Netter Sieg für Perez,
auch wenn er Leclerc oft im Nacken hatte, so hatte er das Ding scheinbar doch unter Kontrolle und konnte am Ende eine ordentliche Schippe draufpacken.
Zusammen mit Verstappen und Hamilton waren die beiden in ihrer eigenen Liga. Doch die beiden letztjährigen WM-Kontrahenten hatten halt so ihre Verbrems-Momente oder - zumindest gab es da bei Hamilton verstärkt den Eindruck, als er hinter Sainz und Vettel steckte - konnten nicht ganz das Tempo fahren, für das sie das Potential hatten.
Sainz guckt recht verkniffen auf dem Podium. Platz 3 ist ein gutes Ergebnis gemessen daran, dass sein Rückstand auf das Führungsduo nach den SC-Phasen jeweils schnell anwuchs.
Dass Latifi bald kein Cockpit mehr hat ist irgendwie kein Verlust. Da hatte Zhou keine Chance.
Kurve 5 ist aber auch nicht gerade ideal für so ein Manöver ... da gewinnt man seltenst Boden, wenn man sich außen daneben setzen will. Da kann es am Kurvenausgang zu eng werden und/oder man kann so nicht Schwung holen, um sich nach der Kurve rechts neben den Gegner zu platzieren.
Latifi schaut da zum Scheitelpunkt, Zhou ist quasi im "toten Winkel". Latifi rechnet überhaupt nicht damit, dass Zhou versucht sich da halbwegs neben ihn zu setzen (weil es auch nicht viel bringen würde).
Klar hat Latifi ihm da letztlich keinen Platz gelassen ... allerdings an einer Stelle, wo normalerweise nicht mit einem Boliden schräg links hinter einem zu rechnen ist.
Und jetzt auch noch SC??? Warum?
Die Karre steht direkt am Ausgang. Wofür fährt Zhou da so clever hin? Was ist das für ne sinnlose Kirmesveranstaltung geworden?
Da wird gelb geschwenkt und gut is
Die Aufhängung bei Zhou ist kaputt und damit heißt es dann quasi, dass man den Boliden vermutlich (!) nicht einfach weggeschoben bekommt. Hat man nicht so viele Kräne wie in Monaco, dann kommt ggf. ein Bergungsfahrzeug ... und sobald das an der Absperrung vorbei wäre, heißt das SafetyCar. Da sieht die FIA auch selten eine Grauzone seit dem Bianchi-Unfall.
Gewiss, am Ende ging die Bergung relativ flüssig und es hätte womöglich auch ein VSC ausgereicht.
Andererseits, wenn erst ein VSC ausgerufen wird und anschließend - weil man feststellt, dass ein Bergungsfahrzeug wirklich nötig ist - noch auf SC wechselt ... dann ist auch Gemecker vorhanden. Von wegen "Warum habt ihr das nicht gleich gerufen, dann wäre das Rennen auch schneller wieder grün?".
Ah zum kotzen…Stroll durch die Stops an Vettel vorbei
Joa, da hat es ja mehrere Fahrer bzw. Teams erwischt, die ein wenig davon "getäuscht" waren, dass Russell der schnellste auf der Strecke war.
Jener hatte nunmal Reifen mit Temperaturen im Arbeitsfenster ... die anderen haben auf dem kühlen Asphalt ne Weile gebraucht, bis sie ihre Mediums auf Temperatur hatten. Die Out-Laps waren da alle wesentlich schlechter als die letzten Runden auf alten Intermediates.
Wer früher reinkam hatte leicht das nachsehen (z.B. Gasly, der hinter Vettel und Stroll zurück fiel) ... wer später kam, profitierte (z.B. Stroll, der an Vettel und Gasly vorbei ging). Die McLaren hätten auch ohne Tsunoda Boden gut gemacht.
Sah man auch bei Leclerc, dessen Rückstand auf Perez anwuchs ... bzw. dessen Vorsprung auf Sainz sich verringerte.
Was durch das SC aber eh nicht mehr so relevant war...
Die Safety-Car Phasen inklusive Restarts waren aber wirklich merkwürdig. Es war schon sehr auffällig, dass das Feld nicht wirklich zusammen war und bei den Restarts riesige Lücken waren. Das kann nicht nur am verwinkelten Stadtkurs gelegen haben und wirklich früh hat Perez nicht Gas gegeben, dass sich das schon so auseinander zieht.
Die erste SC-Phase war recht kurz, weil der Zhou-Bolide letztlich schnell geborgen wurde und das SC somit schon reinkommen konnte, bevor das Feld komplett aufgeschlossen hatte. Perez machte auch keinen ewigen Bummelzug vor dem Restart. Hinzu kam die noch mäßige Sicht usw...
Beim zweiten und dritten Restart hing das nunmal auch damit zusammen, wie Perez den Restart anging. Er ließ recht früh eine Lücke zum SafetyCar, so dass er das Geschlängel am Hafen (Kurve 16 bis 21) in Renngeschwindigkeit fahren konnte. Dort ist es nicht leicht nah am Vordermann zu bleiben ... zumindest auch nicht, wenn man noch nicht damit rechnet, dass es schon im Renntempo weiter geht.
Man bedenke, dass wenn Perez irgendwo bei Kurve 10 oder so das Feld aufhält und bei 14 anzieht, dass dann ein starker Ziehharmonika-Effekt auftritt.
Aus Perez' Sicht ist diese Taktik nicht dumm.
Man stelle sich vor, Hamilton hätte in Zandvoort das Feld in der letzten Runde vor SC-Ende schon bei Scheivlak zusammen gestaucht, dann bei Bocht 9 und 10 wieder volles Tempo gegeben, so dass er die Hans-Ernst-Boch im Renntempo fährt (schwerer durch die engen Kurven bei Renntempo einen kurzen Abstand zu waren). Vielleicht wäre sein Restart dann besser gelaufen.
Aber nunja ... es führt halt dazu, dass der Abstand zum SC zu groß wird.
Hamilton monierte dies auch während der ersten SC-Phase, als er über Funk monierte, dass Perez schon einen großen Abstand lässt, obwohl die Lichter am SC noch an waren.
Man konnte das Geschehen sehr schön beim dritten Restart beobachten, als aus der Helikopter-Perspektive gefilmt wurde. Perez führt das Feld im Renntempo durch den langsamen dritten Sektor und holt dabei beinahe wieder das SC ein, welches gerade auf dem Weg in die Box ist. Für sein Vorhaben, noch vor Kurve 16 wieder Renntempo anzugehen, musste er gewissermaßen früh Abstand lassen.
Problem war halt nur, dass er das derart eigentlich nicht darf.
Es ist mal wieder Toto Wolff der hier bewusst Leaks in die Öffentlichkeit bringt um Unruhe und Chaos zu stiften. Ich verstehe echt nicht wie man auf den Typen immer und immer wieder reinfallen kann?
Na, es ist doch nicht Wolff der diese Nachricht gestreut hat ... er wurde darauf angesprochen und es ist völlig natürlich, dass er sich dazu äußert.
Und unabhängig wer und von welchem Team sich da nun jemand äußert (ob nun Wolff oder sonstwer), ist da ein Kommentar doch nicht verboten ... und die "Unruhe" und das "Chaos" sind da nicht durch eine Wolff-Äußerung entstanden ... sondern durch das Vergehen, durch die FIA-Untersuchung, durch die offiziellen Berichte darüber.
Man vermag von Wolff halten was man mag (ich würde mit ihm auch nicht unbedingt einen Kaffee trinken), aber seine Aussagen sind irgendwo auch verständlich.
Wenn er anmerkt, dass man 40 Leute freistellen musste, um das Budget-Limi einzuhalten ... wenn er äußert, dass man Teile häufiger gebraucht, dass man seltener neue an die Strecke bringt .... wenn er bei gibt, dass man nicht so schnell entwickeln kann wie früher ... das sind doch durchaus Aussagen die man tätigen darf.
Ein Verstoß gegen das Budget-Limit (ob nun von RB, AMR oder sonst einem Team) kann je nach Strafe zukünftig recht problematisch sein.
Wenn ein Team 2021 massiv über dem erlaubten Limit lag, dann bedeutet dass nicht nur einen Vorteil für '21, sondern auch für die Entwicklung des 2022-Boliden.
Bleibt ein solches Vergehen ungesühnt, dann ist das für alle Teams der Freibrief, sich nicht mehr an etwaige Limits zu halten.
Ist die Strafe gering, dann pumpen RB, Mercedes und Ferrari in Zukunft wieder 400 statt ca. 150 Millionen ins Team. Darin enthalten wäre dann eine Art "Luxussteuer".
Beispiel: Überschreitet man das Budget-Limit um 100 Millionen, dann zahlt man 100 Millionen Strafe. Beispielsweise Mercedes gibt dann in der Saison 250 Millionen aus und hat dabei einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Teams, die unter 150 Millionen bleiben. Man tritt 100 Millionen an die FIA ab und bleibt mit insgesamt 350 Millionen noch unter dem Budget, den man in den Saisons vor dem Kostendeckel hatte.
Das Thema ist - und das darf man durchaus so anmerken - sehr (!) heikel, weil die FIA hier mit Fingerspitzengefühl hantieren muss.
Sind etwaige Strafen zu milde oder gar garnicht vorhanden, so ergibt sich quasi eine Art Gebühr, die man für eventuellen Erfolg zahlt. Sind die Strafen sehr hart, so ergibt sich eine gewisse Ungewissheit, ob man 1 Jahr nach einem WM-Finale noch weiß, wer überhaupt Weltmeister ist oder
bleibt.
Und hier darf man gewiss darauf hinweisen, dass es die Big Teams nicht allzu sehr juckt, ob ihnen die Punkte in der Konstrukteurs-Wertung aberkannt werden (im Gegensatz zu den kleinen Teams, die auf die Millionen die anhand der WM-Platzierung verteilt werden, angewiesen sind), sondern viel mehr, wie ihre Piloten in der prestigeträchtigeren Fahrer-WM abschneiden.
Man stelle sich vor (nur als Beispiel), Red Bull habe/hätte diese und letzte Saison mit einem Budget von 300 Millionen US-Dollar operiert, während Mercedes und Ferrari bei der Hälfte geblieben sind. Das wäre ein massiver (!) Vorteil für RB und seine Fahrer (für '21, als auch für die Vorbereitung auf '22). Aber kann man denen dafür ihre Erfolge aberkennen? Wohl kaum.
Andererseits, wenn es nur eine milde Strafe gäbe (wenn überhaupt), dann wird diese quasi in den Budgetplan einkalkuliert.
Sich da über "Chaos" und "Unruhe" aufzuregen finde ich etwas unpassend, wenn man bedenkt, dass das Thema durchaus eine gewisse Brisanz hat ... gerade was die Zukunft der F1 angeht in Hinblick darauf, ob man einen Präzedenzfall erschafft und ob das Budgetlimit an sich überhaupt eine Zukunft und Bestand haben wird.
Die F1 befindet sich an einem Punkt, dass man einem Privat-Team wie Andretti den Eintritt in die F1 verwehren will, weil es - nach den Augen der anderen Teams - nicht genügend zum Prestige und der Vermarktbarkeit der Marke Formel 1 beizutragen habe, als dass der Beitritt rechtzufertigen wäre. Gleichzeitig buhlt man darum, dass Marken wie Porsche sich zur F1 bekennen, um ihren Namen einzubringen.
Bröckelt das Budget-Limit (weil z.B. ein Überschreiten nur milde geahndet würde), dann würden manche Werke ihr Engagement wieder überdenken. Wenn der Erfolg wieder maßgeblich von den eingebrachten Finanzen abhängt, dann werden manche bereit sein den Preis zu zahlen ... und manchen wird der Preis zu hoch sein und sie werden sich wegen mangelnder Aussichten zurück ziehen.
Dann zieht sich Renault erneut zurück. Dann lässt man bei Audi die Finger von Sauber. Und so weiter.
Die Werke agieren in diesem Punkt anders als die Privat-Teams und auch anders als die Teams in Besitz von Investment-Gesellschaften (McLaren, Williams, Sauber)
2008-2010 hatten wir schonmal eine Phase, wo sich so mancher Hersteller abwandte. Toyota, BMW und Honda stiegen aus. Renault verkaufte das Team und verblieb "nur" als Motorenlieferant. Nur Mercedes schwamm damals gegen den Strom und kaufte das Brawn-Team zum Schnäppchen-Preis.
Auch 15 Jahre später besteht manch finanzielle Ungewissheit für Autohersteller und andere.
Mithin der Aussicht auf ein eventuelles Budget-Limit von 45 Millionen lockte man damals 3 neue Teams in die F1, welche mit ihren Schmalspur-Programmen chancenlos waren und später verspottet wurden. Ihr hausgemachtes Scheitern diente später als Argument, warum man potentiellen Einsteigern hohe Hürden auferlegt.
Scheitert die Umsetzung des Budget-Limits auf Dauer (z.B. weil ein Überschreiten verlockend wirkt), dann dreht sich wieder die Kostenspirale. Dann lechzen die Werke wieder umso mehr nach den Öl-Millionen der Scheichs statt nach den Prestige-Rennen in Europa.
Dann überdenken die Werke ihr F1-Engagement, während man gleichermaßen interessierten Privatiers die Tür zuwirft.
Die Tragweite der Entscheidung, wie sich ein Vergehen gegen das Budget-Limit auswirkt, kann für die Zukunft der Formel 1 ziemlich signifikant werden.