Auf Vereinsebene würde ich schon sagen, es ist egal, ob die Bayern mit Vidal oder Goretzka spielen. Die sind meilenweit enteilt und du kannst in den Spielen mit denen nur hoffen, dass du sie mit einer guten Defensivleistung ein bisschen ärgern kannst. Aber aus Sicht der Nationalmannschaft musst du zumindest bei den jungen Spielern froh um jeden sein, der ins Ausland wechselt um sich weiter zu entwickeln. In Deutschland kommt er entweder an die Topspiele wie CL-K.O.-Spiele gar nicht regelmäßig ran (17 Bundesligavereine) oder er hat >40 Pflichtspiele, in denen Eierschaukeln angesagt ist (Bayern).
Da gibt es eben mehrere Aspekte. Für den einzelnen Spieler kann man das mMn nicht pauschal beurteilen, das ist ja auch ne Typfrage: für manchen ist ein früher Schritt ins Ausland Gold wert, andere sind mit Anfang 20 längst noch nicht so weit, gerade auch, was die Persönlichkeitsentwicklung angeht. Das kann man aus der Ferne auch nicht beurteilen, denke ich, wir kennen die Leute ja nicht wirklich. Man kann ja auch niemandem vorwerfen, wenn er einfach nicht im Ausland leben und/oder arbeiten will, genauso wie man niemandem vorwerfen kann, wenn er eine solche Erfahrung machen möchte. Dabei geht es ja nicht nur um Gehälter und Spielzeiten, sondern um das komplette Leben 24/7.
Grundsätzlich haben wir in der BL natürlich ein echtes Dilemma. Für den nationalen Wettbewerb ist es natürlich nicht gut, wenn sich die besten Spieler auf einen Verein konzentrieren. Auf der anderen Seite benötigen wir, angesichts der sportlichen Lage und Entwicklung der Liga, jeden guten Spieler in der BL, den wir bekommen oder behalten können. Egal, ob der nun Goretzka oder Aubameyang heißt, wir brauchen echte Qualität - nicht nur für die Clubs, bei denen die dann spielen, sondern auch für die anderen Spieler, die sich mit ihnen messen dürfen/können/müssen. Egal, ob intern in den jeweiligen Teams oder im Wettbewerb.
Im aktuell veröffentlichten UEFA-Finanzreport steht Bayern beim Gehaltsniveau auf Platz 8, was wohl auch in etwa dem derzeitigen sportlichen Ranking entspricht (ok, vielleicht stehen wir da 2-3 Plätze höher, wenn alles gut läuft). Das ist ja nun für den Marktführer des weltweit größten Fußballverbands wirklich nicht zu hoch gegriffen. Das Problem ist doch, dass danach so eine große Lücke besteht, finanziell wie auch sportlich. Daher ist der Ansatz, die Bayern zu schwächen oder an Verstärkungen/Weiterentwicklung zu hindern, mMn völlig verfehlt. Es muss vielmehr das Ziel sein, auch andere Clubs auf dieses Niveau zu bekommen und das ist kein relatives Problem des Binnenmarkts (wegkaufen etc), sondern ein absolutes. Das Problem ist nicht, dass die Bayern die Mittel haben, Spieler von anderen Clubs zu holen, sondern dass diese nicht die Möglichkeiten haben, attraktiv genug zu sein, um Spieler zu halten (oder im besten Fall selbst zu holen). Um diese Attraktivität zu schaffen, braucht es natürlich kontinuierlich guter Arbeit (Bayern hat seine Position ja auch nicht in 2 Jahren, sondern über einen langen Zeitraum erreicht), guter Rahmenbedingungen (für Werder oder Gladbach ist das nunmal aus Eigenantrieb nicht zu schaffen, für andere Metropolclubs aber durchaus) und vor allem Geld, viel Geld.
Dafür muss die Liga als Ganzes attraktiver werden und da sehe ich wenig Potential auf dem rein nationalen Markt, aber international jede Menge. Und eben dafür benötigt man mMn nicht nur Spannung, sondern vor allem absolutes Niveau, das man nunmal nur durch starke Spieler erreicht. Der Zuschauer in Singapur kann eben vergleichen, indem er PL oder PD und eben BL schaut...und da bringt eine spannende Meisterschaft wenig, wenn sie auf dem Niveau der BL von PLatz 2 an abwärts geprägt ist. Das Niveau reicht einfach nicht aus, um die BL attraktiv für das Ausland zu machen. Also benötigt man Geld, Präsenz im Ausland (den Job können nicht nur Bayern und der BVB erledigen) und am Ende wird es wieder auf ein Ende von 50+1 hinauslaufen, weil alles andere für die heutige Drehzahl in der Branche wie im gesamten Leben auch einfach viel zu lange dauern würde.