1. Hamilton
Mehr oder weniger Spazierfahrt. Am ende nahm Hamilton ganz schön raus, damit nicht das gleiche wie in Silverstone passiert ... und wunderte sich im parc ferme dann doch, wieviel Gummi noch auf den Reifen ist. Naja ... Bottas hat auch nur soviel angegriffen wie nötig ... hätte er mehr gepusht, hätte Hamilton jederzeit kontern können. Das gleiche galt für Verstappen dahinter.
Souveräner Sieg. Nun wieder aufwachen bitte.
2. Bottas
Nachdem Hamilton aus der La Source rausschlingerte, kam Bottas ihm bei der Anfahrt auf Eau Rouge recht nahe. Doch er zog nach links als Hamilton nach links zog ... und musste lupfen. Das kostete Bottas Schwung und schon war der mögliche Angriff auf der Kemmel-Geraden nicht mehr drin.
Spa liegt Bottas aber auch nicht. Seine stärke sind eher flache Strecken wie Sotschi, Silverstone und Melbourne. Muss er sich nen Bremspunkt bei einem Gefälle suchen (wie vor Pouhon oder in Interlagos), dann verliert er Zeit auf Hamilton.
F1-Fans dürften sich gewünscht haben, dass Bottas einen Multi-21-Moment einlegt und die Anweisung ignoriert, dass der Push-Motor-Modus nicht gegen den Teamkollegen einzusetzen ist.
3. Verstappen
Der Start war für Verstappen das aufregenste ... danach langweilte er sich eher, weil er die Mercedes nicht wirklich unter Druck setzen konnte. Bei der Podiums-Diskussion nach den Rennen drohte er einzuschlafen.
Ich hätt mir gewünscht, dass Red Bull noch was probiert ... zum Beispiel hätte man rund um Runde 30 nochmal frische Reifen aufziehen können. Der Abstand auf Ricciardo war da am größten und der auf Bottas wurde größer.
Aber bei Red Bull war man sich wohl unsicher, ob man trotz frischerer Reifen dann Ricciardos Top Speed schlägt ... man wollte keinen großen Abstand, falls Mercedes noch einen Silverstone-Moment mit den Reifen erlebt.
Schade
4. Ricciardo
Als er Gasly kassiert hatte wuchs der Abstand auf Verstappen nochmal klar an. Am Ende war der Rückstand nicht mehr groß ... aber auch nur so klein, wie man es vorne zugelassen hatte. Die Top 3 fuhren auf Sparflamme, Ricciardo hatte noch Gas geben können.
Im zweiten Sektor ging für die Renault nicht viel, man hatte die Abstimmung voll auf den ersten und dritten Sektor gelegt.
So führt dann halt mal Renault die Top-Speed mit an (Mercedes ganz hinten, weil sie nie DRS hatten aufgrund mangelnder Überrundungen).
Für Monza mag das Hoffnung machen ... dort waren die Renault auch letztes Jahr gut dabei.
Allerdings werden dann auch die anderen Teams ihre Setups auf Highspeed legen, während diesmal noch manche Teams (allen voran Mercedes) den Fokus auf Sektor 2 legten.
Ricciardos Abschneiden zeigt aber auch, dass Ferraris desolates Wochenende sicherlich nicht allein daran liegen mag, dass man bei der Wahl zwischen Joint Turbo und Split Turbo den falschen Weg gegangen sein könnte. Die Ursachen sind vielfältiger.
5. Ocon
Ocon hat ne ganze Weile gebraucht, bis er an Albon vorbei war. Er tat sich etwas schwer sich diesen zurecht zulegen, obwohl er aus La Source deutlich bessere Traktion hatte. Naja, hat ja dennoch geklappt ... wenn auch knapp.
6. Albon
16 Rennen ist Albon mittlerweile im Red Bull gefahren. Also 4 mehr als Gasly, den er vor einem Jahr in Spa ersetzte. Albon konnte zuweilen um Podien kämpfen (bis er dann jeweils von Hamilton rausgerempelt wurde), aber dennoch eint ihn mit Gasly, dass er im Qualifying gut ne halbe Sekunde hinter Verstappen hängt. Seitens Red Bull kommen Beteuerungen dass Albon sich nun wohler fühle und bald bessere Ergebnisse zeigen werde ... aber der Abstand zu Verstappen wird wohl bleiben ... sowohl diese Saison ... als auch nächste, scheint es.
Natürlich ist es keine Schande, dass man gegen Verstappen den kürzeren zieht ... der ist ja schon recht flott. Aber bei Red Bull darf man sich dennoch fragen, wo man stünde, wenn man jene Piloten gehalten hätte die mit Verstappen als Teamkollegen mithalten konnten (also Sainz und Ricciardo).
In der Box hat Red Bull mal wieder gezaubert. Verstappen wäre beinahe an Bottas vorbei gegangen, Albon hat man vor Ocon (der ne Sekunde hinter Ricciardo warten musste) gebracht. Die Wahl mit den Medium-Reifen sollte es Albon ermöglichen Ricciardo angreifen zu können. Aber als Albon 3 Runden nach Ricciardo an Gasly vorbei ging, hatte er auf den Renault einen kleinen Abstand, von dem er nurnoch wenig abknapsen konnte, bevor die Medium-Reifen merklich nachließen.
Albon hätte noch weiter hinten landen können, wenn Norris und Gasly nicht etwas aufgehalten worden wären.
Es stellt sich letztlich die Frage, ob Albon wirklich irgendwann das Potential des Boliden abrufen kann ... oder ob man sich damit zufrieden gibt, dass der Abstand zur Konkurrenz derart groß ist, dass man diese und nächste Saison wohl nur die Punkte von Verstappen braucht, um den Vizetitel bei den Konstrukteuren zu holen.
Bei Red Bull dementiert man jedwege Gerüchte, dass man Albon durch einen "Star" ersetzen könnte/würde. Man will lieber auf den eigenen "Nachwuchs" setzen. Zur Erinnerung: In den letzten Jahren griffen mit Albon, Hartley und Kwjat Fahrer in Red-Bull- oder Toro-Rosso-Lenkräder, die zu einem anderen Zeitpunkt aus dem Red-Bull-Kader rausgeworfen wurden ... es ist also nicht gerade so, als wäre Red Bull scheu ein wenig über den Tellerrand hinaus zu schauen ... auch was ehemalige RB-Fahrer betrifft.
Wie auch immer, Vettel-Gerüchte macht das nicht wahrscheinlicher.
Wenn es für Honda-Protege (und mittlerweile auch RB-Junior) Yuki Tsunoda bei den Superlizenz-Punkten reicht, dann wird er nächstes Jahr im Alfa Tauri sitzen. Tsunoda hatte einen unglücklichen Saisonstart bei der Formel 2, aber zuletzt hat er gut Punkte in der Meisterschaft gesammelt.
Teamkollege Daruvala kann da nicht mithalten und bei den RB-Junioren Sette Camara und Jüri Vips kommt der verspätete Super-Formula-Saisonstart ungünstig. Vips durfte nun Sean Gelael bei DAMS vertreten ... und hat dadurch den Saisonstart in Japan verpasst.
Wie auch immer ... das sind vielleicht Kandidaten für 2022. Für 2021 braucht sich Albon wohl keine Sorgen machen ... auch wenn er weiterhin kaum mehr glänzt als Gasly. Man unkt, dass dies auch an den thailändischen Eigentümern (der Yoovidhya-Familie gehört die Hälfte von Red Bull) liegt.
7. Norris
Erst als Norris an Stroll vorbei war konnte er zeigen, dass der McLaren durchaus den Speed der Renault hatte dieses Wochenende. Umso bitterer vielleicht für das Team, dass Sainz seinen besseren Startplatz nicht nutzen konnte. Solides Rennen.
8. Gasly
Zwei Plätze beim Start gewonnen, spektakulär an Perez vorbei gegangen, nicht lang mit Leclerc aufgehalten ... schon war Gasly 8ter und setzte Stroll unter Druck. Gasly war da richtig schnell und hatte einen guten Grundstein für die wohl beste Reifenstrategie in diesem Rennen (erst hart, dann medium). Das SafetyCar machte ihm da einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Immerhin kann man in Spa gut überholen, so dass Gasly da noch 8 Piloten kassierte (eher 7 ... von Kwjat wurde er ja durchgewunken). Für Perez (immerhin mit den drittfrischesten Reifen im Feld) brauchte er etwas länger ... sonst hätte er vielleicht noch Albon/Ocon/Norris einholen können.
9. Stroll
Von Racing Point wurde viel vor dem Rennwochenende erwartet ... aber den Speed der Renault und der McLaren hatte man nicht. Stroll musste eher nach hinten schauen, als dass er an Ocon hätte rankommen können. Irgendwann waren schnellere dann halt vorbei.
10. Perez
Die Überlegung, die Soft-Reifen (!) in der SC-Phase draufzulassen, um später mit frischeren Reifen anzugreifen ... erweckte den Eindruck eines "brain farts". Letztlich war es einfach gewagt und Perez kam dort an, wo er schon vorher war ... gleich hinter Stroll. Verloren hatte man damit nur gegen Norris ... jener war jedoch auch mit älteren Reifen schneller als Perez (das sah man als Norris an Stroll vorbei war. Für RP wär also ohne dieses Taktik-Spielchen wohl auch nur der 9te und 10te Platz drin gewesen.
11. Kwjat
Kwjat war auf der "konventionellen" Mittelfeld-Strategie und startete - wie viele andere um ihn herum - auf Medium. Den Speed der Racing Point hatte er nicht ... viel mehr hatte er immer Räikkönen im Rückspiegel und hielt am Ende das hintere Mittelfeld auf.
12. Räikkönen
"Der König von Spa" hat beim GP von Belgien schon oft gut gepunktet ... diesmal war er auch gut dabei und die Punkte waren nicht weit weg. Aber gereicht hat es nicht. Schon bitter ... Räikkönen war im Qualifying fast eine Sekunde schneller als im Q3 von 2019 ... aber die Konkurrenz hat oft gut 2 Sekunden gegenüber 2019 gut gemacht. Da reicht es dann diesmal für Startplatz 16 nach Startplatz 6 im 2019-Belgien-Rennen.
Immerhin ... Räikkönen holt das beste Ergebnis für einen Ferrari-Motor.
13. Vettel
Immerhin ... nach dem Rennen kann Vettel noch etwas scherzen. Was er über das Rennen sagen könne? Das Wetter war schön, man habe mit Regen gerechnet aber nun sei schönes Wetter. Und wenn es geregnet hätte? Dann hätte Ferrari das Rennen gewonnen!
Da ... groß begeistern kann man sich als Ferrari-Fahrer für dieses Wochenende nicht ... und die Prognose für Monza sieht auch nicht besser aus. Die Top-Speeds sind mies und die Kunden-Teams machen auch nen besseren Eindruck.
Alle Teams unterbieten ihre 2019-Quali-Zeiten (auch Sauber und Haas, die 2019 noch im Q3 waren) ... nur Ferrari nicht. Ferrari ist langsamer als 2019. Am Motor allein solls nicht liegen, sonst hätten sich Haas und Sauber in den Zeiten gegenüber 2019 kaum verbessert.
Der ganze Bolide will mit Spa nicht harmonieren.
Ferrari tendierte die letzten Jahre hin und her. Mal baute man einen Boliden der in schnellen Kurven glänzt, aber bei den Top-Speeds den Mercedes unterlegen ist. Mal baute man Boliden die bei auf den Highspeed-Kursen den Ton angeben, aber in den Kurven gegenüber Mercedes Zeit verlieren.
Dieses Jahr hat man ein Fahrzeug, dass in allen Bereichen gegenüber dem Vorjahres-Boliden zurückzustecken scheint. Schwächerer Motor, mehr Drag, aber nicht unbedingt mehr Abtrieb.
Dadurch, dass Sainz das Rennen nicht starten konnte, hatte er Gelegenheit sich das ganze Rennen über das Ferrari-Trauerspiel live anzuschauen ... und sein Bolide nächstes Jahr wird dem von Vettel dieses Wochenende recht ähnlich sein...
14. Leclerc
Leclercs Rennen ist ein Musterbeispiel dafür, wie viel bei Ferrari schief laufen kann.
Mit den Soft-Reifen kam er zwar sehr gut vom Fleck weg (kassierte direkt die beiden Alfa Tauri und Norris) und später überraschte er noch Perez in der Bus-Stop-Schickane ... doch er war auch der einzige dort mit freier Reifenwahl, der auf Soft startete, glaube ich.
Das rächte sich schon bald. Leclerc wurde förmlich aufgefressen und verlor in einem Zweikampf nach dem anderen Zeit. Seine Reifen waren schon bald im Nachteil, so dass er dann gar Vettel etwas aufhielt, bis die SC-Phase kam.
Diese kam Leclerc gewiss entgegen (machte sie doch den Vorteil derer die auf Medium starteten zunichte) ... aber dann kam wieder eine Ferrari-Sternstunde. Beim Reifenwechsel fehlte ein Hinterreifen, doch man fand ihn schneller als bei Irvine damals.
Als Leclerc in die Box kam, da standen zwei Hinterreifen bereit ... aber vermutlich waren das jene für Vettel. Bei Ferrari plante man einen "double stack", doch weil man bei Leclerc (auch beim ersten Boxenstop) Luft für die Hydraulik nachfüllen musste, wies man Vettel (der schon in der Bus Stop Schikane war) per Funk an draußen zu bleiben.
Weil das Feld noch nicht hinter dem SC war, sondern mit der Delta-Zeit etwa gleich schnell fuhr, war es eigentlich egal, ob man in Runde 10 oder 11 in die Box kommt. Außer Leclerc waren nur die Haas, Latifi und Räikkönen in Runde 10 reingekommen.
Auf frischen Reifen schien Leclerc nach dem SC etwas flotter zu sein als Vettel ... vorbei kam er jedoch nicht und es hätte dem Schauspiel die Krone aufgesetzt, wenn Vettel und Leclerc da stärker kollidiert wären.
Die Überlegung zum zweiten Boxenstop brachte nicht viel. Kurzzeitig war Leclerc dann mal der schnellste ... doch schon bald war er eher auf dem Rundenzeiten-Niveau der Racing Point.
Nachdem er 5-6 Runden hinter Grosjean hing, kam er mit deutlich frischeren Reifen noch vorbei. Aber insgesamt ... eine Enttäuschung für den Vorjahres-Sieger.
15. Grosjean
Recht ereignisarmes Rennen. Grosjean fuhr zumeist gut 2-3 Sekunden hinter Vettel hinterher. War aber auch nicht so, dass er diesen unter Druck setzen konnte. In der letzten Runde verbremste er sich bei La Source etwas, so dass Leclerc noch nah genug rankam, um noch einmal anzugreifen.
16. Latifi
Hatte lange Zeit den letzten Platz gepachtet, bis bei Magnussen noch ein später Boxenstop eingelegt wurde. Mit frischeren Reifen war er nochmal etwas flotter unterwegs und konnte beinahe noch Leclerc und Grosjean einholen.
17. Magnussen
Magnussen hatte wieder einmal einen sehr starken Start und ging sogleich an Latifi und Räikkönen vorbei. Die beiden Haas schossen nebeneinander auf Eau Rouge zu, wo Magnussen dank der Innenbahn den Vortritt bekam. Mit einem mutigen Manöver konnte er später in der Runde auch noch Russell überraschen.
Das hielt aber nicht lange und Magnussen wurde in den folgenden Runden nacheinander von Räikkönen, Russell und Grosjean kassiert.
Der vorletzte Platz stand in Aussicht. Als Leclerc gerade mit frischen Reifen ankam entschied man sich bei Haas auch nochmal für einen zweiten Boxenstop. Gewissermaßen war damit für Latifi ein Undercut gegen Magnussen gelungen.
Mit den frischen Soft-Reifen gelang es Magnussen nicht den Rückstand auf Latifi zu verringern.
DNF. Giovinazzi
DNF. Russell
Giovinazzi war recht nah dran an den beiden Ferrari, als er die Kontrolle über seinen Boliden verlor. Wäre interessant gewesen zu schauen, was passiert wäre, wenn Leclerc da nicht nur Vettel, sondern auch die Sauber und die Haas etwas aufgehalten hätte. Wie lange hätte man ihn bei Ferrari noch draußen gelassen?
Russell hatte da einfach Pech. Er wich dem auf die Strecke trudelnden Boliden aus ... und dort wo er hinfuhr taumelte das lose Rad über die Strecke, dass bei Russell einschlug.
DNF. Sainz
Auspuff kaputt, noch in der Runde zur Startaufstellung. Schade für Sainz, es wären gute Punkte drin gewesen.