Was soll denn "Wert" sonst sein, wenn nicht ein subjektives Konstrukt? Natürlich findet ein Rassist, dass ein Weißer mehr wert ist als andere. Die Frage ist, welche Wertvorstellung wir als Gesellschaft konsensual entwickeln. Und da ist die Vorstellung von der besonderen menschlichen und menschenspezifischen Würde ja gerade entwickelt worden, weil sie eine Differenzierung unter Menschen verhindert und weil gerade diese Differenzierung in der Vergangenheit zu maßlosem Unrecht geführt hat (und immer noch führt).
Natürlich kann sich dieser Wertekanon perspektivisch verändern. Aber dafür, dass man hier "den nächsten Schritt" geht, ist das alles nicht gefestigt genug. Wir haben schon mit der Durchsetzung des Prinzips der allgemeinen Menschengleichheit als Spezies noch immer alle Hände voll zu tun.
Den letzten Punkt finde ich etwas schwach. Jetzt wird es definitiv Off-Topic, aber nur weil wir mit dem Durchsetzungsprinzip der allgemeinen Menschengleichheit noch alle Hände voll zu tun haben, bedeutet das nicht, dass wir andere Probleme nicht angehen können oder sollten. Nach diesem Prinzip könnte man auch sagen, dass die Lösung der Probleme mit Rassismus nicht annähernd so gefestigt ist, dass wir den nächsten Schritt gehen können und über Dinge wie die Verwendung des Begriffes "Zigeunerschnitzel" diskutieren. Halte ich für den falschen Ansatz.
Das sollte sich doch aus meinem Eichmann-Beispiel ergeben.
Ich bin übrigens bei dir: Wir sollten keine Tiere essen, weil Tiere einen besonderen Wert haben und fühlende Wesen sind, die nicht leiden oder vorzeitig sterben sollten. Aber: Das töten, essen, benutzen von Tieren ist aktuell einfach noch eine menschliche Notwendigkeit. Vielleicht nicht für mich, der in der Großstadt weitgehend vegan leben kann. Aber für weniger ökonomisch privilegierte Menschen wird es kaum ohne die Nutzung von Tieren gehen können. Und solange wir als Menschheit diesen Umgang mit Tieren schon rein zwangsläufig akzeptieren müssen, stellt eine Gleichsetzung stets auch eine Angleichung nach Unten zu Ungunsten des Menschen ergeben.
Gut, in diesem Punkt kann ich ein stückweit mitgehen. Da sind wir bei
@tennisfun und seinem Onkel, der eine Katze essen musste zum überleben, oder der Rugby-Mannschaft aus Uruguay, die ihre toten Kameraden gegessen hat. Je grösser die Extremsituation, desto stärker gilt "jeder ist sich selbst der nächste". Das ist aus meiner Sicht aber keine Mensch/Tier-Frage, sondern funktioniert auch durchaus auf der Mensch/Mensch-Ebene.
An dieser Stelle schreibst du an meiner Frage vorbei bzw weichst aus.
1. Nicht jede Straftat steht moralisch auf der gleichen Stufe. Da ist eine Differenzierung NICHT redundant. Ich habe schon Straftaten in meinem Leben begangen, du sicherlich auch. Vermutlich alle hier im Forum. Trotzdem bestehe ich darauf, nicht mit bestimmten anderen Straftätern gleichgesetzt zu werden. Und dieser Unterschied ist eben durchaus wichtig. Oder findest du eine moralische Abstufung in MEINEM Beispiel auch redundant, weil das ja alles keine guten Menschen sind?
Nein, ich weiche deiner Frage nicht aus. Ich sage doch, dass ab einer gewissen Stufe die Abstufung redundant ist. Die Straftaten, die du und ich begangen haben, sind sicher nicht annähernd auf einer Stufe wie Mord. Aber bei Ed Gein und Charles Manson sehe ich den Sinn hinter der Diskussion nicht.
2. Die Frage, die du nicht beantwortest (ich lass es mal mit Nazi-Verbrechern oder Zouma/Greenwood): Sollte das Gesetz nach deiner Vorstellung für die Tötung einer Kellerassel die gleiche Strafe vorsehen, wie für die Tötung eines Menschen? Ja oder Nein?
Möchte ich, ohne es zu begründen, nicht einfach so mit ja oder nein beantworten. Okay für dich, wenn ich darauf eingehe, wenn ich mehr Zeit habe, um auszuholen?
Also beim hypothetischen Hausbrand müsstest du überlegen ob du das Kind oder die Katze rettest? Schwer vorstellbar. Aber bei katze und hund ist es ja auch noch nicht abstrakt, was ist denn mit
Fliegen, Mücken oder Spinnen? Sind die gleichwertig mit einem menschlichen Leben?
Sorry, das sind so Fangfragen, die darauf abzielen, jemanden in eine Sackgasse zu drängen. In solchen Fällen würde jeder priorisieren. Deshalb würde ich das Kind vor der Spinne retten. Das hat für mich immer noch nicht zwingend etwas mit menschlichem Leben zu tun. Denn diese Frage kann man auch mit zwei Menschen stellen. Wen würdest du zuerst retten? Deine Frau oder dein Kind?
Ich will dir nicht zu nahe treten, aber scheinbar weißt du einfach noch nicht wie wertvoll ein menschliches Leben ist, das ändert sich hoffentlich wenn du (oder andere mitdiskutierende) mal selber Kinder hast. Und das man dem menschlichen Leben einen größeren Wert zumisst, heißt übrigens nicht das man dem Tierleben keinen wert beimisst
Du trittst mir nicht zu nahe. Ich würde nur schon für meine beiden Kater mein eigenes Leben riskieren und für die Kinder sicher umso mehr. Ich sehe MEIN EIGENES Leben als nicht speziell wertvoll an. Mir persönlich ist es egal, ob ich heute draufgehe oder nicht. Das hängt mit vielen Dingen zusammen. Daraus ergibt sich nicht, dass ich Menschen, die einen positiveren Blick auf das Leben haben, dieses nicht gönne. Ich habe aber auch keinesfalls menschliches Leben abwerten wollen. Beim fettgedruckten stimme ich dir zu.
@KOH76
Vergleichen ist nicht gleichsetzen. Und egal wieviele Prozentpunkte man bei Mendy draufpackt, Zouma ist trotzdem ein Mistkerl. Mendy ist auch gegenüber Overmars und Greenwood der grössere Mistkerl. Die beiden sind dennoch nicht cool. Wir sprechen von einem Massenvergewaltiger. Es gibt auch Unterscheide zwischen eine Katze treten und mehrere Katzen vergewaltigen. Und ich habe auch kein Problem mit dir, aber ehrlich gesagt auch keine Lust mehr darüber zu diskutieren. Für mich gehören die alle nicht mehr auf einen Fussballplatz. Wenn du das einen unpassenden Vergleich findest, okay. Kann ich damit leben.