Nachdem ich anfangs doch ein wenig irritiert und auch angewidert ob der unvermeidbaren Inszenierung war, sehe ich das Ganze mittlerweile doch als reizvolles Experiment.
McGregor interpretiert Kampfsport ziemlich kreativ und einfallsreich. Bin in jedem Fall gespannt was er sich taktisch so für Ideen zurecht gelegt hat und ob er Floyd zumindest hier und da etwas aus dem Konzept bringen kann. Auf mehr als das wage ich aber auch nicht zu spekulieren.
Meine Vermutung ist, dass Conor und Team sich die Maidana und Hatton Fights sehr genau angeschaut haben und dort ein paar unorthodoxe Elemente aufgreifen werden. Auch die Art und Weise wie McGregor in den letzten Tagen seinen Hintergrund als universaler Kampfsportler betont hat, deutet stark darauf hin, dass er keineswegs vor hat Mayweather klassisch zu boxen sondern das Regelwerk voll ausloten wird.
Seltsame Winkel und Schlagvariationen (siehe Maidanas Bud Spencer-Kopfnüsse) und sehr wahrscheinlich viel Fokus auf das ihm vertraute Clinchgame mit entsprechenden "roughhouse tactics" und "dirty boxing" sehe ich als Mittel seiner Wahl. Wahrscheinlich noch garniert mit ein wenig mentaler Kriegsführung in Form von Showboating.
Eingedenk der physischen Überlegenheit Conors und der Tatsache, dass Floyd nicht gerade ein kurzrundiger Abräumer ist und generell eine gewisse Zeit für seine meisterhaften Adaptionen braucht, könnte das zumindest in den ersten 2-3 Runden ein verblüffendes Schauspiel werden. Ich denke aber auch, dass Conor sein Pulver sowohl taktisch als auch konditionell schon recht früh verschossen haben wird und dann setzt sich Mayweathers meilenweit überlegene Technik und Routine natürlich mit Leichtigkeit durch. 12 Runden sehe ich dann irgendwie nicht. Ich bezweifle, dass Conor den Kampf irgendwann nur noch schadensbegrenzend verwalten wird und außerdem ist er defensiv auch einfach viel zu grün und verwundbar, wenn die Kondition im roten Bereich ist.
Die Art und Weise wie Byrd den Kampf reguliert wird denk ich ein sehr großer Faktor sein für die Frage, wie gut sich McG aus der Affäre zieht. Wenn Situationen in Clinch und Nahdistanz frühzeitig aufgelöst und rustikale Schlag- und Infightechniken streng geahndet werden, hat Conor wenig Spielraum auch nur irgendwas offensiv aufzubauen und einen eigenen Rhythmus zu finden. Dann kann es auch gleich von Beginn an die erwartete Vorführung werden.