Uli Hoeness und Rummenigge vom FC Bayern haben diese Untergangszenarien des deutschen Fussballs ja auch jahrzehntelang vorgeplappert. Irgendwann glauben dies dann auch Fans von diesem Verein.
Watzke ja genauso. Die ganz großen Clubs (also eben v.a. FCB und BVB) sehen natürlich, dass vergeichbare Konkurrenten im Ausland deutlich mehr Geld durch Auslandsvermarktung generieren. Sie wissen auch, dass sie selbst mit einer Einzelvermarktung finanziell deutlich besser dastehen würden und spielen diese Karte selbstredend aus. Genau wie der kleine Zweiligist seine Karte ausspielt, auf der steht: was interssiert uns die Auslandsvermarktung, was haben wir davon?
Das ist auch jeweils legitim. Aufgabe eines Verbunds wie der DFL ist es dann halt, alle unter einen Hut zu bekommen. Natürlich sind Eliten wichtig. Ein erfolgsverwöhntes Fußballland braucht erfolgreiche Vereine und eine erfolgreiche NM (auch die NM braucht Vereine, die international gut dabei sind). Das gehört in D zum Produkt Fußball definitiv dazu. Aber es ist halt nicht alles. Das Produkt braucht auch eine breite Basis, echte Aufstiegschancen statt geschlossener Gesellschaft und einen hohen Identifikationsfaktor der Fans.
Das alles zusammen ist schwierig. Aber wenn es einfach wäre, hätten wir ja schon längst einfache Lösungen.
Das Thema wird über kurz oder lang ja wieder auf den Tisch kommen, da muss sich niemand etwas vormachen. Die Fanszene mit ihren doch größtenteils friedlichen und manchmal kreativen Protesten und Teile der eher investigativen Medien mit ihrer Berichterstattung haben dafür gesorgt, dass das Prozedere an sich beim nächsten Mal besser und transparenter ablaufen dürfte.
Inhaltlich aber hat sich ja noch gar nichts geändert. Wir brauchen m.E. eine breit angelegte Diskussion darüber, wer wir denn als "Deutscher Fußball" - und das sind alle: Vereine, Fans, Spieler, Funktionäre, Verbände, Medien und Konsumenten - sein wollen, jetzt und vor allem in Zukunft. Wir sind in globalisierten Zeiten keine Insel, das ist klar. Aber welchen Preis sind wir bereit zu zahlen (ideell, nicht monetär)? Unter welchen Bedingungen? Wo liegen die tatsächlichen Grenzen? Wieviele Ausnahmeregelungen darf es geben, dass man noch von einem Ganzen sprechen kann? Und und und.
Man kann nicht damit anfangen, wenn es den nächsten Investitionsinteressenten gibt, der den Funktionären eine Idee ins Ohr setzt, die Debatte muss fortwährend geführt werden. Wenn man zu neuen finaziellen Ufern aufbrechen will oder meinetwegen auch muss, brauch man erstmal eine tragfähige Grundlage. Die kann nicht entstehen, wenn entrückte Kapitalgesellschaftsvollzugsgehilfen über die Köpfe der Basis hinweg Dinge beschließen. Die entsteht aber auch nicht durch "Sche*ß DFB" oder "Sche*ß DFL". Und ohne die Fußballer selbst (auf allen Leistungsebenen) geht es eh nicht.