Ostern steht vor der Tür, dennoch erwartet uns ebenfalls eine üppige Woche voller Boxen. Zumindest kann man das von den USA behaupten, die anderen Länder und Kontinente tun sich kaum auf. Dennoch erwartet uns vermutlich der beste Samstag des aktuellen Jahres. Der Schwerpunkt liegt auf den "kleineren Gewichtsklassen".
Im Detail haben wir eine neue Probox-Ausgabe aus Mexiko am Mittwoch. Am Donnerstag schickt Golden Boy eine kleine Card in den Ring. Am Freitag begrüßen uns die Schweizer von Swiss Pro Boxing mit der "Boxen statt Theater"-Veranstaltung. Der Tag wird mit einer ShoBox-Veranstaltung auf Showtime abgerundet.
Der Samstag wird dann überragend. Am Morgen beginnt der gewaltige Japan-Amazon Epos, welcher überaus empfehlenswert erscheint. Sicherlich das Event der Woche.
In der Nacht bleibt das Niveau konstant hoch. Die PBC schickt ihre zweite Veranstaltung in der Woche auf Showtime los. Neben einer starken Main-Card haben wir auch die Schwergewichte Frank Sanchez und Chris Arreola enthalten.
Ebenfalls schwergewichtig geht es bei Top Rank zur Sache. Im Leichtgewichts-Debüt von Shakur Stevenson treffen wir auf die Schwergewichte Jared Anderson, Luis Arias und Damian Knyba.
Dazu möchte auch Matchroom noch etwas veranstalten. Jesse Rodriguez beschreitet den Hauptkampf. Das sind 3 Premium-Events gleichzeitig!
Mittwoch, den 05.04.2023
Carlos Sanchez Valadez (23-1) vs. Alexander Duran (21-0) Superleichtgewicht
Wieder ein zweiter Mittwoch, wieder eine neue Ausgabe von Probox! Diesmal befinden wir uns im schönen Mexiko (City). Die mexikanischen Veranstaltungen werden von "Marquez Boxing Promotions" realisiert. Wie immer könnt ihr euch das kostenlos auf Youtube anschauen oder auch im Abo auf Probox selbst. Die letzte Veranstaltung war etwas kurz, was auch am Ausfall des Hauptkampfes lag. Wie sieht es bei der neuesten Ausgabe aus?
Leider sieht es ebenfalls so aus. Mir sind drei Kämpfe bekannt, die jeweils über 10, 8 und 6 Runden gehen sollen. Besonders viel Content verspricht das nicht zu werden, aber der Reihe nach. Der Hauptkampf sieht soweit ziemlich ansprechend aus. Sanchez bringt eine annähernd 80%ige KO-Quote mit. Die Gegnerwahl war aber dementsprechend auch schwächer. Im März musste er seine erste Profiniederlage hinnehmen. Dort wurde er in Runde 3 von Pedro Campa gestoppt, der im Nachgang Teofimo Lopez herausfordern durfte. Sicherlich war das ein starker Mann, aber für höhere Ambitionen seitens Sanchez war das natürlich ein ziemlicher Rückschlag. Rückschläge musste Duran bei seiner Profikarriere noch nicht hinnehmen. Sein Kampfrekord ist bislang ohne Rückschläge geblieben. Die meisten Gegner waren schwächer. Er hat gegen Adrian Estella aber schon einen wirklich guten Sieg im Jahr 2018 erzielt. Ich würde hier Duran gute Chancen einräumen, da er ein guter Techniker zu sein scheint. Sanchez wird aber mit dem Heimpublikum sicherlich die Wirkungstreffer erzielen wollen. Zudem war er auch ein ziemlich ordentlicher Amateur. Ein guter Hauptkampf, der auf beiden Seiten enden kann.
Jose Angel Napoles (14-1-2) vs. Eduardo Martinez Martinez (10-1) im Superleichtgewicht: Die genaue Gewichtsklasse kann ich nicht bestimmen. Es sollte wohl das Superleichtgewicht sein. Beides sind junge Boxer (24 und 22). Beide sagen mir nicht viel. Napoles hat schon gegen einige gute Namen gekämpft und den Großteil dieser Kämpfe auch gewonnen. Das waren zumeist enge Kämpfe, so auch seine einzige Niederlage gegen den Probox-Schützling Misael Cabrera Urias via SD. Martinez hat solch eine Vita nicht. Sein Kampfrekord ist ziemlich leer, dennoch findet sich schon einen MD-Sieg und eine Niederlage. Boxrec listet Napoles auf Platz 66 und Martinez auf Platz 309. Vom Gefühl her sollte Napoles das hier natürlich komfortabel machen.
Dann sind wir auch schon fast durch. Es sollen noch zwei lokale Männer einen Kampf bestreiten. Beide sind fernab jeglicher Relevanz. Es könnte vielleicht ein munterer Kampf werden, aber Spitzenniveau ist das sicherlich nicht. Ich kann nicht behaupten, dass man sich diese Veranstaltung unbedingt anschauen muss. Auf der anderen Seite ist sie kostenlos, zudem schaut der Hauptkampf wirklich ordentlich aus. Viel falsch machen kann man als Zuschauer bei dieser Konstellation einfach nicht.
Donnerstag, den 06.04.2023
Angel Acosta (23-3) vs. Angelino Cordova (17-0-1) Fliegengewicht
Eine Veranstaltung von "Golden Boy Promotions", gekämpft wird im "Fantasy Springs Casino" in Indio, USA. Diese Veranstaltung läuft auf DAZN, vermutlich aber auch auf Youtube. Diese kleine Donnerstagsserie lief zumindest immer kostenlos auf Youtube. Im Grunde haben wir also einen tollen Referenzwert für die obige kostenlose Probox-Veranstaltung. Was bekommt ein großer Promoter mit DAZN im Rücken kostenlos auf die Beine gestellt?
Tendenziell sogar etwas weniger als bei Probox. Der Hauptkampf liest sich durchaus ganz okay. Acosta ist ein starker Mann und hat zusätzlich mächtig viel Schlagkraft. Der Ex-Weltermeister blickt auf starke vergangene Tage zurück und sucht nun seine Chance erneut, um um die WM zu kämpfen. Könnte man zumindest so denken, aber Golden Boy steckt Acosta nun schon zum zweiten Mal an einem Donnerstag in den Ring. Der erste Donnerstagskampf war so eine Art Tiefpunkt für Golden Boy, wo Acosta in einem Mismatch Janiel Rivera innerhalb von 1 Minute und 19 Sekunden gestoppt hat. Immerhin verspricht Cordova deutlich länger durchzuhalten. Ich sah seinen letzten Kampf, dort hat er ein Co-Mainevent gegen Axel Aragon Vega auf Probox gewonnen. Das war so ziemlich das schlechteste Urteil des Jahres 2022. Ein Kampf, der klar bei Vega war... wurde dann ziemlich klar bei Cordova gesehen, ganz komische Nummer. Nun hat Cordova zwar den Kampf auf dem Papier gewonnen, aber die Realität schaut eher so aus, dass er ein ziemlich schlagbarer Mann zu sein scheint. Von daher rechne ich Cordova auch nicht viele Chancen gegen Acosta ein.
Zur Undercard würde ich zwar gerne etwas schreiben, aber ich wüsste nicht was? Das sind alles so Prelims-Aufbaukämpfe. Das müssen am Ende nicht schlechte Kämpfe werden, aber Relevanz sieht anders aus.
Freitag, den 07.04.2023
Angelo Pena (6-0) vs. Edgar Espinosa Vargas (7-4) Superfedergewicht
Eine Veranstaltung von „Swiss Pro Boxing“, gekämpft wird im Stadttheater von Bern, Schweiz. Boxen statt Theater, so wird das Event beworben. Eine Übertragung sollte es ebenfalls geben. Blue Sport (5) ist der Übertragungspartner in der Schweiz. International könnte es eventuell auf Fite laufen – oder vielleicht auch auf Youtube? Man wird sehen müssen. Und man kann sagen, ein besseres Event in Europa gibt es in dieser Woche nicht.
Wir haben noch etwas Russisches, aber das kommt imho an diese Qualität hier nicht heran. Pena ist ein hochgeschätzter Mann in der Schweiz. Er war ein guter Amateur, kann jene Leistungen auch in den Profibereich übertragen. Nach 6 soliden Erfolgen und einer Top-100-Platzierung möchte man nun bei der Gegnerwahl etwas mutiger werden. Das tut man nun auch. Espinosa ist keine Laufkundschaft. Der 22-jährige Mexikaner bringt Punch mit, dazu auch einige enge Niederlagen gegen starke Leute. Beispielsweise sah ich seinen Kampf im UFC Fight Pass gegen Armando Ramirez Almanza. Das war komplett auf Augenhöhe, zudem auch sehr gut anschaubar. Der junge Mexikaner kann wirklich kämpfen, Pena muss hier also beweisen, dass er technisch wirklich eine Nummer darüber ist, ansonsten wird das ein ungemütlicher Abend. Für Schweizer Verhältnisse ist das ein ziemlich guter Hauptkampf.
Alfred Kqira (8-1) vs. Steve Suppan (13-1-1) Weltergewicht: Kqira hat einen wackeligen Rekord. Eine Niederlage steht zu Buche gegen einen 8-18-6 Mann, im Anschluss finden sich noch gegen schwächere Gegner MD- und SD-Siege. Das mutet nicht gerade souverän an. Bei Suppan ist es nicht zwingend groß anders, aber er hat auch die leicht besseren Gegner wohl herausgefordert. Vom Gefühl her würde ich den Niederländer etwas vorne sehen. Gute und spannende Ansetzung zweier Boxer, die sich auf Augenhöhe begegnen könnten. Eventuell mit leichten Vorteilen bei der b-side.
Auf der weiteren Undercard haben wir mit Christopher Mouafo ein starkes Talent im Weltergewicht, welches um den nationalen Titel kämpfen wird. Zudem wird die hübsche Laura Wollenman einen Kampf bestreiten, die Gegnerin dürfte vom Niveau in Ordnung sein. Vielleicht hätte der Card noch ein weiterer Kampf mehr gutgetan, aber die gebotene Qualität ist vollkommen ausreichend.
Shinard Bunch (20-1-1) vs. Bryan Flores (23-0-1) Superleichtgewicht
Hier haben wir die neueste Ausgabe der beliebten ShoBox-Serie. Gekämpft wird im "Cache Creek Casino" in Brooks, USA. Das erfolgt in Kooperation mit "Sampson Boxing". Zu sehen ist die neueste Ausgabe selbstverständlich auf Showtime. Leider ist der Hauptkampf zwischen Neri Romero und Jose Nunez ausgefallen. Nun wird das Co-Mainevent aufrücken und man hat für die Main-Card noch einen Ersatz herausgesucht.
Solche Faktoren sind immer negativ, aber ich glaube, dass wir auch weiterhin drei starke Kämpfe auf Showtime sehen werden. Das jetzige Mainevent liest sich ja auch ziemlich gut. Bunch ist noch 23 Jahre jung, hat zu Anfang seiner Karriere eine Niederlage hinnehmen müssen gegen Paul Kroll. Seitdem gab es einige Siege gegen überwiegend sehr schwache Gegner. Im letzten Kampf konnte er immerhin den erfahrenen Henry Lundy bezwingen, was so ziemlich sein bester Karriereerfolg darstellt. Viel ist das nicht, von daher könnte hier einiges für Flores gehen. Er hat überwiegend in Mexiko gekämpft, seinen letzten Kampf sah ich auch. Das war im Dezember auf einer ESPN-KnockOut-Veranstaltung gegen Placido Ramirez, da hat er einen überdeutlichen Punktsieg eingefahren. Schlecht erschien mir Flores zumindest nicht zu sein. Bunch wird etwas physisch stärker erscheinen, hinter seinen boxerischen Fähigkeiten stehen aber Fragezeichen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Flores jene beantworten wird. Guter Kampf.
Die Undercard
Jahyae Brown (13-0) vs. Guido Emmanuel Schramm (15-1-1) Superweltergewicht: Das ist der kurzfristige Ersatzkampf für die Maincard. Brown ist noch ungeschlagen, sagt mir nichts. Sein Kampfrekord ist dementsprechend auch ziemlich leer. Schramm ist Argentinier, hat gegen den Georgier Nikoloz Sekhniashvili schon einen guten Sieg gefeiert. Im Nachgang gab es in Argentinien eine etwas überraschende Niederlage. Man wird sich überraschen lassen müssen, auf dem Papier ist das aber eine spannende Ansetzung.
Raul Garcia (12-0) vs. Robert Terry (9-0) Superweltergewicht: Garcia scheint ein Puncher zu sein, 10 seiner 12 Siege waren vorzeitig. Er hat seine Karriere in der Dominikanischen Republik verbracht, viel kann man dazu nicht schreiben. Terry ist schon 29, hat eine solide Amateurkarriere hinter sich. Scheint mir eher ein Techniker zu sein, er wird es aber sicherlich nicht einfach haben. Ich glaube, Garcia sollte das machen, aber das Resultat erleben wir dann am Freitag.
Insgesamt ist das nun keine weltbewegende Veranstaltung. Auf der anderen Seite liefert ShoBox seit zahlreichen Jahren ziemlich konstant ab. Die übertragende Card ist sicherlich auf dem Papier nicht schlecht. 45-1-1 treffen kumuliert auf 47-1-2. Viel ausgeglichener geht es eigentlich nicht. Von daher gebe ich hier wie immer die Empfehlung ab, obschon der Hauptkampf vielleicht etwas zäh zu werden verspricht.
Samstag, den 08.04.2023
Kenshiro Teraji (20-1) vs. Anthony Olascuaga (5-0) Halbfliegengewicht
Eine Veranstaltung von „Teiken Promotions“, gekämpft wird in der neuen „Ariake Arena“ von Tokio, Japan. Diese wurde eigens für die Olympischen Spiele in Tokio gebaut. Amazon überträgt das Event in Japan, ESPN wird das Event in (Süd)Amerika übertragen, eventuell tut sich DAZN noch für Europa auf, mal schauen. Es würde sich wirklich lohnen, denn wir haben hier vermutlich das Event der Woche! Kurze Information: Der eigentliche Hauptkampf lautet Tenshin Nasukawa (Debüt) vs. Yuki Yonaha (12-4-1). Nasukawa versucht sich bei den Profis und ist ein großer Kickboxstar oder so. Sein Gegner ist immerhin in den Top 100 und kann gut was vertragen. In Japan ist das eine große Nummer. Wir belassen es hierbei und schauen uns somit die Undercard an.
Teraji kommt aus seinem größten Karriereerfolg. Im November konnte er einen Vereinigungskampf gegen seinen Landsmann Hiroto Kyoguchi überzeugend gewinnen. In 7 dominanten Runden stoppte er Kyoguchi und ist nun die Nummer 1 in seiner Gewichtsklasse. Mit dieser beeindruckenden Performance ist Teraji sogar ein P4P-Kandidat, das Halbfliegengewicht ist diesbezüglich aber sicherlich etwas unterrepräsentiert. Der Japaner ist auf den Geschmack gekommen und strebte nun einen weiteren Vereinigungskampf gegen Jonathan Gonzalez an. Daraus wurde nun kurzfristig nichts, weil Gonzalez absagen musste. Rein sportlich betrachtet ist das natürlich ein herber Schlag. Auf der anderen Seite ist Gonzalez nicht gerade der aufregendste Boxer, ein Ausfall seiner Person schmerzt somit nur bedingt. Als kurzfristigen Ersatzgegner hat man Olascuaga herausgeholt. Er ist die Nummer 2 der WBA und 12 der WBO, allerdings im Fliegengewicht. Folglich steigt er für diesen Big-Fight nun ab. Ich sah seine letzten beiden Kämpfe auf ESPN Knockout. Da hat er einen soliden Eindruck hinterlassen. Der Sprung zu Teraji ist natürlich nun ein gewaltiger, aber mal schauen. Das hier ist seine ganz große Chance. Viel zu verlieren hat er auch nicht. Dennoch sollte man sich keine Illusionen machen, Teraji ist sicherlich der ganz große Favorit.
Die Undercard
Takuma Inoue (17-1) vs. Liborio Solis (35-6-1) Bantamgewicht: Hier haben wir einen Kampf um den vakanten WBA-Titel. Takuma ist der Bruder von Naoya Inoue, leider hört es da schon auf mit den Parallelen. Was Takuma etwas abgeht, ist sicherlich der Punch. Davon hat der Bruder ja gewaltig viel. Im November 2019 hat er einen Kampf um die WBC-WM gegen Nordine Oubaali verloren. Da war Inoue ziemlich chancenlos, und es erschien so, dass er für die ganz großen Aufgaben eher nicht zu haben ist. Nach einigen guten Siegen bekommt er nun aber seine zweite WM-Chance, dieses Mal bei der WBA. Und sein Gegner erscheint mir auch durchaus schlagbar zu sein: Solis ist nämlich schon über 40 Jahre alt. Er blickt auf eine starke Karriere zurück, insbesondere im Superfliegengewicht. In Japan hat er dort 2 WM-Gürtel gewonnen. Die Erfahrungen sind also durchaus positiv. In den letzten Jahren kämpfte Solis aber überwiegend gegen sehr schwache Gegner. Es ist fraglich, was er noch im Tank hat. Und was genau es sein wird, das sehen wir am Samstag.
Kiko Martinez (44-11-2) vs. Reiya Abe (24-3-1) Federgewicht: Hier haben wir den spanischen Veteranen Martinez. Seit etlichen Jahren ist er in der Weltspitze aktiv, man kriegt ihn einfach nicht klein. Der Puncher hat es vor einigen Monaten wieder unter Beweis gestellt, wo er in UK Jordan Gill stoppen konnte. Genialer Typ! 2014 kämpfte er mal um den IBF-Titel in Japan. Dort konnte er ebenfalls einen vorzeitigen Sieg erzielen, nun 9 Jahre später erneut? Das möchte Abe sicherlich zu verhindern wissen. Er kommt aus zwei wirklich starken Siegen, wo er einen Verbandstitel und die japanische Meisterschaft gesichert hat. Ich habe Abe wohl noch nie kämpfen sehen, von daher kann ich auch nicht viel mehr dazu schreiben. Er ist die Nummer 7 der WBO – und was noch spannender ist, die Nummer 3 der IBF. Die Nummer 2 ist Martinez, die 1 ist aktuell nicht bestimmt. Dieser Kampf könnte ein Final Eliminator sozusagen sein, oder zumindest der Kampf um den ersten Platz bei der IBF. Abe scheint gute Nehmerqualitäten zu verfügen. Das könnte ein wichtiger Faktor gegen Martinez werden. Spannender Kampf!
Jin Sasaki (14-1-1) vs. Keita Obara (26-4-1) Weltergewicht: Hier haben wir den heimlichen Star auf der Card versteckt. Es treten zwei aufregende Puncher gegeneinander an, die nicht zwingend das beste Kinn vorweisen. Eine Konstellation, die großartig zu werden verspricht. Bei Sasaki sind 14 seiner 16 Kämpfe vorzeitig zu Ende gegangen. Obara kommt auf 26 vorzeitige Kämpfe bei glorreichen 31 Versuchen. Was soll da schon schiefgehen?! Sasakis letzten Kampf sah ich im Januar auf G+, wo er einen überragenden Erstrunden-KO gegen Ryota Toyoshima ausgepackt hat. Er wird mit dem Rückenwind dieses Erfolgs sicherlich leicht favorisiert in den Kampf hineingehen. Obara ist jedoch der erfahrene Mann, der auch schon in Weltmeisterschaftskämpfen zuvor stand. Eine spannende Nummer, bei der ein KO eigentlich schon fast garantiert ist.
Dann sind wir durch mit dem Epos. Der eigentliche Hauptkampf ist, wie oben beschrieben, nicht einmal angeführt. Eine großartige Card, hoffentlich landet sie noch auf DAZN in Europa. Das wäre wirklich mal eine Card, die man dort zeigen müsste.
Sebastian Fundora (20-0-1) vs. Brian Mendoza (21-2) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung der PBC, gekämpft wird im „Dignity Health Sports Park“ in Carson, USA. Das wird es dort auf Showtime zu sehen geben, ist folglich die zweite Show an diesem Wochenende. In Deutschland könnte Fite ein potenzieller Übertragungspartner werden. Alternativ sogar kostenlos auf Youtube? Das gab es zuletzt auch schon. Hoffentlich findet sich diesbezüglich etwas. Im Hauptkampf steht mit „The Towering Inferno“ eine echte Attraktion.
Über einen längeren Zeitraum war man skeptisch, wie man Fundora so einschätzen soll. Dieser viel zu große und dünne Mann, das sah etwas gewöhnungsbedürftig, teilweise aus. Doch er hat seine Kritiker zum Schweigen gebracht, mit zahlreichen starken Leistungen. Insbesondere der Lubin-Erfolg um die Interims-WM war sein großer Moment. Fundora hat mächtig viel Reichweite, nutzt diese aber nur bedingt aus, denn sein Naturell ist der Infight. Das mag rein taktisch betrachtet nicht sonderlich smart erscheinen, für den Zuschauer ist das aber eine feine Sache. Im letzten Kampf gegen Ocampo hat er sich dann aber taktisch auch etwas gesteigert. Nicht mehr jede Hand mit dem Giraffenkopf gestoppt, auch mit der Führhand viel gearbeitet. Folglich war das nicht gerade der aufregendste Kampf von Fundora, aber gewissermaßen vielleicht ein wichtiger. Actionfighter haben zurzeit eine kurze „Halbwertzeit“, wenn man eine gute und lange Karriere haben möchte, dann muss man sich auch etwas anpassen. Nun folgt mit Mendoza weiterhin kein großer Name, aber man sollte diesen nicht unterschätzen. Er kommt aus einem wirklich guten Erfolg gegen Jeison Rosario, wo er extrem viele und harte Powerpunches abgeladen hat. Ziemlich harter Typ, der seine KO-Chance immer suchen wird. Findet er sie auch gegen Fundora? Vollkommen ausgeschlossen ist das sicherlich nicht, obschon er hier als klarer Außenseiter in den Kampf gehen sollte.
Die Undercard
Brandun Lee (27-0) vs. Pedro Campa (34-2-1) Superleichtgewicht: Lee gilt als starkes Prospect, ich habe ihn schon einige Male auf den Prelims kämpfen sehen. Besonders überzeugend empfand ich ihn dort jeweils nicht, dennoch hat er schon 2-3 wirklich solide Siege eingefahren, wodurch er in den Top 20 auf Boxrec gelistet ist. Für einen 23-Jährigen liest sich das wirklich gut. Nun bekommt er endlich einen größeren Kampf auf Showtime. Campa ist ein guter Mann, hat in Mexiko wirklich gute Kämpfe gezeigt. Man kennt ihn am ehesten aus seiner vorzeitigen Niederlage gegen Teofimo Lopez auf ESPN. Das war am Ende nicht ganz sein Niveau, aber jenes Niveau wird sicherlich auch Lee (noch) nicht haben. Von daher ist hier deutlich mehr drin für Campa, er wird sicherlich zum Gewinnen kommen. Ich finde die Ansetzung ganz interessant.
Luis Reynaldo Nunez (18-0) vs. Christian Olivo Barreda (20-0-1) Federgewicht: Nunez boxt zum vierten Mal nun auf Showtime. Ich habe seine 3 vorherigen Kämpfe gesehen, darunter 2 ShoBox-Auftritte. Dort ist er mir als ziemlich beweglicher Mann mit Punch aufgefallen, der aber kein Actionfighter ist. Erinnerte mich manchmal etwas an die kubanische Boxschule. Im Kampf gegen Jonathan Fierro hat er sich aber offensiver präsentiert, das war durchaus eine gute Leistung. Nun bekommt er es mit Barreda zu tun, einem jungen Mexikaner, der mir nichts sagt. Er hat noch nie außerhalb Mexikos gekämpft, ist somit eine ziemliche Wundertüte. Er hat aber schon ein paar gute Erfolge gegen ungeschlagene Männer gefeiert. Auf Boxrec trifft die Nummer 32 auf die 44. Ich glaube, das dürfte ganz gut passen zwischen den beiden.
Dann sind wir mit der Main-Card durch, auf der weiteren Undercard ist noch viel geboten. Der sehr starke Amateur Gabriel Maestre wird gegen den Exweltmeister Devon Alexander kämpfen. Gabriela Fundora, die Schwester vom Hauptkämpfer, steht in einem ordentlichen Kampf. Und besonders wichtig für das Forum: Die Schwergewichtshits Frank Sanchez und Chris Arreola stehen in Mismatches!
Viel ist also geboten, die Card ist auch komplett anständig. Es mangelt da sicherlich vielleicht der ganz große Hauptkampf, an diesem Wochenende wird diese Card wohl eher untergehen.
Shakur Stevenson (19-0) vs. Shuichiro Yoshino (16-0) Leichtgewicht
Eine Veranstaltung von "Top Rank", gekämpft wird im "Prudential Center" in Newark, USA. In den Staaten wird es auf ESPN laufen, in Deutschland scheint keine Übertragung garantiert zu sein. Ich empfehle hier Mola.tv im italienischen VPN, die bislang alle Top Rank-Veranstaltungen kostenlos angeboten haben. Und die kommende Veranstaltung ist durchaus sehenswert. Wir haben neben interessanten Schwergewichten auch das Gewichtsklassendebüt eines potentiellen P4P-Mannes.
Die Rede ist natürlich von Stevenson, der im Superfedergewicht alles mühelos abgeräumt hat. Das war teilweise so dominant, dass es wiederum ziemlich langweilig für den Zuschauer erschien. Er wollte ursprünglich die Titel vereinigen, das wollte Bob Arum jedoch nicht, wodurch wir nun Stevenson im Leichtgewicht begrüßen dürfen. Das ist eine bedeutend interessantere Variante, denn das Leichtgewicht ist aktuell extrem heiß! Zum heißen Eisen in der Gewichtsklasse zählt Yoshino international zwar nicht, aber den Japaner darf man nicht unterschätzen. Ich sah seine letzten beiden Kämpfe, da hat er einen starken Eindruck hinterlassen. Yoshino ist kein Edeltechniker, dafür sehr tough und schlagstark. Wenn er im Infight arbeiten kann, dann schaut das auch wirklich gut aus. Physisch hat Yoshino hier klare Vorteile, aber kann er sie auch ausspielen? Stevenson hat so ziemlich die beste Defensive aktuell im Boxen, das ist seine ganz große Stärke. Der wird gewiss nicht einfach vor Yoshino stehen bleiben. Es ist durchaus denkbar, dass Stevenson solche Geschwindigkeitsvorteile besitzt, dass Yoshino kaum zum Zuge kommt. Ob der Japaner wirklich dieses technische Level verfügt, das muss sich zeigen. Dennoch ist das durchaus ein guter Kampf. Stevenson versucht sich in einer neuen Gewichtsklasse, hat sich dafür auch einen starken Gegner ausgesucht. In Anbetracht dieser Konstellation finde ich Yoshino wirklich nicht schlecht.
Die Undercard
Jared Anderson (13-0) vs. George Arias (18-0) Schwergewicht: Wir haben hier ein Duell zweier ungeschlagener Schwergewichte. Auf Boxrec trifft hier die Nummer 31 auf die 32, besser gematcht kann es in der Theorie nicht sein. Die Realität sieht aber so aus, dass selbstverständlich Anderson hier als klarer Favorit in den Ring steigt. Es gibt viele Hypes im Sport, die meisten davon verpuffen mit der Zeit. Bei Anderson habe ich das Gefühl nicht, er scheint mir "the real deal" zu sein. Selbstverständlich gibt es noch einige Fragezeichen, Arias soll welche davon entziffern. Ich habe mal ein Video gesehen, wo er mit Mike Tyson verglichen wurde, was ziemlich lächerlich erschien. Er hat halt diese Meidbewegungen im Oberkörper, aber das war's dann schon. Ich empfand seine Kämpfe überwiegend als sehr langweilig, weil er eben auch keine sonderlich hohe Workrate besitzt. Zudem verfügt er nicht wirklich über einen Punch, wodurch ich mir kaum vorstellen kann, dass Anderson hier große Probleme bekommen wird.
Keyshawn Davis (7-0) vs. Anthony Yigit (26-2-1) Leichtgewicht: Davis ist ein Top-Prospect, der im Amateurbereich die absolute Elite darstellte. Er hat in Tokio die Silbermedaille gewonnen, nun soll es bei den Profis ebenfalls richtig erfolgreich verlaufen. Er wurde behutsam aufgebaut, die Gegnerwahl war dementsprechend "schlagbar". Nun wartet der erste renommierte Boxer mit Yigit. Er war bei Sauerland früher unter Vertrag, hat beispielsweise 2017 den starken Spanier Sandor Martin um die Europameisterschaft bezwungen. Im späteren Verlauf nahm er bei der WBSS teil, dort schwoll jedoch ein Auge stark an, wodurch er den Kampf verlor. Yigit verlor nur gegen wirklich starke Männer, von daher ist das durchaus ein guter Test für Davis. Auf der anderen Seite war der Schwede nicht sonderlich aktiv in den letzten Jahren. Man wird sehen müssen, was er noch so im Tank hat.
Damian Knyba (10-0) vs. Curtis Harper (14-8) Schwergewicht: Hier haben wir das polnische Schwergewichts-Prospect Knyba, der im Dezember sein Top Rank-Debüt gegeben hat. Der über 2 Meter große Knyba ist mir sehr geläufig, ich habe seine letzten 7 Kämpfe allesamt gesehen. Dort ist er mir als solider Mann erschienen, das Besondere war dort imho eher nicht zu erkennen. Top Rank sieht das anders, nun wird man sehen müssen. Knyba hat eine gute Workrate für seine Statur, Punch und Kondition sind jedoch ausbaufähig. Als Gegner wurde nun Harper angesetzt. Ein Mann, der bestens bekannt sein sollte. Zuletzt hat er auf einer PPV-Card gegen Jalolov verloren, das war nicht ganz sein Niveau. Davor hat er aber auf Probox den Deutschen Christian Thun bezwungen. Thun ist ebenfalls über 2 Meter, war auch eine Schwergewichtshoffnung hier, hatte gegen Harper aber keine Chance. Ich würde Knyba irgendwo zwischen Jalolov und Thun einschätzen, von daher kann das ein ordentlicher Kampf werden.
Auf der weiteren Undercard ist noch ein Superweltergewichtsduell zwischen Troy Isley und Roy Barringer enthalten. Ich finde die Card in Ordnung. Es ist sicherlich keine Topcard, aber ich sah auch schon Schlechteres von Top Rank.
Jesse Rodriguez (17-0) vs. Cristian Gonzalez Hernandez (15-1) Fliegengewicht
Eine Veranstaltung von "Matchroom Boxing", gekämpft wird im "Boeing Center at Tech Port" in San Antonio, USA. Diese Veranstaltung wird es im DAZN-Abo zu sehen geben. Ich habe lange überlegt, wie ich die drei Ami-Veranstaltungen sortieren soll. Ich gehe immer chronologisch vor. Beispielsweise erfolgen asiatische Events, danach kommt, was in Europa und zum Abschluss in (Latein-)Amerika. Wenn nun, wie in diesem Fall, drei starke Events zeitgleich laufen, dann versuche ich, ihre Qualität entsprechend einzusortieren, damit das stärkste Event zum Schluss kommt. Ich schreibe das deshalb, weil der Hauptkampf nicht sonderlich groß klingt, wir aber zumindest zwei Weltmeisterschaftskämpfe erhalten.
Einer davon ist dieser hier. Rodriguez wird bei DAZN extrem gepusht, das durchaus auch zu Recht. Zu stark waren seine Leistungen gegen Cuadras und Rungvisai. Im letzten Kampf endete der Höhenflug etwas. Er hat sich ziemlich abgemüht gegen einen starken Israel Gonzalez. Das hätte man sich im Vorfeld so vielleicht auch nicht gedacht. Wenn solche Kämpfe dem Lernprozess dienlich erscheinen, dann ist es super – wenn man jedoch auf dem Niveau stagniert, dann wird es schwer mit der internationalen Superkarriere. Bei der Gegnerwahl hat man sich nun etwas vorsichtiger gezeigt. Hernandez bekommt die Gelegenheit, um den WBO-Titel zu kämpfen. Mir sagt er überhaupt nichts. Absolute Wundertüte für mich, ich kann da nicht viel mehr dazu sagen. Im Normalfall sollte das Rodriguez hier klären, aber vor den Kämpfen ist nicht nach den Kämpfen, wir wissen es nicht.
Die Undercard
Murodjon Akhmadaliev (11-0) vs. Marlon Tapales (36-3) Superbantamgewicht: Der heimliche Hauptkampf dürfte diese Paarung darstellen. Hier geht es um beide Weltmeisterschaftsgürtel von Akhmadaliev. Der Usbeke war ein toller Amateur und hat in den letzten Kämpfen auch überragende Siege erzielt. Seine Überlegenheit endet auch häufiger in KOs, was eine attraktive Kombination darstellt. Tapales hingegen war im Bantamgewicht eine feste Größe. Im Superbantamgewicht tut er sich noch schwer. Gegen Ryosuke Iwasa wurde er gestoppt. Im Nachgang hat er dann aber gegen Hiroaki Teshigawara einen starken KO-Sieg feiern können. Übrigens hat Akhmadaliev jenen Iwasa in Runde 5 gestoppt. Wenn man sich um diesen Quervergleich bemüht, dann ist das eine ganz klare Nummer. Zum Glück zählen Quervergleiche im Boxen nur bedingt. Akhmadaliev wird als Titelverteidiger natürlich der Favorit sein, dennoch erwartet uns hier ein gutes Duell.
Raymond Ford (13-0-1) vs. Jessie Magdaleno (29-1) Federgewicht: Ford war ein starker Amateur und gilt als Top-Prospect, doch der Sprung zu den Profis verlief nicht immer reibungslos. Sein Problem war, dass er in den Kämpfen schlichtweg langweilig aussah. Im letzten Kampf konnte er jedoch einen alten und schwachen Sakaria Lukas besiegen. Es war schön zu sehen, wie Ford mutiger agierte, aber Lukas war sichtlich nicht mehr auf der Höhe seines Schaffens. Nun wartet Fords erste große Aufgabe: der Ex-Weltmeister Magdaleno. Im November 2016 hatte dieser seinen großen Auftritt, als er die Legende Nonito Donaire besiegte. Seine Regentschaft dauerte jedoch nicht lange, denn Dogboe folgte und fügte ihm eine brutale Niederlage zu. Magdaleno, der eigentlich ziemlich offensiv stark erscheint, wurde vom noch offensiveren Dogboe aufgefressen. Seitdem wurde es ruhiger um Magdaleno, seine Kämpfe waren unbedeutend und teilweise auch nicht überzeugend. Nun also mal wieder ein großer Kampf: Kann er an seine früheren Leistungen anknüpfen? Oder geht sein Weg eher in Richtung b-side für Prospects? Wir werden es sehen.
Thomas Mattice (20-3-1) vs. Ramiro Cesena (16-0-1) im Superfedergewicht: Hier haben wir noch ein Duell zwischen der Nummer 41 und 37 auf Boxrec. Das liest sich wirklich gut. Mattice ist bei Matchroom und sollte durchaus auch ein Begriff sein. Er kommt aus einem guten Erfolg gegen Christian Tapia. Nun soll es weiter vorangehen, der kommende Gegner lautet Cesena. Er ist ein junger Mexikaner und ziemlich unbeschrieben. Er scheint den Manager Flavio Oleaga Mirabal zu haben. Der Hamburger war bei Universum, nun ist er bei den Düsseldorfern von Legacy. Das begründet auch Cesenas Einsatz in Dubai, wo er den starken Bekman Soylybayev bezwingen konnte. Caroline Pütz hatte es damals 78-76, also muss es exakt so gewesen sein. Am Ende ist Cesena eine ziemliche Wundertüte, man wird sehen müssen, wie er sich schlägt. Das ist natürlich kein Duell auf Weltklasse-Niveau, könnte aber eine spannende Nummer der zweiten/dritten Reihe werden.
Auf der weiteren Undercard wird noch Israil Madrimov kämpfen, aber der Gegner scheint nicht so spannend zu sein. Insgesamt also wirklich eine starke Card, obschon man nicht wirklich weiß, was man vom Hauptkampf halten soll. Beruhigend ist zu sehen, dass Matchroom zumindest in den USA noch auf Qualität setzt. Im Kerngeschäft UK... ist dies ja nicht mehr zwingend der Fall.
Das waren die hochklassigsten Events in dieser Woche. Meine Frage lautet wie immer: Was ist Euer Event der Woche? Stimmt gerne ab und begründet die Entscheidung gerne. Liegt es ausschließlich am besseren Hauptkampf oder ist das Gesamtevent mit der Undercard überzeugender?
Zudem möchte ich gerne erfahren, ob ihr Interesse an dem Bern-Event am Freitag habt.