Sturm wird schlecht geredet, weil er es sich redlich durch eigenes Verhalten verdient hat. Es ist auch völlig legitim, ihn immer wieder mit Abraham zu vergleichen, weil beide Boxer zu gleicher Zeit ihre Erfolge in der selben Gewichtsklasse gefeiert haben. Technisch ist er Abraham überlegen, was kaum bestritten wird. Das macht ihn aber noch nicht zum begnadeten Überboxer. Ansonsten lebt er von der Short-Notice-Nummer gegen einen Durchschnittsmann wie Velazco und den zur Legende aufgebauschten Kampf gegen Past-Prime-De La Hoya. Denn Rest besorgen Sturms anhaltend große Klappe und alle haltlosen Ankündigungen während seiner bisherigen Karriere.
Wenn wollte Sturm nicht alles boxen? Wie oft hat er sich als leidenschaftlicher Besessener des eigenen Sports verkauft, für den Geld nur zweitrangig ist und der für die sportliche Herausforderung lebt?
Über einen gewissen Zeitraum haben ihm einige Boxfans die ewige Dampfplauderei sogar noch verziehen, denn es hies immer, es läge am umtriebigen Don Kohl, der die wichtigsten Pferde im Stall um jeden Preis schützen will. Seit der Trennung ist aber doch wohl jedem klar, dass das Gequatsche von den Besten weitergeht und gleichzeitig Boxer der zweiten oder dritten Reihe geboxt werden, bis hin zu NoGos wie Ronald Hearns. Es ist schon bezeichnend für einen Boxer, der nur die Besten boxen will, wenn ein Gegner wie Matthew Macklin, der für sich genommen völlig Ok ist, zu einem Karriere-Highlight wird.