Insgesamt schreibst du mir viel zu viel, daher halte ich meine Antworten hoffentlich kurz, um das hier nicht zu überladen.
@MRB Ohhhhh, ich für meinen Teil muss doch festhalten, dass du dich zu sehr aus dem Fenster gelehnt hast...
Von dir leider ein einseitig ausgelegtes Argument, dazu veraltet. In den USA ist das Nachwuchssystem nunmal komplett anders als die Vereinsstrukturen in Europa. Im Prinzip kann durch das Draft-System das schwächste Team den besten Nachwuchsspieler bekommen und erstmal einige Jahre halten. Durch die speziellen Vertragsdetails kann exakt dieser Jungspieler danach nirgendwo anders mehr verdienen, als beim "Heim-Team". Das, und mehr witzigerweise sehr sozialistisch angehauchte Regeln, sorgt nicht nur theoretisch für ne große Portion an Ausgeglichenheit, Chancengleichheit und Spannung.
Ich bin eigentlich der Meinung, dass ich nichts anderes behauptet habe. Nur das Wort "fair" hat mir da nicht so gefallen, denn das sehe ich da wiederum nicht so passend.
Ja, es ist richtig, dass in den letzten 10 Jahren das "absichtliche" Verlieren Mode machte, aber die Liga hat das Losverfahren mittlerweile entscheidend geändert. Selbst das nur haarscharf an der Playoff-Quali gescheiterte Team hat nun relevante Chancen auf einen guten Pick. Schon seit diesem Jahr gibt es keine Teams mehr, die absichtlich den letzten Platz anstreben. Es entsteht so vermutlich ein natürlicherer Prozess des Entwickelns.
Das ist dann keine schlechte Entwicklung, wusste ich natürlich nicht.
Dennoch werden erfolgreichere Teams mit einem "Handicap" versehen bzw. weniger erfolgreiche bevorteilt. Ich erkenne da keine "Fairness", sondern nur den schon erwähnten Ausgleich von Ungleichheiten.
Die NBA vergibt 30 Lizenzen, jedes Team hat das exakt gleiche Gehalts-Budget. Spieler sind von der Liga angestellt, nicht vom Team. Durch dieses "Nicht Abstieg fürchten" kann ein Team auf Jahre hinaus seinen Kader konzentriert aufbauen, kann Mitarbeitern sichere Jobs anbieten und wird nicht "zerstört" durch geldkräftige Scheichklubs oder anderweitigen Bonzen. Bestes Beispiel Milwaukee, ein Team aus einer wirtschaftlich unbedeutenden Stadt, gilt nun als Mit-Favorit auf den Titel.
In der NBA ist dabei freilich jede Franchise ein Bonzenklub, im Besitz von enorm reichen Säcken. Nur ist man was dies anbelangt ehrlicher als in Europa, wo sich schon längst eine Mehrklassengesellschaft bildete und es mittlerweile ehrlicher wäre Bayern, Man City, Barca und Co in eine eigene Liga auszugliedern. Man mag drüber sinieren, dass die halt ihr Geld dort scheffeln sollen, aber sie in eine Liga stecken mit Paderborn oder Darmstadt irgendwie auch witzlos ist. Der alte David/Goliath-Charme hat mMn eh ausgedient.
Und was haben wir jetzt davon, dass eine wirtschaftlich unbedeutende Stadt ein Top-Team aus dem Nichts aus dem Boden stampfen kann? Da könnte man auch in eine ganz neue Stadt wechseln und das tun. Hört sich für mich dann doch eher wie Hoffenheim, Leipzig & Co an, wenn auch auf komplett anderem Wege.
Ich fände es irgendwie witzlos, wenn in 3 Jahren plötzlich Paderborn Bayern quasi per Zufall den Rang abläuft. Mag daran liegen, dass ich Bayernfan bin, meinetwegen, aber ich denke auch alle BVBler, Schalker, Leverkusener, Gladbacher würden sich plötzlich umgucken.
Mal ganz zu schweigend avon, dass das bei uns gar nicht umsetzbar ist, den wen lässt du dann in die Liga? Welche 20, 30 Mannschaften? Bei uns haben sich in der Vergangenheit so viele Vereine gebildet, die alle mitspielen wollen und natürlich auch sportlich die oberste Klasse erreichen können wollen. Dieses "ich kauf mich ein und steig auch nicht ab" steht dem völlig entgegen.
Sehr wohl. Die Spielergewerkschaft der NBA ist mächtig, verursachte in den letzten 22 Jahren drei Streiks und verdient den Großteil der Einnahmen. Wenn du die Spielertäusche ansprichst. Damit muss man sich abfinden, wenn man NBA-Spieler sein möchte. Dennoch sind die Kaderfluktuationen sind viel größer als bei vielen Fußballklubs. Sowas wie Messi - also einer, der von Profianfängen bis Post-Prime beim selben Klub blieb - gibt's in der NBA viel häufiger als im Fußball.
Das war vielmehr auf die Picks bezogen. In Europa und der Welt bzgl. Fußball wird sich teilweise beschwert, dass das moderner Sklavenhandel sei, obwohl jeder Spieler machen kann, was er will. Was ist dann dieses Gebilde, wo Spieler einfach hin und her verschachert werden? "Damit muss man sich abfinden" ist für mich da nicht wirklich ein Argument, wenn ich für mich entscheide, welches System ich bevorzuge.
Wie oft hat nun Bayern hintereinander die Meisterschaft abgegriffen? Ohne Frage ne respektable Leistung, aber Spannung ist was anders, und andere Teams können einfach nicht aufholen. Sie sind mittlerweile quasi-chancenlos, das hat die vergangene Saison mehr als bewiesen. Für noch eher ehrliche Vereine wie Gladbach oder Bremen ist der Zug zur europäischen Top-Garde längst abgefahren, es mag die ein oder andere Hoffnung auf Wunder geben, aber bspw selbst bei Leicester steckte ein Großinvestor dahinter. Auch Bayern hat seine Großinvestoren, sind halt nur Unternehmen und keine Mäzene. Ist es fair solche Klubs gegen "normale Vereine" antreten zu lassen? Zumindest spannender wird's nicht.
Hab auch nicht behauptet, dass das US-System nicht mehr Spannung bringt, siehe oben.
Aber "fairer" ist es damit immer noch nicht, im Gegenteil. Der finanzielle Vorteil des FCB ist natürlich irgendwie unfair und auch das Argument "ist alles erarbeitet" findet dann irgendwo seine Grenzen. Aber den sportlichen Ausgang auf Biegen und Brechen durch Zufallskomponenten möglichst offen zu halten, ist das Gegenteil von sportlicher Fairness.
Der Vorwurf der Nachhaltigkeit ist unangebracht. Alle Teams sind unter rigider Strafe verpflichtet wirtschaftlich zu handeln. Da das Nachwuchssystem in den USA völlig anders ist, ist hier ein Vergleich mit den europäischen Nachwuchsförderzentren frappierend unpassend. Ich stimme dir allerdings zu, Glück gehört zum Erfolg sicherlich dazu, aber ebenso enormes Fachwissen und Weitsicht. Siehe Milwaukees Aufstreben, Torontos letztjähriger Titelgewinn oder meinetwegen Michael Jordan, der erst an #3 oder Kobe Bryant an #13 gepickt wurde. Weitere Beispiele gefällig? Lillard #6, Nowitzki #9, Kawhi Leonard #15. In dieser ausgeglichenen Liga muss ein Team perfekt und wirtschaftlich intelligenter zusammengestellt sein, als dies Man City und Co tun.
Gute Arbeit wird in der NBA sehr wohl belohnt. Es gibt Teams, die für weit über ne Dekade ganz vorne mithalten konnten. Übrigens sind die Bulls KEINE große Franchise. Sie waren vor und zumeist auch nach Jordan belanglos.
Danke für dieses Argument, spricht wohl eher dafür, dass sie einfach Glück hatten, mit der einen Generation um Jordan, die sie da bekamen. Hätte auch ne andere Stadt treffen können, der eigentliche Verdienst gehört somit wohl eher den Spielern.
Verzeihe mir den Sarkasmus, aber es ist natürlich nun toll, dass man im Fußball K'lautern, Waldhof oder der MSV nicht im "Einheitsbrei" findet. Natürlich haben sie Fehler gemacht, aber wie die üüüüüüberhaupt garnicht benachteiligten ehemals großen Ost-Klubs haben sie nun jede Chance in 5 Jahren im CL-Finale zu stehen, oder?
Was ist für dich eigtl Einheitsbrei? Ist Aue Einheitsbrei? Es ist sensationell was die Jahr für Jahr leisten, aber kaum einen interessiert's außerhalb des Erzgebirges? Ihr Knowhow und ihr Einsatzwille würde in der NBA wesentlich fairer mit Erfolg entlohnt werden. Ich traue mich sogar zu behaupten, dass der gemeine Bayern-Fan keine Ahnung hat wo Meppen oder Aue genau liegen, eben weil er in seiner erfolgsverwöhnten Bubble dahinträumt. Die sei ihm gegönnt, aber dann bitte nicht mit galligen Argumenten wie "Einheitsbrei" daherkommen. Für mich ist nämlich auch eine Abo-Meisterschaft oder stets die selben Teams im CL-Viertelfinale zu sehen Einheitsbrei.
Einheitsbrei war darauf bezogen, dass eben alle Klubs darin aufgehen, mal 5 mal in Serie Topfavorit sind und dann plötzlich 5 mal die Playoffs verpassen. Du darfst das gut finden, alles kein Problem, war nur meine Meinung.
Ich meinte aber nicht, dass Mannschaften wegen schlechter Arbeit in der Versenkung verschwinden. Das ist nur die logische Folge ihrer Leistung und somit folgerichtig. In den USA hätten sie das gar nicht zu befürchten, dann versaut man halt mal ne Saison und startet nächste durch.
Mag sein, ich finde es halt bescheuert, dass sowas überhaupt geht. Und wie man Fan von sowas sein kann, wenn man weiß, das Team könnte jederzeit woanders hinziehen.
Und wie gesagt: die NBA ist wesentlich ehrlicher was diese Business-Sache angeht. Dort versteckt sich niemand in Steuervorteiligen "wohltätigen Vereinen". Außerdem gibt es lokal College-Sport, der ähnlich Zuschauermassen in Hallen zieht wie in viele deutsche Fußball-Stadien pilgern. Die Unis sind oftmals älter als hiesige Fußballklubs, Rivalitäten teils über 100 Jahre alt. Du findest also auch hier beständigen Lokalkolorit.
Alles korrekt. Habe ja auch nicht gesagt hier ist alles toller und besser.
Insgesamt finde ich dieses "sozialistische" System wie du es nennst ja finanziell gesehen nicht verkehrt. Auf die reale Welt (weg vom Sport) würde ich mir sowas sogar wünschen, weil ich finde, da sollte es nicht primär um Leistung gehen.
Im Sport jedoch, sollte nach sportlichen Maßstäben der Sieger ermittelt werden. Und ihm nicht, wenn er mal gewonnen hat, Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Meine Meinung!