Sturm hatte sicher seine Höhepunkte in seiner Karriere, bei denen er mal wirklich stark boxte und sogar wirkte, als könne er es mit der Weltelite im Mittelgewicht (Hopkins -> Taylor -> Pavlik) aufnehmen.
Aber wirklich stetig sind seine Leistungen nicht. Zuweilen ist da auch mal wieder ein Hänger dazwischen. Da steht er auf stocksteifen Beinen im Ring hinter seiner Doppeldeckung und boxerisch nicht der Weltklasse zuzuordnende Gegner bringen ihn in Bedrängnis (Griffin, Gevor) oder in die Jahre gekommene Ex-WM (Castillejo) hauen ihn um.
Ob er jetzt wirklich stärker ist als Abraham?
Wer weiß das schon. Jedenfalls hat Abraham mehr gewagt und dabei wenig geglänzt. Aber wann hat Sturm schon großes gewagt? Gegen den im Mittelgewicht fehlbesetzten Oscar? Naja... Hopkins hat doch eindeutiger gezeigt, wie man diesen besiegt.
Man könnte genauso argumentieren, dass Abraham gegen Velasco deutlich besser aussah als Sturm oder Brähmer. Aber wem nutzen solche Quervergleiche schon?
Letztlich wird Sturm schlecht geredet, weil er sowohl an seinen Taten, als auch an seinen Worten gemessen wird. Und das Verhältnis dort ist nunmal nicht allzu stimmig.
Mit Kämpfen gegen Pittman, Alcoba, Topp und Sato bekleckert man sich nunmal nicht mit Ruhm.
Genau so, nicht anders würde ich es auch sagen.
Manchmal wünschte ich mir, dass er nie gegen Oscar angetreten wäre, oder er niemals so populär geworden wäre, wozu der Oscar-Fight aber beitrug (er war damals in tausend Sendungen zu Gast und alle klagten und weinten mit ihm mit).
Der junge Sturm war hungrig, schnell und wollte was zeigen. Dadurch dass er offensiver boxte, lies er auch mal von der Doppeldeckung ab, was dazu führte, dass man mit ihm einen sehr guten Boxer suggerierte. Natürlich stimmt das nicht. Er ist kein viel besserer Boxer oder Techniker als AA. Er hat einfach keine Power, deshalb arbeitet er mehr mit dem Jab und achtet mehr auf die Distanz und Stellung.
Er hat sicherlich das größere Potential, er war ja auch ein guter Amateur, aber eine solche finanziel erfolgreiche Karriere hätte er nur in Deutschland haben können. Hätten seine Promoter eine allmähliche Steigerung seiner Gegnerwahl gefordert usw. wäre Sturm nicht so unbeliebt bei uns im Forum. Aber über Potential und Talent usw. zu diskuttieren finde ich persönlich zu mühselig, weil man vergisst wie viele gute Leute da draußen sind, die weit weniger Glück als Sturm, AA und co. haben und nichtmal in ihrer gesamten KArriere eine guten PAycheck abholen können. Pech gehabt.
Ich sage zwar nicht mehr, dass Sturm ein Weichei und Schwätzer ist, aber was mich persönlich stört, ist die absolute Ahnungslosigkeit von Zuschauern, die bei Sat1 einschalten und die ganze Kirmesveranstalltung unterstützen. Sturms Boxfights sind wie, leider die meisten Boxfights aus Deutschland, nicht unterhaltsam, eher langweilig, statisch und nicht auf augenhöhe. Man schaltet nur ein, weil man sowieso kaum Fern sieht, und nicht vollgelabert werden will von irgendjemanden und ahnungslos wirken will. So ist es einfach zu zuschauen und seine Meinung abzugeben (was ich bei mir im Bekanntenkreis tue).
Hätten Sturm, AA und Konsorten früher den Schritt in die USA, nach Japan (zu Kojo Sato), gewagt, dann hätte man ein besseres Bild gehabt über das Potential der Boxer. Sturm ist einer der Top Boxer im Mittelgewicht, vielleicht die Top3, oder Top2, aber ich würde ihn nicht dort sehen, bis er mal vernünftige Leute boxt. Bei AA, dessen Karriereverlauf ich als besser und stärker sehe sollte man weniger klagen. Er hat den Sprung gewagt und sich Respekt erkämpft, und dass in einer der stärksten Divisionen überhaupt (für mich ist es vom Weltergewicht aufwärts die stärkste Divsion, danach kommt das Lhw).