Diese allgemein gehaltene These verstehe ich und sehe ich zum großen Teil auch so. Vorverurteilung ist ein massives Problem. Ob Hernandez jetzt aber das passende Beispiel ist, steht für mich auf einem anderen Blatt.
Es geht hier ja nicht nur um die Vorveurteilung (da ist Hernandez tatsächlich kein gutes Beispiel), sondern auch um diese „hängt ihn höher“-Mentalität (da schon eher) und halt auch um die Frage, wie sehr das Justizsystem zwischen „büssen lassen“ und „resozialisieren“ geht und wo ein grosser Teil der Gesellschaft sich das System hinwünschen würde.
Wird jetzt Off-topic, aber man muss sich nur den Beitrag von John Oliver zum Thema „Hitze in den US-Gefängnissen“ und noch ein zweiter (weiss nicht, ob es da nicht auch was von John Oliver gab) zu „Corona in den US-Gefängnissen“. Klar sind wir (noch) nicht bei amerikanischen Verhältnissen, aber was man da in den Sozialen Medien für menschenverachtenden Müll im Stil von „wenn man im Gefängnis gelandet ist, dann muss man sich nicht beschweren, wenn man einen an Corona verrecken lässt“ lesen musste…
Das kann man doch so eben nicht trennen. Wenn man gegen Bewährungsauflagen verstößt, wandert man eben wegen Sache a) in den Bau. Ohne A kein Gefängnis wegen b.
Die Frage ist doch die gewesen, ob man jemandem Sozialstunden in einem Frauenhaus verordnen kann, was sich direkt auf die häusliche Gewalt beziehen würde, wenn sich die Strafe nur indirekt auf die häusliche Gewalt bezieht. Da müsste wirklich ein Jurist helfen.
Abgesehen davon, auch hier etwas Off-topic, würde es mich stören, wenn die häusliche Gewalt geringer bestraft wird, als das Nichtrespektieren des Gerichtsurteils. Mir fällt es nur schon schwer, wenn ich sehe, dass Hoeness eingewandert ist und Hernandez nicht, weil IMO Taten gegen Leib und Leben IMMER schlimmer sind, als alles andere. Egal ob häusliche Gewalt, Körperverletzung, Vergewaltigung oder was weiss ich. Aber gut, jetzt wird’s wirklich Stammtisch. Man kann das alles nur schon deshalb nicht vergleichen, da spanische vs deutsche Rechtsprechung.
Da sitzen wir aber beide, wenn du gleichzeitig sagst, ich sehe da einen Promi Malus. Am Ende blicken wir in dem Moment beide aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Dinge und ich glaube keiner von uns sieht es so absolut wie es auf den anderen wirkt. Ich will ja auch gar nicht sagen, dass es für einen Promi kackegal sein kann und er einfach fröhlich sein Leben weiter lebt. Kachelmann ist da ja ein sehr gutes Beispiel für.
Da sind wir deutlich näher beieinander, als es auf den ersten Blick schien.
Aber genau das gleiche passiert doch auch wenn er Promi ist. Er wird ja dann nicht von allen geächtet, sondern es finden sich eben auch dort Täter/Opfer Umkehrungen etc. die Dynamiken gibt es ja nicht nur auf normaler Umfeldsebene, sondern auch im "großen Stil".
Ebenso hier. Man könnte auch sagen, dass es einen Promi-Bonus und -Malus gibt. Ob die sich dann gegenseitig ausgleichen, steht auf einem anderen Blatt.
Es ist in Ordnung gewesen, zum jetzigen Verfahren sich nicht zu äußern. Allerdings hätte sie zusätzlich ein paar Worte finden können, um auf das Problem von häuslicher Gewalt aufmerksam zu machen. Dazu gar nichts zu sagen, in Kombination mit „unterstützung für Hernandez“ sowie den fragwürdigen Aussagen von Hoeneß, ist das meiner Ansicht nach unwürdig.
Und bitte versteh mich nicht falsch: dass der FC Bayern den eigenen Spieler unterstützen möchte, ist auch in ordnung, aber dies völlig isoliert, ohne auf die Problematik von Gewalt gegen Frauen und in der Familie hinzuweisen und überhaupt angemessen zu reagieren; dies darf durchaus kritisiert werden.
Bin ich eigentlich in allen Punkten d‘accord. Bzgl. Hoeness…naja, der alte Mann reisst sich jetzt alles mit dem Arsch ein, was er gutes für den FC Bayern geleistet hat. Ihm ein Redeverbot zu verpassen wäre echt nur zu seinem besten. Nur schon, dass er quasi Kimmich und Hernandez quasi im gleichen Atemzug die hoeness‘sche Absolution erteilt…die Sachverhalte könnten doch unterschiedlicher nicht sein. Da scheint es wirklich langsam in die Richtung zu gehen „die Bayern-Spieler sind immer im Recht, egal worum es geht.“