1. Bottas
Guter Sieg für Bottas. War etwas mühsamer als zwischenzeitlich vielleicht erwartet. Als er Hamilton erstmals überholte konnte man denken "Hey, Bottas liegt vorne und beide müssen nochmal in die Box" ... aber da die Teams recht sparsam mit harten Reifen umgehen, musste Bottas da gewissermaßen einen Undercut hinnehmen.
Durch den Extra-Boxenstop musste er manch Piloten zwei Mal überrunden, was ihm die Aufholjagd etwas erschwerte.
Letztlich kann er sich auf die Fahnen schreiben mit Suzuka und Austin zwei fahrerisch anspruchsvollere Strecken gewonnen zu haben. Zudem hat er diese Saison mehr Siege als in jeder anderen. Er weiß, dass er hier und da Hamilton schlagen kann. Aber er muss halt überall "präsent" sein, wenn er den Titel will.
2. Hamilton
Hamilton wollte nochmal mit nem Sieg den Titel klarmachen. Die 1-Stop-Strategie war vielleicht nicht die schnellere Variante, aber die beste Möglichkeit, um vor Verstappen zu gelangen. Hamilton hat sich die Reifen wieder sehr gut eingeteilt.
6 Titel ... stark stark. Vielleicht wären es 1 oder 2 weniger, wenn Rosberg weiter gemacht hätte (ich empfand ihn als schneller als Bottas) oder wenn Vettel mehr Konstanz in den letzten beiden Jahren gehabt hätte. Aber das ist halt der Punkt der Hamilton ausmacht. Immer da, immer seine Chancen suchend, kaum negative Ausrutscher.
3. Verstappen
Die 2-Stop-Strategie war schon richtig, auch wenn er so die Track-Position gegen Hamilton verlor. Wie schon zuletzt mit Albon treibt die Sorge vor einem Hamilton-Undercut den jeweiligen Red-Bull-Piloten in die Box.
Naja, so ist das nunmal wenn man selbst den davor liegenden Fahrer kaum unter Druck setzen kann, weil dieser den Abstand gut managed ... während Hamilton seinerseits Druck macht.
Verstappens Reifen hatten mehr nachgelassen als die bei den Mercedes ... so schien es. Mit einer 1-Stop-Strategie wäre er auch hinter Hamilton gelandet.
Ohne die gelbe Flagge am Ende hätte er Hamilton vielleicht noch kassieren können.
4. Leclerc
Da ging nicht viel. Nach dem kurzfristigen Motorwechsel hatte ich Leclerc eh nicht zu den Favoriten auf den Rennsieg gezählt, aber das war insgesamt dennoch ein ziemlich ernüchterndes Rennen. Zwischenzeitlich wollte die Box, dass Leclerc den Abstand auf Hamilton verkürzt. Leclerc war ein gutes Stück davon entfernt diesem nachkommen zu können.
Der dritte Motor hatte ein Ölleck und kann wahrscheinlich noch verwendet werden. Dennoch stellt sich die Frage, warum die Ferrari diesmal bei den Top-Speeds "nur" im Mittelfeld waren. Ferrari selbst behauptet, man hätte etwas "experimentiert" (mehr Flügel gefahren) und war dadurch in den Kurven konkurrenzfähiger. Bei Red Bull vermutet man recht offen, dass die technische Direktive der FIA es Ferrari schwer macht einen Trick auszunutzen. Red Bull Chefingenieur Paul Monaghan hatte bei der FIA (vor dem Mexiko-Rennen) angefragt, wie es um die Legalität eines Systems aussehe, bei welchem der Benzindurchfluss zwischen den Messintervallen des Fuel-Flow-Meters höher läge. Die FIA erklärte - wenig überraschend - dass ein solches System nicht legal wäre und teilte dies allen Teams mit. Nun sahen die Ferrari in Austin nicht gut aus und bei Red Bull glaubt man prompt, dass man Ferrari gewissermaßen eine Trickserei verboten hätte. Ferrari dementiert natürlich eine solche Schummelei eingesetzt zu haben.
Naja ... an sich nichts besonderes. Die Teams beäugen sich ja seit jeher.
5. Albon
Zu dritt kanns in der ersten Kurve eng werden. Albon hatte da einfach Pech. Er hat sich sehr solide durchs Feld gekämpft, obgleich der Zeitverlust durch mehrere Boxenstops sicherlich nicht hilfreich war.
Wie auch immer ... Albon mustert sich zum Top-Favoriten auf das Red-Bull-Cockpit für 2020.
6. Ricciardo
Lief gut für Ricciardo, er saß Norris im Genick und kam nach einer Weile vorbei. Im zweiten Stint hatte er Norris im Nacken, aber hielt sich vor diesem. Sein Vorsprung hatte am Ende so geradeeben gereicht, um vor Norris zu bleiben.
7. Norris
Ordentliches Rennen von Norris. Im Gegensatz zu Albon kam er an Ricciardo nicht vorbei. Ebenso wie dieser legte er noch einen zweiten Boxenstop ein und flog dann um die Strecke. Ebenso wie Leclerc und Albon war er da schneller als die Spitze. Beinahe hätte er Ricciardo noch abgefangen.
8. Sainz
3 Gegner kassierten Sainz am Start ... das lief suboptimal. Der Undercut gegen Gasly gelang und danach hiel Sainz einen recht konstanten Abstand zu Ricciardo. Am Ende musste er aber klar abreißen lassen.
9. Hülkenberg
Der Start lief keineswegs glücklich für Hülkenberg. Er verlor Zeit hinter Magnussen und Räikkönen, an dessen Soft-Reifen er nicht vorbei kam.
Lange in Räikkönens Heck ... vielleicht der Grund, warum die harten Reifen bei Hülkenberg früh schlapp machten.
In den letzten 4 Runden seines ersten Stints verlor er massig Zeit (gut 20 Sekunden) ... Räikkönen hätte ihn da - trotz Boxenstop mehr - beinahe wieder auf der Strecke eingeholt.
Er war schneller als Räikkönen, die Toro Rosso und Perez und arbeitete sich wieder nach vorne. Aber die McLaren waren schon weit weg. Hülkenberg holte im letzten Stint fast 2 Sekunden pro Runde auf Sainz auf ... aber irgendwann ist das Rennen halt vorbei.
10. Perez
Wieder ein starkes Rennen von Perez. Aus der Boxengasse startend hatte er schon früh nen signifikanten Rückstand auf seine Gegner, aber er arbeitete sich durch das Feld durch und verkürzte nach und nach den Abstand auf Gasly ... bis er diesen schließlich kassierte.
11. Räikkönen
Mit Soft-Reifen zu starten wirkte ungewöhnlich ... aber Räikkönen machte am Start gleich mal 6 Plätze gut und die Reifenwahl passte auch zur Zwei-Stop-Strategie.
Den Speed von Perez oder der Toro Rosso hatte er aber nicht.
12. Kwjat
Zusammen mit Hülkenberg hing er hinter Räikkönen fest. Nach seinem Boxenstop verlor er Zeit hinter Stroll, wodurch er von Perez eingeholt wurde und wodurch Hülkenberg den Abstand auf ihn klar verkleinern konnte.
Nachdem Hülkenberg vorbei war, versuchte Kwjat mit diesem mitzuhalten und holte ebenfalls nochmal frische Reifen (eine Position hatte er damit nicht zu verlieren). Kurz vor Ende fuhr er beim Überholversuch gegen Perez diesem in die Seite. Die Stewards gaben Kwjat eine 5-Sekunden-Strafe was ihn vom 10ten auf den 12ten Platz zurück warf. Schon schnell hatten Zuschauer bemerkt, dass die Kwjat-Perez-Kollision sehr jener ähnelt, bei welcher Alonso sich 2016 an Massa vorbei rempelte (in der gleichen Kurve). Alonso blieb damals straffrei ... wobei er nach heutigen Maßstäben eine Strafe verdient gehabt hätte.
13. Stroll
Recht glanzloses Rennen. Nach einem mäßigen Start kam Stroll sehr früh in die Box, um einen Undercut gegen Giovinazzi zu fahren. Das gelang zwar, aber Stroll war dabei mit frischeren Reifen und freier Fahrt kaum schneller als sein Teamkollege Perez, der mehrere Gegner überholte.
Und so hing Perez nach seinem Boxenstop mit frischen Reifen sogleich im Heck von Stroll.
Stroll musste nochmal neue Reifen holen ... und verlor im nächsten Stint - trotz frischerer Reifen - weitere 10 Sekunden auf Perez, bevor dieser auf Gasly auflief.
14. Giovinazzi
Giovinazzi konnte im ersten Stint nichtmal die Haas unter Druck setzen. Sein Rückstand auf Räikkönen wuchs auf 20 Sekunden an. Weitere 10 Sekunden kamen hinzu, als Giovinazzi sich eine Weile hinter Magnussen aufhielt, an dem er mit einem Undercut beim zweiten Boxenstop vorbei kam.
Erfreulich war für Giovinazzi nun dennoch, dass er bei Alfa/Sauber für die 2020-Saison bestätigt wurde. Das ist keine Überraschung, denn die anderen Ferrari-Nachwuchs-Piloten (Schwartzmann, Armstrong) sollen wohl erstmal noch in die Formel 2 wechseln. Mick Schumacher wird dort wohl auch nächste Saison fahren. Er könnte dieses Jahr eine Superlizenz bekommen ... nächstes Jahr fehlen ihm dann aber die Punkte (Verfall der Formel-4-Punkte, eingeschränkte Formel-2-Erfolge).
Giovinazzi konnte zwar nun, nachdem es für Alfa etwas bergab geht, im Qualifying sich gegen Räikkönen besser behaupten, aber im Rennen fährt er klar hinter diesem. Aus Ferrari-Sicht wird er wohl nie Material für das Top-Team sein. Wenn er 2020 nicht besser neben Räikkönen performt, dann ist er womöglich raus (selbst wenn Räikkönen seinen Sauber-Vertrag nicht mehr verlängern sollte).
Für Hülkenberg geht damit wohl die letzte Tür in der F1 zu. Vielleicht täte er gut daran einen Platz als Testfahrer zu finden.
15. Grosjean
Grosjean probierte es mit einer 1-Stop-Strategie. Seine Rundenzeiten am Ende vom ersten Stint waren so mies, dass er schon bald von Magnussen eingeholt wurde. So war ein Zweikampf gegen Giovinazzi dann auch ausgeschlossen.
16. Gasly
Gasly war anfangs gut dabei und lag auf einem starken Punkterang. Mit Sainz konnte er aber irgendwann nicht mehr mithalten. Schließlich nahte Perez und die beiden verloren Zeit in ihrem Zweikampf, wodurch dann die Zwei-Stopper (Hülkenberg, Kwjat, Räikkönen) angeflogen kamen. So fiel Gasly innerhalb weniger Runden vom 9ten auf den 13ten Platz zurück.
Gasly war sich unsicher, ob es eine Berührung mit Perez gab und er einen Plattfuß habe. Gleich darauf berichtete er von einem Aufhängungsschaden. Die Box holte ihn nochmal rein und gab ihm Soft-Reifen. Doch wie Gasly die Box verließ merkte er, dass das Problem weiter vorhanden war. Es lag nicht am Reifen ... es lag an der Aufhängung. Gasly stellte den Wagen ab, wurde aber aufgrund der zurückgelegten Distanz gewertet.
17. Russell
In Suzuka wollte es Russell noch mit den Haas aufnehmen, in Austin war das nicht gegeben. Zeitweise konnte er den Rückstand auf Grosjean etwas verkleinern, aber seine Rundenzeiten brachen dann doch ein und Russell kam nochmal (recht spät) an die Box. Danach war er eher damit beschäftigt überrundende Fahrer vorbei zu lassen.
18. Magnussen
Im Vergleich zu Grosjean erwies sich die 2-Stop-Strategie als die bessere Variante, aber gegen Stroll hatte Magnussen keine Chance. Er konnte lange Giovinazzi direkt hinter sich halten, doch dieser ging mit dem zweiten Boxenstop per Undercut an Magnussen vorbei. Kurz vor Schluss gab die Bremse rechts vorne auf. Magnussen schaffte es nicht mehr vor dem Kiesbett zu verzögern.
DNF. Kubica
Ein paar Runden lang konnte er sich vor Russell halten ... nachdem dieser vorbei war, wuchs der Vorsprung ziemlich schnell an. Ein Hydraulikleck zwang Kubica letztlich zur Aufgabe.
DNF. Vettel
Der Start lief schon ziemlich mies. Ebenso wie Leclerc kam Vettel mäßig vom Fleck, hatte danach dann aber deutlich mehr mit starkem Untersteuern zu kämpfen. Hamilton, Leclerc, Norris, Ricciardo ... sie ließen ihn teilweise einfach stehen.
Nach mehreren Runden hatte Vettel dann seine Reifen auf Temperatur und es schien, als könne er Druck auf Norris und Ricciardo machen, um noch etwas vom Rennen zu "retten" ... aber da gab dann seine Hinterradaufhängung auf.
Vettel war etwas überrascht, obgleich die Strecke mehrere starke Bodenwellen bot, gab es zuvor am Rennwochenende da keine großen Probleme mit Aufhängungsschäden.
Naja, die Strecke liegt in einem mehr oder weniger sumpfigen Gebiet und ist seit ihrer Errichtung um 1,2 Meter abgesackt (wenn ich das richtig mitgekriegt habe). Da kann sich der Asphalt schonmal ineinander schieben. Hier und da wurden ein paar Hubbel abgefräst, aber perfekt wurde es nicht.
Im Winter wird die Fahrbahn erneuert.