Ui ... das war mal ein unterhaltsames Rennen ... ich glaube ich habe gestern 4 oder 5 Stunden daran geschaut, weil ich mir hier und da noch Cockpit-Perspektiven angeschaut habe.
1. Gasly
Grandioser Sieg. Klar, Gasly hatte großes Glück, dass er eine Runde vor der SC-Phase in der Box war und dass die Boxengasse geschlossen war (es gab ne Zeit, da war das am Anfang jeder SC-Phase der Fall), aber er hat das auch ordentlich nach Hause gefahren.
Die beiden Sauber brachten ihn einem 4-Sekunden-Vorsprung ein und den hat er gut verwaltet, um am Ende gerade noch eine halbe Sekunde vor Sainz über die Linie zu kommen. Der knappste Sieg in den letzten 10 F1-Jahren übrigens.
Honda ist damit der einzige Motoren-Lieferant, welcher in der Hybrid-Ära mit zwei verschiedenen Teams gewinnen konnte. Zudem haben Honda-Motoren seit 2015 fast so viele Siege geholt (4), wie zwischen und 1993 und 2014 (5 ... 1x Panis, 1x Hill, 2x Frentzen, 1x Button) ... die Mugen-Honda-Motoren mitgezählt.
Aus Honda-Richtung kommen da nun auch Stimmen, dass man sich ganz besonders für Gasly freut. 2017 dachte man über den Rückzug aus der F1 nach, doch der "Reboot" mit Toro Rosso änderte viel. Die Kommunikation war viel besser als mit McLaren, gerade auch mit Gasly, wenn es um Feedback von den Fahrern ging, zumal man Gasly wegen seines Jahres in der Super Formula kannte. Dort fuhr er für das Team Mugen ... also im Prinzip für das Honda-Werksteam.
Gasly hat nun in den 17 Rennen nach seinem Red Bull Rauswurf auch mehr WM-Punkte erzielt als in den 12 Rennen mit Red Bull.
Er erklärt, dass er bereit wäre wieder für Red Bull zu fahren ... aber ich glaube er darf glücklich sein, dass er dort rausgeworfen wurde. Die beiden Plätze auf dem Podium hätte er womöglich nicht erzielt, wenn er noch im RB wäre (obgleich Albon auch zwei Mal nah am Podium war).
Klasse Nummer auch für Alpha Tauri und dass man - wie 2008 - wieder einen Heimsieg feiern darf.
2. Sainz
Sainz ist gewiss enttäuscht. Der Sieg wirkte greifbar ... und es sieht ja auch nicht danach aus, als werde er nächstes Jahr ein siegfähiges Auto haben. Derartige Chancen bieten sich vielleicht so schnell nicht wieder.
Natürlich muss man festhalten, dass Sainz nicht dank SC und roter Flagge 2ter wurde ... sondern trotz. Ohne die Zwischenfälle wäre der 2te Rang auch ziemlich sicher gewesen.
3. Stroll
Es wirkte wie ein ziemlicher brain fart, dass Stroll in der SC Phase nicht in die Box geholt wurde. Er fragte dann auch über Funk "why didn't we pit?". Antwort der Box "tyres look good, everyone else pitted". Eine ziemlich fadenscheinige Begründung. Stroll brauchte auf jeden Fall früher oder später neue Reifen. Er hatte zwar nach dem SC-Restart keine Mühe sich vor Gasly zu halten ... aber irgendwann wäre er mit seinem Stop dann weit nach hinten geflogen.
Der Crash von Leclerc war dann großes Glück für ihn und bot plötzlich die Siegschance, nachdem es zuvor danach aussah, als würde Stroll beim Reifenwechsel aus den Punkten fallen.
Glück gehabt.
Mit viel Wheelspin konnte er beim zweiten stehenden Start dann aber nicht viel aus der Chance machen. So gerade eben konnte er sich da noch gegen Norris durchsetzen.
4. Norris
Hatte von Startplatz 6 einen ziemlichen Raketenstart und sah dann eingangs der Schikane eine Lücke neben Perez. Der Windschatten von Bottas ließ ihn dann in der Variante della Roggia nochmal die Ellbogen ausstrecken. Beinahe hätte es auch beim Restart für einen Platzgewinn gereicht. Nachdem er an Räikkönen vorbei war, fehlte ihm jedoch etwas der Speed, um Stroll unter Druck zu setzen.
Eine kleine Untersuchung gab es, weil Norris vor Perez an der Boxeneinfahrt hart in die Eisen ging. Das sah zunächst aus, als wolle er Abstand schinden (wegen dem Doppelboxenstop nach Sainz), war jedoch ok. Während der SC-Phase kann man in der Boxeneinfahrt pushen (erinnert sich noch jemand an das Überholmanöver von Vettel in der Shanghai-Boxeneinfahrt?) ... und diese ist zwischen der gestrichelten Linie (welche den Anfang markiert) und der durchgezogenen (ab welcher das Tempolimit gilt) sehr kurz. Auf diesem Stück beschleunigte Norris nochmal ... um dann aufs Tempolimit runterzubremsen ... aber er fuhr dabei nicht zu langsam.
5. Bottas
Es sind diese Rennen bei denen der Teamkollege Punkte verliert ... bei denen man ordentlich abstauben muss, wenn man um den WM-Titel kämpfen will.
Bei Bottas ging jedoch nicht viel.
Seine Reaktionszeit beim Start war nicht gut. Man sieht in der Aufnahme von oben, dass sich die anderen Boliden früher bewegen. Die Berührung mit Norris war haarig ... ärgerlicher für Bottas war dann auch noch, dass er in der dirty air von Norris in der zweiten Lesmo zu weit nach außen getragen wurde, wodurch Perez vorbei ging. Von Ricciardo (der eigentlich zu weit hinten war), hat er sich dann beim Anbremsen der Ascari vernaschen lassen.
Klar ... die Mercedes sind nicht auf Top-Speed abgestimmt und die Renault-getriebenen Boliden gingen auf den Geraden sehr gut. Dennoch stellt sich die Frage, warum Bottas nicht ansatzweise Ricciardo und Norris unter Druck setzen konnte.
Allzu häufig war er auch mit den Temperaturen beschäftigt.
Zumal Hamilton - trotz weniger Top-Speed, nach Parabolica und Curva Grande an einigen Vordermännern viel näher dran war und sich so besser ransaugen konnte.
Ziemlich enttäuschendes Ergebnis für Bottas. Einziger Platzgewinn war dann dank seiner Boxencrew gegen Ricciardo.
6. Ricciardo
Spektakuläre erste Runde, bei welcher Ricciardo nach starkem Start Verstappen halb auf dem Gras überholt. Die Lücke nach vorne konnte er dann aufholen, so dass er Bottas auch noch ärgern konnte.
Aber so wie Bottas ihn nicht unter Druck setzen konnte, so war es andersrum auch, dass Ricciardo nach der roten Flagge zwar relativ nahe an Bottas dran war, sich jedoch nie eine Überholchance bot.
7. Hamilton
Hamilton war schon in den Boxeneinfahrt, als etwas über Funk gemurmelt wurde. In dem Moment wurde einem bei Mercedes wohl auch klar, dass man die geschlossene Einfahrt übersehen hatte. Hamilton monierte noch, dass es kein Signal an der Boxeneinfahrt gäbe ... aber das würde nichts bringen ... das würde man ja erst sehen, wenn man in der Boxengasse ist. Die beiden Signale in der Parabolica sind da schon die passende Lösung.
Klar wunderte Hamilton sich dann, warum Sainz und Co. nicht zum Boxenstop gekommen waren ... und wollte die Strafe dann auch ungerne hinnehmen. Nützt aber nichts.
Nach dem Absitzen der Strafe fuhr er - bei freier Fahrt - eine bis anderthalb Sekunden pro Runde schneller als Gasly. Hätte er nicht noch ein paar Piloten überholen müssen, dann hätte das für ein Podium gereicht.
Klar, manch Boliden waren deutlich langsamer unterwegs ... aber ich hätte gedacht, hinter Perez wäre vielleicht schluss.
Letztlich kassierte er gar Ocon, der bei den Top-Speeds sehr weit oben rangierte.
8. Ocon
Sein Rennstart lief deutlich besser als das Qualifying, danach hing er aber hinter Stroll fest. Von Norris bis Kwjat waren die Abstände ja recht klein ... aber selten so klein, dass DRS aktiviert werden konnte.
Trotz hohem Top-Speed brauchte er vergleichsweise lange, bis er Räikkönen überholt hatte. Dadurch entstand ein 5-Sekunden-Abstand auf Ricciardo, der auf 9 Sekunden anwuchs bis Hamilton ihn einholte.
Irgendwie faszinierend, dass Bottas kaum in die Nähe eines Renault-Antriebs kommt, während Hamilton sich vor der Parabolica im Windschatten ransaugt, in dieser den Abstand hält und dann mit DRS an Ocon vorbeifliegt, so dass er schon vor dem Anbremsen vorne liegt. Vielleicht hat Hamilton sich die Energie vom ERS auch besser eingeteilt ... ich weiß es nicht.
Ocon lässt Bottas indirekt alt aussehen, könnte man sagen.
Allerdings darf man auch anmerken, dass Ocon auf den falschen Reifen war (Soft) und Hamilton da leichteres Spiel hatte als Bottas mit Ricciardo bzw. Norris.
9. Kwjat
Kwjat lag lange Zeit hinter Gasly. Als dieser so langsam den Kontakt zu Ocon verlor stellte sich eigentlich die Frage, warum man bei Alpha Tauri nicht Kwjat vorbei winkt, wo er doch dank der harten Reifen mittlerweile den schnelleren Eindruck machte. Aber Gasly wurde dann schon bald in die Box geholt.
Etwas überraschend war es, dass man Kwjat in der SC-Phase auch in die Box holte. Klar, es war dann möglich auf gelb durchzufahren ... und das Belgien-Rennen hatte je gezeigt, dass man nicht unbedingt davon profitieren muss, wenn man in der SC-Phase mit harten Reifen draußen bleibt und später mit frischen Reifen ankommt. Zumal in Monza das Überholen etwas schwieriger ist und man weniger Reifenverschleiß hat.
Im Nachhinein wird man sich die Alpha Tauri vielleicht gewünscht haben, dass man mit Kwjat und seinen harten Reifen verfahren wäre, wie bei Gasly in Spa. Denn dann hätte Kwjat massiv von der roten Flagge profitiert ... aber nicht wie Stroll (der großen Dusel hatte, obwohl er eigentlich in der SC-Phase neue Reifen hätte bekommen müssen), sondern weil es durchaus eine Überlegung wert gewesen wäre, ihn in der SC-Phase draußen zu lassen.
Kwjat fragte auch nach ("are you sure") als man ihn in die Box rief. Aber Zeit für ne lange Diskussion blieb da nicht mehr.
Freud und Leid liegen nahe beieinander. Obgleicht Kwjat nen besseren Eindruck macht als damals neben Sainz, kann Gasly diese Saison einen Ticken mehr glänzen.
Das steigert das "Risiko", dass Red Bull und Honda schon nächste Saison Yuki Tsunoda statt Kwjat in der F1 unterbringen wollen.
10. Perez
Perez ließ beim Start Norris durchschlüpfen, profitierte dann aber vom Zweikampf zwischen Norris und Bottas.
Er kam ein paar Mal nahe an Norris ran (welcher kein DRS hatte), schaffte es jedoch nicht diesen mit DRS entscheidend anzugreifen.
Dennoch hatte er eine recht gute Ausgangsposition. Doch später lief es recht unglücklich.
Beim Boxenstop ging das rechte Vorderrad schlecht ab, wodurch er zwei Positionen (an Ricciardo und an Bottas) verlor.
Eine Runde nach dem SC-Restart griff ihn Verstappen auf der Start/Ziel-Geraden an. Die beiden fuhren nebeneinander durch die Schikane, wo Verstappen ein wenig die Kontrolle über seinen Boliden verlor. Beim Herausbeschleunigen rutschte das Heck des Red Bull gegen Perez' Racing Point, welcher dadurch in das Kiesbett geschubst wurde.
Ocon, Kwjat und Russell gingen dann auch an Perez vorbei, der sich den Williams aber gleich darauf wieder schnappte.
Danach sah er die meiste Zeit Kwjats Heck aus der Nähe ... ohne aber nochmal angreifen zu können.
Mit einem reibungslosen Boxenstop wäre ein fünfter Platz drin gewesen.
11. Latifi
Latifi fuhr anfangs in Respekts-Abstand zu Russell, als er zum ersten Boxenstop reinkam. Die SC-Phase spülte ihn dann auf den 7ten Platz vor.
die beiden McLaren und Bottas gingen nach dem SC-Restart an ihm vorbei. Beim zweiten Rennstart wurde er von den beiden Renault und Kwjat kassiert. Perez folgte eine Runde später.
Ich hätts Williams gegönnt, wenn sie zum letzten Rennen als familiengeführtes Team noch nen Punkt (oder mehr) erzielt hätten ... aber es hat nicht ganz gereicht. Der Rennspeed der Williams war garnicht mal so schlecht ... obgleich man den Eindruck hat, das Team leidet mit am meisten am Bann des "Quali-Mode".
12. Grosjean
Grosjean hätte beinahe einen Vorfall in der Boxengasse gehabt. Die Red-Bull-Crew von Max Verstappen absolvierte einen flotten Stop ... doch er musste beim Rausfahren etwas abwarten, weil Ricciardo gerade herangefahren kam. Hinter Ricciardo fuhr Kwjat, der auf dem Weg zu seiner Box war. Dort wollte Verstappen sich einsortieren, doch weil sich seine Bahn mit der von Kwjat kreuzte, musste Verstappen nochmal verzögern, um nicht Kwjat (der gerade zu seiner Pitcrew fuhr) ins Heck zu rodeln. Dadurch fuhr Grosjean, der hinter Kwjat lag (Albon war eigentlich noch dazwischen, aber der war ja gerade am Reifen wechseln), beinahe in das Heck von Verstappen. Durch den kleinen Stau verlor Grosjean Zeit ... und somit lag am Boxenausgang plötzlich George Russell vor ihm, der nach Grosjean in die Box gekommen war. Die Williams-Crew war auch wieder Mal recht flott.
Grosjean gestikulierte verärgert (wenngleich nicht so stark wie nach der verpatzten Parabolica im Q1) und rief "Ah MEEERDEE!" in den Funk ... also Vorsicht, wer sich die Szene aus seiner Cockpit-Perspektive anschauen will ... es wird etwas lauter.
Beim SC-Restart verlor er dann einen weiteren Platz an Albon und war dann letzter. Die Frühstopper gingen ja in der SC-Phase an ihm vorbei (auch Giovinazzi, den er kurz vor der SC-Phase kassiert hatte). Beim zweiten Rennstart kam er jedoch deutlich besser vom Fleck weg als Albon und bremste sich dann auch an Russell vorbei.
Eine Runde später kassierte er Verstappen, dessen Heckleuchte unregelmäßig blinkte (harvesting mode).
Danach war er die meiste Zeit damit beschäftigt Russell hinter sich zu halten, bis er dann kurz vor Ende noch auf Räikkönen auflief, den er Ausgangs der Curva Grande ausbeschleunigte.
13. Räikkönen
Der Boxenstop um den Leclerc-Undercut zu covern erwies sich natürlich als Glücksfall, brachte er doch Räikkönen weit nach vorne ... beide Alfa Romeo dann auf Soft-Reifen (man hatte noch einen frischen Satz) rauszuschicken (was sonst nur Renault mit Ocon probierte) war etwas ... nunja ... mutig.
Der Rennspeed der weiß-roten hätte vielleicht ohnehin nur für Platz 11 gereicht, aber die Soft-Reifen machten es Räikkönen nochmal einen Ticken schwerer.
Durch die Zweikämpfe verkleinerte sich auch sein Vorsprung auf seinen Teamkollegen, welcher freie Fahrt hatte.
14. Russell
Der Rennspeed war gut, die Williams machten einen schnelleren Eindruck als die Haas und die Sauber. Aber nützt natürlich nur begrenzt, wenn man nicht vorbei kommt. Russell hat sich das Haas-Heck von Grosjean lange aus der Nähe anschauen können.
15. Albon
Ein gutes Beispiel dafür, dass ein Rennwochenende richtig mies laufen kann.
Im Qualifying durfte Albon beständig als "Tow" für Verstappen herhalten. In der Hinsicht konnte er noch glücklich sein, dass sein Zeitabstand auf den Teamkollegen diesmal nicht so groß war wie sonst. Trotzdem bedeute das 4 Positionen in der Startaufstellung dahinter.
Beim Start wurde es dann eng für Albon. Er fuhr schon soweit außen wie möglich, doch Gasly wollte sich noch zwischen ihn und Stroll dazwischen quetschen. Es kam zur Berührung von Gaslys Vorderrad mit Albons rechtem Hinterrad, wodurch Albon die Schikane abkürzen musste. Die Gegnerschaft konnte besser beschleunigen, so dass mehrere Boliden (bis Leclerc) vor und während der Curva Grande an Albon vorbei flogen.
Und weil sich der Verkehr in der folgenden Schikane etwas staute, verlor Albon hinter Leclerc etwas an Schwung ... und Giovinazzi huschte an ihm vorbei.
Ende der ersten Runde bremste Albon die erste Schikane sehr früh an ... vielleicht um etwas Abstand zu Giovinazzi zu halten, um dann mit mehr Schwung zurückschlagen zu können.
Doch dadurch, dass Albon so früh und so weit innen anbremste, sah Grosjean außen eine Lücke und versuchte sich daneben zu bremsen. Albon rechnete damit wohl nicht als er nach links rüber zog. Grosjeans Vorderreifen rupfte ein Stück Unterboden bei Albon an und der Reifenabdruck von Albon war später gut beim Haas erkennbar.
Albon konnte Giovinazzi zwar später überholen, kam an Leclerc jedoch nicht vorbei. Durch die 5-Sekunden-Zeitstrafe fiel er in der SC-Phase hinter Russell und Grosjean zurück und war beim Restart letzter. Beim Restart bremste er sich bei der zweiten Schikane an Grosjean vorbei ... verlor den Platz jedoch später beim zweiten stehenden Rennstart.
Ab dem SafetyCar schaute er sich zumeist den Heckflügel von Russell an. Keine Ahnung, ob man bei Red Bull den Unterboden reparieren durfte (nachdem das Rennen abgebrochen wurde) ... voran ging es jedenfalls für Albon nicht mehr.
Sobald er mal aus dem Windschatten rausfuhr sah es aus, als würde er auf eine Wand treffen.
Richtiges Kack-Rennen für Albon.
16. Giovinazzi
Sainz bekam den Hinweis, dass die Boxeneinfahr zu sei auch erst, als er kurz vor der Parabolica war. Es war irgendwo verständlich, dass man bei Mercedes das übersehen hat in der Hektik, wenn man bedenkt, dass Hamilton da gut 15 Sekunden vor Sainz lag. Der Call kam für Hamilton vergleichsweise spät und die Rennleitung möchte ja das SC immer gerne so rausschicken, dass es gleich vor dem Führenden liegt. Hamilton war da aber schon nicht weit davon entfernt Latifi zu überrunden.
Wie auch immer ... bei Mercedes isses verständlich. Dass man bei Sauber so total geschlafen hat jedoch nicht. Wunderte man sich kein Stück, dass außer Hamilton kein Fahrer in die Box gekommen war?
Hamilton fiel gleich auf, dass Sainz nicht in der Box war und fragte überrascht nach. Giovinazzi war das zunächst nicht aufgefallen.
Es dauerte auch mehrere Runden, bis man sich bei Sauber traute Giovinazzi zu "beichten", dass er "under investigation" sei. Dieser war dann prompt verwirrt warum ... "the pit exit was closed" war die Antwort am Teamfunk ... was natürlich gleich nochmal verwirrend war, schließlich ging es ja um die Einfahrt und nicht die Boxenausfahrt.
Giovianazzi warf die Strafe ans Ende zurück. Von den 22 Sekunden Rückstand auf Albon konnte er noch 4 abknabbern ... aber mehr auch nicht.
DNF. Verstappen
Eigentlich hat man sich so gedacht "Ok, das Qualifying lief nicht ideal ... aber Rennspeed ist beim RedBull schon gut ... früher oder später wird er auf 3 vorfahren". Doch auch das Rennen lief nicht gut.
Norris rauschte vorbei und Ricciardo ließ sich auch nicht davon abhalten Verstappen halb auf dem Grad zu überholen. In den nächsten Runden lieferten sich Verstappen und Stroll ein Top-Speed-Duell, das am Ende Verstappen für sich entscheiden konnte.
Von Norris bis Kwjat lag das Feld relativ nahe beinander. Der knappste Abstand war meistens zwischen Bottas und Verstappen. Immer wieder ging der Red Bull eine halbe Sekunde nach dem Mercedes über die Linie ... aber selbst wenn Bottas kein DRS hatte, reichte es für Verstappen nicht für einen Angriff.
Nach dem SafetyCar lag Verstappen zwischen den beiden Renault. Bottas und Stroll lagen nun nicht mehr vor und hinter ihm ... aus verschiedenen Gründen.
Nicht begeisternd ... aber für Platz 7 hätte das reichen können.
Klar ... Verstappen will bei Rennen ordentlich punkten, bei denen die Mercedes weiter hinten landen. Aber dazu wäre es ohnehin nicht gekommen.
Nach dem stehenden Restart hatte Verstappen jedoch mit dem Triebwerk zu kämpfen. Bei den Onboard-Aufnahmen seiner Verfolger sah man Verstappens Rücklichter blinken bzw. flackern. Also kein gleichmäßig Blinken ... mal war es da ... mal nicht. Insbesondere in schnellen Kurven wie Parabolica und Curva Grande ging der Motor in den Harvesting Modus ... und Verstappen verlor viel Speed, so dass die Gegner vorbei sausten.
In den nächsten Runden probierte man noch diese und jene Motoreinstellungen, die über Funk durchgegeben wurden ... doch es half nix und man entschied sich zur Aufgabe (bevor ein noch größeres Motorproblem auftreten könnte).
DNF. Leclerc
Während Hamilton und Sainz recht alleine unterwegs waren, staute sich das Feld hinter Norris mehr oder weniger. Viele Piloten hatten ca. 2 Sekunden Abstand zueinander. Es spricht wohl Bände, dass der Abstand zwischen Räikkönen und Leclerc sich immer mehr vergrößerte. Leclerc konnte nicht mit dem Alfa Romeo mithalten.
Der frühe Boxenstop brachte Leclerc mit der SC-Phase weit nach vorne und er hätte da sicher gerne Kapital draus geschlagen ... aber dass ein schlecht liegendes Auto ausbricht und wieder Haftung kriegt, wenn man Gegensteuert und dann in die Boxenstapel saust ... tja ... das hat man schon öfter von Hinterbänkler-Teams gesehen ... und zu diesen zählte Ferrari in Monza.
Die italienische Hymne wurde wieder gespielt, so wie letztes Jahr beim Leclerc-Sieg. Diesmal war ein solcher weit entfernt.
Ich hoffe Leclerc kriegt wenigstens ne Dankes-Karte von Stroll.
DNF. Magnussen
Magnussen hatte ein eher einsames Rennen. Beim Start ging er - für seine Verhältnisse - recht vorsichtig vor. Zwar kam er besser als Leclerc und Räikkönen vom Fleck ... wollte jedoch beim Anbremsen nichts riskieren. Dadurch sah er sich dann aber zwischen Grosjean und Giovinazzi eingeklemmt und es sah so aus, als hätte der rechte Hinterreifen von Gio leicht den Frontflügel von Magnussen berührt.
Magnussen war sich unsicher, ob ein Schaden vorlag ... er konnte Grosjean folgen. Doch das Team sah einen Schaden in den Daten (Telemetrie oder so) und so wechselte man sicherheitshalber den Frontflügel. Dabei dauerte es eine ganze Weile, bis man den alten Frontflügel abbekam.
Danach fuhr Magnussen ziemlich einsam umher. Erst als Latifi in der Box war, war er wieder in der Nähe eines anderen Boliden.
Schließlich verabschiedete sich der Motor im Haas-Heck mit einem nicht allzu schönen Geräusch. Ob er es noch in die Box hätte schaffen können? Fraglich ... Magnussen verlor ziemlich schnell an Geschwindigkeit.
DNF. Vettel
Monza war die dritte Strecke, auf der Vettel 3 Mal siegen konnte ... aber seitdem (2013) kam kein Sieg hinzu. Diesmal war damit auch nicht zu rechnen.
Ebenso wie Leclerc sah es bei Vettel nie dazu aus, als könne es nach vorne gehen. Eher machte Russell auf ihn Druck, als dass er von Grosjean evntl. aufgehalten worden wäre.
Wie auch immer, mit stoisch ruhiger Stimme gab ihm Riccardo Adami durch "we have an issue on the rear left" ... aber genauer wurds auch nicht. Bei der Heckaufnahme von Vettels Onboard-Kamera sah man vor der Parabolica schon Teile wegfliegen ... und schon da hatte Vettel Probleme beim Verzögern, weswegen Russell sich anschickte ihn zu überholen. Auf Start/Ziel konnte der Ferrari sich noch zur Wehr setzen und letztlich den Mercedes getriebenen Williams wieder abhängen (ein bisserl Top-Speed ist doch noch da) ... aber mit Bremsen war dann nichts mehr.
Vettel kam glimpflich davon (besser als Schumacher 99 in Silverstone) und tuckerte dann um die Strecke und ließ sich die Abstände zu anderen Fahrern durchgeben. Nur Magnussen war allein auf weiter Flur unterwegs, der Rest war soweit weg, dass Vettel da nicht groß im Weg war, als er den Wagen mit Standgas zurück an die Box brachte.
Ein Wochenende zum vergessen für Ferrari. Das 1000ste für Ferrari-Motoren in der F1 (GP Belgien) lief auch schon nicht besonders.
Zwei Rennen in Folge ohne einen Ferrari-Motor in den Punkten ... das gab es zuletzt 2005 ... und damals waren nur zwei Boliden im Feld mit Ferrari-Motoren unterwegs.
Beim Jubiläum in Mugello solls bitte besser laufen, wird man sich in Maranello sagen...