Ich finde nicht, dass seine Auftritte grausam sind, meiner Meinung nach wird er viel zu streng bewertet, weil er kein Supertechniker ist. Das Gegenpressing ist mit ihm eine Klasse besser und er macht immer noch Laufwege, die sonst keiner macht, wird aber in dem flankenbasierten System nicht mehr wirklich eingesetzt. Da hilft natürlich ein Typ Coutinho mehr, der sich die Bälle tief holt.
Von daher kann es schon sein, dass Müller unter einem anderen Coach wieder mehr Anteile hätte (in einem 4-3-3 hat er keine Position, im 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 sehr wohl), aber wenn man im Umbruch ist, dann kann natürlich eine Situation eintreten, in der eine Trennung im Sommer für alle Seiten besser ist. Müller sagt ja auch selber, dass er für eine dauerhafte Bankrolle zu ehrgeizig ist. Das Interview klingt jetzt für mich auch nicht nach Stunk, eher danach, dass er die Situation auf Dauer (über die Saison hinaus) nicht akzeptiert. Und das ist legitim. Zumal ein Goretzka ja auch zurück kommt, der für mich auch eher ein Konkurrent auf der Position der hängenden Spitze ist.
Mir geht es wie Dir, ich war großer Müller-Fan und bin es immer noch, fände einerseits einen Abschied schade, aber andererseits auch irgendwie folgerichtig. Ich könnte mir Italien gut vorstellen für ihn, da wäre er nicht so weit weg von daheim.
Zeigen deine Zeilen nicht gerade das Problem an der Personalie und an der gesamten Kaderpolitik? Der aktuelle Müller ist auf dem Flügel nahezu nutzlos, er ist als 8er in einem 4-3-3 unbrauchbar und er ist nicht ansatzweise ein Mittelstürmer. Im Grunde ist er nirgends zu gebrauchen, außer auf der 10 bzw. als HS.
Aber dann muss der Supporting Cast stimmig sein, das System muss auf seine Stärken/Schwächen angepasst sein und demnach kann er ein (großartiger) Komplementärspieler sein. Das war er über viele Jahre hinweg, aber es war ununterbrochen hohe Qualität um ihn herum und die Bayern haben stets das gleiche System spielen lassen. Er ist und war ein wichtiges Puzzleteil, aber er ist tendenziell kein Spieler, um den man sein System herum aufbaut. Müller hatte es in der Vorbereitung schon schwer. Dort wurde er ausschließlich als 8er, MS und RA aufgestellt. Kovac hatte von Anfang an ganz andere Vorstellungen und wollte für Müller nicht sein System umstellen. Dann kam auch noch Coutinho oben drauf. Wir haben hier das gleiche Szenario wie mit Martinez. Sprechen die Bosse überhaupt mit dem Trainer? Warum ist der Kader nicht so zusammengestellt, damit der Coach seine Ideen umsetzen kann?
Mit Ansage hatte Kovac für Martinez und Müller keine große Verwendung. Wir haben eine höchst komplexe Situation, einen Spieler der über dem Zenit ist, aber sich noch als wichtigen Spieler betrachtet. Vor der Saison muss doch klar sein, wie man mit welchem Spieler plant. Das der bayrische Laden erneut kurz vor der Explosion steht, ist schon wieder zu 100% ein hausgemachtes Problem. Entweder ist der Trainer die falsche Wahl und/oder die Kaderzusammenstellung passt nicht zusammen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte und beides vermischt sich.
Mag sein, dass Müller zu kritisch betrachtet wird. Aber es kann nicht sein, dass die Kabine jedes Jahr motzt und meutert. Da stimmt doch etwas nicht. Wenn jedes Mal der Name Müller dabei ist, hat das schon einen faden Beigeschmack, vor allem, wenn er nicht wie ein Lewandowski, Neuer oder Kimmich mit Leistung vorangeht. Wenn jemand meutert, der aktuell nachweislich ein wichtiger Impactspieler ist, dann werde ich auch sehr schnell hellhörig und vorsichtig.
Wenn die Rebellion von Spielern angeführt wird, wie z.B. Ribery, Robben, Hummels und Müller, dann wird mir schlecht. Robbery waren längst nicht mehr auf altem Niveau. Hummels hatte wie viele wirklich gute Spiele in München? Das war mit seiner Schläfrigkeit und Unkonzentriertheit teilweise vogelwild. Nach unfassbaren 7 Spieltagen brennt es nun erneut. Pep war zu fordernd und zu detailversessen. Jupp war ok, aber der hat selbst genug zur Bayern-Kabine gesagt. Carlo war zu lasch. Ausgerechnet der Trainer, der nahezu überall mit den Spielern klargekommen ist und einen überragenden Ruf hat. Dann brauchte es wieder die Komfortzone mit Jupp. Kovac ist danach dies und jenes, zwischendrin irgendwo Uli nach links, Kalle nach rechts und Brazzo überhaupt nirgends hin. Wenn ich das Potential dieses Vereins anschaue und WEIT vor der Winterpause rumort es schon wieder, bekomme ich die Vollkrise.
Ich persönlich glaube Müller wird nicht zu kritisch gesehen. Der Grund:
er sieht sich selbst bei einem Topverein als wichtigen und zentralen Baustein. Dann müssen wir die Messlatte auch dementsprechend ansetzen. Für mich ist er guter Rotationsspieler, im allerbesten Fall. Dann würde ich behaupten, seine Leistungen sind okay. Wenn wir die Messlatte höher legen, dann kann ich nicht verstehen warum so ein Spieler schon wieder unzufrieden ist, obwohl der Verein ihn seit Jahren toleriert und ihn unterstützt, gleich wohl auch nach den Spielen, in denen er kein Ball annehmen kann und mit einer Passquote von 60% durch die Gegend läuft.
Nicht nur wir müssen dankbar für Müller sein. Er ist ein Held. Ich erwarte vom Helden selbst auch ein wenig Dankbarkeit, vor allem bei ihm, und nicht das er nach 7 Spieltagen erneut die Medien nutzt, um das aufzubauen, was womöglich bald folgen wird. Warum kann eine Identifikationsfigur und ein Held nicht mal ein paar Wochen/Monate warten, bis er etwas sagen "muss"?
Ist es zu viel verlangt, dass Müller folgendes sagt:
"Ich werde mit Leistung auf die Situation antworten. Die Situation ist wie sie es ist. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um noch mehr Gas zu geben und ich werde mir meine Spielzeit schon holen!"
Sollten das nicht die Worte einer Identifikationsfigur sein, die sich mit dem Verein identifiziert? Intern kann er ja am Tegernsee sagen, wie es ihm zumute ist. Stattdessen können sich nun die Medien wieder die Hände reiben. Alle Beteiligten geben mMn zum x ten Male kein gutes Bild ab.