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TSV 1860 München
Ruhe? In Giesing? Was jahrelang als unmöglich galt, ist seit einiger Zeit beim TSV 1860 München schon mehr oder weniger an der Tagesordnung. Nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga und der fehlenden Lizenz für die Dritte Liga, gelang den Sechzgern 2018 dann doch über die Regionalliga der Weg zurück in den Profifußball. Drei Saisons haben sich die Löwen nun stetig gesteigert - nach einem zwölften und einem achten Platz, scheiterte der Verein im Vorjahr als Tabellenvierter nur knapp am Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Nach einem guten Start in die vergangene Spielzeit, rutschte die Mannschaft von Michael Köllner Mitte der ersten Halbserie ein bisschen in der Tabelle ab. 1860 gehörte zwar weiterhin stets zum oberen Drittel der Tabelle, doch nach 27 Spielen schien der Zug in Richtung Aufstieg abgefahren. Eine bemerkenswerte Aufholjagd der Münchener, zwischenzeitlich mit sieben Siegen aus acht Spielen, sorgte aber dafür, dass die Fans der Löwen noch einmal vom Aufstieg träumen konnten. Weil es am letzten Spieltag allerdings im direkten Duell eine Niederlage beim FC Ingolstadt setzte, musste sich der Klub mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben - der allerdings immerhin zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt.
In der kommenden Saison soll es nun aber mit dem Aufstieg und der Rückkehr in die 2. Liga klappen. Mit diesem Ziel hält der Verein auch gar nicht hinter dem Berg, sondern gab relativ offen zu verstehen, dass es nach einem vierten Platz in der Vorsaison nur um eine Verbesserung - sprich: Aufstieg - gehen kann. Ein eindrucksvoller Beleg dafür: Die Transferbewegungen in diesem Sommer. Denn die gab es nahezu gar nicht. Vier Spieler sind gegangen, fünf gekommen - ansonsten ist das bereits sehr starke Team zusammengeblieben. Aus der Stammelf musste 1860 niemanden abgeben. Der Wechsel von Dennis Erdmann zum 1. FC Saarbrücken wurde erst vorhin angesprochen, unbedingte Stammkraft war er aber auch nicht. Leon Klassen wechselte zu WSG Tirol und die Abgänge von Matthew Durrans (FC Edmonton) und Ahanna Agbowo (unbekannt) können wirklich vernachlässigt werden.
Wochenlang baggerte indes Zweitligist SV Darmstadt an Dennis Dressel. Der 22-jährige Mittelfeldspieler gehörte im Vorjahr zu den besten Spielern der Liga, zudem schoss er einen Viererpack gegen den Halleschen FC. Die Lilien boten dem Vernehmen nach rund 350.000 Euro - zu wenig für die Löwen, die mindestens eine halbe Million Euro wollten. Auch Dressel wäre wohl gerne gegangen, jetzt sieht es aber danach aus, dass er bleiben wird, nachdem München ein Machtwort sprach. Sorgen, dass ihn das in seiner Lust beeinträchtigen würde, machen sich die Verantwortlichen bei 1860 keine.
Der ohnehin starke Kader wurde schließlich mit drei externen Neuzugängen ergänzt (Milos Cocic und Nathan Wicht kamen aus der eigenen Jugend hoch). Marcel Bär (Eintracht Braunschweig), Kevin Goden (1. FC Nürnberg) und Yannick Deichmann (VfB Lübeck) sind neu dabei. Die Idee dahinter scheint recht klar zu sein: Torjäger Sascha Mölders soll entlastet werden. Der 36-Jährige spielte in der Vorsaison die Saison seines Lebens und wurde mit 22 Toren Torschützenkönig und zum besten Spieler der Liga gewählt. Eigentlich wollte der Routinier seine Karriere schon vor einem Jahr beenden, nun scheint er aber nahezu gierig darauf, noch einmal in der 2. Bundesliga auflaufen zu dürfen. Zwar hat Mölders unzweifelhaft nicht den trainiertesten Körper der Liga, mit seiner Abgezocktheit und seinem unglaublichen Torriecher, macht er dies aber regelmäßig locker wett. An Mölders führt für Köllner weiterhin kein Weg dran vorbei - nichtsdestotrotz soll er gerade durch Bär etwas Entlastung bekommen. Goden, den Köllner schon aus Nürnberg kennt, und Deichmann können auch zurückgezogener agieren.
Seit November 2019 ist Köllner inzwischen Trainer bei den Löwen - und so beliebt war wohl selten ein Chef an der Seitenlinie. Der Coach mag durchaus ab und an etwas kauzig daherkommen, sein Dialekt ist phasenweise kaum verständlich, aber er und 1860 - das scheint herausragend zu passen. Dass er ein guter Trainer ist, hat er indes in den vergangenen Jahren auch schon zur Genüge bewiesen.
Fazit: Mit nahezu identischem Kader ist 1860 München im Vorjahr Vierter geworden, die drei Teams davor haben die Liga nach oben verlassen. Ganz zwangsläufig rücken die Löwen somit in eine der größten Favoritenrollen vor dieser Spielzeit. Der Kader ist wirklich gut, Mölders auch mit 36 Jahren ein Top-Stürmer und die Truppe benötigt keine neue Anpassungszeit. Sollte es nicht plötzlich großen Ärger durch Dressel geben, scheint der Verein auch sein Umfeld gut im Griff zu haben. Ich halte 1860 nicht für einen derart klaren Favoriten wie es Dresden im Vorjahr gewesen ist, aber dennoch rechne ich ihnen die besten Chancen auf den Aufstieg aus. Die Löwen feiern am Ende der Saison die Meisterschaft.