Der Februar könnte für den Verein die große Götterdämmerung bringen.
Der Burgfrieden und die Serie gewonnener Spiele konnten die spielerische Armut nur zum Teil übertünchen. Schon die ersten Rückrundenspiele wurden nur dank der individuellen Klasse gewonnen, die Mannschaft ist nach wie vorher sehr schnell zu verunsichern, auch weil es kein brauchbares taktisches Konstrukt gibt, an dem sich die Spieler festhalten können. Übrigens zeigt der Burgfrieden m.E. die professionelle Mentalität der Mannschaft auf, die eben nicht schon alle satt und ein undisziplinierter Haufen sind. Klar, der Burgfrieden kam nach einer strengen Ansage von oben, Kovac bleibt unser Trainer bis Saisonende, deal with it! Die Reaktion der Mannschaft war positiv, okay, reißen wir uns zusammen und schauen, dass wir die Saison nicht einfach abschenken.
Aber dahinter brennt's lichterloh, Hoeneß, Rummenigge, Salihamidzic, Kovac- alle wirken angeschlagen und agieren unglücklich. Wir haben niemanden in der sportlichen und strategischen Führung, der gerade ein gutes Bild abgibt. Die Verunsicherung ist auf und neben dem Platz zu sehen. Da geb ich dem sicher streitbaren Paul Breitner recht, der nach der Pressekonferenz sagte, er hätte nicht geglaubt, den großen FC Bayern je so unsouverän zu sehen, worauf er aus dem Stadion verbannt wurde.
Noch hält alles zusammen, aber es fühlt sich an, wie die Ruhe vor dem Sturm. Mein Fanherz hat die CL noch nicht abgeschrieben, ich bin mir sicher, dass die Mannschaft alles geben wird und hoffe auf eine weitere legendentaugliche CL-Schlacht. Aber mein Kopf sagt mir, dass es auch bei allem Willen am Ende gegen Liverpool nicht reichen wird.
In diesem Monat droht man die Saison schon zu verlieren, in der Bundesliga spricht wenig für eine Aufholjagd, der BvB spielt eine starke Runde, während wir keine Konstanz und Stabilität finden. Das Pokalspiel in Berlin wird auch schwer. Wenn Ende Februar schon alle Titel verspielt sind, wird's krachen. Da wird dann kein Burgfrieden halten, sondern all die Probleme und Risse zum Vorschein kommen. Die Situation erinnert mich an das Klinsmannjahr mit den nationalen (Wolfsburg) und internationalen (Barcelona) Demütigungen, nur dass diesmal auch die Führungsetage angeschlagen ist. Damals war Hoeneß, vor seinen Steuervergehen, noch der Richtige für den folgenden Neuaufbau.
Götterdämmerung. Aus meiner Sicht hat von den oben genannten nur Rummenigge eine Zukunft auf Entscheiderebene.
Die gute Nachricht, mit Bayern wird's weitergehen. Der Verein arbeitet auf so vielen Ebenen hochprofessionell und ist herausragend aufgestellt. Wirtschaftlich steht man super da, man hat machtvolle Sponsoren und Partner, ein modernes, eigenes Stadion, die Jugendakademie, weltweites Marketing, eine riesige Fanbase, kurz: der FC Bayern ist ein Weltverein. Da dürfte es nicht schwer fallen, sich mit guten Leuten neu aufzustellen, um die vielen Ressourcen und Möglichkeiten des Vereins effizient zu nutzen. Aus meiner Sicht wäre es das Beste, man würde erst mal klar Schiff machen, bevor wir das Festgeldkonto plündern, also neuem Personal (Trainer, Management) die wichtigen strategischen Entscheidungen überlassen.