So ... zurück vom Festival hab ich nun auch mal das Rennen gesehen ... sehr unterhaltsam. Kann man nicht meckern.
Ich möchte aber die Forums-Teilnehmer darum bitten zukünftig von Diskussionen auf dem Niveau von "Ich unterhalte mich auch mit weniger intelligenten Menschen wie dir" abzusehen. Derartige Postings interessieren hier keinen. Entsprechende Beiträge habe ich entfernt
Hamilton
Hatte ja lange ein ziemlich unspektakuläres Rennen. Hinter ihm war deutlich mehr los.
Laut Telemetrie-Daten soll er nach Kurve 15 nicht gebremst haben ... er soll leicht vom Gas gegangen sein, aber nicht übermäßig stark verlangsamt haben.
Was mir in der Diskussion in diesem Thread noch fehlt ist der Hinweis auf den ersten Restart. Mercedes erklärte Hamilton über Funk später, dass es beim ersten Restart sehr knapp gewesen wäre, Hamilton hätte beinahe das SafetyCar vor der Safety-Car-Linie-1 überholt. Das darf er natürlich nicht und bei einem Restart auf einer 2,2km langen Geraden das Gas noch lupfen zu müssen würde einen massiven Platzverlust bedeuten.
Hamilton kann nach der Kurve das Tempo vorgeben und es ist allzu verständlich, dass er dann einen gewissen Abstand zum SafetyCar aufkommen lassen will. Es macht für ihn auch Sinn nicht direkt nach einer Kurve zu beschleunigen, sondern erst auf der Geraden ... das macht es nämlich für den Zweiten (also Vettel) schwerer seine Position zu verteidigen. Solche Taktik-Spielchen aber nur am Rande.
Ich sehe kein "break testing" von Hamilton wie Vettel behauptet hatte ... und den Restart wären andere Fahrer auch nicht groß anders angegangen.
Die Geschichte mit dem headrest ist selten unglücklich. Hab ich das eigentlich richtig mitgekriegt, dass die beim Wechsel von dem Teil die Reifen nicht gleich mitgewechselt hatten? Hatte mich schon etwas überrascht.
Ich erinnere mich an den Unfall von Magnussen in Spa letztes Jahr, als seine Kopfstütze beim Aufprall davon flog. Scheinbar sitzen die Teile wirklich nicht gut genug, da sollte man vielleicht nochmal drüber nachdenken.
Vettel
Das Rennen versprach durchaus spannend zu werden, da Vettel mit länger werdendem Stint auf Hamilton aufholte. Das geht gewiss völlig unter nach der Kollision von Vettel mit Hamilton.
Ich kann Vettels Ärger irgendwo verstehen ... Hamilton macht nicht das was er von diesem erwartet und Schwupps rauscht er diesem in die Karre. Dennoch ist dies nicht Hamiltons Schuld.
Man stelle sich folgende Situation im Straßenverkehr vor:
Fahrer A fährt mit 60km/h durch eine einspurige Baustelle auf der Autobahn, Fahrer B möchte sobald es geht wieder schneller fahren.
Die Baustelle endet ... Fahrer A verpennt das aber ein bisserl und fährt weiter 60km/h. Fahrer B hat schon beschleunigt weil die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben wurde ... er fährt A ins Heck.
Es gibt wieder 2 Spuren ... B setzt sich neben A, gestikuliert wild und ramm anschließend das Fahrzeug von A. Wem von beiden sollte man nun an den Ohren ziehen?
Ich weiß, das ist nur ein Beispiel und Motorsport ist etwas anderes ans Straßenverkehr ... bei den Tourenwagen wird ständig ein bisserl gedrückt und gerempelt beispielsweise.
Dennoch, die ganze Kollision beruht in erster Linie auf einer Fehleinschätzung Vettels. Dieser war vielleicht etwas nervös, weil beide Ferrari (aus verschiedenen Gründen) bei allen Restarts nicht besonders gut ausgesehen haben. Gewiss, die zweite Position zu verteidigen ist auch schwerer als die erste. Der Führende kann das Tempo nach Belieben vorgeben und der Zweite kann nur reagieren. Der Dritte kann jedoch auch den Führenden beobachten und ähnlich schnell reagieren wir der zweitplatzierte Fahrer.
Die anschließende Rempel-Aktion ist einfach ... naja ... dumm. Ob Vettel da absichtlich oder aufgrund völliger Inkompetenz in Hamilton seitlich reinfuhr ist unerheblich ... beides erfüllt den Vorwurf "dangerous driving".
Ich denke die darauf folgende Strafe war angemessen.
Wie auch immer, ich finde Daniel Ricciardo hat zu Vettel ein gutes Statement abgegeben:
"'Seb' handelt wohl manchmal bevor er denkt", sagt Ricciardo der "BBC": "Er ist getrieben von seiner Leidenschaft und Erfolgshunger. Er will manchmal die Messer wetzen."
Als Kritik will Ricciardo die Aussagen nicht verstanden wissen, sondern eher als kritische Würdigung. "Ich respektiere 'Seb sehr für seinen Mumm und seine Liebe zum Sport, was in Leidenschaft und manchmal in Aggression mündet", meint der Australier. "Ich respektiere es und ich mag es."
Das was Riccardo an Vettel schätzt wird diesen weiterhin polarisieren lassen ... und häufig sind es nunmal auch die polarisierenden Fahrer mit teils umstrittenen Aktionen welche Leidenschaft bei den Fans wecken und populär sind ... Vettel ... Hamilton ... Alonso ... Schumacher ... usw.
Ricciardo
Dass Ricciardo gewonnen hat unterstreicht beinahe, dass es sich um ein "verrücktes Rennen" gehandelt hat. Ricciardo fährt das Wochenende hinter Verstappen her, crasht im Qualifying, sammelt Teile beim Rennstart auf (vermutlich von Bottas/Räikkönen), kommt danach nicht an Stroll vorbei und muss früh Reifen wechseln, weil die Bremsbelüftung sich zugesetzt hat. Der Rest des Feldes kriegt mit der SC-Phase quasi den gleichen Boxenstop umsonst, was verdeutlich wie weit sich Ricciardo von Platz 16 kommend nach vorne arbeiten musste.
Als die erste SC-Phase kam und Ricciardo somit keine Plätze durch die Boxenstops anderer gut machte da hätte er wohl nie gedacht, dass er das Ding am Ende noch gewinnen würde.
Verstappen
Is schon ein Pechvogel ... Verstappen war sehr nah dran an Perez und kurz davor diesen zu überholen. Ein Sieg wäre drin gewesen, aber diese Saison schlägt der Defekt-Teufel bei ihm besonders oft zu. Schien mir so, als hätte der Elektromotor den Geist aufgegeben.
Ocon & Perez
Ohje ... in Silverstone wird man sich tüchtig ärgern. Die Force India lagen wirklich gut im Rennen und waren sehr konkurrenzfähig. Ok, Verstappen war schneller (hätte Perez wohl kassiert) und wäre bei Mercedes und Ferrari alles reibungslos verlaufen, dann hätten die locker die 4 ersten Plätze geholt. Aber manchmal muss man halt da sein, wenn es darum geht wichtige Erfolge abzugreifen. So wie damals 1998, als die Mannschaft aus Silverstone über einen Doppelsieg jubeln durfte.
Dieser wäre auch diesmal drin gewesen, wenn Ocon sich nicht nur knapp an Perez vorbeigequetscht hätte, sondern am Kurvenausgang noch mehr Platz gelassen hätte.
Zur Zeit des Rennabbruchs liegt nurnoch Wehrlein hinter Ocon der sich noch gut vorarbeiten kann. Bei Perez ist die Spurstange hinüber ... erstaunlich, dass man das noch so flott flicken konnte. So eine günstig gelegene Rennunterbrechung hätte sich Hill wahrscheinlich in Adelaide '94 auch gewünscht.
Am Ende hat es leider doch nicht gereicht und Perez' Serie für Zielankünfte in Folge reißt ab ... der Rekord von Heidfeld bleibt erstmal ungefährdet.
Bottas
Wie oft gab es das schon, dass ein Fahrer von gut der Hälfte des Feldes überrundet wurde und dann doch noch aufs Podium fährt? Könnte ziemliches Neuland sein, oder?
Ziemlich unglücklicher Start-Crash bei Bottas. Räikkönen lässt ihm so gerade genug Platz im Kurveninneren, aber Bottas rutscht dann doch ein Stück zu viel über den Curb und daraufhin in Räikkönen hinein.
Klar, ohne das Zurückrunden in der SC-Phase wäre das niemals was geworden für Bottas ... auf sowas muss man halt manchmal hoffen und bei einem Stadtkurs ist das nicht unwahrscheinlich. Kwjats Pech war Bottas' Glück.
Räikkönen
Auch Räikkönen hätte hier gewinnen können. Gewiss, nach dem Start-Crash fiel er ein paar Positionen zurück und nach dem Safety-Car-Restart gingen an seinem lädierten Ferrari auch Massa und Ocon vorbei ... aber von den 5 Fahrern die vor ihm lagen kam keiner mehr ohne Probleme durch.
Räikkönen auch nicht. Er sammelte die Trümmerteile von Ocon und Perez auf (was letztlich zur Rennunterbrechung führte) und war durch den zerstörten Hinterreifen, Unterboden und Heckflügel im Prinzip schon ausgeschieden. In beeindruckender Geschwindigkeit bastelte man bei Ferrari seinen Boliden wieder zusammen ... hätte nicht mehr mit Räikkönen gerechnet. Genützt hat das aber nicht mehr viel.
Stroll
Im Prinzip fehlerfreies Rennen ... kann man nicht meckern. Man kann höchstens überlegen, ob er am Ende einen Ticken zu wenig gepusht hat, um Bottas nicht mehr rankommen zu lassen. Aber letztlich wird ihm das egal sein ob 2ter oder 3ter. Nach all der Kritik ist das Podium für den früheren F3-Star ein großer Erfolg, ebenso wie dass er nun im Qualifying mal nicht von Massa gebügelt wurde, sondern vor diesem startete.
Ok ... er hat im Rennen nicht ein Fahrzeug überholt (von denen die keine Probleme hatten) ... aber das muss man halt nicht immer, wenn man einen guten Platz abstauben will.
Massa
Massa tut mir ein wenig leid ... er ist ein gutes Rennen gefahren. Starker Start, Platzgewinne bei beiden Restarts und bei einem auch beinahe Vettel kassiert. Dann geht kurz vor der roten Flagge aus ungeklärter Ursache ein Dämpfer kaputt. Der Wagen wackelt, setzt auf Bodenwellen auf, liegt in Kurven extrem unruhig, kommt auf Geraden nicht richtig auf Touren. Ein Podium oder gar ein Sieg wären drin gewesen ... am Ende stielt ihm der Rookie-Teamkollege die Show.
Sainz
Man bedenke ... Sainz war letzter, nachdem er sich drehte, als er Kwjat auswich ... die Räikkönen-Bottas-Kollision kam ja erst noch. Da hat er wirklich noch gut was rausgeholt.
Magnussen
Gutes Wochenende für Magnussen, der auch mal im Quali nen guten Platz holen konnte. Fürs Podium fehlte dem Haas der Speed ... aber auch über den 7ten Platz wird er sich wohl nicht ärgern.
Grosjean möchte das Rennen dagegen lieber vergessen nach den Problemen mit den Bremsen.
Wehrlein & Ericsson
Sauber weiter deutlich am ... langsamsten. Mehr als das Pünktchen abstauben war nicht drin. Dabei haben die beiden noch Glückgehabt. Die Berührung von Vorder- und Hinterreifen zwischen den beiden hätte auch leicht zu einem Doppelausfall führen können, wenns dem einen die Vorderradaufhängung zerjagt und der andere hochkatapultiert wird.
Alonso & Vandoorne
Alonso sorgte für leichtes Schmunzeln weil er meinte, man hätte das Rennen gewinnen können. Später relativierte er, dass man dafür aber nicht schnell genug gewesen sei ... nunja, dann hätte Magnussen das Rennen genausogut gewinnen können ... und diverse andere. Immerhin, erste Punkte für McLaren in dieser Saison. Beinahe überraschend, dass beide ins Ziel kamen.
Vandoorne ging früh in die Box. Er hatte Zeit gegen Grosjean rausgeholt und man wollte den Haas covern (hat geklappt). Allerdings hing er dann hinter den Sauber fest.
Durchaus interessant: Vandoorne kam in der ersten SafetyCar-Phase nicht in die Box. Auch in der zweiten SC-Phase, als nur Wehrlein und Ericsson an die Box kamen (sie lagen eh schon fast ganz am Ende des Feldes), blieb Vandoorne bei seinen Reifen. So lag er wieder hinter Magnussen, Sainz und Alonso, welche ja in die Punkte kamen. Beim zweiten und dritten Restart verlor er aber Plätze ... womöglich durch mangelnden Top-Speed. Ein schleichender Plattfuß warf ihn hinter die Sauber zurück. Ericsson konnte er zwar wieder einholen, aber er kam trotz DRS am Vorjahres-Ferrari-Motor nicht vorbei.
Hülkenberg
Hülkenberg wird sich grämen. Er lag hinter Magnussen ... wäre also vielleicht auf nem guten Punkte- oder sogar Podiums-Kurs gewesen, wenn er nicht die Mauer touchiert hätte. Kann passieren wenn man viel will. Und Hülkenberg wollte wieder an Magnussen ran, der vorbei ging als Hülkenberg auf Massa aufschloss.
Pirelli
Ok, der Asphalt bei der Stadtmauer ist nur temporär über ein Kopfsteinpflaste gelegt und - da er extra für das Rennen ist - vielleicht etwas rauer ... aber im Großen und Ganzen gibt es auch in Baku den typischen glatteren Stadtkurs-Asphalt, welcher die Reifen nicht so sehr beansprucht. Überraschend daher, dass man die Ultra-Softs zuhause lässt ... während kein Fahrer in Erwägung zieht, die Medium-Reifen zu nutzen.
Und nur mal zum Vergleich bezügl. zum Thema es war gefährlich. Grosjean ist vor ein paar Jahren mal gesperrt worden, weil er wiederholt bei wesentlich höherer Geschwindigkeit sehr gefährlich agiert hatte. Er hatte dann damals fast Alonso geköpft beim Start in Spa mit seinem Crash den er verursacht hat. Sowas nenne ich gefährlich.
Massa äußerte sich übrigens letztens nach dem Ausfall in Montreal, dass er es etwas unverständlich fände, dass Sainz nur 3 Startplätze im nächsten Rennen zurück müsse.
Grosjean wurde nach Spa für ein Rennen gesperrt, weil er damals Hamilton geschnitten hatte.
Nun sah Sainz den Grosjean in Montreal angeblich nicht, weil dieser im toten Winkel war und wurde milder bestraft.
Aber nunja ... Grosjean hatte ja damals eh keinen guten Ruf ... z.B. auch wegen dem Start-Crash in Monaco für den er eigentlich wenig konnte (Alonso drängte sich in eine kaum vorhandene Lücke, Grosjean wich nach der Berührung mit Alonso nach links aus, wo aber Schumacher vorbei wollte).