@karmakaze
Ich kann deine Argumentation nicht nachvollziehen. Die Mechaniker sind auf das Feedback der Fahrer angewiesen, ergo haben diese auch einen Einfluss auf das Setup. Der eine Fahrer kann sich eben besser ausdrücken und das aktuelle sowie gewünschte Verhalten des Boliden präzise verbalisieren, der andere eben weniger.
Oh, du kannst, nur du willst nicht. Deine Logik setzt voraus, dass sich jemand besser ausdrücken kann als jemand anderer. Aber warum sollte ausgerechnet der Deutsche VET sich besser ausdrücken können als z.B. der Finne RAI, wohlgemerkt in einem italienischen Team mit vielen Auch-Nicht-Muttersprache-Englisch-Mechanikern? Nach der Logik hätten HAM oder BUT sehr viel bessere Chancen gehabt, sich zu verständigen. Wenn es nicht sprachlich begründbar wäre, wie dann? Bessere Kompetenzen in Bezug auf das Verstehen von Boliden? Woher wissen wir denn, dass da VET besser ist als HAM? Nur unter minimal fadenscheinigen Argumenten. Unter Berücksichtigung, dass wir das alles nicht wissen, ist die Annahme, dass jeder Fahrer der F1 sich gleich gut ausdrücken kann, die einzig realistische. Davon unangetastet bleibt es ein Traum, dass selbst Fahrerfeedback etwas bewirken kann. Die heutigen Boliden sind prinzipbedingt allesamt am Untersteuern. Was nützt da das Fahrerfeedback, wenn man es dann doch nicht abstellen kann? Sicherlich mag der Fahrer Feedback geben (bei angenommen gleicher Qualität), aber die Zwänge, diesen und jenen Radsturz fahren zu müssen, damit die Reifen einen Long Run schaffen, diesen und jenen Flügel fahren zu müssen, damit der Bolide in der und der Kurve genug DF hat und diese und jene Federhärte fahren zu müssen, damit die Traktion aus der und der Kurve stimmt, sind vielmehr Parameter, auf die der Fahrer gar keinen großen Einfluss mehr hat und die allesamt viel eher gemessen werden denn über das "Popometer" und den Fahrer kommen. Damit sind wir wieder bei der Grundaussage, der Fahrer kann nicht viel tun. Er hat abstimmungstechnisch einen deutlich geringeren Einfluss und ganz bestimmt nicht das Sagen.
Zu Schumacher: Mercedes hat 2010 vor dem Rennen in Barcelona den Radstand sowie die Balance bzw. Gewichtsverteilung komplett überarbeitet. Dies geschah auf Drängen Schumachers. Rosberg war in den ersten vier Rennen sehr konkurrenzfähig, Schumacher aber nicht. Anschließend lief es für Schumacher etwas besser, für Rosberg jedoch viel schlechter. Er beklagte sich auch öffentlich über die Änderungen, Mercedes hielt jedoch am Konzept fest und entwickelte fortan in die falsche Richtung. Ein Fahrer kann IMO sehr wohl Einfluss auf die Entwicklung des Boliden nehmen - positiv sowie negativ.
Lassen wir mal beiseite, dass sowas wie eine Radstandsveränderung ein kompletter Redesign der Fahrwerksgeometrie und des Packaging nach sich zieht und dass man eine Balance nicht als Parameter selbst verändern kann (es wird nur etwas verändert, das die Balance beeinflusst), bedeutet die damalige Story nicht, dass MSC irgendwas antizipiert hätte, irgendetwas gespürt hätte, was nicht schon längst die Telemetrie verraten hätte oder auch nur, dass diese Richtung nicht von sich klar gewesen ist. Mag sein, dass die Erfahrung von MSC ihm erlaubte, klarer zu sagen, was er möchte. Aber es bedarf danach vieler Instanzen an Mechanikern und Ingenieuren, die allesamt diese Angaben und die vielen Telemetriedaten prüfen müssen und dann die richtigen Maßnahmen daraus ableiten. Das war ganz sicher nicht MSCs Job. Und dass sich diese Mechaniker und Ingenieure dann für diese Richtung entschieden haben, und nicht für eine andere, ist wohl auch mehr auf diesen Überlegungen basierend denn auf irgendwelchen Machtunterschieden zwischen den Fahrern. Ersetzen wir die Namen mal durch Karun Chandhok und Rio Haryanto. Nur weil Chandhok präzisere Angaben macht und vorschlägt, man bräuchte bessere Balance, wird der dadurch nicht zum ausschlaggebenden Faktor, auch wenn man tatsächlich dann in diese Richtung entwickelt, außer bei nationalstolzen Indern vielleicht...