Ich gebe mal meinen Senf zur Lewandowski-Thematik ab, stellvertretend für so viele Personalien, die rund um Bayern immer wieder diskutiert werden, auch aktuell.
Zunächst mal geht mir die Öffentlichkeit auf den Keks, sowohl die breite mediale Berichterstattung, aber auch die Herangehensweise von Fans und Fussballinteressierten. Da wird zunächst mal eine Seite eingenommen und anhand derer werden dann die Aussagen der Beteiligten, aber auch die Berichterstattung als Fakt oder frei erfunden eingeordnet.
Konkret zu Lewandowski. Ich denke, dass es mehrere Faktoren gibt, die für seinen Wechselwunsch gesorgt haben. Natürlich hatte er immer einen sehr konkreten Karriereplan. Mit Bayern hat er quasi alles gewonnen, was er gewinnen konnte. Das einzige, was er noch holen kann ist eine persönliche Auszeichnung und mehr globale Aufmerksamkeit, die er für diese Auszeichnung und seine Marke auch braucht.
Er war bei Bayern natürlich nie derjenige, der sich in die Herzen gespielt hat, aber der Typ ist ein absoluter Vollprofi und hat, aus welcher Motivation heraus auch immer, stets sein Bestes gegeben. Sein immenses Gehalt hat er stets mit Leistung auf dem Platz zurückgezahlt und er hat auch neben dem Platz alles getan, um einen Körper zu haben, der quasi keine Verletzungen "zulässt". Zudem ist er über all die Jahre beim Verein geblieben, hat für sich in München das finanzielle Maximum rausgeholt, allerdings hätte er woanders wohl noch mehr bekommen.
Er mag kein Sympathieträger sein, aber wer ihm ins Gesicht schaute als er nach dem Wolfsburg-Spiel vor der Kurve stand, der hat gesehen, dass der Gedanke, dies könnte sein letztes Spiel für die Bayern gewesen sein, durchaus was mit ihm macht. 8 Saisons, alles gewonnen, beide Kinder in München geboren.
Nun will er also gehen. Noch mehr Geld, noch mehr Ruhm, werden sicher Triebfedern sein. Aber ist es denn so unwahrscheinlich, dass ein Spieler mit seiner Historie vielleicht doch noch mal bei einem Spitzenteam in Spanien oder England spielen will? In einer der Ligen, die noch über der Bundesliga anzusiedeln sind, die ihre ganz eigenen Spielstile, Fanszenen und Konkurrenzsituationen mit sich bringen? Diese Ligen und Vereine als Ziel zu haben, wenn man 8, im nächsten Jahr dann 9 Jahre bei einem Verein war, bei dem man nichts mehr erreichen kann, als vergangene Erfolge zu wiederholen. Das dann auch noch quasi als letzte Chance, wenn man noch 2-3 Jahre auf dem höchsten Niveau in der neuen Umgebung spielen kann.
Für mich klingt das alles plausibel und eben nicht nur nach einer Frage von maximalem Gehalt + Ruhm.
Dann kommt der Verein dazu. Bei Bayern gibt es sehr viele Umstände, die wir seit Monaten diskutieren, welche die Entscheidungen der Spieler beeinflussen. Es ist mMn viel zu kurz gedacht da nur einzelne Personen verantwortlich zu machen. Dass einiges an Wirbel rund um die Säbener los ist, bekommt man auch von seriösen Quellen mit. Wie groß welcher Anteil vom Spieler bis zum Sportvorstand ist, bleibt schwer zu beantworten.
Letztendlich kann man als Fan nur hoffen, dass es mittelfristig wieder in ruhigere Fahrwasser geht, dass Verantwortung und Macht im Verein klar verteilt sind und die Nebengeräusche, vor allem rund um die Personalien, endlich weniger werden. Das umzusetzen mag manchen Positionen mehr anzukreiden sein als anderen, insgesamt sind aber alle in der Pflicht.
Ich persönlich bin sehr gespannt auf die nächsten Jahre. Nach den letzten 10 Jahren, kann ich ganz entspannt in die Zukunft sehen. Wenn es keine CL-Titel gibt, dann ist das so. Wenn es keine erdrückende Dominanz in der BL gibt, umso besser. Bei CL-Reform, Superleague-Plänen, immer größeren Unterschieden bei finanziellen Möglichkeiten, national wie international, Entkopplung von lokalen Fanszenen usw. bin ich emotional eh nicht mehr so abgeholt. Insofern lehne ich mich entspannt zurück und warte was da kommen mag. Simple Schuldzuweisungen werden mir allerdings nie sinnvoll erscheinen.