Und bei Guardiolas Anteil am Barca Erfolg werden wir uns wohl nie einig...
Vermutlich nicht weil du mich einfach partout nicht verstehen willst und einfach "wohl wohl, der Pep war voll gut" brüllst und dabei völlig ignornierst, dass ich ihm auch einen gehörigen Anteil am Erfolg zuspreche, nur eben relativiere, da er extrem gute Bedingungen hatte.
Er hatte nicht nur die Clubvergangenheit als Spieler sondern erstmal eine sehr erfolgreiche Arbeit mit der zweiten Mannschaft bevor er Cheftrainer wurde... Und trotz der individuellen Qualität war die Truppe bei seiner Übernahme in einem ziemlich miesen Zustand und musste in die CL Quali weil der Abstand zu Meister Madrid im Vorjahr größer war als der Abstand zu Platz 11.
Darauf folgte mit Guardiola ein Jahr in dem jeder mögliche Titel geholt wurde und ein Fussball gespielt wurde der bis heute stilprägend ist.
Ich tue mich schwer sowas mit Weinzierl, Streich oder Tuchel zu vergleichen. Man weiß nicht ob Guardiola mit weniger Qualität bei Augsburg, Freiburg oder Mainz so erfolgreich sein könnte aber umgekehrt sind sein Erfolge dann halt auch wieder nicht so ohne Weiteres zu toppen. Und man hat bei einem Giganten wie Real, Barca oder Bayern eben auch ein anderes Aufgabenprofil. Nicht nur im Hinblick auf die Medien und die Stars sondern auch taktisch weil man fast ständig mauernde Teams bespielen muss... Kann Weinzierl das? Keine Ahnung, vielleicht... Aber selbst Klopp, Simeone oder Favre hatten/haben damit so ihre Problemchen. Frag mal bei David Moyes.
Das ist das was ich meine. Ich versuchs mal so: Der Erfolg eines Teams ist an zahlreiche verschiedene Faktoren gekoppelt, an die ein Trainer jeweils mehr oder weniger Einfluss hat. Paar Beispiele:
Individuelle Klasse der Spieler --> Da hat der Trainer quasi null Einfluss darauf. Er kann - je nachdem wieviel Verantwortungsbereich ihm zusteht - Spieler selber kaufen oder halt kaufen lassen/anfragen ob man xy kaufen kann und halt trainieren lassen, damit die Leute besser werden, aber bei Ü20 Leuten ist dann bald mal das Limit da und es kann nicht jeder Verein Cristiano und Lionel holen
Taktik/System/Aufstellung --> 100% Verantwortung des Trainers. Ist man ein Idiot und stellt bei Barca (damals beim Pep-Kader) und lässt Messi auf der Bank, stellt Iniesta in die IV und Valdes in den Sturm, dann gehts halt gegen den Abstieg. Überspitztes Beispiel aber die Spieler optimal einzusetzen ist die grösste Verantwortung des Trainers, da er nirgends soviel Einfluss hat.
Individuelle Verfassung des Spielers --> teilweise Einfluss des Trainers. Wie kommt der Spieler in der Stadt/dem Land zurecht? Haperts mit der Sprache? Hat er Zoff mit der Ollen zu Hause? Hat er überhaupt den Kopf frei für Fussball? Ist er verletzt, angeschlagen, krank? Ist Spieler x (nehmen wir Ronaldinho) zwar ein Big Name, aber altersbedingt über dem Zenit? Ist Talent y (Messi/Iniesta) bereit für den nächsten Schritt? Mehr Einsatzzeit, mehr Verantwortung. Der Trainer kann hier Einfluss nehmen, aber eben auch nur bedingt. Wenns mit der Frau kriselt kann er Tipps geben, ev. sogar einen Eheberater suchen, aber obs besser wird, kann er nicht beeinflussen. Spieler können allgemein Formschwankungen wegen den verschiedensten Dingen haben. Da müsste ein Trainer schon fast Vollzeitpsychologe sein.
Teamchemie --> teilweise Einfluss des Trainers. Mit Ronaldo und Messi im Team rockt man auf der Playstation. Im echten Leben finden die sich ev. sehr doof und ausserdem brauchen beide viel den Ball. Countdown bis es Stunk gibt weil einer zu wenig den Ball hat ist schon programmiert. Ein Trainer kann hier vermitteln, Massnahmen treffen etc. Vielleicht gelingt es beide miteinander zu versöhnen und zum funktionieren zu bringen (Fergie bei Rooney und Ronaldo z.B.), vielleicht gibts aber auch ordentlich Stunk im Team.
Einstellung der Mannschaft --> grosser Einfluss des Trainers. Wie ist das Team so drauf? "Wir verlieren doch eh
" oder "denen zeigen wirs jetzt!" Würden sie für den Trainer sterben, oder ihn lieber töten? Hier ist der Trainer wieder stark gefragt.
Ein Trainer muss diese Bereiche optimieren. Sie liegen aber nicht alle gleich in seinem Einfluss. Defizite in einem muss er durch noch bessere Arbeit in einem anderen Bereich auszugleichen versuchen. Bestes Beispiel ist die individuelle Klasse und das System. Man kann mit einem schwachen Team solide bis gut spielen, wenn man ein optimales System hat. Siehe z.B. Otto mit den Griechen. Das waren jetzt alles keine Künstler am Ball, also hat Rehhagel sie das spielen lassen was sie können und tadaa...man hat zig individuell weit stärkere Teams hinter sich gelassen. Hat man individuell hingegen die absolute Elite, muss das System nicht perfekt sein (zu stark vernachlässigen darf man es aber nicht, sonst rächt sich das ganz schnell).
Und jetzt kommen wir zu Pep und Weinzierl. Unter Rijkaard stimmten zahlreiche Faktoren nicht oder nicht mehr. Pep kam, hat vieles optimiert und schon ging es bergauf. Allerdings hat Pep eben beim Punkt individuelle Klasse deutlich mehr auf seiner Seite als Weinzierl. Der hat das Team auch optimiert. Die stehen in der Tabelle vor einigen nominell stärkeren Teams. Aber Hahn, Altintop etc. sind halt nicht Messi, Xavi und Iniesta. Wenn beide es schaffen das Optimum aus ihren Bereichen rauszuholen ist es meiner Meinung nach ein Trugschluss Pep automatisch besser zu sehen, nur weil der gerade in denen Bereichen auf die ein Trainer sehr wenig Einfluss hat die besseren Voraussetzungen hatte und hat.
Deshalb ist ein guter Trainer in erster Linie der, der über einen längeren Zeitraum und mit verschiedenen Faktoren arbeiten kann. Das kann beim selben Verein sein --> Fergie, wenn man 100 Jahre bei einem Club ist verändern sich die Faktoren und die Ausgangslage von selbst...Spieler verlassen den Club, hören auf etc., oder bei mehreren Teams, mit verschiedenen Ausgangslagen, die teilweise auch mal grottig sein dürfen --> Mou, Rehhagel, mit Porto die CL holen, Aufsteiger als Meister, Griechenland als EM, aber auch mit besseren Mannschaften gut gearbeitet, das ist stark.
Pep war jetzt bei zwei Vereinen, die sehr gute Bedingungen vorwiesen. Er hat bewiesen, dass er ein Auge dafür hat wie man alles optimieren muss und kann, aber in der Trainerelite ist er für mich noch nicht. Das wird noch kommen, aber im gleichen Atemzug möchte ich betonen, dass man Leute wie Tuchel, Weinzierl etc. nicht kleinreden sollte, nur weil sie die CL (noch?) nicht geholt haben. Denn sie haben unter ihren Voraussetzungen nicht viel schlechtere Arbeit geleistet. Oder anders gesagt, Di Matteo ist CL-Sieger, Weinzierl nicht...so viel zur Aussagekraft von diesen Titeln.