Vielleicht ein kleiner Tipp an alle Einsteiger. Man sollte am Anfang nicht krampfhaft versuchen alles zu verstehen oder unbedingt erlernen zu müssen/wollen. Man wird förmlich völlig erschlagen, wenn man ernsthaft versucht als Neuling das Spiel bis in sein tiefstes Inneres zu verstehen. Selbst die größten Trainer und Experten sagen, dass die Materie Football nie 100 % erforscht werden wird, weil täglich neue Taktiken entwickelt werden bevor man überhaupt einen Großteil der alten begriffen hat. Das ist sehr anstrengend und nimmt einem auf Dauer auch die Lust sich weiter damit zu beschäftigen. Das Wichtigste aus meiner Sicht, ist erstmal Spaß und eine Passion über diesen Sport zu entwickeln. Da reicht es vollkommen aus die einfachen Grundregeln zu verstehen um ein Spiel mit Spaß und Interesse gespannt verfolgen zu können.
Ich verneige mich vor jedem, der komplizierte Angriffs-Spielzüge, Verteidigungsstrategien oder whatever anatomisch bis ins allerletzte Detail analysieren und alle Zusammenhänge eines plays erkennen/verstehen kann. Manchen macht das riesige Freude, weil sie auch ein Talent dazu haben, aber es ist absolut kein Muss um diesen Sport zu mögen. Die ganzen Fachwörter, Bezeichnungen und Regeln erschlagen einem am Anfang. Daher sollte man versuchen sie für sich so simpel wie möglich zu halten. Sowohl was den Inhalt, als auch die Menge betrifft. Bei mir war es so, dass ich American Football jahrelang liebte ohne jetzt exakt zu wissen welche Aufgaben ein linebacker hat, wenn mich jemand spezifisch nach dieser Position gefragt hätte. Es hat mich nicht interessiert, weil es mir genügte zu sehen was die Spieler da machen und das fand ich beim Zusehen einfach unglaublich interessant und habe es verinnerlicht.
Mir genügte es völlig zu sehen wie die O-Line ihren QB schützt, wie er seine Receiver sucht, wie diese spektakulär die Bälle fangen oder diese abgefangen werden durch 'pick 6 Double Agents'. Wie sich running backs phänomenal durchtanken, wie der QB die Leute um sich herum strategisch koordiniert, notfalls schnell reagiert und umstellt, wie die D-Line versucht den QB zu sacken, wie dieser mit Trickspielzügen diese widerrum vernascht oder selber entkommt und ein first down erzielt und den Pass Rushern damit ins Gesicht lacht, die dachten sie hätten seine Idee herausgelesen. Beeindruckende Athleten, extrem tougher aber fairer Sport, spektakuläre und spannende Spielsituationen bis zum geht nicht mehr. Der nackte Thrill von Touchdown-Würfen/runs, punt-returns oder 2-minute drills. Das alles wurde ein Orgasmus für meine Augen und ich war süchtig nach mehr und mehr. Dazu die Grundregeln für Punkte, Spielzeit, Strafen und Spielfeld. Mehr wollte ich gar nicht wissen. Mehr war gar nicht nötig um sich in dieses Spiel zu verlieben.
Ganz einfache Dinge. Man muss sich an ihnen erfreuen, sonst hat es keinen Sinn überhaupt anzufangen sich näher mit der Materie zu beschäftigen. Wenn man an diesen Sport herangeht mit der Einstellung alles sei kompliziert und es gäbe so viele Bezeichnungen und Dinge die man wissen müsste, dann wird man niemals die Schönheit und letztendlich relative Einfachheit erkennen. Alles andere kommt mit der Zeit und Erfahrung von vielen Spielen ganz natürlich wie ziemlich alles im Leben.
So schaue ich heute auch sehr gerne ein Duell zweier starker Defensiv-Reihen und konnte mich zum Beispiel sehr an den 06/07er oder 85er Bears erfreuen. Zuzusehen wie sie mit ihrer Mörder-Defense quasi jeden Hauch Leben in der gesamten NFL erstickten, fand ich sehr interessant zu beobachten. Dann geht man auch automatisch näher ins Detail. Ganz natürlicher Prozess. Aber am Anfang ist es immens wichtig eine allgemeine Passion zu entwickeln und herauszufinden ob man sich am Spiel an sich erfreuen kann, sonst vergeht einem schnell die Lust wenn man sich selber was vormacht. Jeder mag andere Aspekte an diesem Sport, jedoch muss das Interesse am Spiel an sich unbedingt vorhanden sein.