Hatte von der diesjährigen JHV eine grobe Vorstellung und bin deswegen bewusst auf Tauchstation gegangen. Durch Umfeld und Medien weiß ich nun doch Bescheid. Letztendlich kam ungefähr das dabei raus, was ich vermutete. Zunächst einmal muss es als Verantwortlicher unglaublich ermüdend sein, ständig in der Kritik zu stehen, sich rechtfertigen zu müssen und dabei ist in heutiger Zeit vieles zusätzlich unter der Gürtellinie. Ich kann schon verstehen, dass einem da mal der Kragen platzt und es raus muss. Jedoch ist nicht jede Kritik schlecht oder in der Sache falsch.
Die Wortmeldungen, die ich gesehen habe, überzeugen mich auch nicht. Auf mich wirkt es ebenfalls etwas komisch, aber in der Sache wurden einige Dinge angesprochen, die seit Jahren in der Diskussion sind. Bachmayr’s Ansatz war okay. Ich fand nur, dass er viel zu sehr Uli mit seinen eigenen Waffen (Polemik) „angegriffen“ hatte. Mit mehr Sachlichkeit und weniger Polemik hätte seine Rede auf mich relativ rund gewirkt, weil viele der Punkte diskussionswürdig waren. Absichtlich sage ich
nicht richtig, sondern
diskussionswürdig. Ob die neuesten Wortmeldungen der Selbstdarstellung dienten, will ich genauso wenig bewerten. Das kann ich nicht. Bei einer Sache bin ich abermals hellhörig geworden.
Vor ein paar Monaten hatte ein gewisser Wolfgang Dittrich das Wort „Krakeeler“ für die Störenfriede benutzt, Kampagnen gegen sich gewittert, das Internet mitschuldig und eine kleine Gruppe für die Störung verantwortlich gemacht. Am Ende setzte sich ein Bild von einem Präsidenten zusammen, der sich selbst in die Opferrolle brachte und verbal um sich schlug. Dann lese ich das:
Ich habe mich so sauwohl gefühlt, und dann fangen diese Wortmeldungen an. Bis dahin war das eine super Veranstaltung. Und dann lassen wir uns von ein paar Krakeelern die ganze Sache beschädigen unter dem Deckmantel Demokratie, freie Meinungsäußerung.
Bleibt doch zu Hause! Gebt eure Mitgliedschaft zurück!
Die Parallelen sind schon irgendwie urkomisch.
Es geht gar nicht um die Kritik, ob gerechtfertigt oder nicht, es geht nicht um Selbstdarstellung oder nicht. Es geht um Souveränität, Moderation, Professionalität und Stärke. Ein selbstbewusster und selbstreflektierter Verein kontert mMn mit Argumenten. Wenn eine Wortmeldung niveaulos und unberechtigt ist, ist es möglich, mit validen Argumenten den „Krakeelern“ sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen, weil die Argumentation auf keinem soliden Fundament steht. Genau hier hat der Verein die Chance, der ganzen Welt zu zeigen, seht her, ihr könnt uns wieder vertrauen, weil…
An diesem Punkt hat der Verein die Chance drüber zu stehen, auch wenn es einen nervt. Uns könnte man mal erklären was Brazzo alles gemacht hat, für was er wirklich verantwortlich ist, wie kreativ und innovativ er ist, usw. So bleibt wie immer der Eindruck, dass die Verantwortlichen extrem dünnhäutig sind.
Kalle sagt erneut:
Er ist super engagiert. Er hat nur eines im Sinn, Wohl und Wehe des FC Bayern, der Mannschaft und damit und damit auch dem Erfolg.
Was heißt das? Rummenigge hat völlig recht, wir wissen alle nicht was er wirklich macht, aber woher sollen wir es wissen, wenn man es nicht kommuniziert? Auftritte wie in Bochum tragen ihren Teil dazu bei. Die Außendarstellung von Hoeneß und Rummenigge trägt seit Jahren dazu bei und dann ist El Presidente überrascht, dass es wieder Kritik gibt? (unabhängig ob gerechtfertigt oder nicht)
Statt souverän zu agieren, packt man lieber zum 25. Mal die Demokratie-Karte aus, damit es nun auch jeder verstanden hat. Das Muster wiederholt sich seit langer Zeit immer und immer wieder. Es ist scheinbar nicht möglich, die Probleme zu moderieren. Es geht für mich nicht darum, Selbstdarsteller XY in die Schranken zu weisen, sondern uns allen zu zeigen, wie der Verein sich präsentiert. Vertrauen generiert man meiner Erfahrung nicht damit, die Störenfriede aus dem Verein zu werfen. Mit dieser Reaktion wird für die Kritiker und Krakeeler weiterhin eine Existenzgrundlage geschaffen und das ist schade, aber genauso wenig überraschend. Am Ende kommt eine möglicherweise niveaulose Kritik inkl. niveauloser Antwort dabei raus und das eigene Lager wird gespalten. Im Gedächtnis bleibt mir: der Verein ist demokratisch, aber Kritik ist nicht erwünscht.