Spannendes Rennen ... nach den Longruns am Freitag hätte ich nicht gedacht, dass Mercedes sich so schwer tut.
Klar, Mercedes patzte in der Hinsicht, dass man verpasste wie sich die Lücke vor Grosjean auftat. Man wollte in Runde 20 reinkommen, wenn Leclerc dann nicht in die Box kommt ... und zu dem Zeitpunkt hatte Vettel da schon seine Reifen gewechselt.
Der Grosjean-Hülkenberg-Zweikampf war da das kritische Element im Rennen. Wer weiß wies gelaufen wäre, wenn Hülkenberg ne Runde früher vorbei gewesen wäre? Als Vettel in der Box war, hatte Hülkenberg innerhalb weniger Kurven schon einen 3-Sekunden-Vorsprung auf Grosjean rausgefahren. Das Überholmanöver wurde leider nicht gezeigt.
In Runde 17 war die Lücke noch knapp, in Runde 18 war sie für Hamilton da (Vettel wäre vielleicht hinter Hülkenberg und Grosjean gelandet) in Runde 19 hat Mercedes geschlafen, in Runde 20 war der Doppelsieg von Ferrari gebucht und Hamilton blieb nurnoch eine Safety-Car-Hoffnung vor dem Boxenstop. Dadurch, dass Mercedes da noch etwas abwartete, verlor man auch den 3ten Platz an Verstappen (der recht schnell an Hülkenberg vorbei war).
Dennoch, ich hätte gedacht, dass Hamilton am Ende mit frischeren Reifen mehr bewirken kann. Auch Verstappen konnte er da nur begrenzt unter Druck setzen.
Ohne "Valterri, it's James" wäre Hamilton wohl hinter Albon gelandet und nur 6ter geworden.
Klar ist Leclerc angepisst ... aber wäre er zuerst reingekommen, dann wäre Hamilton vor Vettel geblieben. Mit dem Vettel-Boxenstop holt man einen Doppelsieg und Hamilton blieb dann nurnoch der (letztlich gescheiterte) Overcut.
Ich frag mich übrigens, ob Hülkenberg hätte durchfahren können.
Klar, es erscheint als die logische Wahl bei einem SC die Reifen aus Runde 1 bzw. 2 los zu werden.
Aber es war sicherlich etwas ungünstig, dass er hinter Stroll und Gasly rauskam, die auch frische Reifen hatten. Immerhin, Stroll wurde von beiden schnell überholt und an Giovinazzi kam Hülkenberg quasi dank der Riccardo-Kollision vorbei.
Dennoch ... Hülkenberg hatte es geschafft sich mehr als 10 Runden lang unmittelbar vor Norris auf frischen Reifen zu halten. Vielleicht wäre ihm das noch länger gelungen?
Gasly und Hülkenberg hatten zwar Norris wieder eingeholt ... aber das war dann auch der Bolide, der zu schnell war, als dass Gasly und Hülkenberg trotz frischerer Reifen vorbei kamen.
Ich war letztlich überrascht von der Renault-Pace. Für Ricciardo wäre mehr drin gewesen ohne die Disqualifikation im Qualifying. Zwischenzeitlich hatte er ein gutes Rennen, aber mit den misslungenen Überholmanövern gegen Giovinazzi und Kvyat hat er so manch Position verloren. Mit dem SafetyCar (Russell) hatte Ricciardo noch Glück. Egal ob mit oder ohne Kollision wäre er hinter Gasly aus der Box rausgekommen.
Er hatte dann ebenfalls den Vorteil frischer Reifen nach dem SC-Restart. Doch während Gasly sich durch das Feld arbeitete, blieb Ricciardo weiter hinter Giovinazzi hängen.
Dennoch, obwohl Norris vorne nicht massiv aufgehalten wurde (er hielt einen gewissen Abstand zu Albon), holte Hülkenberg auf ihn zunehmend auf. Hülkenberg lag vor seinem ersten Boxenstop vor Norris ... und nach Norris Boxenstop ebenfalls, obgleich Hülkenberg zwischenzeitlich mehrere Piloten eingeholt und/oder überholt hatte.
Ich hätte gedacht die Strecke liegt den Renault weniger. Aber - wie auch in Spa - sind nicht übermäßig viele Punkte rausgesprungen.
Also ich habe nur gesehen, dass VET das zunächst nur potentielle Fenster gegenüber HUL hatte. Das besagt nicht, dass es HAM oder LEC zum gleichen Zeitpunkt auch hatten. VER gewinnt schlicht, weil er dieses Fenster hatte. Hätte es HAM oder LEC gehabt, hätten sie gestoppt und jeweils gewonnen. Und wie hier immer wieder User wie du auf die Idee kommen, von der Couch aus besser über Fenster Bescheid zu wissen als ganze Strategieabteilungen, wäre mal eine Argumentation, die mehr als einer einzigen Zeile bedarf.
Wenn Vettel die Möglichkeit hat nach seinem Boxenstop in der 15-Sekunden-Lücke zwischen Stroll und Hülkenberg rauszukommen, dann bedarf es keiner allzu großen mathematischen Kenntnisse, dass Hamilton (der zweieinhalb Sekunden vor Vettel lag) ebenfalls mit einem einwandfreien Boxenstop (von den Top6 war Vettel am längsten in der Box) vor Hülkenberg rausgekommen wäre.
Bei Leclerc hatte man vielleicht Sorge, dass er hinter Stroll und Co. vielleicht zuviel Zeit verliert (er hätte jene früher eingeholt als Vettel) ... bei Vettel hat man sich das begrenzte "Risiko" getraut.
Bei Hamilton hat man die Chance zum Undercut ganz einfach verpasst. Da braucht man eigentlich keine Argumentation über mehr als einer einzigen Zeile hinweg.
Das "Fenster" war da, Mercedes hat es nicht genutzt, der Ferrari-Doppelsieg war die Folge.
Es war bekannt, dass man in Singapur beim Boxenstop gut 27 Sekunden verliert. In Runde 18 hatte Hamilton schon mehr als 30 Sekunden Vorsprung auf Grosjean.
In Runde 19 war Hülkenberg an Grosjean vorbei und prompt schneller unterwegs als Hamilton, Vettel und Verstappen. Vettel musste jetzt reinkommen, wenn er vor Hülkenberg bleiben will. Bei Red Bull bzw. Verstappen ging das knapp daneben, aber Verstappen hatte Hülkenberg schnell geschnappt.
Es sollte der Strategieabteilung von Mercedes durchaus möglich sein, den Abstand von Hamilton zu Hülkenberg zu kennen.
Aber man hatte halt geplant in Runde 20 reinzukommen (wenn Leclerc draußen bleibt), während das Hülkenberg-Überholmanöver quasi Vettel in die Box rief.
Klar ... "Hindsight-Bias" ... und "Nachher ist man immer schlauer."
Aber in der Strategie-Abteilung geht es halt nicht nur darum wie wahrscheinlich es ist, dass der eigene Stop gelingt und man das Fenster nutzt ... sondern dass man auch antizipiert, wie sich der Gegner verhalten wird.
Dass Ferrari mit Vettel einen Undercut macht war wahrscheinlich (war ja nicht das erste Mal diese Saison), sowie dass er kommt, wenn Vettel 30 Sekunden Vorsprung auf Grosjean/Hülkenberg hat (Runde 18) und erstrecht, wenn Hülkenberg an Grosjean vorbei ist und schneller fährt als Vettel selbst (Runde 19)
Das mag dazu kommen, aber es war deutlich ersichtlich, welches Team die Reifen zu erst auf Temperatur bekam, die SF, wohl gefolgt von RB-VER und dann Merc. Mit 3 SC-Phasen ist das natürlich ein schöner und verdienter Vorteil für die SF.
Gut 10 Runden nach seinem Boxenstop war Hamiltons Rückstand auf Verstappen größer als unmittelbar nach dem Boxenstop.
Gleich nach seinem Boxenstop konnte Hamilton den Rückstand noch verkleinern. Nachdem Stroll, Gasly, Ricciardo und Giovinazzi (die Hamilton nicht auf der Strecke überholte) jedoch in der Box waren, zogen die Ferrari davon. Verstappens Vorsprung auf Hamilton vergrößerte sich deutlich und Bottas hatte eher Albon im Nacken sitzen, als dass er seinem Teamkollegen folgen konnte.
10 (Hamilton) bzw. 15 (Bottas) Runden nach dem Boxenstop werden die Reifen der beiden wohl genug Temperatur gehabt haben. Die Mercedes waren in dem Moment auf der härteren Mischung einfach nicht schnell genug.
Die SC-Phasen waren nicht unbedingt ein Vorteil für die Ferrari, wenn man bedenkt, dass Vettel fast 20 Sekunden Vorsprung auf Hamilton hatte (vor der ersten SC-Phase).
Das schont zwar seine Reifen ... aber die von Hamilton auch.
Es wäre begrenzt wahrscheinlich dass die 6 bzw. 7 Runden älteren Reifen der Ferrari am Ende - im Vergleich zu jenen von Hamilton - derart massiv einbrechen, dass Hamilton den kontinuirlich wachsenden Vorsprung von fast 20 Sekunden ohne etwaige SC-Phase zufahren würde.
genug Leute hatten gestoppt und man sah das es deutlich schneller war.
Durchaus. Kvyat und Perez waren etwas zurückgefallen und holten sich neue Reifen. Räikkönen coverte später den Kvyat-Boxenstop, nachdem die anderen beiden hinter Kubica Zeit verloren hatten.
Jene drei waren nach ihren Boxenstops gut 2 Sekunden schneller als Leclerc.
Aus ihnen war womöglich abzulesen, wie schnell man mit frischen Reifen unterwegs sein kann.
Aus Hülkenberg weniger ... jener war zwar mit harten Reifen in der ersten Rennhälfte der schnellste im Feld ... allerdings hatte er recht freie Fahrt und seine Reifen waren ja nur eine Runde jünger als die von den meisten Piloten.
Es wird spannend nächstes jahr. Die kwm wird man da definitiv nicht holen!
Sowas hab ich zeitweise 2018 oder nach den Wintertestfahrten auch beinahe gedacht...
Ferrari hat nun drei Rennen in Folge auf unterschiedlichen Strecken gewonnen. Drei Rennen in denen Hamilton dem Sieg jeweils nahe war. Daraus kann man schlecht die Prognose ableiten, dass es nächstes Jahr deutlich schlechter laufen wird.
Und "deutlich" müsste es schon sein, wenn man den Mercedes-Vorsprung in der Konstrukteurs-WM bedenkt.
Btw. Grosjean macht da weiter wo er aufgehört hat. Der gehört nicht mehr in die f1!
Beim Start dem Kuddelmuddel aus dem Weg zu gehen ist nicht dumm. Wenn vor einem drei Boliden kollidieren ... na dann fährt man nicht unbedingt gerne dort lang, wo Trümmer liegen könnten.
Das Tempo von Magnussen (der bis Perez alle aufhielt) kam ihm sicherlich entgegen. Erst als er Hülkenberg im Nacken hatte, konnte er Perez bzw. Stroll nicht mehr folgen. Klar dass er nach seinem Boxenstop nicht lange hinter Russell hängen wollte, jener hatte noch die Reifen vom Boxenstop in der ersten Runde drauf.
Man kann sagen, dass Russell die Kurve gehörte und Grosjean hätte zurückstecken müssen. Aber auf der Strecke ist das Überholen nunmal etwas schwerer ... da steckt man nicht gerne zurück.
Sirotkin kassierte letztes Jahr eine Strafe, weil er Hartley außen zu wenig Platz lies und dieser massiv ausweichen und verlangsamen musste um eine Kollision zu verhindern.
Russell war zwar nach seinem Boxenstop zusammen mit Hülkenberg der schnellste im Feld, aber sein Rückstand war groß und es war wahrscheinlich, dass er noch einen Boxenstop braucht. Sein Hauptkonkurrent war eher Kubica, welcher frischere Reifen hatte.
Wollte Russell versuchen da 30 Runden lang jemanden hinter sich zu halten, dessen Reifen 30 Runden jünger sind? In einem Williams?
Der Zweikampf brachte dem Williams Screentime, aber Russell und Grosjean waren nur begrenzt Konkurrenten um die Position. Unter normalen Umständen hätte Russell ohnehin kaum vor Grosjean ins Ziel kommen können.
Klar kam Grosjean die SC-Phase entgegen, aber er war im zweiten Stint ordentlich unterwegs und hat Sainz und Riccardo hinter sich gehalten.
Teamkollege Magnussen hatte da 5 Runden ältere Reifen und fiel damit vom 8ten auf den letzten Platz zurück.
3 Siege in Folge wären für ihn in seiner noch jungen Karriere sicherlich etwas besonderes gewesen.
Damon Hill meinte während des Rennens, dass beim Dinner derer, die ihre ersten drei Siege bei drei aufeinanderfolgenden Rennen holten immer nur er und Mika [Häkkinen] anwesend seien und ein neuer Gast sicher schön wäre.
Naja ... er wird sich noch gedulden müssen.
Nur aus Zuschauersicht ist die Situation bei Ferrari eben interessanter: Ein alternder Platzhirsch, der sich den Angriffen eines jungen Herausforderers stellen muss, ist eben doch spannender zu beobachten als ein Wasserträger, der zur Not seine eigenen Bedürftnisse hintenanstellt, um seinem Champion zu dienen.
Und diese Rolle sehe ich einen Vettel nicht ohne Weiteres akzeptieren. Insofern halte ich das Szenario, dass Ferrari sich einen Ersatz sucht, auch nicht für so unwahrscheinlich. Wo er dann weiterfahren würde? Auch da stimme ich zu: Wahrscheinlich nicht bei einem Top-Team. Und deshalb freue ich mich auch sehr über seinen Sieg gestern - möglicherweise war das eine seiner letzten Gelegenheiten!
Ich denke Vettel ist definitiv der Ansicht "Ich kann es noch".
Klar, die Jugend wird oft angefeuert ... kriegt mit Erfolgen viel Applaus.
Webber fühlte sich bei Red Bull gegen Vettel benachteiligt.
Piquet hatte nach 1991 bei Benetton auch keine Lust mehr.
Massa traute man 2006 auch viel zu (obgleich er dann gegen Schumacher den kürzeren zog)
Kubica hatte einen guten Einstieg bei BMW-Sauber und konnte sich neben Routinier Heidfeld behaupten.
Viele Augen waren auf Montoya gerichtet, der als IndyCar-Champ zu Williams kam, wo Ralf Schumacher seine 3te Saison anging und in den Vorjahren klare Nr.1 war.
Coulthard war gewiss nicht der Platzhirsch (neben Häkkinen), aber er wird es sicher dennoch nicht genossen haben, wie Räikkönen ihm den Rang ablief.
Gibt sicher noch einige Beispiele...