Mir kommt irgendwie der Gedanke, dass de Vries mehr oder weniger ein Bauernopfer für (den Druck auf) Perez ist.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit dessen momentanen Leistungen wirklich zufrieden ist. Seine Q3-Nichtteilnahmen lagen zwar nicht immer an ihm selbst (in Silverstone z.B. war das Timing für seine schnellste Runde recht schlecht) ... aber er holt nicht das raus was im Wagen steckt ... und vermutlich auch nicht das, was er selbst drauf hat.
Perez' Vertrag läuft zwar bis Ende 2024, aber es würde mich nicht wundern, wenn man ihn bei Bedarf genauso schnell aus dem A-Team nimmt, wie seiner Zeit Albon und Gasly ... obgleich er sich bei RB besser schlägt als jene beiden.
Vielleicht ist in seinen Vertrag garnicht mal gesagt, in welchem RB-Team er fährt.
Im Sinne der Vize-WM macht es aber wenig Sinn ihn während der Saison zu degradieren.
Dass Verstappen ausfiele wie einst Schumacher 1999 ist zwar unwahrscheinlich... aber nicht unmöglich.
Dass de Vries bei RB nicht fest im Sattel saß ist sicher seiner Nicht-RB-Junior-Herkunft geschuldet.
Der Mercedes-Migrant konnte im Williams in Monza überraschen ... aber bei AT gelang ihm dies nicht.
Der Vergleich zu Perez' Racepace hinkt.
Nach einem Ausscheiden in Q2, wenn Verstappen auf Pole steht, mit einem überlegenen RB auf Podium zu fahren ist eine andere Hausnummer, als wenn man mit dem AT von ganz hinten startet und schauen darf, ob der Bolide überhaupt das Potential hat, andere Wagen zu überholen.
In Silverstone sahen wir z.B. knappe Abstände im Rennen. Sergeant lag am Ende nicht wei hinter Albon, bringt aber nicht dessen Quali-Leistung und kriegt somit nicht den Applaus.
De Vries saß zeitweise Tsunoda im Nacken ...startete aber wieder einmal weiter hinten.
De Vries war ein gerne genommener Lückenfüller nach Gaslys Abschied. Aber als "Fremder" muss man nunmal mehr Leistung bringen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen.
De Vries eignet sich nicht vollends, um Tsunoda zu evaluieren. Daher kommt Ricciardo ... dessen Stärken und Schwächen man besser einsortieren kann.
Ricciardo eignet sich für RB besser als DEV um herauszufinden, mit wem man Perez gegebenenfalls ersetzen könnte, denke ich.
Denn auch Perez ist kein RB-Spross.
Für de Vries ist dies natürlich irgendwo hart, aber niemand hat je gesagt dass der RB-Weg nicht steinig sei.
Manch Nachwuchspiloten haben sehr offen kund gegeben, dass sie ein RB-Junior-Angebot abgelehnt haben, weil dort teils knallhart aussortiert wird, ohne das Gesamtbild im Auge zu halten (bei welchem Team fuhr man, gibt es ggf Variablen die zum Fahrstil nicht passten.... etc).
De Vries war nie der Wunschkandidat für ein RB-Cockpit neben Verstappen ... höchstens wenn er Tsunoda verblasen hätte.
Klar kann man kritisieren, dass de Vries kaum Zeit hatte sich an die F1 zu gewöhnen. Der Fairniss halber darf man anmerken, dass Tsunoda in seinem Rookie-Jahr kaum Land neben Gasly gesehen hat.
Gleichwohl ist de Vries sehr erfahren und hat durch zahlreiche Testfahrten viele Kilometer in F1-Boliden gesammelt. Das erwirkt einen gewissen Anspruch, der ein anderer ist als z.B. der an Logan Sargeant der noch nicht seine Quali-Stärke aus F3 und F2 realisieren konnte.
Warum holte man de Vries statt einem RB-Junior? Nun Hauger wollte man nicht direkt vom F3-Titel ins kalte F1-Wasser werfen. Lawsons 2022-F2-Saison blieb unter den Erwartungen.
Die Optionen waren somit begrenzt.
Und ähnlich will man die eigenen Junioren nicht mitten in einer jetzt laufenden Saison aus ihren Serien reißen. Es stellt sich ja nicht nur die Frage ob die Superlizenz-Punkte reichen. Es stellt sich auch die Frage nach der Erfahrung und der Eingewöhnung. Das ist bei/mit Ricciardo ein leichtes. Er eignet sich, um z.B. einzuschätzen, ob Tsunoda diese Saison wirklich besser fährt als in den Vorjahren (wo er mit Gasly nicht mithielt) ... oder ob de Vries eher zu schlecht war.
Eine deutliche Entscheidung in einem Tsunoda/Ricciardo-Teamduell gibt RB mehr Auskunft darüber, ob sich einer AT-Fahrer als eventueller Perez-Ersatz anbietet ... als bei Tsunoda/de Vries.
Toto Wolff wird sich vielleicht öffentlich aufregen und de Vries anpreisen.
Es war aber nunmal nicht gelungen, ihm wie Russell ein Williams-Cockpit zu besorgen.
Genauso wenig gelingt es Wolff ja Schumacher trotz allen Lobes zurück in die Nähe eines Stammcockpits zu bringen.
Sollten Iwasa und/oder Lawson in ihren derzeitigen Rennserien in die Nähe von Titelehren kommen, dann denke ich dass de Vries' Tage bei AT ohnehin schon nach einer Saison gezählt gewesen wären.
Fazit: Doof für de Vries ... aber mich beschleicht der Gedanke der Hintergrund für den Wechsel könnte bei Perez Pfunden.