Da es eher eine grundsätzliche Diskussion ist, habe ich das mal aus dem CL-Thread hierhin verlagert.
Ohne das Thema noch mal neu anzuheizen zu wollen, das ja in letzter Zeit immer wieder aufkommt, auch wenn ich wahrscheinlich genau das jetzt mache...
Ich finde
@Hans Meyer es gut zusammengefasst hat. Im Grunde war schon früh klar (Hans schreibt vom Herbst 2018), dass Kovac als Trainer nicht passt. Ich erinnere mich auch gut daran, wie dann die Diskussionen über ihn hier leider oft sehr unsachlich wurden und daher können eben einige, die ihn damals schon kritisierten und die Spieler in Schutz nahmen, ihre Genugtuung über die Entwicklung nicht immer zurückhalten. Das geht mir ähnlich. Ich muss es nicht ständig jedem unter die Nase reiben, aber manchmal kribbelt es schon in den Fingern, wenn manche hier wieder vollmundig auftreten, die den Kader in EL-Sphären geschrieben und Kovac von (fast) jeder Verantwortung freisprachen. Mein Lieblingsbeispiel ist dann Boateng (oh Wunder!). Wenn ich Dinge lese wie: "Niemand konnte ahnen, dass der von invalider Graupe wieder zu Weltklasse wird.." dann denke ich daran, wie ich ihn verteidigt habe, wie ich kleinlich genau beschrieben habe, welche Aspekte der Taktik dafür sorgen, dass er damals besonders schlecht aussah. Menschen sind eben vergesslich, oder man tut es als Glückstreffer eines verblendeten Fanboys ab.
Umgekehrt galt es dann für Kovac. Ich bin nun keiner, der sich einzelne Schuldige rauspickt, habe Kovac dann aber doch früh, aber immer sachlich, kritisiert und damit in ähnliche Kerben geschlagen, wie bspw. auch Hans damals.
Nachdem er noch das Double holte, war ich dennoch dafür ihm ein weiteres Jahr zu geben, obwohl weiterhin die Schwächen seiner Arbeit offensichtlich waren.
Sehr interessant war es dann bei Flick. Auch hier war ich auf einem ähnlichen Dampfer wie Hans (kein Zufall, das ist schon immer so). Ich war skeptisch. Wie sollte es auch anders sein, man konnte es ja nicht wissen. Am Anfang sagten viele, dass die Mannschaft ja gegen Kovac gespielt hatte, das stimmte, hatte aber nur einen geringen Anteil an dessen Scheitern und war nur für die Schlussphase seiner Amtszeit relevant. Damit wurden die schnell sichtbaren Verbesserungen erklärt. Schnell schlug das bei Vielen in Euphorie für Flick um. Da war dann auch ich einer der Bremser. Es ging mir zu schnell, zu groß sah ich die Gefahr, dass kurzfristige Erfolge die weiterhin vorhandenen Probleme überdeckten. Bayern braucht einen Trainer, der mittelfristig eine Philosophie umsetzen kann, ein gewisses Standing bei Spielern und(!) seinen Vorgesetzten hat, ein gewisses Auftreten nach außen hin hat und sowohl für Bundesliga als auch CL (Finalrunden) die Mannschaft passend auf- und einstellen kann. Für dieses Paket würde man normalerweise eine Erfahrung voraussetzen, die Flick nicht einmal im Ansatz hatte.
Auch bei mir war dann das Spiel gegen Chelsea ein Punkt an dem klar war, dass er es jetzt in allen Wettbewerben hinbekommen hat und das in einer sehr schwierigen Phase. Ähnlich wie nach Kovacs Doublegewinn galt dann für mich, dass er eine Chance einfach verdient hatte, trotz Restzweifeln (natürlich ganz anderer Natur als bei seinem Vorgänger).
Flick hat dann einfach weiter geliefert. Egal wie das CL-Turnier nun enden wird und egal wie man die Saison abschließend wegen Corona bewerten muss, er voll überzeugt. Selbst wenn es wider Erwarten in den nächsten 1-2 Saisons schiefgehen wird, es war die einzig richtige Entscheidung auf ihn als Interimsnachfolger zu setzen und auch ihm das Vertrauen für weitere Jahre zu geben.
Ich bin da ganz ehrlich, weder habe ich diesen Verlauf erwartet, noch habe ich ihm den zugetraut.
Natürlich ist nicht alles perfekt.
Wenn man bei Kovac gegen Tottenham damals davon sprach, dass das Spiel auch einen anderen Verlauf hätte nehmen können, dann muss das auch für das Spiel gegen Barca erwähnt werden. Der Unterschied ist dennoch enorm, weil Flick trotz des riskanten Starts und der wackligen enorm hohen Stellung der Abwehr, insgesamt einen Plan hatte und eine Basis durch seine Arbeit, die trotz der beiden vergleichbaren Ergebnisse (7:1 und 8:2) ein völlig anderes Bild der Entstehung zeichnet.
Ich bin einfach sehr glücklich, wie es gekommen ist und freue mich sehr darauf, was Flick mit dem Team in den kommenden Saisons zeigen kann, hoffentlich dann auch wieder mit den Fans im Rücken, denn er hat es verdient sich von denen feiern zu lassen.
Was die Kovac-Zeit angeht, kann ich immerhin mitnehmen, zu dennen gehört zu haben, die im Recht waren, was für mein fragiles Männerego natürlich auch was ist.