Komm doch bitte runter
so gut wie alles was du schreibst habe ich nie gesagt. Du kannst sogar nachlesen, dass ich schon relativ früh in der letzten Saison mit einem baldigen Vettel Abgang gerechnet habe - was, wie du auch schreibst, vollkommen richtig ist. Es gibt einen „guten“ Weg das zu lösen und es gibt den den Binotto gewählt hat... es ist halt Fakt (Binotto hat nicht widersprochen), dass man Vettel nie ein Angebot unterbreitet hat obwohl das von Binotto im Vorfeld anders klang bzw Vettel die erste Wahl war. Man hätte das schlicht deutlich mit mehr Stil lösen können. Die Situation jetzt schadet einfach allen Parteien.
Edit:
Das war es was ich gemeint habe:
Monatelang hat Ferrari behauptet, Sebastian Vettel sei die "erste Wahl" für 2021, und in den italienischen Medien gezielt gestreut, dass dieser nicht bereit gewesen sei, angesichts der Coronakrise auf einen Teil seines Gehalts zu verzichten. Bis Vettel am Donnerstag in Spielberg offensichtlich der Kragen platzte und er vor dem Saisonauftakt in Österreich verriet, dass in Wahrheit alles ganz anders war.
Wenn das alles so stimmt was da geschrieben steht, war’s halt echt schlechter Stil, sorry. Unabhängig davon wie ich persönlich jetzt zu Vettel stehe.
Es gibt bei jedem seriös agierenden Unternehmen eine Innensicht und eine Außendarstellung. Nach Außen wird man die Unternehmenskultur als Mischung aus Harmonie und Konsens darstellen, intern werden Kämpfe um den richtigen Weg ausgetragen. Vettel ist wie alle Formel 1-WM eine Diva. Die Verpflichtung von Leclerc hat ihm schon nicht gepasst, die zunehmende Gleichstellung von Leclerc erst Recht nicht. Die Überlegung "Leclerc statt Räikkönen" und dann die Umsetzung der Idee basiert doch auf ganz sachlichen Erwägungen.
Ferrari macht zuweilen den Eindruck, ein Testosteron gesteuerter Chaosverein zu sein, das ist aber nur begrenzt richtig. In der Chefetage von Ferrari und der des F1-Teams hat sich die Erkenntnis breit gemacht, dass Vettel eben nicht der Nr. 1-Fahrer ist, der, wenn alle Rahmenbedingungen einigermaßen stimmen, dann den Unterschied zwischen Titel oder 2. Sieger ausmacht, auch dann nicht, wenn alles auf ihn zugeschnitten ist. Das Ganze hat man sich bei Ferrari ein paar Jahre angesehen und mit jedem neuen vermeidbaren Fehler, mit jeder dummen Jähzorn-Aktion wurde mehr klar, dass es Vettel nicht bringt. Mit Leclerc wollte man die Wende einleiten, die entweder dadurch entsteht, dass Vettel unter internem Druck besser wird oder sich Leclerc gegen Vettel durchsetzt und man eine neue, hoffentlich besser Nr. 1 hat. Nachdem Leclerc Vettel in der letzten Saison den Schneid abgekauft hat und Vettels Fehlerquote nicht gesunken ist, dürfte Vettel intern wohl ziemlich Aggro gewesen sein. Irgendwann kommt dann intern der Punkt, an dem ein Fahrer die geglaubte Machtposition überschätzt und sein Blatt überreizt. Vielleicht war es die Gehaltsverzichtsnummer, vielleicht war es das ein oder andere Streitgespräch - wenn die Chefetage feststellt: Es geht ohne Vettel besser als mit ihm, dann sind die Würfel gefallen.
Niemand nimmt anschließend das Megafon in die Hand und brüllt die Beweggründe in die Welt - auch dann noch versucht man den Anschein von Harmonie als Ausdruck geschäftlicher Seriosität zu wahren und Gesichtswahrung für beide Seiten ist dann üblich. Wenn Vettel dann - typisch für ihn - Dampf ablässt, dann kann man das nicht Ferrari anlasten. Intern wird genau abgesprochen worden sein, wie beide Seiten mit der Entscheidung umzugehen haben, wie sie zu kommunizieren ist.
Vettel zeigt zum wiederholten Male und das nun vor allen Dingen im ersten Rennen nach Bekanntgabe seines Abgangs bei Ferrari am Ende der Saison, dass er mit einem schwierig zu fahrenden Auto erhebliche Probleme hat, also genau zu einem Zeitpunkt, an dem er für einen Verbleib in der Formel 1 Werbung für sich bei anderen Teams machen müsste, die ebenfalls über mehr oder minder schwierig zu fahrende Wagen verfügen. Finde den Fehler.
Wenn die jeweiligen Leitungen der Teams der zweiten oder hinteren Reihe(n) nicht den Verstand verloren haben oder in der Freizeit ständig an der Wasserpfeife ziehen, dann wird doch niemand ernsthaft darüber nachdenken, ihn zu verpflichten. Zu teuer, keinen Nutzen. Vettel ist raus.