Ich freue mich grundsätzlich über jede Geste, die den Menschen in der Ukraine Kraft und Zuversicht gibt. Natürlich gönne ich den Menschen auch das Gefühl dieses klitzekleinen Sieges von ganzem Herzen, wenn er auch nur für einen Abend für ein paar (oder vielleicht auch viele) Menschen das Herz ein kleines bisschen leichter werden lässt. Keine Frage. Ich habe auch kein Problem damit, wenn ich in naher Zukunft vielleicht durch Sanktionen auch mal selbst etwas kürzer treten muss.
Aber wenn sowas an einem solchen Abend so plakativ auf dem Rücken aller anderen teilnehmenden Künstler, die sehr viel Herzblut und Arbeit für genau diesen Tag investiert haben (zum Zeitpunkt ihrer Arbeit noch in völliger Ahnungslosigkeit eines kommenden Krieges), ausgetragen wird - dann ist das für mich auch irgendwo bitter. Denn am Ende wurde hier nicht nur ein Wettbewerb, die Kunst an sich wurde komplett instrumentalisiert.
Natürlich für eine gute Sache - aber wenn das so rum funktioniert, dann funktioniert es poteintiell auch andersherum. Und das ist dann gar kein so gutes Zeichen.
Kunst ist immer politisch, klar. Aber sie sollte auch immer unabhängig sein. Das war sie hier nicht und das es für eine - aus unserer Sicht - gute Sache war, macht es leichter. Es macht es aber nicht gut. Sowas wie heute sollte es in dieser Form nicht geben, auch nicht für Gutes. Denn was für Gutes möglich ist, ist ganz sicher auch immer für Schlechtes möglich.
Darum: Glückwunsch an die Ukraine, ich gönne jedem vom Krieg betroffenen Menschen jede Feier von Herzem. Aber ein wirklich gutes Zeichen war das für mich heute nicht.
