da war das Leipzigspiel, ok, aber sonst? Für Arsenal brauchte es keine spezielle Mentalität, wir sind nunmal einfach viel besser als die, ganz einfach. Es nervt schon etwas, wenn man in den wichtigsten Spielen nicht am übermächtigen Gegner, sondern zuallererst an sich selbst scheitert, das ist - Kallemodus on "nicht Bayern-like".
Ein "echter" FC Bayern nimmt das Elfmetergeschenk gegen Real dankend an, geht mit 2:0 zum perfekten Zeitpunkt in die HZ, kassiert auf keinen Fall eine saublöde gelb-rote Karte und gewinnt das Spiel. Hinterher meckern dann alle Nicht-Bayernfans wegen SR-Glück, aber man kommt mit großer Wahrscheinlichkeit ins HF. Ein "echter" FC Bayern verdaddelt auch niemals so leichtfertig in einem HF die Führung, so wie gestern. Man macht in der überlegenen Phase das 3:1 und wenn nicht, spielt man es einfach runter. Hätte man auf Coman/Kimmich/Sanches gesetzt, hätte ich solche Fehler verstanden. Bei der wahrscheinlich erfahrensten Truppe, die der FCB je hatte, tue ich es nicht.
Das hat für mich in der Summe auch nichts mit Glück und Pech zu tun. Man kann nicht bei Last minute Toren immer sagen, dass man das Glück halt "erzwungen" hat und Bayern eben "Siegergen" und "mia san mia" Mentalität hat - und jetzt hat man einfach Pech a la "wenn der reingeht, läuft das Spiel ganz anders" gehabt. Nicht, wenn das in so entscheidenden Spielen fast direkt nacheinander so vehement in die Hose geht und man den entscheidenden Monat der Saison so komplett verkackt. Die Ergebnisse an sich sind gar kein Problem: wie gesagt, verlieren gehört zum Sport dazu. Aber wie man sich dabei angestellt hat, ist schon eine massive Enttäuschung. Und wenn man berücksichtigt, dass man sich von Carlo eben genau versprochen hat, in eben diesen Spielen Bestform zu erreichen, ist die Saison ein völlig verlorenes und enttäuschendes Jahr. Da hilft auch kein Meistertitel, den ich zwar grundsätzlich nie als Selbstverständlichkeit ansehe, aber wenn die nominell stärksten Konkurrenten BVB und LEV so wenig Punkte holen, ist sie eben doch ein Muss. Es ist ja nun auch nicht so, dass es eine spielerische oder taktische Weiterentwicklung gegenüber den Vorjahren gab, oder sich junge Spieler weiterentwickelt haben: spielerisch ist man schwächer als in den Vorjahren und nahezu alle jungen Spieler haben sich nicht nur nicht weiterentwickelt, sondern im Gegenteil eher einen Schritt zurück gemacht.