Eine fantastische Woche voller Boxen steht uns bevor. Der Schwerpunkt liegt sicherlich am Samstag in UK, wo wir den stärksten UK-Samstag des Jahres erleben werden. Alle großen Promoter (Matchroom, Queensberry, Boxxer) veranstalten nicht nur, sie schicken sogar jeweils Weltmeisterschaftskämpfe ins Rennen. Absurd hohe Qualität also, die leider parallel etwas untergehen droht.
Auf DAZN ist viel geboten. Wir haben gleich 4 Veranstaltungen in der Vorschau. Neben Matchroom gibt es auch eine nationale Veranstaltung mit Tyron Zeuge und Firat Arslan. Zudem erfolgt die erste Ausgabe der neuen Prospect-Show am Freitag von Jake Paul! Golden Boy ist ebenfalls dabei und bietet einen Weltmeisterschaftskampf auf der Undercard im Minimumgewicht.
In Australien haben wir am Mittwoch ein PPV-Event mit Joseph Parker im Hauptkampf. Am Samstag gibt es außerdem noch einen Weltmeisterschaftskampf im Schwergewicht der Damen in Neuseeland.
Nebenbei haben wir noch ein dänisches Event auf Pluto.tv. Die Woche wird am Sonntag abgerundet mit einem französischen Hauptkampf, bei dem der Berliner Sven Elbir sich einer sehr großen Herausforderung stellen wird.
Let´s gooo!
Mittwoch, den 24.05.2023
Austragungsort: „Margaret Court Arena“ in Melbourne, Australien
Ausrichter: No Limit Boxing
Übertragung: PPV Skysport Neuseeland
Joseph Parker (31-3) #11 vs. Faiga Opelu (15-3-2) #56 Schwergewicht: No Limit Boxing meldet sich standesgemäß mit einer PPV-Card zurück. Stolze 60 australische Dollar verlangen sie, das sind umgerechnet ca. 37 Euro. In der restlichen Welt wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht sehen, auf Sky Neuseeland könnt ihr es jedoch im VPN buchen. Joseph Parker kehrt zu seinem Kontinent zurück. Er ist ein Mann, der seit etlichen Jahren in den Top 15 des Schwergewichts schwimmt, den ganz großen Sprung an die Spitze vollzieht er aber wohl nicht mehr. Umso passender, dass es nun um den Commonwealth-Titel gehen wird. Opelu hat Ende März um den vakanten Titel gegen Kris Terzievski gekämpft, ich habe mir extra ein PPV dafür geholt und der Kampf musste nach 3 Runden abgebrochen werden. Nun erhält Opelu seine zweite Chance, aber der Gegner mit Parker ist nun um ein Vielfaches stärker. Der Samoaner hat eine gute Schlagkraft, ist aber selbst nicht unerschütterlich. So konnten beispielsweise Justis Huni und Lucas "Big Daddy" Browne ihn stoppen. Die Erwartungshaltung bei Parker dürfte also eine ähnliche sein.
Nikita Tszyu (5-0) #70 vs. Benjamin Bomber (5-0) #903 Superweltergewicht: Der kleine Tszyu darf natürlich nicht fehlen. Bislang schlägt er sich gegen zumeist überforderte Gegner ziemlich souverän. Die sind überwiegend ungeschlagen, haben aber selbst nicht mehr Erfahrung vorzuweisen als Tszyu. Bei Bomber ist es derselbe Fall. 4 Jahre jünger, sein Rekord ist noch ziemlich leer, er wird natürlich nicht als Favorit in den Kampf gehen. Ich habe seine letzten beiden Kämpfe gesehen, da schlug er sich solide. Im letzten Kampf gegen Ankush Hooda hatte ich es Unentschieden. Ich kann mir vorstellen, dass der Kampf ziemlich flott wird, Tszyu sollte das natürlich gewinnen. In der Zukunft wünsche ich mir dann vielleicht etwas erfahrenere Gegner für Nikita.
Jayde Mitchell (21-2) #69 vs. Max Reeves (7-0-1) #221 Supermittelgewicht: Mitchell war durchaus ein Mann von erweiterter internationaler Klasse. Im Februar 2020 verlor er dann etwas überraschend gegen den späteren Sturm-Bezwinger Istvan Szili. Seitdem gab es nur noch einen Kampf, der war auch mäßig überzeugend mit einer MD. Mitchell ist 37 Jahre alt, war zuletzt auch nicht sonderlich aktiv, seine beste Zeit scheint rum zu sein. Reeves hingegen ist erst am Anfang jener Karriere mit 22 Jahren. Er verfügt über einen soliden Amateurbackground und einen ziemlich leeren Kampfrekord. Das ist nun seine Chance, sich für Höheres zu empfehlen. Kann er die Hürde über den erfahrenen Mitchell nehmen? Das ist durchaus eine brauchbare Ansetzung.
Auf der weiteren Undercard boxt noch Ben Horn. Er ist ein lustiger Actionfighter, hat aber 4 Niederlagen am Stück. Nun stellt man die ungeschlagene Nummer 30 der Gewichtsklasse hin, das kann nichts werden. Insgesamt keine besonders starke PPV-Card, ich schlug dennoch mal zu.
Freitag, den 26.05.2023
Austragungsort: „Royal Arena“ in Kopenhagen, Dänemark
Ausrichter: Team Palle
Übertragung: Pluto.tv
Oliver Meng (10-0) #107 vs. Khalil El Harraz (15-3-1) #294 Superweltergewicht: Hier haben wir die Danish Fight Night. Promoter-Legende Mogens Palle ist im vergangenen Jahr verstorben, nun hat das "Team Palle" die Geschicke übernommen. Als Übertragungspartner wurde Pluto.tv gewonnen, die sich auch in Deutschland breit aufstellen. Ich habe zuletzt versucht, dort Kampfsport zu schauen, das gelang überhaupt nicht, eine ganz eigenartige Seite. Vielleicht bedarf es eines dänischen VPN, um das entsprechende Event kostenlos zu schauen. Im Hauptkampf steht der junge Meng. Er blickt auf eine sehr lange Amateurkarriere zurück, bei den Profis ist er noch ungeschlagen und möchte in die erweiterte Weltspitze eindringen. Wird er womöglich der nächste Mikkel Kessler? Die Hoffnung besteht da sicherlich durchgehend in Dänemark. Als Gegner hat man den Italiener Harraz verpflichtet, der im deutschsprachigen Raum bestens bekannt ist. Er verlor knapp in Österreich gegen Marcos Nader, da gingen 2x 94-96 in die Wertungen ein. Gegen den zukünftigen Weltmeister Vincenzo Gualtieri hatte er keine Chance, gegen Jack Culcay lieferte er im Nachgang aber einen starken Kampf ab. Harraz ist ein ernstzunehmender Gegner, dem es aber an Schlagkraft mangelt. Das ist eine ordentliche Ansetzung.
Jacob Porsgaard (6-0) #264 vs. Luca Di Loreto (4-1-1) #362 Supermittelgewicht: Porsgaard ist ein weiteres dänisches Talent im Supermittelgewicht. Sein Kampfrekord ist aber noch sehr leer, da stehen bislang nur Siege über Männer mit negativen Kampfrekorden. Das ändert sich nun. Di Loreto ist ebenfalls ein Italiener und hat neulich auswärts ein Unentschieden in Belgien geholt, was sich nicht schlecht liest. Er musste gegen den fähigen Ervis Lala eine Punktniederlage hinnehmen. Schlecht scheint mir Di Loreto jetzt nicht zu sein, das ist eine solide Aufgabe für ein Talent.
Auf der weiteren Undercard kämpft die Weltklasseboxerin Sarah Mahfoud gegen eine Italienerin. Diesen Kampf sollte sie gewinnen. Zudem boxt der dänische Amateurmeister Hamza Hussein im Cruisergewicht gegen den Neuling Thorbjorn Boudigaard, der aber auch einen Amateurhintergrund vorweisen kann. Insgesamt also keine so schlechte Card, wenn man das irgendwie kostenlos auf Pluto.tv zum Laufen bekommt, dann ist es sicherlich empfehlenswert.
Austragungsort: „Caribe Royale“ in Orlando, USA
Ausrichter: Jake Paul mit Most Valuable Promotions
Übertragung: DAZN
Ashton Sylve (8-0) #171 vs. Angel Rebollar (6-2) #159 Leichtgewicht: Hier haben wir die erste Prospect-Show von Jake Paul in Kooperation mit Boxlab. Eine spannende Geschichte, so eine Prospect-Show wie ShoBox auf DAZN wäre sicherlich gut. Zudem könnte sich Jake Paul auch mehr als Promoter betätigen, was bei seiner Reichweite interessant erscheint. Vielleicht wird er in Zukunft einfach als Promoter verbleiben, abwarten. In der ersten Ausgabe darf Sylve den Hauptkampf bestreiten, was auch wenig verwunderlich erscheint. Der 19-Jährige gilt als großes Talent und hat bislang auch mühelos jeden Gegner stoppen können. Mit Rebollar wartet ebenfalls ein 19-Jähriger auf seine Chance. Er war ein wirklich guter Amateur, bei den Profis musste er sich als b-side herumschlagen und hat so 2 Niederlagen bei Top Rank kassiert, die aber durchaus knapp waren. Rebollar scheint mir ein durchaus fähiger Boxer zu sein, aber ob er den besonders talentierten Sylve beschäftigen kann, bleibt natürlich fraglich.
Kevin Hayler Brown (2-0) #313 vs. Julian Smith (6-1) #173 Superleichtgewicht: Brown war ein hervorragender Amateur in Kuba und konnte dort u.a. auch die nationale Meisterschaft gegen Roniel Iglesias gewinnen. Wie bei den meisten Kubanern läuft natürlich die biologische Uhr im Hintergrund, mit 29 Jahren ist da nicht sonderlich viel Spielraum für eine längere Aufbauphase. Brown konnte bereits 2 vorzeitige Siege bei Boxlab-Veranstaltungen einfahren, nun soll der dritte folgen. Smith war ein solider Amateur auf nationaler Ebene und schlägt sich auch bei den Profis gut. Im letzten Kampf konnte er überraschend Alfredo Escarcega bezwingen, der ein wirklich guter Amateur war. Smith sollte man folglich nicht unterschätzen, aber Brown wird hier sicherlich unter Beweis stellen wollen, wer der sehr starke Amateur war.
Lorenzo Medina (6-0) #348 vs. Andrey Mangushev (7-0) #78 Schwergewicht: Hier haben wir noch ein interessantes Schwergewichtsduell. Medina war bereits Bestandteil der früheren Vorschau. Er wurde 2021 nationaler Jugendamateurmeister in den USA, was sich sehr spannend liest. Bei den Profis hat er zuletzt zweimal auf Probox gekämpft. Der 18-Jährige hat harte Hände und gilt als interessantes Talent, mit 1,88 m gehört er jedoch zu den kleineren Schwergewichtlern. Mangushev ist über 2 Meter groß und immerhin in den Top 80 auf Boxrec, das liest sich für mich alles sehr dubios. Er bestritt seinen letzten Kampf ebenfalls auf Probox, aber diesen konnte man nicht sehen, weil er auf der Undercard war. Dort hat er einen starken Usbeken bezwungen, der zuvor jedoch im Mittelgewicht gekämpft hat. Tja, so holt er sich wohl seine Boxrec-Punkte. Einen Quervergleich gibt es: Medina hat im letzten Kampf Milton Nunez innerhalb von 2 Runden gestoppt, Mangushev ging im Januar 2021 mit jenem Nunez über die Runden. Ich sehe Medina hier als Favoriten, die 2 Meter sind aber physisch nicht uninteressant bei Mangushev.
Der Weg einer Prospect-Show ist richtig und interessant auf DAZN – die gebotene Qualität kommt aber nicht ansatzweise an das ShoBox-Format auf Showtime heran. So ehrlich muss man sein, aber vielleicht steigert man sich mit der Zeit etwas.
Samstag, den 27.05.2023
Austragungsort: „Eventfinda Stadium“ in Auckland, Neuseeland
Ausrichter: Red Line Combat Academy
Übertragung: Fite
Lani Daniels (7-2-2) #2 vs. Alrie Meleisea (6-1-1) #3 Schwergewicht: Diese Veranstaltung soll neben Sky Neuseeland auch auf Fite landen, bislang ist aber davon noch nichts zu sehen. Und im Hauptkampf geht es um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht! Mehr geht nicht, das verlangt das Forum. Man kann es nicht steigern. Beide Damen haben noch nie einen Knockout in ihrer Karriere erzielt, aber nun könnte es soweit sein, denn es geht um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht! Es ist übrigens auch eine Premiere, denn die IBF hat zuvor noch nie die Weltmeisterschaft im Schwergewicht bei den Damen ausgetragen. Historie wird geschrieben. Nebenbei soll es sich um den sechsten WM-Kampf der Geschichte in Neuseeland handeln. Seid also dabei, wenn diese beiden Schwergewichte in die Annalen dieser einzig wahren Gewichtsklasse eintauchen.
Michael Helg (4-0) #472 vs. Ricaia Warren (2-0) #364 Halbschwergewicht: Die Undercard ist dann nicht mehr ganz so weltmeisterlich. Ich nehme diese Paarung noch auf. Beide verfügen über einen Amateurhintergrund, wobei der von Warren fundierter ist. Bei den Profis sind sie jeweils noch ungeschlagen, die Gegnerschaft war aber ausbaufähig. Helg ist Heimboxer, wird aber für diesen Kampf in der Gewichtsklasse aufsteigen. Spätestens nach diesem Detail sollte Warren doch hier als Favoritin gesetzt sein.
Die gebotene Qualität ist im Grunde auch egal, es geht hier um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht, nur das zählt ja bekanntlich.
Austragungsort: „Helios Arena“ in Villingen-Schwenningen, Deutschland
Ausrichter: Fides Sports
Übertragung: DAZN
Tyron Zeuge (25-1-1) #90 vs. Ondrej Budera (18-30-2) #262 Halbschwergewicht: Deutschland geht in eine neue Runde auf DAZN. Bislang gab es zwei Veranstaltungen von Rainer Gottwald zu sehen, die eher mäßig angenommen wurden. Nun versucht sich die neue Promotion Fides Sports aus Magdeburg, die eigentlich Tom Schwarz im Hauptkampf haben wollten – DAZN lehnte jedoch den Frauenschläger aus moralischen Gründen ab. Das ist zwar vollkommen legitim – aber man wünschte sich, dass sie ebenso sportliche Kriterien mal anwenden würden, denn jeder Hauptkampf war bislang nicht ausreichend. Bei dieser Veranstaltung kenne ich nicht einmal den Hauptkampf, was schon wieder eine Glanzleistung ist. Ich nehme nun Tyron Zeuge dafür, denn er ist der größte Name. Der ehemalige WBA Regular Titelträger hat zuletzt im Februar nach einer längeren Pause erfolgreich sein Comeback gegeben. Da schien Zeuge durchaus noch etwas im Tank zu haben. Budera habe ich schon häufiger gesehen, er ist definitiv ein solider Mann. Zuletzt hat er jedoch meistens verloren, das erscheint mir dann doch etwas zu schwach in Bezug auf die Gegnerwahl für Zeuge. Eine lahme Ansetzung.
Ilias Kallouch (9-2) #414 vs. Robin Zamora (19-21) #273 Superleichtgewicht: Kallouch ist ein Schützling von Mo Weber und gehört somit dem Felix Sturm-Lager an. Er ist ein junges Prospect, sicherlich kein Übertalent, aber ein ehrlicher Arbeiter. Seine letzte Niederlage im vergangenen Jahr habe ich in Monza gesehen gegen den Monegassen Hugo Micallef. Dort lieferte er eine couragierte Leistung, bekam den Kampf dann aber knapp nicht zugesprochen. Auf Seiten von Weber und Co. gab es dann Empörung. Ich habe den Kampf live gescort und konnte das Urteil aber schon nachvollziehen, in Italien genügt das dann leider nicht ganz. Dennoch war das eine vielversprechende Leistung, nun möchte er sich weiter einen Namen machen. Von Zamora habe ich auch die letzten Kämpfe gesehen, die waren teilweise echt gut. In Tschechien hat er gegen den Kasachen Daulet Daukenov gekämpft und wurde am Ende verschaukelt. Neulich kämpfte er bei Frank Warren, ging dort aber in Runde 1 KO. Zamora ist jemand, der auch gerne nach vorne geht und harte Kämpfe liefert. Das ist auf dem Papier ein gutes Matchup, weil sich beide Boxer ähnlich sehen. Ich erwarte einen guten Infight und viele Schlagabtausche.
Auf der weiteren Undercard wird Firat Arslan dabei sein! Die letzten Gegner von Arslan waren allesamt sehr schwach, daran ändert man nicht viel. Das deutsche Schwergewicht Daniel Ditz ist ebenfalls dabei, aber der Gegner ist so bodenlos schlecht, dass es schon eine Frechheit ist. Insgesamt ist diese Veranstaltung einfach sehr langweilig. Ich möchte auch nationales Boxen auf DAZN sehen, aber naja, mit solchen Cards holt man keinen hervor. Die Qualität ist so gering, Wahnsinn. Nebenbei läuft auf DAZN noch eine Matchroom-Card, wer denkt sich das aus? Das würde kostenlos auf Youtube kaum Zuschauer haben, das ist die Wahrheit.
Austragungsort: „The SSE Arena“ in Belfast, Nordirland
Ausrichter: u.a. Queensberry Promotions
Übertragung: BT-Sport | Mola.tv im italienischen VPN vermutlich
Luis Alberto Lopez (27-2) #6 vs. Michael Conlan (18-1) #18 Federgewicht: Das Event hat sicherlich keine deutsche Übertragung, daher würde ich für 4 € auf Mola.tv zurückgreifen, da sie es normalerweise im Abonnement haben sollten. Im Hauptkampf geht es um die Weltmeisterschaft in der IBF-Version. Lopez konnte sich den Titel im Dezember auf Matchroom/DAZN gegen Warrington sichern. Nun verteidigt er direkt bei der Konkurrenz. Lopez zeigte eine gute Leistung gegen Warrington, die Scorecards waren meiner Meinung nach zu knapp, er hat definitiv klarer gewonnen. Conlan stand im FOTY 2022 gegen Leigh Wood, war dort auf der Siegerstraße und ist in der letzten Runde noch spektakulär KO gegangen. Inzwischen ist über ein Jahr vergangen und Conlan möchte natürlich nun auch mit spektakulären Siegen im Gedächtnis bleiben. Ein spannender Kampf auf sämtlichen Ebenen. Conlan ist die klare a-side und physisch stärker, dafür ist Lopez der Titelträger und eventuell sogar leicht über Conlan anzusiedeln, was aber auswärts nicht viel zu bedeuten hat. Hier kann alles passieren.
Anthony Cacace (20-1) #7 vs. Damian Wrzesinski (26-2-2) #52 Superfedergewicht: Cacace ist ebenfalls Nordire und verteidigt hier seinen IBO-Titel. Diesen gewann er auf der Undercard von Joyce vs. Parker im September des vergangenen Jahres gegen den Italiener Michael Magnesi. Der Sieg war durchaus gerechtfertigt, Cacace hat seine physischen Vorteile gut in Szene gesetzt. Wrzesinskis letzten Kampf habe ich ebenfalls gesehen, das war der Hauptkampf einer TVP-Sport Veranstaltung im Oktober. Dort hat er um den Continental-Titel der IBO Artjoms Ramlavs bezwungen. Ursprünglich wurde Ramlavs als Sieger ausgerufen, dann fing man 5 Minuten später an, das Urteil neu zu verlesen und den Polen als Sieger zu ermitteln. Ramlavs wollte den Titel nicht abgeben und der polnische Promoter wurde handgreiflich, es war schrecklich. Wrzesinski lieferte einen harten Kampf ab, war aber selbst am Boden. Er ist durchaus ein solider Mann, ich sehe ihn hier jedoch eher nicht gewinnen. Aber nun gut, das ist seine große Chance.
Nick Ball (17-0) #27 vs. Ludumo Lamati (21-0-1) #31 Federgewicht: Ein spannender Kampf. Hierbei geht es um den WBC Silver-Titel. Ball ist ein kleiner Wirbelwind, er misst nicht einmal 1,60 m, was für die Gewichtsklasse ziemlich gering ist. In letzter Zeit hat er begonnen, sich als kleiner Puncher zu beweisen, er hat seine letzten 4 Kämpfe alle vorzeitig gewonnen, stark! Lamati misst über 15 cm mehr, was schon beachtlich ist. Er hatte eine sehr erfolgreiche Zeit im Superbantamgewicht und war dort unter anderem IBO-Titelträger. Nun versucht er sich im Federgewicht, seinen letzten Kampf habe ich auf ESPN Africa Boxing gesehen, dort holte er einen mühelosen Sieg gegen Mark Anthony Geraldo. Lamati kann wohl ganz gut im Rückwärtsgang boxen, das dürfte nicht so einfach für Ball werden. Sehr interessante Ansetzung, wo Lamati aber auch beweisen muss, dass er außerhalb von Südafrika bestehen kann.
Auf der weiteren Undercard ist noch Leon Bunn-Bezwinger Padraig McCrory enthalten.
Austragungsort: „Manchester Arena“ in Manchester, England
Ausrichter: Matchroom Boxing
Übertragung: DAZN
Mauricio Lara (26-2-1) #2 vs. Leigh Wood (26-3) #5 Federgewicht: Hier haben wir das Rematch um den WBA-Titel. Lara konnte den ersten Kampf durch einen TKO-Erfolg in Runde 7 für sich entscheiden. Man muss allerdings dazu sagen, dass Wood bis dato in Führung lag. Dann wurde er angeklingelt und die Ecke war sehr frühzeitig mit dem Handtuch zur Stelle. Lara ist einer der härtesten Actionfighter, die es aktuell P4P gibt. Bei dem Mann herrscht immer Action, dabei fängt er aber auch immer viel ein. Früher oder später geht er selbst noch hart KO, bis jetzt hat er jedoch seine Gegner immer schlafen gelegt. Die Frage ist, ob Wood es schafft, über 12 Runden so konzentriert zu bleiben, dass er sich von Lara nichts Hartes fängt – nur so kann er den Kampf gewinnen. Für mich ist das nicht ausgeschlossen, Lara wird jedoch als Favorit in das Rematch gehen. Das ist mein Kampf der Woche.
Jack Catterall (26-1) vs. Darragh Foley (22-4-1) #26 Superleichtgewicht: Catterall gibt sein Matchroom-Debüt. Er kommt aus einer Robbery gegen Josh Taylor, dort hätte er undisputed Champion im Superleichtgewicht werden müssen, aber die Punktrichter sahen es mal wieder anders. Man braucht da jetzt nicht groß drum herumzuschreiben, Catterall ist technisch natürlich ein absoluter Topmann. Foley hingegen hatte eine solide Karriere, die mit den letzten Kämpfen an Fahrt gewonnen hat. Im März konnte er Robbie Davies Jr. stoppen, wodurch er sich nun für diesen Kampf empfohlen hat. Dennoch ist die Favoritenrolle klar verteilt, Catterall geht als haushoher Favorit in den Kampf, und daher kann man nicht wirklich behaupten, dass es sich auf dem Papier um ein passendes Co-Mainevent handelt.
Und da sind wir auch schon durch. Es gibt noch einen Kampf um die englische Meisterschaft im Weltergewicht. Jamie Robinson hat in 22 Kämpfen erst einen Gegner mit positivem Kampfrekord bezwungen. Der hatte jedoch mal eine Bilanz von 26-3-3 und verlor danach praktisch jeden Kampf. Seine Bilanz seit August 2019 steht bei 1-35-1, und da konnte Robinson sich im Juli einen Punktsieg ergattern, toll! Campbell Hatton ist ebenfalls auf der Card, wie immer liest sich sein Gegner langweilig. Insgesamt ist das einfach sehr schlecht. Matchroom galt mal als guter Undercard-Lieferant, aber das, was sie seit diesem Jahr in UK fabrizieren, ist wirklich sehr schwach. Wenn ich mir die Konkurrenz bei Queensberry und Boxxer anschaue, die auch immer sehr schwache Undercards haben, bieten sie am Wochenende sogar etwas mehr. Und das kann ja nicht der Anspruch sein, dass man auf Warren-Niveau Undercards für WM-Kämpfe liefert. Das ist traurig.
Austragungsort: „Vitality Stadium“ in Bournemouth, England
Ausrichter: Boxxer
Übertragung: Fite?
Lawrence Okolie (19-0) #1 vs. Chris Billam-Smith (17-1) #11 Cruisergewicht: Hier geht es um die Weltmeisterschaft in der Version WBO. Okolie verteidigt diesen Titel inzwischen zum vierten Mal. Ich schaue mir ja eigentlich alle Kämpfe im Boxen an, selbstverständlich auch die WM-Kämpfe. Den letzten Kampf von Okolie sah ich jedoch nicht. Der Herr ist so unansehnlich, dass ich da schlichtweg keine Motivation aufbringen konnte. Der Kampf war dann offensichtlich schlecht, scheinbar fühlte ich mich bestätigt. Gewinnen ist wichtig im Sport, man muss die Zuschauer aber auch begeistern können, sonst wird das nichts mit einer großen Profikarriere. Billam-Smith kann durchaus die Leute begeistern. Das tut er nicht mit toller Technik oder Klammerorgien, er ist ein ehrlicher Arbeiter, der zahlreiche harte Hände schlägt. Physisch ist er toll aufgestellt, aber technisch schon sehr limitiert für das oberste Regal. Ich kann mir vorstellen, dass der Kampf durch Billam-Smith ansehnlicher wird. Er kann sich sicherlich am Mann behelfen und zur Not Okolie in die Ringseile drücken, usw. Ob er den Kampf aber wirklich für sich entscheiden kann, bleibt fraglich. Er kämpft in seiner Heimatstadt, das könnte ein Faktor werden. Ich sah seine letzten beiden Kämpfe in Bournemouth, die Stimmung dort war so sensationell, das war außergewöhnlich. Vielleicht sehen wir dadurch auch einen außergewöhnlichen Kampf, das wäre wünschenswert.
Mikael Lawal (17-0) #23 vs. Isaac Chamberlain (14-2) #21 Cruisergewicht: Hier geht es um die britische Meisterschaft, Lawal verteidigt diese. Er war mal bei Sauerland unter Vertrag, inzwischen ist er wohl bei Boxxer. Die ganz große Gegnerschaft hatte er noch nicht vor den Fäusten. Gegen den Schweizer Benoit Huber gab es einen Sieg, zuletzt dann um die britische Krone gegen David Jamieson. Solide Namen, aber Chamberlain ist da schon eine Kategorie drüber. Zuletzt hat er sich erfolglos um die Europameisterschaft gegen Hauptkämpfer Billam-Smith versucht. Es war ein guter Kampf, Chamberlain gab alles und steckte viel ein, gewann den Kampf dann am Ende jedoch nicht. Die andere Niederlage erlitt er vor über 5 Jahren gegen den anderen Haupkämpfer, Okolie. Dort ist er auch über die Runden gekommen. Chamberlain kann einiges einstecken und hat schon auf einem sehr guten Niveau gekämpft. Das kann ein spannender Kampf werden, wo Lawal erst beweisen muss, dass er für Höheres berufen ist.
Sam Eggington (33-8) #19 vs. Joe Pigford (20-0) #140 Superweltergewicht: Hier haben wir noch Eggington, einer unserer größten Actionfighter, die es im Boxen gibt. Der Mann ist technisch zwar nicht sonderlich versiert, kann aber FOTYs am Stück generieren. Man denke an die Schlachten gegen "the big cheese" Cheeseman oder Jkitou zurück. Pigford sagt mir nichts, er hat jedoch eine KO-Quote von 95 %, immerhin. Scheint also ein beachtlicher Puncher zu sein, das kann gegen den offenen Eggington interessant werden. Ein Geheimtipp in dieser Woche für mich, Eggington ist ohnehin stets ein must-see.
Insgesamt bietet die Card 3 spannende Kämpfe, das ist also durchaus ordentlich.
Austragungsort: „Fantasy Springs Resort & Casino“ in Indio, USA
Ausrichter: Golden Boy Promotions
Übertragung: DAZN
Alexis Rocha (22-1) #5 vs. Anthony Young (24-2) #57 Weltergewicht: In der neuesten Ausgabe der Oscar de la Hoya-Show darf Rocha einen weiteren Hauptkampf bestreiten. Im Januar sollte er bereits gegen Young kämpfen, aber der Kampf fiel aus. Stattdessen besiegte Rocha George Ashie sehenswert. Es war ein munterer Kampf, technisch nicht überragend, aber mit harten Schlägen auf beiden Seiten. Insgesamt würde ich Rocha als sehr guten Boxer bewerten, aber sicherlich eine Stufe unter dem Elitesegment. Es wurde berichtet, dass ein Kampf gegen Crawford ansteht, aber ich sehe ihn (noch) nicht auf dem gleichen Niveau. Das Niveau von Young sollte Rocha aber definitiv mitbringen. Ich muss gestehen, dass mir Young überhaupt nichts sagt. Er ist seit 2016 ungeschlagen, hat jedoch hauptsächlich gegen schwächere Gegner geboxt und ist inzwischen auch schon 35 Jahre alt. Eine Ausnahme war im Mai 2019, als er den Miguel Cotto-Bezwinger Sadam Ali in der 3. Runde stoppte. Das war sicherlich ein großer Erfolg, aber in seiner über 10-jährigen Profikarriere gibt es nicht viel mehr. Für mich ist das ein Kampf für die Undercard, sicherlich kein Main Event.
Oscar Duarte Jurado (25-1-1) #24 vs. D'Angelo Keyes (17-2) #390 Leichtgewicht: Juardo konnte zuletzt Alex Martin stoppen und damit seinen bisher größten Karriereerfolg erzielen. Das hat ihn nun auch bekannter gemacht. Mit 20 KOs scheint er über eine gute Schlagkraft zu verfügen. Nun wird er als Co-Main Event platziert und bekommt es mit der Nummer 390 im Superfedergewicht, D'Angelo Keyes, zu tun. Das klingt nicht besonders vielversprechend. Keyes sagt mir überhaupt nichts, er war jedoch ein ordentlicher Amateur. Bei den Profis ist er weitgehend unter dem Radar geblieben. Es kann sein, dass er technisch nicht schlecht ist, aber man kann kaum Vorfreude auf dieses Duell entwickeln.
Melvin Jerusalem (20-2) #3 vs. Oscar Collazo (6-0) #9 Minimumgewicht: Dies ist der eigentliche Hauptkampf der Veranstaltung, es geht um die Weltmeisterschaft nach WBO-Version. Es ist schon komisch, dass solch schwache Hauptkämpfe präsentiert werden und die eigentliche Weltmeisterschaft irgendwo auf der Undercard versteckt ist. Jerusalem wurde im Januar Weltmeister, ich habe den Kampf auf Abema gesehen. Er ging als Underdog in den Kampf gegen Masataka Taniguchi, konnte ihn aber überraschend in der 2. Runde stoppen. Das war ein großer Erfolg für Jerusalem, der nun seine erste Titelverteidigung bestreitet. Collazo ist jedoch ein extrem starker Gegner, das muss man anerkennen. Er verfügt über einen sehr renommierten Amateurhintergrund und hat seine Fähigkeiten auch schon im Profibereich gezeigt. Zum Beispiel hat er in seinem letzten Eliminator-Kampf Yudel Reyes in der 5. Runde ausgeknockt. Jerusalem muss also erneut für eine Überraschung sorgen, für mich wäre das sogar noch beeindruckender als gegen Taniguchi. Abgesehen davon ist es eine interessante Ansetzung, die ich nur empfehlen kann.
John Ramirez (11-0) #78 vs. Fernando Diaz (12-3-1) #79 Superfliegengewicht: Das ist der letzte Kampf der maincard, den nehmen wir noch mit. Ramirez durfte vor kurzem bereits einen Hauptkampf bei den Golden Boy-Donnerstag-Shows bestreiten. Er war klar überlegen, konnte seinen Gegner jedoch nicht stoppen. Es war kein Highlight für die Zuschauer. Nun bekommt er einen deutlich stärkeren Gegner. Auf dem Papier scheint es perfekt zu sein (78 vs. 79), aber bei Golden Boy gibt es immer einen Haken. Diaz wurde natürlich eine Gewichtsklasse hochgezogen. Es ist jedoch nicht so dramatisch, das dürfte physisch gut passen. Diaz hat zuletzt 2 Niederlagen gegen stärkere Gegner hinnehmen müssen, er konnte zuvor aber auch ungeschlagene Kämpfer besiegen. Ich glaube, dass dies ein guter Gegner für Ramirez sein wird.
Es werden auch Prelims kostenlos auf Youtube angeboten. Das neue Golden Boy-Signing Eric Priest (9-0, 7 KOs), der von Tom Loeffler abgeworben wurde, wird dort den Headliner bestreiten.
Sonntag, den 28.05.2023
Austragungsort: „Palais des Sports Robert Oubron“ in Creteil, Frankreich
Ausrichter: Y12 Boxing
Übertragung: RMC Sport
Kevin Lele Sadjo (19-0) #28 vs. Sven Elbir (19-1) #56 Supermittelgewicht: Das scheint ein Fernsehkampf zu werden. Ursprünglich sollte Sadjo seinen Europameistertitel gegen De Carolis verteidigen, aber der Kampf scheint geplatzt zu sein. Im Juni wird man sich erneut hinsetzen, um den Kampf zu arrangieren. Der Franzose ist ein aufregender Fighter: sehr offensiv, schlagstark und dynamisch. Nahezu alle Gegner wurden gestoppt, zuletzt auch der Münchener Emre Cukur um die EM. Er hatte keine Chance gegen den starken Sadjo. Sadjo ist aktuell die Nummer 14 der IBF, scheint sich aber nun auch auf die WBO zu konzentrieren. Das ergibt Sinn, denn de Carolis ist dort aktuell die Nummer 15. Sadjo wird also gegen Elbir auch einen WBO-Intercontinental-Kampf bestreiten. Wenn er dann auch noch De Carolis besiegt, ist eine Platzierung in den Top 10 der WBO gesichert. Das ist jedoch noch Zukunftsmusik. Elbir wird hier natürlich auch seine Chance suchen. Der Berliner ist eigentlich eher im Mittelgewicht beheimatet. 2018 musste er eine knappe Punktniederlage gegen Patrick Wojcicki hinnehmen, seitdem ist er ungeschlagen. Die Aktivität war jedoch zuletzt nicht sonderlich hoch. Elbir ist sicherlich ein ordentlicher Mann, aber ob er hier wirklich auf dem Niveau von Sadjo performen kann? Ich denke eher nicht. Aber ich drücke ihm die Daumen, dass er den Kampf seines Lebens bestreiten wird. Aus deutscher Sicht ist es durchaus ein interessanter Hauptkampf.
Zur Undercard ist mir soweit nichts bekannt. Lassen wir das mal so stehen.
Eine hochklassige Woche ist damit beschrieben. Hoffentlich war die Vorschau zumindest halbwegs so hochklassig wie die Events. Besonders der Samstag in UK verspricht eine absurd hohe Qualität. Meine Frage lautet wie immer: Was möchtet ihr Euch anschauen? Habt ihr Interesse an der ersten Jake Paul-Veranstaltung auf DAZN am Freitag? Was werdet ihr am Samstag in UK bevorzugen? Und werdet ihr den Kampf von Elbir am Sonntag in Frankreich verfolgen?