In der Nebelkerzenhinsicht hat die PK sicher was gebracht - und sicher war das, was den Zeitpunkt angeht - auch ein Teilaspekt des Ganzen, so ein bisschen old school Mourinhostyle. Trotzdem erwarte ich von unserem Triumvirat, so etwas dann inhaltlich einigermaßen sinnvoll zu gestalten und die Sache mit einem Mindestmaß an Stilbewusstsein über die Bühne zu bringen. Und da ist man zumindest beim zweiten Punkt grandios gescheitert, das kann man sich nicht schönreden.
Medienkritik ist im Sportjournalismus allemal angebracht, egal ob beim FCB oder anderswo. Die Berichterstattung im Allgemeinen und die Art und Weise, wie mit Personen umgegangen wird, hat mit journalistischen Grundsätzen oft nur noch ganz am Rande zu tun. Wenn ich nur an gestern Abend denke, wo Boris Büchler (mal wieder) auf schäbigste Art versucht, Völlers etwas unbeholfene Äußerungen als bevorstehende Entlassung Herrlichs zu deuten und diesem das im Anschluss auch gleich mal vor den Latz knallt...wenn ich mir anschaue, mit was für einem unseligen Korpsgeist die Medienlandschaft auf den einzig sinnvollen Aspekt der PK (die Kritik an der Springerpresse) reagiert - das ist schon richtig übel. Allerdings ist dieses Verhalten der Medien keine eigene Erfindung, sondern mMn eher ein falsch verstandenes "den Ball aufnehmen" dessen, was eben so tagtäglich online stattfindet. Selbsterhöhung durch Herabwürdugung anderer (bevorzugt solcher, die sich dann nicht direkt dagegen wehren können) ist ja leider mittlerweile sowas wie ein Volkssport.
Die etwas halbherzigen Eingeständnisse von Hoeneß in Bezug auf die Wortwahl bei seinen eigenen jüngsten Ergüssen (Özil, Bellarabi)...geschenkt. Aber mit der Bernatsache hat Uli die ganze PK und das komplette Anliegen so dermaßen gegen die Wand gefahren, das kann man sich nicht ausdenken. Wenn ich selbst onehin als Godfather des unwürdigen Nachtretens gegen ehemalige Angestellte gelte (LvG, Klinsmann, etc), dann gebe ich mich bei einer solchen Gelegenheit doch demütig, gestehe zerknisrcht auch eigene Fehler in der Vergangenheit ein (was ansatzweise geschah) und mache auf keinen Fall wieder denselben Fremdschämfehler und trete wieder in allerunterster Manier gegen einen ehemaligen Mitarbeiter nach. Unfassbar.
Den Anlass der PK finde ich nicht verwerflich. Es ist auch völlig ok, rechtliche Schritte gegen den Springerkonzern einzuleiten und Uli Köhler vor versammelter Meute mal einen mitzugeben. Aber der größte Gewinn für den FC Bayern war, dass sich Hoeneß so unglaublich offen als komplett unverbesserlich und als so gnadenlos zukunftsuntauglich präsentiert hat. Darum hat KHR Recht: das war ein wichtiger Tag für den FC Bayern. Es war der Tag, an dem auch der Letzte gemerkt haben muss, dass Hoeneß einfach nicht mehr tragbar ist. Weder bei den Sachentscheidungen, noch bei der Außendarstellung. Wie schon so oft, bedanke ich mich auch an dieser Stelle noch einmal sehr gerne für alles, was Hoeneß für diesen Club getan hat. Das ist in Gold nicht aufzuwiegen. Aber es hat einfach keinen Sinn mehr und mMn geht es auch einfach so nicht mehr weiter.