Ich bin da auch ein bisschen hin und her gerissen. Auf der einen Seite hat er seine Strafe(n) bekommen und ein Mensch, der einen Fehler gemacht hat, sollte eine zweite oder auch dritte Chance erhalten. Außerdem waren zu der Zeit alle bis zur Unterlippe voll (zumindest von den Topfahrern) und ohne da mit zu ziehen, hätte er keine Chance gehabt und wäre von der heimischen Presse durch's Dorf gejagt worden, die alles auf seine Fettleibigkeit und Trainingsfaulheit geschoben hätten.
Auf der anderen Seite hat er aber nie wirklich reinen Tisch gemacht, sondern sich immer nur wage dem Thema gestellt. Von wirklicher Reue (zB. denen gegenüber die nichts eingeschmissen hatten und somit nie vorne mitfahren konnten und heute deutlich weniger auf dem Konto haben als er) oder Bedauern habe ich auch noch nie was gelesen oder gehört.
Hinzu kommen dann zwei (!) Fahrten unter massivem Alkoholeinfluss. Einmal mit Unfallflucht (1,4 Promille) und einmal mit Valium und ebenfalls 1,4 Promille, wo zwei Leute zu schaden kamen und er mit knapp ~60 Km/h zu schnell unterwegs war. Macht auf mich nicht den Eindruck von jmd, dem das total leid tat und der sich sagt: Man jetzt habe ich mit überhöhter Geschwindigkeit und dicht zwei Leute verletzt. Das kann ich echt nie wieder bringen. Neee, der Ulle setzt sich dann eben wieder hintern Lenker und haut dann noch ab.
Ist so jemand ein Vorbild? Sicherlich nicht. Ich finde das schwierig jmd dann in ein Amt zu installieren, nur weil er damals (illegal) Erfolge errungen hat. Ihn aber als Persona non grata zu machen, finde ich dann auch ein bisschen viel des Guten. Er gehört zur deutschen Radfahrgeschichte und hat den Sport bei uns massentauglich gemacht. Und auch, wenn er gedopt hat, so wird er irgendwie trotzdem immer ein Radheld für mich bleiben und ich bereue keine der vielen Stunden, die ich/wir damals vorm Fernseher mitgefiebert haben. Ich denke einfach, dass er vielen Leuten, die immer noch im Radsport aktiv sind (und vll auch schon immer mehr wussten als sie zugeben) unangenehm ist, weil er sie (vll mal wieder dicht :laugh
entlarven könnte. Außerdem zieht er ja eine riesen Medienaufmerksamkeit auf sich und man will einfach nicht mehr mit dem Thema Doping in direkten Zusammenhang gebracht werden, sondern den neuen, sauberen Radsport verkaufen.
Fazit: Ich finde, dass man ihn einladen könnte. Und vll könnte er auch irgendwo eine kleinere Rolle übernehmen. Er muss ja nicht gleich der Präsident des deutschen Radsportverbandes werden - um hier mal einen Vergleich zu einem ebenfalls Verurteilten zu schaffen, der heute wieder in der Szene verkehrt als sei er nie weg gewesen.