Ich kann jetzt nicht für alle Hater sprechen sondern für mich. Bei mir kommt der "Hate" von der (in meinen Augen) offensichtlichen Bevorzugung von Lando seitens McLaren. Man denke an Ungarn und Monza z.B. Daher wollte ich unter diesen Umständen nicht, dass Lando den Titel holt. Dabei fand/finde ich Lando sympathisch. Nur McLaren hat es halt verschissen
So gings mir auch. Für mich wäre das eine sehr emotionslose WM geworden, da beide McLaren-Fahrer ganz OK scheinen. Erst die Bevorzugung von Norris hat da für mich ein emotionales Investment geschaffen. Vor allem, da diese entgegen den dunklen Let-Michael-pass-for-the-Championship-Zeiten auch noch unter Zuhilfenahme aller möglichen argumentativen Klimmzüge als Gipfel der Fairneß und Gleichbehandlung verkauft wurde. Absolutes Gaslighting und Beleidigung der Intelligenz der Zuschauer.....und natürlich auch der Intelligenz von Piastri, der natürlich genau gemerkt hat, was los war und dem das sichtlich nicht geschmeckt hat.
Dazu kam, dass Verstappen, dessen Fahrweise mir nie so wirklich gefallen hat, dieses Jahr wirklich sein Meisterstück abgeliefert hat. Er hatte dieses Jahr keine Möglichkeit eine überlegene Performance zu managen. Er und sein Team mussten immer wieder ans Limit gehen und Lösungen finden. Er musste im Qualifying und Rennen immer wieder 99,99% abrufen, um bei der Musik zu bleiben. Er musste Grip finden, wo keiner war und eine Performance abrufen, die eigentlich nicht im Wagen steckte. Er war mit Abstand der beste Fahrer dieses Jahr und auch irgendwie etwas lockerer als früher (irgendwo auch kein Wunder nach mehreren WM-Titeln). Dass er in seiner Freizeit als Franz Herrmann die Nordschleife unsicher gemacht hat, hat mir auch gefallen. Da ist jemand mit einer enormen Leidenschaft für Autorennen, Herausforderungen und Wettbewerb. Er ist sich nicht zu fein für gar nix, er hat einfach Bock auf Racing, oder wie Ayrton Senna mal sagte: "Ich fahre nicht, weil mir langweilig ist, ich fahre, weil ich gewinnen will." Das muss man einfach respektieren.
Das Gerede vom "schlechtesten Weltmeister" aller Zeiten ist natürlich albern. Die Regel ist, dass der WM den besten Wagen fährt und zumeist auch vom eigenen Team priorisiert wird.
Und bezüglich des Vergleichs mit Damon Hill: Damon Hill ist immer wieder vorgeworfen worden, dass er bei Williams natürlich Top-Material zur Verfügung hatte. Wenn er gewann, dann wegen dem Wagen, wenn er nicht gewann, dann war das Versagen, denn er fuhr ja für Williams. Aber Hill hat abgeliefert. Er hat viele Rennen gewonnen und wurde schließlich Weltmeister.
Einer meiner größten Helden, HHF, hat Hill bei Williams ersetzt und ist unter dem Druck jetzt WM werden zu müssen total zusammengebrochen. Frentzen war gut als Underdog im Sauber oder Jordan, aber bei Williams ging trotz bestem Wagen nix. Auch Jean Alesi sah wie ein zukünftiger Weltmeister aus als er für Tyrrell fuhr, die Ergebnisse bei Ferrari neben Prost und in Schumachers Benetton Weltmeister-Team waren dann doch recht ernüchternd. Berger hingegen sah in seiner ersten Ferrari-Zeit aus, wie ein neuer WM, bei McLaren als Teamkollege von Senna dann nur noch wie ein tüchtiger Handwerker. Mit Top-Material zu gewinnen, wenn alle das erwarten, ist eine Herausforderung an der viele Fahrer gescheitert sind und Karrieren zerstört hat, siehe Michael Andretti, Heikki Kovalainen etc. Insofern finde ich das immer etwas unfair, wenn man Fahrern wie Hill, Villeneuve oder jetzt Norris vorwirft, dass sie ja quasi nur abgestaubt hätten. Harry Kanes Tore sehen auch oft total selbstverständlich aus, bis man sich vergegenwärtigt, dass Kingsley Coman in vergleichbaren Situationen nach drei Übersteigern in den ganz leeren Raum gepasst, oder Leroy Sané den Ball unverzüglich in die fünfte Etage gedroschen hätte.