Nö, aber wenn man sich die Indizien anschaut, so muss man doch davon ausgehn, dass großflächig gedopt wird in den meisten Sportarten.
1. Bis jetzt ist doch in doch in jeder Sportart, in der man angefangen hat, gegen Doping vorzugehn, ordentlich Staub aufgewirbelt worden. Letztes Beispiel UFC, da erwischts einen Kämpfer nach dem anderen. Gleichzeitig können genug Kämpfer nicht mehr ihre Leistungen aus Spitzentagen abrufen.
2. Die Kontrollsysteme in den meisten Sportarten sind lachhaft, so auch im Boxen.
3. Nachdem die ARD Dopingkontrollen von den Sauerlandboxern gefortdert hat, sind deren Leistungen doch ein Stück abgefallen im Vergleich zur restlichen Weltspitze.
4. Pickel, Roidrage und sonstige Anzeichen bei Spitzenboxern.
5. Im Boxen wird so schon offensichtlich viel beschissen und jeder Vorteil genutzt, den man kriegen kann. Es geht den meisten Beteiligten klar vorrangig ums Geschäft und nicht um irgendwelche sportlichen Ideale. Wenn die also in vielen Fällen schon offen unfair spielen (Punkturteile, Outmatching, Ringrichter bevorzugen den Heimboxer usw.), warum sollten die dann nicht mit Mittelchen nachhelfen, wenn kaum kontrolliert wird und man das schön im Verborgenen machen kann und im Boxen sogar nur lachhafte Strafen drohen? Ein Toney wird positiv getestet und darf im übernächsten Kampf nichtmal ein Jahr später gleich wieder um die WM ran! Wegen schönen Idealen, die ihnen offensichtlich eh wurscht sind? Das ist doch Bullshit!
6. Wenn mal ne Dopingklinik wie Fuentes auffliegt, dann berichten doch diejenigen, die danach auspacken, dass da Sportler aus allen möglichen Sportarten zu Gange waren. Auch aus Sportarten, wo die Fans immernoch hoch und heilig schwören, dass ihre Lieblinge und ihre Gegner komplett sauber sind und dann noch behaupten, Doping würde nichts bringen in der Sportart, da ja Technik so viel wichtiger wäre...
:laugh: Warum sollte das im Boxen anders sein.
7. Die Situation der Sportler: Die Karrieredauer ist begrenzt, wirklich Kohle macht man nur, wenn man ganz oben angekommen ist und man muss während seiner aktiven Karriere das Leben ganz dem Sport widmen, wenn man was erreichen will. Nebenbei woanders Karriere machen ist nicht. Daraus folgt, dass man als Sportler eben oft darauf angewiesen ist, das Maximum an Kohle aus der aktiven Zeit herauszuholen, da die Perspektiven für danach eben nicht so rosig sind, wenn man nicht genug erwirtschaftet hat, um darauf aufbauen zu können. (Ist natürlich nicht die einzige Motivation, wegen Geld zu dopen.) Nimm noch mit dazu, was ich bei 5. zamgetippt hab, und stell dir nochmal die Frage, warum sie nicht dopen sollten.
8. Was Spitzensportler mit ihrem Körper anstellen ist nichtmehr zwingend so gesund wie als hundsgewöhnlicher 0815-Sesselfurzer mal im Alltag schwimmen oder joggen zu gehn. Da können verbotene Mittelchen oft auch aus medizinischen Gründen Sinn machen zwecks Regeneration etc.
usw
Gleichzeitig bin ich bei Unterstellungen skeptisch, dass es alle machen. Die Indizien lassen vermuten, dass es sehr weit verbreitet ist, aber es gab und gibt auch so komische Spinner, die machen was sie selbst für richtig halten und nicht, was das System ihnen sagt. Ist aber dann halt wohl auch entsprechend schwerer, Fuß zu fassen. Und schliesst Doping selbstlatürnich nicht aus. (Frage: Wo verzerrts den Wettkampf, wenns alle anderen auch machen?)
Leute, die Doping für weit verbreitet halten, pauschal in die Bielefeldanzweiflerecke zu stellen, davon halte ich nichts, da die gesicherte Faktenlage eine ganz andere ist als bei vielen Verschwörungstheorien. Nicht, dass es belegt wäre, dass die alle dopen. Dementsprechend hat für jeden einzelnen Boxer und sonstigen Sportler erstmal die Unschuldsvermutung zu gelten. (halte die öffentliche Beschuldigungskultur für ein Unding. Jeder Bürger mit der Neigung, sofort die vokale Heugabel hervorzuholen um jemanden durchs Dorf zu jagen, oder andere aufgrund weniger Indizien und ohne Wissen über die Zusammenhänge zu diskredieren, sollte froh sein, dass die Justiz zumindest in der Hinsicht nicht so beschissen ist wie er selbst.) Die Annahme, dass im Boxen nicht gedopt wird, ist aber ähnlich naiv, wie zu glauben, dass es im politischen Betrieb keine heimlichen Netzwerke und Absprachen im Hintergrund gibt, von denen wir wenig mitbekommen. Problematisch ist es doch immer nur, wenn Leute versuchen einen Schritt weiter zu gehen und was konkretes zusammenkonstruieren, obwohl die allgemeine Wissenslage dies nicht hergibt. Eine sich an den Indizien orientierende, allgemeine Skepsis ist fast immer und überall angebracht. Und der sagt beim Sport und somit auch beim Boxen, dass da gerne Nachgeholfen wird.
Nachtrag
@desl
Der Radsport hat das engmaschigste Netz aller Sportarten.