Samstag, den 27.01.2024
Matchroom veranstaltet in dieser Woche ebenfalls in Nordirland. Im Hauptkampf darf sich Lewis Crocker beweisen, der zuletzt einen guten Sieg über Tyrone McKenna einfuhr. Felix konnte hingegen zuletzt ein Ausrufezeichen setzen mit dem KO über den sehr starken Gary Cully. Der Mexikaner ist mit seiner Schlagkraft schon ziemlich gefährlich, gehört technisch aber sicherlich nicht zur Weltspitze. Wenn man den Cully-Erfolg ausblendet, dann war sein letzter ordentlicher Sieg davor schon ziemlich genau 8 Jahre her. Ich tue mich da schwer, nun Felix hier hypen zu wollen. Wenn man ein offensiver Boxer ist, der mit Felix in den Infight geht, dann kann es knallen - wenn man sich dem Mexikaner entziehen möchte, so wie es Sandor Martin tat, dann hat Felix keine Chance.
Nun ist Crocker sicherlich kein Sandor Martin, aber er sollte ausreichend Qualität haben, um Felix auszupunkten.
Ansonsten ist da nun auch nicht mehr viel drauf auf der Card. Das ist auch folgerichtig, wenn so ein Kampf wie Crocker vs. Felix schon der Hauptkampf ist. Das ist sicherlich ein ordentlicher Maincard-Kampf, aber kein Hauptkampf bei einem Toppromoter. Insgesamt muss man sagen, dass Matchroom ständig solche irrelevanten Cards in UK produziert. Das mag in Nordirland vielleicht ganz interessant sein, aber selbst in England wird das nicht groß Anklang finden. Man könnte vielleicht mal bei der Lordschaft nachfragen, wie viele Matchroom-Veranstaltungen er in den letzten Monaten konsequent nicht verfolgt hat, das dürften sicherlich die Mehrheit gewesen sein.
Universum meldet sich in Köln zurück, das Event wird kostenlos auf dem Universum YouTube-Kanal zu sehen sein. Ein großer Artikel für Boxen1 ist vorbereitet und wird voraussichtlich am Dienstag veröffentlicht. Ein Teil davon kann hier geteilt werden, ohne den Sinn des Artikels zu beeinträchtigen.
Zur Card selbst: Viel war geplant, vieles konnte am Ende leider nicht umgesetzt werden, was wirklich schade ist. Die Card hätte richtig für Furore sorgen können. Beispielsweise war Plantic vs. Zucco als Hauptkampf geplant, das musste abgesagt werden. Ein kleiner Trost, die Kämpfe werden im April nachgeholt - darunter zählt auch Plantic vs. Zucco. Was ist nun am Samstag in Köln zu erwarten? Hier sind einige Kampfeinschätzungen.
Leon Bauer (19-0-1) #123 vs. Timo Rost (16-1-3) #264 Supermittelgewicht: Leon Bauer ist ein neues Signing bei Universum und möchte an alte erfolgversprechende Tage anknüpfen. Das einstige Wunderkind stand bei Sauerland Events unter Vertrag und konnte sogar in Las Vegas einen Kampf gewinnen. Wenig später wurde Bauer IBF-Juniorenweltmeister, und sein Weg sollte nur steil nach oben verlaufen, was er nicht tat. Probleme in verschiedenen Bereichen machten einen Strich durch die Rechnung. Sei es die Corona-Pandemie, Probleme mit dem Management oder auch ein seelisches Wohlergehen, vieles lag im Argen. Bei Universum soll sich Bauer wieder vermehrt auf das Boxen konzentrieren und das alte Feuer entfachen, was in ihm steckt.
Als ersten Gegner hat man Timo Rost verpflichtet, einen Schützling von den Leverkusenern No Limit Boxing. Bekim Hoxhaj leitet dies und gilt als Trainerfuchs und Schleifer für Talente. Rost, der eine Zeit lang sich selbst promotet hat und später zur Fächer Sports wechselte, die wenig später ihre erfolgsversprechende Arbeit einstellten, sehnt sich nach Kontinuität, die bei Bekim Hoxhaj mehr als gegeben ist. Besondere Bekanntheit erlangte Rost sogar bei einer zurückliegenden Universum-Veranstaltung, wo er in einem brühend heißen Universum Gym sich 10 harte Runden mit Felix Sturm (44-6-3) lieferte und nach Punkten verlor. Dies bedeutete die letzte Profiniederlage für Rost, der seitdem ungeschlagen geblieben ist.
Sicherlich wird Bauer als Favorit in den Kampf gehen, dafür war sein einstiges Niveau zu hoch, doch wenn er den physisch starken Rost in den Kampf kommen lässt, dann kann es sich schnell zu einer harten Schlacht entwickeln. Bauer, der in den letzten Jahren überwiegend inaktiv blieb, muss hier beweisen, dass er noch sein ehemaliges Niveau abrufen kann, ansonsten kann der Kampf auch ein böses Erwachen bedeuten. Allgemein dürfen sich die Zuschauer auf einen sicherlich atmosphärisch starken und emotionalen Hauptkampf mit nationaler Prägung gefasst machen.
Ermal Hadribeaj (17-0-1) #40 vs. Bohdan Shtonda (8-0) #384 Superweltergewicht: Mit Hadribeaj steht ein albanischer Amerikaner auf der Fightcard, der zuletzt in verschiedenen Ländern WBC-Titelkämpfe bestritten hat. So erfolgten Siege in Dubai, den USA, Albanien und zuletzt beim großen WBC-Kongress in Usbekistan, wo er den Exweltmeister Carlos Molina (38-14-2) nicht nur bezwang, sondern ihn sogar stoppen konnte. In 20 Jahren gelang das noch keinem Boxer gegen Molina, der schon gegen Carlos Adames (23-1) oder auch Erislandy Lara (29-3-3) antrat. Aktuell rangiert die albanische Boxhoffnung auf Platz 16 der WBC, bei einer erfolgreichen Titelverteidigung seines WBC International-Titels ist eine Top-15-Platzierung nur noch Formsache, die ihm einen WM-Kampf ermöglichen kann.
Ursprünglich sollte Fatih Keles gegen den starken Hadribeaj kämpfen, das ging aus Visa-Gründen nicht, nun wird es der ungeschlagene Ukrainer Shtonda werden. Dieser ist noch im Profibereich ein ziemlicher No-Name, das soll sich aber durch den Kampf in Köln gravierend ändern. Er stammt aus einem Dorf in der Ukraine, fand dort keine passenden Gegner und ging in die Hauptstadt Kiew, wo er sich problemlos im Sparring mit der Elite messen konnte. Shtonda ist ein Boxtalent, das über viel Potenzial verfügt. Er ist, wie so viele Ukrainer, gut ausgebildet und hat auch physische Parameter, die interessant erscheinen. Auch wenn vielleicht Hadribeaj ein zu großer Schritt nach oben bedeuten könnte, ist davon auszugehen, dass Shtonda sich hier stark präsentieren wird und einen guten Kampf liefert.
Branimir Malenica (7-0) #378 vs. Ahmed Dananovic (9-0-1) #223 Halbschwergewicht: Ein Star des Abends könnte diese Paarung bedeuten. Beide Boxer sind noch ungeschlagen und riskieren ebenfalls ihre Null im Rekord für 2 WBC-Titel. Im Profibereich gab es bisweilen überwiegend nur Aufbaukämpfe, doch das soll sich nun für beide Boxer entsprechend ändern. Es ist die Gelegenheit, sich einem größeren Publikum zu präsentieren und auf die Landkarte zu setzen. Beide Boxer bringen eine KO-Quote von über 80 % in den Ring, haben einen Amateurhintergrund und sind entsprechend ungeschlagen, wodurch man hier von einem wirklich interessanten Kampf ausgehen kann.
Serkay Cömert (5-0) #165 vs. Roberto Arriaza (19-8) #155 Mittelgewicht: Mit Cömert steht noch ein spannendes deutschtürkisches Talent im Ring, der erstmals bei einer Universumveranstaltung zu sehen ist. Er hat im letzten Kampf den polnischen Krieger Robert Talarek (28-24-3) gestoppt, was nicht viele Boxer von sich behaupten können. Cömert gilt als fähiges Prospect, sein Weg dürfte sehr weit nach oben führen. Entsprechend geht man auch ambitioniert im Matchmaking vor, weil man von seiner Personalie enorm viel hält.
Mit Roberto Arriaza wartet ein ehemaliger IBO-Herausforderer, der sich nur knapp Sebastian Formella (25-3) nach Punkten geschlagen geben musste. Zuletzt haben sich einige Niederlagen gesammelt, darunter gab es dennoch starke Leistungen von Arriaza, beispielsweise sein harter und ausgeglichener Kampf gegen Armel Mbumba-Yassa (10-0) in Leverkusen. Arriaza wartet seit längerer Zeit auf einen Kampf, bereitet sich akribisch vor und soll maximal motiviert sein, dem Prospect Cömert einen fulminanten Kampf in Köln zu liefern.
Dzmitry Asanau (7-0) #89 vs. Zsolt Osadan (26-1-1) #184 Leichtgewicht: Zu den technisch versiertesten Boxern auf der Welt gehört zweifellos Asanau. Er lieferte eine beeindruckende Amateurkarriere und behielt seine Skills auch im Profibereich bei. Er zeichnet sich in erster Linie durch seine Fähigkeiten, seine Bewegungen und schlichtweg sein technisches Talent aus. Dabei rattert er nicht nur monoton den Jab herunter und punktet seine Gegner nach Strich und Faden aus, sondern bietet den Zuschauern auch immer wieder mutige Einlagen, die elektrisieren. Zuletzt gab es einige schwächere Gegner für Asanau, der sich nun wieder einer besseren Aufgabe stellen muss.
Osadan blickt auch auf eine Amateurkarriere zurück, obschon sie ungleich weniger fundiert ausfiel als die von Asanau. Bei den Profis bringt er 26 Siege bei 28 Kämpfen mit, was eine gute Bilanz darstellt. Mit Radomir Obrusniak (7-1) bezwang er auch schon einen guten Namen bei den Profis, der unter anderem Assan Hansen bei den Amateuren schlug. Osadan hat ebenfalls technisch einiges drauf, wodurch das Duell gegen Asanau sicherlich auf dieser Ebene ein Leckerbissen zu werden verspricht. Wer also ästhetische Bewegungsabläufe, geschwinde Aktionen und eine hohe Workrate präferiert, wird bei dieser Paarung sicherlich mehr als fündig werden.
Oussama Kebdani (3-0) #734 vs. Temitope Abiola (5-1) #727 Superfedergewicht: Mit Kebdani steht ein ambitioniertes Talent im Ring, das enorm von sich überzeugt zu sein scheint. So gab er beispielsweise Universum ein Interview mit dem Tenor, dass er gerne Weltmeister werden möchte - und dies nebenbei noch in verschiedenen Gewichtsklassen. Für diese dezent ambitionierte Zielsetzung bedarf es wohl überdurchschnittlich viel Talent und Fleiß. Aus welchem Holz Kebdani geschnitzt ist, soll Köln erfahren, denn sein Gegner wird ihm sicherlich einiges abverlangen.
Abiola ist ein 20-jähriges nigerianisches Prospect, das zuletzt in Frankreich seine erste Profiniederlage hinnehmen musste. Hierbei sei jedoch erwähnt, dass Abiola ursprünglich im Superfedergewicht kämpft, für den Kampf gegen den ungeschlagenen Imrane Bentchakal (9-0) wechselte er ins Weltergewicht, wo er sich dennoch mehr als beachtlich schlug. Abiola wird nun wieder im Superfedergewicht gegen Kebdani kämpfen, wo er natürlich nochmals stärker einzuschätzen gilt. Es ist durchaus zu erwarten, dass es ein rassiger und schneller Kampf geben wird, wo sich beide junge Männer nichts schenken werden.
Alle weiteren Einschätzungen zum Event gibt es dann auf Boxen1. Dort habe ich auch zu allen Schwergewichtspersonalien etwas verfasst.
Man kann sicherlich konstatieren, dass trotz der zahlreichen Änderungen man eine mehr als ordentliche Card am Samstag in Köln erwarten kann.
Golden Boy meldet sich auch mit einer Veranstaltung auf DAZN zurück. Viele können sich komischerweise nicht für die tieferen Gewichtsklassen interessieren, wodurch der Kampf zwischen Munguia und Ryder vermutlich am meisten Aufmerksamkeit in der Woche erfahren wird. Der Kampf ist sicherlich auch nicht schlecht.
Bei Munguia hat man stets das Gefühl, dass der nächste Kampf zur folgerichtigen Niederlage führen wird. Gegen Sergiy Derevyanchenko gab es einen bombastischen FOTY, aber man darf nicht vergessen, wie stark Munguia dort wackelte. Nun wartet mit Ryder ein Topmann, der aber häufig in der Wahrnehmung irgendwie unterschätzt wird. Auf britischem Niveau hat der Mann richtig abgeräumt, zuletzt durfte er die cash cow Canelo bei dessen Homecoming herausfordern, dort gab es deutlich weniger zu holen für Ryder. Das ist nicht weiter dramatisch, weil gegen Munguia deutlich mehr drin sein dürfte. Ich bin jedenfalls gespannt auf Ryder und würde nun nicht besonders überrascht mich zeigen, wenn er den Mexikaner vielleicht doch umhauen sollte.
Die Undercard bietet eine Königsklassenweltmeisterschaft mit Oscar Collazo. Das klingt fantastisch, aber der Gegner lautet Reyneris Gutierrez. Das ist dieser Mann aus Nicaragua, der im vergangene Juni gegen Alex Winwood in Australien verlor. Dort präsentierte sich Gutierrez scheinbar auch ganz ordentlich, aber zum Dank für die Niederlage erhält er nun die WM-Chance. Da hätte ich halt deutlich lieber Windwood selbst gegen Collazo gesehen.
Man muss wohl sagen, dass das schon eine schwache WM-Paarung ist.
Ein richtig guter WM-Kampf verspricht Gabriela Fundora vs. Christina Cruz zu werden. Fundora ist die Schwester von Sebastian Fundora, und sie ist vom Talentlevel nicht unter ihrem Bruder einzuordnen. Gabriela hat neulich ein Statement gesetzt mit dem vorzeitigen Erfolg über Arely Mucino, das war ganz großes Kino. Nun wartet mit Cruz eine ehemalige Eliteamateurdame, die sehr spät in das Profilager gewechselt ist. Das ist nun ihre Chance, mit 41 Jahren sollte sie die lieber nutzen. Das ist ein toller Kampf.
Etwas Undercard wird dann ebenfalls noch erfolgen, aber die große Relevanz ist dort eher nicht mehr enthalten.
Sonntag, den 28.01.2024
Am Sonntag gibt es noch diese französische Veranstaltung, die im Fite+ Abo zu sehen sein wird. Das Event wartet mit großen und interessanten Namen auf. Beispielsweise wird Brandon Glanton im Einsatz sein; der Gegner hat vermutlich eher weniger Chancen an dem Abend.
Legacy-Schützling Milan Prat hält die Aktivität hoch und fordert einen ungeschlagenen Nigerianer heraus; das verspricht nicht schlecht zu werden.
Dann gibt es im Superleichtgewicht ein Duell um die nationale Meisterschaft. Beide Boxer verfügen über keinen Punch, aber vom Leistungsniveau passt es wohl ganz gut. Gustave Tamba, der neulich den Spanier Jose Luis Navarro Jr. zerstörte, wird ebenfalls im Einsatz sein, wie Mailys Gangloff, die im vergangenen Jahr einen überragenden Kampf gegen Stephanie Silva um die EM in Italien lieferte.
Tolle Namen und hoffentlich starke Kämpfe, die es am Sonntag auf Fite+ zu sehen geben wird.
Genug getan, nun seid ihr dran. Was haltet ihr von der Woche? Was ist Euer Lieblingsevent, was werdet ihr verfolgen?
Und könnt ihr Interesse für die Universum-Veranstaltung in Köln aufbringen? Teilt mir Eure Sichtweisen bitte mit.