Ich begrüße Euch zur ersten Boxvorschau des Jahres 2023! Seit Weihnachten hält sich die Eventdichte ja stark in Grenzen, auch in dieser Woche haben wir nicht übermäßig viele Events anzubieten, dennoch ließ sich etwas finden. Am Donnerstag sucht eine junge deutsche Boxerin ihr Glück in Serbien. Am Freitag haben wir ein kleineres Event in Argentinien welches bei TyC Sports übertragen wird. Interessanter erscheint jedoch die große Abema-Card zu sein, die mit 2 Weltmeisterschaftskämpfen um die Ecke kommt. Zudem ist die Undercard sehr stark, da erwartet uns als wirklich viel Action.
Viel erwartet uns auch am Samstag auf Showtime, wo ein PPV-Event um Gervonta Davis, der zuletzt sehr schlechte Schlagzeilen produzierte, stattfinden wird. Auf geht´s.
Donnerstag, den 05.01.2023
Jelena Janicijevic (4-1-1) vs. Sarah Weidmann (3-0) Leichtgewicht
Hier haben wir eine Veranstaltung mit deutscher Beteiligung. Gekämpft wird in Zlatibor, Serbien. Das läuft auf dem serbischen TV-Sender „Arena Fight“. Ich kann das in der Theorie empfangen, ihr vielleicht irgendwie auch. Interessant sind auch die beiden jeweiligen Promoter der Damen. Wir haben auf der einen Seite Janicijevic, die wohl bei Huck unter Vertrag stehen soll, zumindest ist Kenan Hukic dort gelistet. Auf der anderen Seite Weidmann, die bei den Düsseldorfern um Legacy Sports Management unter Vertrag steht. Da haben wir aus deutscher Sicht doch eine interessante Konstellation vorliegen. Gekämpft wird übrigens um den WBO-Europameistertitel. Die Siegerin hat somit gute Chancen bei der WBO sehr weit vorne gerankt zu sein.
Janicijevic war/ist eine äußerst gute Amateursportlerin. Sie begann dann 2018 mit der Profikarriere, hat nebenbei aber auch immer wieder im Amateurbereich gekämpft. So beispielsweise nahm sie an der Europameisterschaft 2022 teil, konnte bis ins Halbfinale vordringen, danach war Schluss. Sie scheiterte an der deutschen Boxsensation Stefanie von Berge, welche dann auch die erste deutsche Boxeuropameisterin der Geschichte wurde. Bei den Profis begann Janicijevic mit einer Niederlage, hat sich aber über die Kämpfe steigern können. Zuletzt wurde sie Europameistern der Version EBU in Polen. Sie lieferte sich dort zwei enge Kämpfe mit Oleksandra Sidorenko. Einer ging Unentschieden aus, den zweiten Kampf gewann sie folglich. Das Problem ist schlichtweg, dass sie schon 37 Jahre alt ist, da hat man nicht mehr viel Zeit. Europameisterin wurde sie, nun arbeitet man wohl an der WM-Chance. Weidmann selbst ist noch nicht so weit. Sie steht am Anfang ihrer Karriere, hat 3 Aufbaukämpfe bestritten. Ihren letzten Kampf sah ich sogar live am Ring in Wuppertal, da hat sie einen souveränen Punktsieg über Karina Szmalenberg eingefahren. Das ist nun für Weidmann ein großer Sprung direkt, das könnte auch schon deutlich zu früh für sie kommen. Da hätten eventuell noch 1-2 Kämpfe auf etwas höherem Niveau nicht geschadet. Nun wird sie gegen die erfahrene Serbin ins kalte Wasser geworfen, es kann aber darin auch eine Chance liegen. Sie hat hier wenig zu verlieren, wird sicherlich extrem motiviert sein. Wenn sie diesen Kampf gewinnen sollte, dann stehen ihr sehr viele Türen offen für eine große Karriere. Von daher kann man solch eine Chance ruhig wagen, auch wenn sie im Nachgang vielleicht nicht erfolgreich enden sollte. Insgesamt also ein spannender Kampf mit nationaler Beteiligung, man kann Sarah Weidmann nur alles Gute wünschen. Im vierten Profikampf schon ein Main-Event zu bestreiten im Fernsehen, das ist doch was. Zur Undercard ist mir leider nichts bekannt.
Freitag, den 06.01.2023
Daniel Valladares (26-3-1) vs. Ginjiro Shigeoka (8-0) Minimumgewicht
Eine Veranstaltung von „KWORLD3 Promotions“, gekämpft wird in der „EDION Arena“ von Osaka, Japan. Das wird es im Zuge der „3150 Fight vol. 4“ geben. Übertragen wird dieses hochklassige Event auf dem Streamingdienst Abema. Die sehr gute Nachricht für Boxfans, ein Abema-Abo kann man auch ziemlich einfach in Deutschland abschließen. Geht beispielsweise in den Appstore, ladet Euch die App herunter, schließt das Probeabo ab für 2 Wochen, oder zahlt die 960 Yen, was umgerechnet unter 7 € ergeben. Im Appstore sind es wohl um die 8 €. Das ist mehr als fair, einziges Manko, ein aktivierter japansicher VPN wird ebenfalls benötigt. Hier kann man sich für einen € den japanischen VPN bei windscribe sichern. Also dann sind wir bei 8 bzw. 9 € für dieses Event, das dürfte keine Hürde zum Scheitern darstellen, wir bekommen hier nämlich mächtig was aufgeboten.
Diese Paarung soll wohl das main-event darstellen. Valladares verteidigt erstmalig seinen IBF-Weltmeisterschaftsgürtel, direkt ist es eine komplizierte Auswärtsverteidigung. Den Titel hat er sich im Juli gegen Rene Mark Cuarto sichern können in Mexiko. Das war ein enger Kampf, der Heimvorteil hat sicherlich Valladares weitergeholfen. Zuvor hat er sich auch schon einen 50/50 Kampf geliefert, unschlagbar ist Valladares sicherlich nicht. Bis vor 3-4 Jahren erschien er äußerst erfolgsversprechend zu sein, diesen Eindruck konnte er nicht aufrechterhalten. Auf der anderen Seite ist er nun Weltmeister geworden, vielleicht beflügelt das für kommende Spitzenleistungen. Auf der Gegenseite haben wir mit Shigeoka ein interessantes japanisches Prospect stehen. Noch 23 Jahre jung, southpaw, bringt auch etwas Punch mit. Kommt u.a. mit der Empfehlung der japanischen Meisterschaft. Sein Problem ist jedoch, dass er wirklich klein ist. Konkret misst er 1,53 m laut Boxrec, das sind 7 cm weniger als Valladares. Stellen wir uns vor, im Schwergewicht boxt jemand mit 1,90 m gegen 1,97 m, dann ist das schon ein großer Unterschied. Und wenn wir nun bei 1,53 m ausgehen, dann sind 7 cm prozentual auf die Körpergröße ausgehend, noch eine viel evidenterer Unterschied. Ich erwarte einen boxerisch im Vorteil liegenden Shigeoka, der mit schnellen harten Kombinationen Valladares zusetzen wird. Dieser hat jedoch physische Vorteile, kann sie zunehmend in den 12 Runden ausspielen wodurch das ein richtig knüppelharter Kampf werden wird. Ausgang auch total offen, ich sehe beide Seiten mit sehr guten Siegeschancen. Shigeoka hat sicherlich mehr upside-potential vom Talent her, aber im direkten Vergleich könnte sich das ziemlich neutralisieren. Auf der anderen Seite hat er schon reihenweise Gegner bezwungen, die sogar noch größer als Valladares sind, wodurch er die Perspektive als kleinerer Boxer durchweg kennt. Spannender Weltmeisterschaftskampf der ziemlich hart werden dürfte, klare Empfehlung von meiner Seite aus sich das anzuschauen. Und weltmeisterlich geht es auch direkt auf der Undercard weiter, die übrigens richtig stark ist.
Die Undercard
Masataka Taniguchi (16-3) vs. Melvin Jerusalem (19-2) Minimumgewicht: Hier haben wir direkt den nächsten Weltmeisterschaftskampf, nun in der Version der WBO. Taniguchi konnte sich diesen Titel über Wilfredo Mendez im Dezember 2021 sichern. Er hat dort sogar Mendez stoppen können, was ein ziemlich guter Sieg darstellt. Im April dann die erste Verteidigung gegen Landsmann Kai Ishizawa, den er ebenfalls stoppen konnte. Das war übrigens ein rematch, die beiden haben vor Jahren noch gegeneinander geboxt, da hat Taniguchi den Kampf über die Punkte gewonnen. Der Japaner scheint einen guten Entwicklungsprozess zu durchlaufen, könnte in der Prime aktuell befindlich sein. Noch 2019 war er ziemlich chancenlos gegen Victorio Saludar, nun 3 Jahre später gewinnt er die Topkämpfe sogar vorzeitig. Jerusalem hingegen hat selten auf Topniveau geboxt. Einmal in Thailand um die Weltmeisterschaft gegen Chayaphon Moonsri. Das war vor 5 Jahren, dort verlor er den Kampf mit 113-114, wobei er einen Punkt abgezogen bekommen hat. Enger geht es nicht, vermutlich hätte er außerhalb von Thailand den Kampf bekommen. Im Nachgang erfolgten noch 2 ordentliche Siege über Landsmann Toto Landero, der leider im vergangenen Jahr verstorben ist, RIP. Jerusalem ist schon eine ziemliche Wundertüte, er hat 2017 aber in Thailand unter Beweis gestellt, dass er auf Topniveau boxen kann. Nun ist das aber 5 Jahre her, kann er das wieder bestätigen? Das wird er wohl müssen.
Yoshimitsu Kimura (14-2-1) vs. Masanori Rikiishi (12-1) Superfedergewicht: Hier das nächste interessante Duell was uns erwartet. Kimura ist die Nummer 9 auf Boxrec. Er hat im Dezember 2021 Kosuke Saka innerhalb von 3 Runden stoppen können. Also jenen Saka, der den Kampf des Jahres 2022 geliefert und gewonnen hat. Das ist natürlich schon ein ziemliches Statement. Rikiishi hingegen hat auch gegen Saka zum Anfang seiner Karriere gekämpft, dort innerhalb von 2 Runden verloren. Nun erfolgten aber 10 souveräne Siege seitdem, das war schon nicht schlecht. Kimura hatte vor dem Saka-Sieg auch schon durchwachsene Resultate eingefahren, konnte sich aber zuletzt steigern. Unschlagbar erscheint er mir nicht, hier ist alles möglich. Sehr spannendes Duell, wo man keinen klaren Favoriten im Vorfeld benennen kann. Auf dem Papier ist es eventuell Kimura, dieser ist dann aber 7 CM wiederum kleiner. Sehr spannend.
Tsubasa Narai (8-2) vs. Hiro Ichimichi (7-0-1) Superfedergewicht: Meine Damen und Herren, hier haben wir die Boxlegende Tsubasa Narai! Er hat sich den Kampf des Jahres 2022 mit dem oben genannten Saka geliefert. Also müssen wir die Paarung auch hervorheben. Nun ist Narai ein unglaublicher Offensivboxer, aber er kommt eben aus einer unglaublichen KO-Niederlage. Das hat extrem viel Substanz gekostet. Nun stellt man mit Ichimichi einen 13-CM größeren Mann mit Punch auf die Gegenseite, direkt beim ersten Kampf nach der denkwürdigen Schlacht. Ich ahne Böses. Vermutlich wird Narai hier ebenfalls KO gehen, aber der Weg dahin dürfte richtig brutal werden. Ich bin natürlich für Narai, der Mann ist eine Legende.
Azael Villar (19-1-3) vs. Ayumu Hanada (8-1-1) Fliegengewicht: Hier direkt die nächste interessante Paarung. Villar stammt aus Panama, hat im letzten Kampf einen sehr guten Sieg in Japan einfahren können, wo er Ryo Miyazaki in Runde 1 stoppen konnte. Nun trifft er auf Hanada, der überwiegend in Mexiko seine Karriere verbracht hat, dort auch eine SD-Niederlage hinnehmen musste. Er ist jedoch erst 20 Jahre jung, bringt physisch auch einiges mit. Er kämpft im Superfliegengewicht, wird für diesen Kampf eine Gewichtsklasse absteigen. Villar ist eigentlich ein Halbfliegengewicht, hat neulich im Fliegengewicht gekämpft. Ich weiß nicht wie groß Villar ist, aber er dürfte physisch sicherlich hier einige Nachteile haben. Die 1,72m von Hanada wird er sicherlich nicht aufbringen können. Beide Boxer scheinen Punch zu haben. Villar ist erfahrener, insgesamt also ebenfalls eine richtig spannende und gute Paarung.
Und wer sich nun sagt. Mensch, die Veranstaltung ist mir zu leicht – dem sei gesagt, dass wir auf der weiteren Undercard sogar noch 2 Schwergewichtskämpfe haben. Also hier wird wirklich alles aufgeboten. 2 Kämpfe um die Weltmeisterschaft, dazu viele Kämpfe auf Augenhöhe. Für mich ist das die vielversprechendste Veranstaltung in dieser Woche. Vom Matchmaking, von der erwartbaren Action kann dort auch kein 75 $-PPV auf Showtime herankommen.
Elias Mauricio Haedo (12-4) vs. Sergio Manuel Liendo (14-7) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von „Sampson Boxing“, gekämpft wird im „Club Union Electrica“ von Cordoba, Argentinien. Wie immer bei argentinischen Veranstaltungen überträgt TyC Sports. Man hat am letzten Wochenende wirklich ein ziemlich gutes Boxevent auf die Beine gestellt, das war sehr lohnenswert zum Verfolgen. In der jetzigen Woche schaut das aber wieder komplett anders aus. Da wir in der aktuellen Woche aber nicht so viel Content vorliegen haben, müssen wir dankbar über das bisschen sein… was wir geboten bekommen. Und im Hauptkampf bekommen wir zumindest eine ausgeglichene Paarung vorgesetzt.
Ich muss gestehen, ich kenne beide Boxer nicht. Haedo scheint zumindest etwas Punch mitzubringen. Seinen letzten Kampf hat er in Uruguay gegen Victor Ezequiel Rodriguez nach Punkten einstimmig verloren. Ich habe mir damals das Event sogar angeschaut, der Kampf war jedoch nicht dabei. Haedo erscheint mir ein solider Mann zu sein, der vermutlich auch nicht unattraktiv boxen dürfte. Liendo scheint eher der Typus Techniker zu sein. Hat im Juli einem Prospect die Null beraubt. Steht im Boxrecranking auch deutlich vor Haedo, sein Problem ist jedoch, dass er gegen bessere Männer konstant vorzeitig verliert. Nun scheint Haedo zumindest Punch mitzubringen. Von daher könnte das ein spannender Kampf werden, wo beide Boxer durchaus ihre Chancen haben sollten. Liendo über die Punkte – oder er wird getroffen und Haedo vorzeitig. So stelle ich mir das ungefähr vor.
Die Undercard
J
uliana Vanesa Basualdo (9-2) vs. Eliana Vanesa Orecchia (3-6-1) Superbantamgewicht: Hier haben wir einfach die Nummer 1 im Superbantamgewicht der Frauen nach Boxrec. Basualdo hat starke Siege im Jahr 2021 eingefahren, umso enttäuschender verläuft ihre Entwicklung. Sie wird nun aus den letzten 4 Kämpfen die dritte Gegnerin mit einem negativen Kampfrekord vor die Fäuste bekommen. Die anderen beiden Damen hat sie folgerichtig vorzeitig aus dem Weg geräumt. Da stellt sich natürlich die Frage, was soll der Blödsinn? Orecchia ist die Nummer 12 von 19 argentinischen Damen im Superbantamgewicht, da ließe sich also schon etwas Besseres noch finden. Zudem kommt, dass die beiden Damen sogar vor Jahren gegeneinander gekämpft haben, es war ein eindeutiger Punktsieg für Basualdo. Wie dem auch sei, die restliche Undercard ist nicht wirklich besser. Ich habe schon bessere Cards gesehen.
Samstag, den 07.01.2023
Gervonta Davis (27-0) vs. Hector Luis Garcia (16-0) Leichtgewicht
Eine Veranstaltung von der PBC, gekämpft wird in der „Capital One Arena“ von Washington, USA. Das wird in den USA ein PPV-Event auf Showtime für 75 $ werden. In Deutschland gab es zuletzt ziemlich konstant auf Fite die PPV-Events für 15-20 $ zu erwerben. Aktuell ist noch nichts drin, vielleicht ändert sich das noch im Laufe der Woche. Ansonsten empfehle ich wie immer die Polen um Polsat, die für 8,50€ im Monat PBC + Top Rank übertragen. Polsat Sport wird ebenfalls um 3 Uhr auf Sendung sein mit dem Event. Und das Event steht unter schlechten Vorzeichen. Viele Faktoren sind zum Vorschein gekommen… die für Davis sowie Showtime gefährlich werden könnten.
Grundsätzlich heißt es ja stets, dass jede Art von Promo eine gute sei. Das mag bis zu einem gewissen Grad auch richtig sein, aber die aktuellen Schlagzeilen um Davis kann die PBC und Showtime nicht schmecken. Davis, ein Wiederholungstäter, hat sich wieder wegen häuslicher Gewalt zu verantworten, musste im Arrest die Nacht auch verbringen. Die Parallelen zu Mayweather sind beachtlich. PPV-Star + Frauenschläger. Machen wir uns nichts vor, für Showtime ist es ein Desaster. 75 $ sind viel Geld, nun ist Hector Luis Garcia auch kein großer Name im Mainstream, da überlegen sich die potenziellen Zuschauer es 3-mal, ob sie Davis wirklich mit dem PPV unterstützen wollen. Wäre der Kampf einfach auf Showtime ausgestrahlt worden, vermutlich hätten sogar mehr Leute eingeschaltet um Davis verlieren zu sehen, das hätte als Promo irgendwo sogar dienlich sein können, für ein anstehendes PPV-Event ist es aber eine Katastrophe. Was für Davis neben den juristischen Konflikten ein Problem im Fokus darstellen könnte, über Wochen und Monaten wird nur noch der Kampf mit Garcia besprochen, aber der Kampf mit Ryan Garcia. Es ist mehr als nur denkbar, dass dieser Zwischenkampf ein ziemlich harter Stolperstein werden könnte.
Man geht von einem Statement-Sieg aus, der Ryan Garcia-Kampf soll mit einer guten Performance stärker beworben werden, nun kommt dieser no-name von Hecor Garcia, den klatschen wir schnell um. Aber die letzten Leistungen von Davis waren nicht immer souverän. Gegen Romero kam er sehr schlecht in den Kampf, hat die meisten Runden abgegeben, dann glückte der KO. Davor hat er sich sehr schwer getan gegen Isaac Cruz, hat dann irgendwie einarmig noch einen extrem knappen Punktsieg zugesprochen bekommen. Unschlagbar wirkte dort Davis nicht, Hector Garcia hingegen kommt aus zwei exzellenten Siegen. Er hat sich auf die Landkarte mit dem Chris Colbert-Sieg gesetzt. Colbert galt als vielversprechendes PBC-Prospect, der hatte überhaupt keine Chance gegen Garcia. Danach musste der wba-regular Träger Roger Gutierrez seine Chancenlosigkeit über 12 Runden einsehen. Garcia schwimmt aktuell auf einer Welle, auch wenn die Gegner natürlich nicht die Qualität eines Davis vorzuweisen hatten, aber dennoch ist das hier sein großer Moment. Mit einem Sieg über Davis stehen Garcia große Zahltage bevor, hier muss er alles auf eine Karte setzen. Die physischen Parameter sprechen auch für Garcia, der hier mit beachtlichen 9 CM-Größenunterschied in den Ring gehen wird. Einzig bei der Reichweite haben beide ähnliche Werte.
Davis hat massive Konflikte mit dem Gesetz, zudem spricht alles nur noch über einen baldigen Ryan Garcia-Kampf. Ich rechne Hector Garcia hier gute Chancen ein zu überraschen.
Die Undercard
Jaron Ennis (29-0) vs. Karen Chukhadzhian (21-1) Weltergewicht: Ennis schaute in seinen 29 Kämpfen wie der kommende Megastar aus. Der Typ ist einfach so durch seine Gegner hinweggefegt. Zuletzt hat er auch wirklich ordentliche Gegner vor die Fäuste bekommen. Lipinets, Dulorme und Clayton. Die drei Männer hat er innerhalb von 9 Runden stoppen können, wirklich beeindruckend. Ennis ist eine absolute KO-Maschine, der Mann ist wirklich herausragend. Nun geht es um den Interimstitel der IBF gegen Chukhadzhian. Und der deutsche Boxfan kennt natürlich diesen Namen, denn er war einer dieser zahlreichen Ukrainer die bei Fächer Sport unter Vertrag in Karlsruhe standen. Leider haben die Karlsruher vor 3 Monaten den Rückzug aus dem Boxsport verkündet, obwohl ihre Athleten massives Potenzial hatten. Von den zahlreichen Ukrainern gefiel mir Chukhadzhian stets am besten. Er hat 4 Kämpfe in Deutschland bestritten, alle 4 auch vorzeitig gewinnen können. Nun ist der Sprung zu Ennis natürlich ein großer, aber er ist definitiv keine schlechte b-side.
Rashidi Ellis (24-0) vs. Roiman Villa (25-1) Weltergewicht: Ellis gilt auch als top-prospect, stand jedoch bei Golden Boy unter Vertrag. Im Oktober 2020 bezwag er den starken Alexis Rocha, danach hat er sich mit Golden Boy überworfen und es folgten keine Kämpfe mehr. Im Juli kam dann sein PBC-Debüt. Nun sein erster größerer Kampf auf einer PPV-Maincard bei der PBC. Ellis ist sicherlich sehr talentiert, aber es wird für ihn schwer werden aus dem Schatten von Ennis zu kommen. Villa hingegen steht beim Uruguayer Sampson unter Vertrag. Ich sah seinen letzten Kampf im September gegen Janelson Figueroa Bocachica auf einer ShowBox-Veranstaltung. Da hat er den Bocachica richtig hart eingeschenkt, ihn zwischenzeitlich auch am Boden gehabt. Villa gefiel mir ziemlich gut, er ist mit einer KO-Quote von über 92 % auch ein extrem gefährlicher Puncher. Natürlich sollte Ellis hier vom technischen Vermögen überlegen sein, aber wenn der Gegner solch ein massiver Puncher ist, dann kann der Kampf schnell kippen und es entsteht Drama. Von daher gefällt mir der Kampf ganz gut.
Demetrius Andrade (31-0) vs. Demond Nicholson (26-4-1) Supermittelgewicht: Andrade ist bei Matchroom weg (wie so viele) und versucht sich nun als free agent. Top Rank soll wohl einige Millionen geboten haben, er entschied sich aber für diesen Kampf bei der PBC. Vermutlich wollte Top Rank einen guten Gegner ansetzen, aber nicht mit Andrade! Der Mann hat 2013 Vanes Martirosyan die Null beraubt und wurde Weltmeister. Das ist über 9 Jahre her, was kam denn seitdem? Jack Culcay, Liam Williams. Die Bilanz ist für 9,5 Jahre herausragend schlecht. Dabei stand er in zahlreichen Weltmeisterschaftskämpfen, die Gegnerwahl war immer überschaubar. Dabei ist Andrade kein schlechter, seine letzten Eindrücke gefielen mir ausgesprochen gut. Vor ein paar Jahren war er ein wirklicher Langweiler, in den letzten Kämpfen hingegen versprühte er so etwas wie Punch. Nun boxt er zum ersten Mal im Supermittelgewicht, sein Gegner ist mit Nicholson aber auch keine Rakete. Ich sah Nicholson zuletzt gegen Edgar Berlanga kämpfen. Das war eine sehr müde Nummer. Berlanga galt damals noch als maximale KO-Maschine, Nicholson war der erste Gegner, der über die Runden zumindest kam. Scheinbar genügte ihm das. Auf dem Papier erwarte ich hier auch kein Feuerwerk. Positiv ist immerhin, dass Andrade bei der PBC kämpft, vielleicht ist das der Startschuss für zukünftig gute Kämpfe. Aber wer weiß, immerhin handelt es sich weiterhin um Demetrius Andrade. Eigentlich müsste er bei Golden Boy unterschreiben, die beiden passen perfekt zueinander.
Mein Fazit für diese PPV-Card ist grundsätzlich positiv. Wir haben eine sehr interessante und starke a-side zu bieten, die b-side hingegen ist ziemlich unbekannt. Was man beim matchmaking aber hervorheben kann, das Preisleistungsverhältnis ist wohl stimmig. Man bekommt bei der b-side für vergleichbar wenig Börse doch viel Leistungsniveau. Leute wie Garcia oder Chukhadzhian können echt gut boxen, werden dabei aber nicht viel kosten. Ob das aber beim Mainstream auch entsprechend ankommt, das weiß ich nicht. Den Andrade-Kampf finde ich aber schnarchig.
Die restliche Undercard ist auch ziemlich belanglos, da spricht mich nichts an, aber gut, es geht hier primär natürlich auch nur um die PPV-Maincard. Was man an dieser Stelle vielleicht noch erwähnen sollte, Ex-Weltmeister Lamont Peterson wird sein Comeback geben. Vor ca. 3 Jahren hat er seinen Rücktritt nach der Lipinets-Niederlage verkündet, man hätte es dabei auch belassen sollen. Auf der weiteren Undercard boxt ebenfalls Brandun Lee in derselben Gewichtsklasse. Da braucht man wohl kein Prophet sein… um zu erahnen, was darauf baldig erfolgen könnte.
Insgesamt haben wir noch eine etwas ruhigere Woche nach den Feiertagen. Aber dennoch sind 2 wirkliche gute und große Events vertreten. Da stellt sich für mich die Frage, ob ihr einerseits das PPV-Event mit Davis Euch potentiell kaufen würdet auf Fite – oder ob diese Frauenschläger-Geschichte zum Boykott führen könnte bei Euch. Von wegen: Ich schaue mir den Kampf dann höchsten illegal an, weil ich den Typen nicht unterstützen möchte.
Zudem interessiert es mich, ob ihr die starke Japan-Card zumindest im relive auf Abema Euch anschauen werdet?
Freitag, den 13.01.2023
Kim Clavel (16-0) vs. Jessica Nery Plata (28-2) Halbfliegengewicht
Die Veranstaltung wurde verschoben, weil Clavel in der Kampfeswoche eine medizinische Komplikation vorzuweisen hatte. Ich kopiere mein Geschreibsel vom Dezember nun. Ansonsten soll erwähnt sein, dass das Event für 20 $ auf Fite verfügbar ist und in der Nacht zum Samstag läuft.
"Eine Veranstaltung von „GYM Promotions“, gekämpft wird im „Place Bell“ von Laval, Kanada. Das liegt unmittelbar vor Montreal. Den letzten Kampf von Clavel auf GYM sah ich auf Youtube. Zuvor hat GYM mit Probellum zusammengearbeitet, aber scheinbar ist das nicht mehr der Fall. In Kanada wird der Kampf auf RDS2 laufen. Mehr Informationen habe ich leider dazu nicht. Im Hauptkampf gibt es eine Titelvereinigung. Und formulieren wir es so. Es würde mich nicht wundern, wenn das vielleicht die beste Paarung in dieser Woche sein sollte.
Ende Juli kürte sich Clavel zur Weltmeisterin in der Version der WBC. Eine tapfere Yesenia Gomez konnte technisch gegen Clavel nicht standhalten. In Kanada ist Clavel eine große Nummer, die Stimmung in der Halle damals prächtig. Nun soll also der nächste Streich erfolgen, die Titelvereinigung. Plata ist auf Boxrec die Nummer 1 im starken Halbfliegengewicht der Damen. Neben Plata und Clavel haben wir dort noch so Namen wie Valle oder Bermudez stehen. Das ist in der Spitze eine sehr gute Gewichtsklasse, und an der Spitze steht eben Plata. Sie ist seit 2017 ungeschlagen, hat schon reihenweise sehr gute Siege einfahren können. Das wird eine sehr schwere Aufgabe für Clavel werden. Ich erwarte einen sehenswerten und starken Kampf, der auf Augenhöhe geführt wird. Clavel hat natürlich das Heimspiel, dürfte somit auf den Punktkarten solide Chancen aufweisen, aber die Mexikanerin wird zum Gewinnen kommen. Clavel hat wohl die bessere boxerische Ausbildung, da sie eben eine sehr gute Amateurboxerin war. Das hat Plata in diesem Sinne nicht, dafür hat die 4-Jahre jüngere Mexikanerin deutlich mehr Profierfahrung. Auf diesen Kampf kann man sich also wirklich freuen."
Die Undercard
Mazlum Akdeniz (17-0) vs. Cristian Bielma (19-4-2) Superleichtgewicht: Akdeniz war ein guter Amateur und befindet sich noch im Aufbau. Zuletzt hat er zwei stärkere Mexikaner kämpfen dürfen. Gegen Erick Encinia kam jedoch nur eine SD herum. Ursprünglich sollte Akdeniz gegen jemand anderes kämpfen im Dezember, die Ansetzung gefiel mir soweit auch ordentlich, nun stellt Bielma aber eher einen Rückschritt dar. Gute Siege findet man kaum, dafür einige Niederlagen – zugegebenermaßen auch bei stärkerer Gegnerschaft. Diese stärkere Gegnerschaft stellt Akdeniz jedoch auch dar. Was etwas für Bielma spricht, er hat ursprünglich einen wirklich guten Amateurbackground vorzuweisen. Grundsätzlich sollte er also boxen können. Ob das aber reichen wird, fraglich.
Samstag, den 14.01.2023
Ryota Toyoshima (16-2-1) vs. Jin Sasaki (13-1-1) Weltergewicht
Eine Veranstaltung von „Teiken Promotions“, gekämpft wird in der legendären „Korakuen Hall“ von Tokio, Japan. Übertragen wird es auf gtasu (G+). Für mich ist die Korakuen Hall so etwas wie das Mekka im Boxen. Bei Teiken kann man wohl behaupten, dass es sich hierbei um den größten Promoter des Landes handelt. Nun veranstaltet man das Event im Zuge der „Dynamic Glove 620“, kann es überzeugen?
Auf dem Papier nicht wirklich. Es handelt sich wohl um eine kleinere b-card. Das bedeutet aber nicht, dass das Event als Ganzes enttäuschen muss. Viel dreht sich eben um das entsprechende Matchmaking. Toyoshima habe ich noch nie gesehen. Er ist seit 2017 ungeschlagen, hat seitdem auch einige gute Siege eingefahren. Er scheint technisch nicht schlecht zu sein. Auf Boxrec in den Top 50 des starken Weltergewichts angekommen, zudem bei der WBO auf Platz 11 gerankt. Schlecht liest sich das nicht, aber wie viel upside da noch vorhanden ist? Vielleicht nicht mehr wahnsinnig viel. Aber da spekuliere ich natürlich ziemlich ins Leere gerade. Von Sasaki sah ich hingegen schon etwas, beispielsweise seinen letzten Kampf. Der lief im November auf Abema, da hat er einen armen Thailänder ziemlich verdroschen. Absolutes mismatch, besonders viele Erkenntnisse konnte man daraus nicht ziehen. Wenn wir es dennoch versuchen wollen. Sasaki ist jung, hat einen starken handspeed sowie einiges wohl an Power. Nun hat er schon zwei Kämpfe in seiner jüngeren Karriere nicht gewonnen, da findet sich u.a. eine Niederlage gegen den starken Andy Hiraoka. Mit 20 Jahren kann so ein 12-Runden Kampf auch zu früh kommen. Sicherlich wird er nützliche Erfahrungen gesammelt haben um gegen Toyoshima besser zu bestehen. Insgesamt also eine spannende Paarung, wo beide Boxer gute Siegeschancen aufweisen. Toyoshima ist der erfahrene Mann auf dem höheren Niveau, hat in den letzten Jahren einige gute Siege eingefahren. Auf der anderen Seite hat man mit Sasaki ein spannendes prospect, welches über Power auch verfügt. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Kampf ziemlich abliefern wird. Bei der Undercard erwartet man das jedoch eher nicht.
Die Undercard
Yudai Yakabu (4-2) vs. Da Won Gang (5-1-1) Superleichtgewicht: Yakabu ist genau nach meinem Geschmack. 6 Kämpfe, 4 Siege, 2 Niederlagen – sämtliche Kämpfe gingen nicht über die Runden. Das scheint also ein unterhaltsamer Junge zu sein. Zuletzt hat er einen 1-0 Mann gestoppt, das war der erste Gegner mit einer positiven Kampfbilanz… den Yakabu erfolgreich bewingen konnte. Nun könnte mit Da Wong Gang direkt der nächste erfolgen. Jener ist Südkoreaner und hat sich 2x erfolglos um die nationale Meisterschaft bemüht. Schwer einzuschätzen, ist mal bei einen dieser Versuche in der ersten Runde gestoppt worden. Vermutlich wird Yakubu auch gute Chancen haben einen vorzeitigen Sieg einzufahren. Die restliche Undercard ist von der gebotenen Qualität nicht besser.
Efe Ajagba (16-1) vs. Stephan Shaw (18-0) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Top Rank“, gekämpft wird im „Turning Stone Resort & Casino“ von New York, USA. In den Staaten wird es natürlich auf ESPN laufen, in Deutschland war Fite ein konstanter Übertragungspartner, zuletzt jedoch nicht mehr. Es ist folglich nicht ausgeschlossen, dass wir keinerlei legale Bezugsmöglichkeit in Deutschland vorfinden werden. Kleiner Ratschlag von meiner Seite. Die Polen von TVP-Sport werden das Event kostenlos streamen, ein polnischer VPN ist die Voraussetzung dazu. Wir haben tatsächlich einen schwergewichtigen doubleheader, wodurch dieses kommende Event im Forum sicherlich Anklang finden dürfte. Gewisse Problematiken gab es im Vorfeld zu dem Event jedoch schon.
Die Problematik war die, dass ursprünglich Oscar Rivas gegen Ajagba den Hauptkampf bestreiten sollte. Rivas hat Augenprobleme, dort stand ein Karriereende im Raum, nun die Rolle rückwärts. Den ursprünglichen Kampf gegen Ajagba wird es jedoch nicht mehr geben. Nun hat man Shaw aus dem co-mainevent hochgezogen. Er dürfte einigen nicht wirklich ein Begriff sein, zumindest weniger als Ajagba. Dieser wurde ja von Top Rank/ESPN als gefährliche KO-Maschine gehyped, blieb aber zuletzt doch unter den Erwartungen. Ich sah seinen Kampf damals gegen Demirezen, wo man schon bemerkt hat, dass er sich schwertut und eventuell den Sprung in die absolute Weltspitze nicht vollziehen kann. Im Oktober 2021 wurde das dann offenkundig, als er gegen Frank Sanchez überhaupt kein Land gesehen hat. Das war technisch einfach eine andere Liga. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass Ajagba eher ein Puncher ist, der Gegner braucht, die nicht nur vermeiden. Sanchez war wohl vom matchup sehr negativ, gegen andere Boxer könnte der Nigerianer zumindest besser ausschauen. Rivas wäre mit seiner offensiven Herangehensweise eventuell ein passender Gegner geworden, das fällt nun flach. Von Shaw hingegen sah ich seinen letzten Kampf im November gegen Rydell Booker. Ich schrieb auch was dazu in der Vorschau. Das lief auf Fite für 20 $ und war eine ganz müde Nummer. Shaw überlegen, Booker wollte nur überleben. Man kann Shaw da auch nicht viele Vorwürfe machen, er hat jede Runde dominiert, aber der Kampf war nicht schön anzusehen. Übrigens hat Booker im Nachgang noch einen 13-0 Mann spektakulär in der ersten Runde gestoppt. So ungefährlich ist der Mann nicht. Ansonsten hat er vor Jahren einmal Jonathan Rice über die Punkte bezwungen sowie Joey Dawejko in der achten Runde gestoppt. Das sind so die besten Resultate von Shaw wodurch man merkt, dass er noch nicht wirklich die starken Gegner vor die Fäuste gesetzt bekommen hat. Der Lou DiBella-Schützling wird sich also steigern müssen, ich halte das aber für durchaus möglich. Shaw hat eine gute Defensive, ist kein schlechter Techniker. Ajagba wird sicherlich aggressiv boxen, was aber nicht zwangsläufig zu guten Treffern führen muss. Ich erwarte jetzt keinen hochklassigen Kampf, aber eine spannende Nummer. Hier sollten beide Boxer Siegeschancen vorzuweisen haben, obschon Ajagba hier die a-side natürlich ist. Kommen wir zum Co-Mainevent, dort geht es schwergewichtig und interessant weiter.
Die Undercard
Guido Vianello (10-0-1) vs. Jonathan Rice (15-6-1) Schwergewicht: Hier das angesprochene Co-Mainevent. Ebenfalls auf dem Papier eine spannende Angelegenheit. Vianello war ein ziemlich guter Amateur, wodurch er auch bei Top Rank in den USA unter Vertrag steht. Der Italiener ist ein echter Modellathlet, erinnert mich von der Statur etwas an Wladimir Klitschko. Sein offenkundiges Problem scheint jedoch zu sein, dass er nicht so gut boxen kann wie Wladimir. Ich sah Vianello nun 3x bislang, nie konnte er mich überzeugen. Zuletzt war das der Fall im Oktober auf einer OPI Since 82-Veranstaltung in Rom, wo er gegen Jay McFarlane, einen Top 250 Mann, über die Runden ging. Eine ernüchternde Leistung als homecoming, obschon McFarlane wirklich tough war. Rice hingegen kommt aus zwei exzellenten Siegen Michael Polite Coffie. Beim ersten Aufeinandertreffen sollte Coffie, ein PBC-Mann, ursprünglich den Hauptkampf gegen jemand anderes bestreiten, das fiel kurzfristig aus. So wurde Rice als Ersatzgegner bestimmt, konnte prompt Coffie ausknocken. Im rematch hatte ebenfalls Coffie keine Chance. Rice sah gegen den statischen Coffie echt gut aus, dürfte sich aktuell im peak seiner Profikarriere befinden. Nun wird Vianello aber kein statischer und kleiner Boxer sein, sondern ein sehr gut ausgebildeter 1,98m großer Mann. Dafür hat er bei den Profis aber nicht überzeugen können. Interessante Ansetzung also, wo man nicht direkt einen Sieger bestimmen kann.
Adam Lopez (16-3) vs. Abraham Nova (21-1) Superfedergewicht: Lopez habe ich noch nicht häufig kämpfen sehen. Zuletzt wohl im Juni 2021 gegen Isaac Dogboe. Das war ein enger Kampf, den Lopez knapp nach Punkten nicht erhalten hat. Grundsätzlich also keine schlechte Leistung. Im Dezember hat er gegen Stephen Fulton schon eine knappe MD-Niederlage hinnehmen müssen. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Lopez hier etwas unter dem Radar fällt. Nova hingegen war ein guter Amateur und hat eine erfolgsversprechende Profikarriere gestartet. Im letzten Kampf gab es ein Stallduell gegen Robeisy Ramirez, welches er krachend verloren hat. Das war ein wirklich mächtiger KO von Ramirez. Nun würde ich durch diese Niederlage das Können von Nova nicht niederschreiben wollen, jedoch ist der Fakt gegeben, dass Nova aus einer sehr harten KO-Niederlage kommt. Da hätte man eventuell einen Aufbaukampf noch einbauen können – nun geht es also direkt weiter mit der nächsten schweren Aufgabe. Scheinbar traut man bei Top Rank-Nova nicht mehr viel zu. Insgesamt also auch eine durchaus interessante Paarung.
Rohan Polanco (8-0) vs. Julian Smith (6-1) Weltergewicht: Auf der weiteren Undercard sind noch ein paar Prospect-Duelle vertreten, ich picke mir diese Ansetzung heraus. Polanco war ein echt guter Amateur, ist mit 24 Jahren auch noch ziemlich jung. Bei den olympischen Spielen von Tokio ist er jedoch hinter den Erwartungen geblieben, nun also der volle Fokus auf die Profikarriere. Ein paar solide Siege finden sich dort schon, so ist er die Nummer 58 im Superleichtgewicht auf Boxrec. Jetzt wird der Sprung in das Weltergewicht vollzogen, als Gegner hat man Smith ausgewählt. Dieser war national betrachtet ein sehr solider Amateur, der Background ist somit stimmig. Bei den Profis hat er einen Kampf gegen den Kubaner Raynel Mederos nach Punkten verloren. Im letzten Kampf jedoch hat er das ungeschlagene Prospect Alfredo Escarcega bezwungen. Ich erwarte jetzt nicht, dass Polanco straucheln wird, jedoch ist Smith als Gegner wohl ganz okay.
Da haben wir also eine durchaus interessante Veranstaltung von Top Rank. Das ist so ein Satz, den ich praktisch nie verwende, aber hier kann man das durchaus mal anwenden. Sicherlich ist man weit davon entfernt irgendwelche Weltmeisterschaftskämpfe zu zeigen. Das erkennt man ja alleine daran, dass mit Ajagba jemand der Hauptkämpfe ist, der höchstens das Potenzial für die Top 20 im Schwergewicht hat, wenn überhaupt. Aber wenn man auf schwergewichtige Kämpfe der zweiten und dritten Reihe steht, der wird hier fündig.