Nun, es wurde in den Stunden nach dem Spiel ja ausgiebig debattiert. Von differenzierten Betrachtungen über neunmalkluge Belehrungen, seltsame Theorien bis hin zu komplettem Nonsens mal wieder das gesamte Sportforen-Potpourri. Wie immer halt. Aber hier liegt auch noch ein bisschen Senf rum...
Kroos:
Es ist natürlich Quatsch, ständig von gelb-rot zu fabulieren. Hätte es für die Situation mit Pedri gelb gegeben, hätte Kroos sich in der Folge anders verhalten und seine Spielweise angepasst. Das sollte eigentlich völlig klar sein. Im Übrigen war es im Prinzip Strafe genug, dass die Spanier dadurch Olmo einwechseln konnten. Der außerdem nach der Auswechslung von Williams (die ich auch sehr kritisch gesehen habe) diesen ohne Qualitätsverlust auf der linken Seite ersetzen konnte.
Handelfmeter:
Im Prinzip ist es egal, ob es den Elfmeter nun gab oder nicht. Was mich viel mehr stört, ist die Tatsache, dass man sich wieder einmal im vielzitierten Ermessensspielraum des Schiedsrichters bewegt. Die Einlassungen der Experten sprechen mal wieder Bände. Steinhaus wie immer ohne eigene Meinung voll auf Linie und nur nach mehrmaligem Nachhaken zum Eingeständnis bereit, dass man das auch anders hätte bewerten können. Gräfe im Gegensatz dazu natürlich im üblichen Besserwissermodus, weil sich praktischerweise eine Gelegenheit auftut. Das große Problem: Beide hätten ihre Einschätzungen anhand der aktuellen Regeln rechtfertigen können und auf dem Platz dann auch jeweils vermutlich so entschieden.
Und an dieser Stelle hat der Schiedsrichter ein meinem Empfinden nach viel zu großen Einfluss auf das Spielergebnis. Bei einem so ereignisarmen Sport wie Fußball und einer Gräfe-Bewertung geht Deutschland wahrscheinlich mit 2:1 ins Halbfinale, bei Taylor...Ergebnis bekannt.
In diesem Zusammenhang fand ich die Einlassung von Nagelsmann sehr vernünftig. Geht der Ball in Richtung des Tors, Elfmeter ohne Wenn und Aber, egal ob Absicht oder nicht. Dann muss man über Begriffe wie Absicht, Vergrößerung der Körperfläche oder natürliche Bewegung nicht mehr diskutieren.
Verhalten beim 2:1:
Leute, es ist die 119. Minute. Das Stresslevel eines Defensivspielers ist in diesem Augenblick und beim Spielstand von 1:1 unendlich hoch. Dazu die körperliche und geistige Erschöpfung. Du weißt nur, dass du dir jetzt keinen Fehler erlauben darfst. Und wenn man auf keinen Fall etwas falsch machen will, dann...tja, klappt nicht immer. Um noch einmal eine alte Binse zu bemühen: Ohne individuelle Fehler geht jedes Spiel 0:0 aus. Abgesehen davon: Lass Olmo noch zehnmal versuchen, diesen Ball so reinzuspielen, und Merino gleichzeitig noch zehnmal versuchen, so perfekt in der Luft zu stehen. In neun Fällen endet das in einem "Oh, das hätte noch mal gefährlich werden können!"
Edit: Autokorrektur-Korrekturen, soweit aufgefallen