Es gibt unter den Fahrern der Formel 1, insbesondere ab dem Mittelfeld aufwärts selten unfähige Haubentaucher. Man hat Bottas nicht als Nr. 1-Fahrer geholt, sondern als zuverlässigen Punktelieferanten, der das Team insoweit weiterbringt, als dass er die für die Konstrukteurs-WM so wichtigen weiteren Punkte neben Hamilton einfährt. Das Auto ist logischerweise auf Hamilton ausgerichtet und nicht auf Bottas. Mercedes hat die Entscheidung getroffen, sich klar auf eine Nr. 1 festzulegen, weil man Situationen wie Hamilton/Rosberg künftig vermeiden will. Hamiltons Qualitäten kann man aber nicht nur, jedoch gerade an diesem Duell festmachen. Rosberg war ein sehr talentierter, häufig intelligent agierender Fahrer der alles aus sich herausholen und dabei noch zu Dirty Tactics greifen musste, um sich einmal gegen Hamilton knapp die WM zu sichern. Das ist extrem anerkennenswert, aber danach war Rosberg fertig und ist zurückgetreten. Was lernt man daraus? Aus ansonsten gleichen Bedingungen - während der Hamilton/Rosberg-Phase war der Mercedes nicht bewusst auf einen von beiden Fahrern ausgerichtet - hat Hamilton eine Leistung "aus dem Ärmel geschüttelt", die Rosberg alles gekostet hat. Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um zu erkennen, wo Hamilton in der Allzeit-Betrachtung steht.
Das charakterisiert auch wo Bottas steht, vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass Mercedes nicht alles dafür tut, dass Bottas sich wohl fühlt. Für eine Nr. 2 ist Bottas extrem gut und die Kritik hier von einigen Betrachtern völlig daneben.
Wie es einem ehemaligen Nr. 1-Fahrer geht, wenn das Fahrzeug auf die neue Nr. 1 ausgerichtet wird, sieht man an Vettel und wer Ferrari dafür zu Recht kritisiert, wie sie im Rennen mit Vettel umgegangen sind, der sollte nicht außer Acht lassen, wie sich Vettel gegenüber Ferrari, insbesondere gegenüber dem Renningenieur verhalten hat. Vettels Verhalten ist derart unprofessionell und im Hinblick darauf, wo anders ein Cockpit zu bekommen, auch noch abartig dämlich. Wer will sich freiwillig so eine Dauer-Diva antun? Höchstens Hinterbänkler-Teams. Dabei, Stichwort Haubentaucher, zeigt gerade eine Nullnummer wie Albon, der aus firmenpolitischen Gründen ein Cockpit bekommen hat und eine unterirdische Leistung zeigt, dass bei Red Bull vielleicht etwas für Vettel gegangen wäre. Wenn Mateschitz, die Yoovidhya-Familie und Horner nicht ständig an der Wasserpfeife ziehen, können sie doch derart eindeutig erkennen, dass Vettel sich von selbst raus nimmt. In der jetzigen Situation benimmt sich Vettel wie ein Vollidiot. Natürlich wird dadurch die Reaktion von Ferrari auch nicht besser, aber wie übel muss sich Vettel intern benehmen, wenn man so unprofessionell reagiert.
Nebenschauplatz:
Interessanterweise hat Perez in diesem Rennen (und schon im Qualifying) gezeigt, dass Hülkenberg zwar über zwei Wochen einen guten bis sehr guten Job, aber eben auch keinen überragend außergewöhnlichen Job gemacht hat. Eine Rückkehr von Hülkenberg in der nächsten Saison ist aus meiner Sicht mit dem letzten Rennen nicht wahrscheinlicher geworden.