Das Antonelli direkt beim ersten Training nach 1,5 Runden das Auto wegwirft ist jetzt nicht förderlich für einen eventuellen Stammplatz, oder?
Ich halte ihn für ein großes Talent, aber den Einwand das es noch zu früh für ihn ist hat er damit irgendwie bestätigt...
Ein super Auftritt war das sicherlich nicht. Vielleicht hat Antonelli da auch etwas zu viel gewollt, schließlich hatte er gerade nen pinken Sektor 2 gefahren und war auf Kurs Hamiltons Zeit zu unterbieten.
Angesichts dessen, dass so manch erfahrener Piloten auch mehr oder weniger am Freitag in die Parabolica ihre Mühe hatten das Heck nicht zu verlieren (Magnussen, Sainz, Verstappen...) ist das vielleicht verzeilich.
Antonelli hat mehrere Renndistanzen auf älteren Mercedes-F1-Boliden absolviert.
Zahlen, Daten und Eindruck die er dabei hinterlassen hat werden wohl überzeugend genug gewesen sein, dass man ihm den Aufstieg schon länger zutraut ... sonst hätte man Sainz geholt und nicht nur mit Verstappen geflirtet.
Zumal, so fair sollte man auch sein, ohne Supertalent-Gerede bei Antonelli, niemand bei seiner Formel 2 Saison auf die Idee kommen würde ihn direkt in die Formel 1 zu holen. Das Ganze auch noch ohne vorherigen Nachweis in der Formel 3.
Bearmans Saison ist auch nicht so toll. Der hatte aber zum einen schon ordentlich Pech und zum anderen hat er schon gute Formel 3 und Formel 2 Saisons als Nachweis. Plus gut gelöstem Formel 1 Einsatz als Ersatzmann.
Bei Prema hat man offen eingestanden, dass man sich zunächst beim Setup mit der neuen Fahrzeug-Generation schwer tat. Mittlerweile hat Antonelli 2 Rennen gewonnen, eins davon in einem Hauptrennen. Für einen Rookie der aus er FRECA kommt ist das nicht schlecht.
Formel 3 zu überspringen ist ... etwas gewagt (gewesen). Zumal zwischen Formula Regional und Formel 2 leistungsfähig auch der Dallara 320 liegt (Euroformula Open, SuperFormula Lights), der aber nicht mehr so die große Rolle spielt. Erstreckt nicht seit der Fusion aus FREC und Renault Eurocup.
Obgleich so manch Piloten in der Vergangenheit berechtigt gewesen wären (z.B. Hauger, Pourchaire) hat auch lange kein F1-Neuling mehr die Klasse darunter ausgelassen.
Zuletzt waren das wohl, glaube ich, Stroll, Verstappen und Bottas.
Antonelli ist nunmal jemand, der schon seit mehreren Jahren bei Mercedes aufgebaut wird.
Er hat, glaube ich, nach diesem Wochenende immernoch mehr Kilometer in einem F1-Boliden zurückgelegt als Bearman und Colapinto.
Die Situation ist anders als z.B. bei Drugovich, der nicht auf dem Radar eines F1-Teams war, dann aber mit deutlichem F2-Titelgewinn den Träumen von Pourchaire einen Riegel vorschiebt, aber letztlich selbst einem F1-Cockpit nicht näher kommt, weil er wenig testen kann oder konnte.
Ja, Bearman hatte ne ganze Weile in der F2 weniger Punkte als zugleich in der F1-WM-Wertung ... aber er könnte auch woanders stehen, wenn er z.B. in Jeddah von seiner Pole gestartet wäre, oder wenn er in Monaco nicht das Boxenstop-Pech gehabt hätte.
Man hätte ihm kein Ferrari-Cockpit gegeben, wenn eines frei gewesen wäre, aber für Haas war er schon vor der Saison im Gespräch. Hülkenbergs Abschied hat das begünstigt.
Klar, die Cockpits aus Maranello werden immer begehrt sein, egal ob sie um Siege mitfahren oder nicht. Dennoch darf man auch bei Ferrari überlegen, was man aus dem eigenen Junior-Kader macht, der nicht nur Piloten wie Antonio Fuoco ausspuckt. Auch Hamilton wird nicht ewig bleiben und dann will man nochmal so eine Erfolgsstory haben wie mit Leclerc. Es gibt nicht viele Teams, die mit Piloten aus dem eigenen Junior-Programm siegreich sind (Vettel, Ricciardo, Verstappen, Hamilton, Russell, Leclerc, Norris) ... aber in gewisser Art und Weise ist dies nunmal auch Ziel eines Nachwuchsprogrammes.
Das Haas-Cockpit war
jetzt für Ferrari mehr oder weniger zu haben. Bearman ist der einzige qualifizierte Ferrari-Junior (zumal die F3-Saison von Dino Beganovic nicht ganz überzeugt). Vor ein paar Jahren hatte man mit Schumacher, Ilott und Schwartzman mehrere F1-Kandidaten und zwei die in der F2 scheiterten (Armstrong, Arthur Leclerc). Schumacher wurde rausgeworfen und ist nun mit Mercedes und Alpine verbandelt (die Ocon-Taktik). Ilott und Armstrong sind in die IndyCar Series abgebogen, Leclerc in die ELMS. Schwartzman blieb auf der Ferrari-Warmhalteplatte und fährt für das WEC-Ferrari-Werksteam AF Corse. Er hat - dank Binotto - überraschend noch Außenseiter-Chancen auf das Sauber-Cockpit ... allerdings kommt er nicht mehr (wie früher) mit russischen Sponsor-Millionen (SMP Bank) daher.