Auch wenn eine solch historische Nichtleistung eigentlich alle Häme der Welt verdient, kann ich da nicht mit einstimmen. Als jemand, der Zweitvertretungen im regulären Spielbetrieb ablehnt, wäre der Abstieg von Bremen II der optimale Verlauf gewesen. Dann wäre Liga Drei komplett zweitvertretungsfrei geworden.
Natürlich wäre es nächste Saison nett gewesen Platz 11 und somit alle U23-mannschaften aus der Liga rauszuhaben, weil einem schon bei Fernsehbildern von Platz 11 die Fußnägel rollen. Aber Bremen wird es zeitig erwischen, da fehlt einfach Werder allgemein die Substanz, das war der zweite Klassenerhalt in Folge am letzten Spieltag.
Außerdem tun mir die Fans von Paderborn leid. Drei Abstiege sind das eine und hart genug, aber die Chancen stehen jetzt sehr gut, dass da komplett die Lichter ausgehen und das muss für jemanden, der mit seinem Herz an einem Verein hängt, das absolut Schlimmste sein, was du in deinem Fansein erleben kannst.
Natürlich kann man da bei den Fernsehbildern Mitleid bekommen, aber man darf halt auch nicht vergessen was der SC Paderborn ist und zwar ein Kleinstadtverein, der für knapp 10 Jahre relevant wurde, weil ein reicher Unternehmer in Gutsherrenmanier den Verein quasi übernommen hat und Geld reingepumpt hat. Wenn man gerade als Gastfan noch die TuS Schloß-Neuhaus Zeiten erlebt hat, wo dann vor 1000 Männeken geflemmt wurde...
Dann Dank Finke knapp 10 Jahre zweite Liga + Bundesligaausrutscher, ohne daß der Verein jegliche Substanz aufbauen konnte. Sei es im harten Fankern (keine 4000) oder in der breiten regionalen wirtschaftlichen Unterstützung (was auch wieder auf Gutsherr Finke zurückzuführen ist). Und ähnlich wie beim FSV Frankfurt oder in Aalen wurden die Zweitligajahre mit Millionendefiziten gegenfinanziert. Paderborn hatte sie im Sommer 2011 sogar auf rund 7 Mio hochgeschraubt, wäre da ein Abstieg zwischengekommen wären die Lampen schon nach 4-5 Jahren Profifußball wieder ausgegangen. 2014 waren es noch 4,x Mio, die dann in der Bundesliga glattgeschraubt wurden.
Und dann auch zu den Anfangszweitligajahren eine ganz seltsame Arroganz, die sich im Club niederlegte. Gelebt von der Vereinsspitze zog es sich auch runter bis auf die Fans (Tafelspitz wird da auch so seine Erlebnisse haben). Auch dort wurde mit dem Bundesligaaufstieg der Höhepunkt erlebt, man benahm sich erbärmlich großkotzerisch gegenüber der Stadtpolitik (vorallem beim Thema größenwahnsinniges Trainingszentrum), Ticketpreise (die sich in lächerliche Höhe noch in die zweite und dritte Liga runterzogen) etc.
Das stand Mitte der Woche in einem Paderborner Forum, trifft es ganz gut:
Auch wenn es Herr Finke und der vorherige Aushilfs-Präsident es nicht wahr haben wollen - aber wenn Kamera und Mikro weg sind, erfährst du eben mehr. Leider hat die gesamte Crew um den SCP seit dem Aufstieg in Liga 1, mit Ihrer Misswirtschaft und unerträglichen Arroganz bei fast allen wichtigen Gremien in und um Paderborn jeglichen Kredit verspielt. Leute, die von den Herren in guten Zeiten hochnäsig verprellt und abgewatscht worden sind (und wenn es nur bei Karten in Liga 1 war) zeigen denen jetzt die kalte Schulter. Und es sind immer dieselben Angriffspunkte - die korrupte Kartenpolitik in der ersten Liga; die Nötigung der Stadt mit dem völlig überdimensionierten Leistungszentrum, die Person Effenberg bzw. dem seine Alte, die Person Martin Hornberger und last but not least dieses fortdauernd arrogante Auftreten selbst schon in den Niederungen von Liga 2, als es schon um die Existenz ging. Da bin ich wirklich mal gespannt, was da noch kommt.
Rückblickend kann man wohl sagen dass der Bundesligaaufstieg das Schlechteste war, was dem Verein passieren konnte. In der Saison 13-14 knapp dem Abstieg entronnen und der Verein ist jetzt wohl besser dran...
Paderborn wird berechtigerweise eine kleine Fußnote im Fußball sein. 10 Jahre Profifußball, weil ein reicher Unternehmer halt Bock zu hatte und es relativ langer trotz ständiger roter Zahlen gut ging. Warum man diesen Verein langfristig irgendwie vermissen müßte weiß ich nicht...