Dank der kühleren Temperaturen und manch gesammelter Erfahrungen sah das zweite Rennwochenende auf dem Red-Bull-Ring bei Formel 3 und Formel 2 durchaus anders aus als das erste.
Formel 3
Beim Qualifying konnte sich Frederik Vesti durchsetzen, zweiter wurde David Beckmann. Logan Sargeant und Oscar Pastri folgten. Theo Purchaire - amtierender Champion der deutschen Formel 4, kam auf den fünften Rang. Für ihn lief es nun deutlich besser als beim ersten Rennwochenende.
Das erste Rennen war ordentlich durchnässt. Lirim Zendeli - der von 6 startete - erwischte einen sehr guten Start und lag schon bei der ersten Kurve auf dem zweiten Platz. Seinen Angriff auf Vesti konnte dieser jedoch abwehren.
Caldwell - der dritte Trident-Fahrer - konnte sich auch vorarbeiten und ging nach einem SafetyCar-Restart (Novalek trudelte mit Plattfuß in die Auslaufzone) an Piastri vorbei.
Pourchaire wurde ein paar Plätze nach hinten gereicht. In die Top10 vorgearbeitet hatte sich Jack Hughes.
Sebastian Fernandez - der seine Pole im ersten Saisonrennen nicht nutzen konnte - blieb erneut glücklos. Die Sicht wurde immer schlechter und Fernandez kollidierte auf der Geraden zwischen der 2ten und 3ten Kurve mit einem anderen Piloten ... man konnte nicht mal erkennen mit wem.
Das SafetyCar kam, aber weil der Regen immer stärker wurde, wurde das Rennen letztlich abgebrochen. Zu spät sollte es ja auch nicht werden, andere Rennserien wollten ja auch noch. Fernandez wurde so dennoch als 13ter gewertet.
Vesti gewann relativ ungefährdet vor Zendeli. Danach kamen Beckmann, Piastri (der den Platz zurückeroberte), Caldwell, Sargeant, Verschoor, Lawson, Pourchaire und Hughes.
Aufgrund der verkürzten Distanz gab es nur die Hälfte der Punkte.
Besser als beim ersten Rennwochenende lief es z.B. für David Schumacher, der auf Rang 12 kam.
Im zweiten Rennen gewann Purchaire gegen Hughes den Start. Doch Hughes und Lawson blieben ihm im Nacken und gingen in der 4ten Runde gleich beide mit DRS an ihm vorbei.
Hughes und Lawson lieferten sich das Rennen über einen spannenden Zweikampf, zuweilen wechselte die Führung. Sargeant versuchte an Pourchaire vorbei zu gehen, doch obgleich Pourchaire das Tempo der beiden vor ihnen nicht ganz mitgehen konnte, so reichte es dennoch in DRS-Reichweite zu bleiben, so dass er sich gegen Sargeant verteidigen konnte.
Für die anderen beiden Prema-Piloten lief es auch nicht ganz wie erwünscht. Piastri und Vesti waren hinter die Trident-Piloten zurückgefallen. Fernandez hatte sich auch an ihnen vorbei gearbeitet.
Zendeli und Fernandez wurden jedoch im weiteren Verlauf ein paar Plätze nach hinten gereicht. Bei einem Zweikampf zwischen den beiden drückte Zendeli seinen Kontrahenten in Kurve 4 neben die Strecke, so dass Fernandez ein paar Plätze verlor. Wenig später erging es Zendeli ähnlich, als er selbst überholt wurde (von Piastri, glaube ich) und neben die Strecke gedrückt wurde. Fernandez hatte wieder ein paar Positionen gut gemacht und ging schließlich an Zendeli vorbei.
Beckmann erwies sich erneut als schnellster Trident-Pilot und ging nach Verschoor auch an seinem Teamkollegen Caldwell vorbei.
Zu einem kurios aussehenden Zwischenfall kam es zur Halbzeit des Rennens. Sophia Flörsch und Alex Smolyar berührten sich auf der Geraden vor Kurve 4. Flörsch' Bolide wirbelte herum und rutschte rückwärts gegen den DRS-Styropor-Aufsteller, welcher zwischen den Endplatten ihres Heckflügels hängen blieb.
3 Runden vor Schluss dann der Knaller. Hughes und Lawson kämpften weiter gegeneinander, doch in der Schlossgold-Kurve, nam Lawson die Curbs einen Ticken zu stark mit. Er rutschte leicht rüber und das reichte schon, um mit Hughes zu kollidieren. Die Vorderradaufhängungen beider Piloten rumpelten kräftig gegeneinander ... zu kräftig. Bei Lawson war sie vorne links hinüber, bei Hughes vorne rechts. Bei Hughes läuft die Saison weiterhin sehr unglücklich. Beinahe wäre Verschoor noch in Hughes gekracht, der da über mit gebrochener Aufhängung über die Strecke trudelte.
Die letzten Runden wurden hinter dem SafetyCar gefahren.
Purchaire erbte den Sieg vor Sargeant. Beckmann wurde erneut dritter, gefolgt von Verschoor und Piastri. Danach Caldwell, Fewtrell, Vesti, Fernandez und Zendeli.
In der Gesamtwertung führt Rookie Piastri (Formel Renault Eurocup Meister, Renault-Junior) vor Rookie Vesti (FREC-Meister). Sargeant ist häufig vorne mit dabei und nach zwei 2ten Plätzen dritter der Gesamtwertung vor David Beckmann. Verschoor (der 2016 in der spanischen F4 fast jedes Rennen gewann das er fuhr) - der 2018 in die laufende Saison der Serie (damals GP3) einstieg - ist 5ter. Dahinter folgen Zendeli, Lawson, Peroni und Pourchaire. Die Top10 schließt Clement Novalak ab, welcher beim ersten Rennwochenende noch dank abweichender Strategie und umgekehrter Startreihenfolgen im zweiten Rennen punkten konnte ... beim zweiten Rennwochenende war er zu oft in den Auslaufzonen.
Fernandez und Hughes hatten bislang teilweise Pech ... sie dürfte man noch des öfteren in den Punkten sehen. Der Rest scheint eher zweite Geige zu spielen. Igor Fraga, Enzo Fittipaldi und Denis Hauger bleiben etwas hinter den Erwartungen zurück
Formel 2
Während die Formel 3 am Samstag-Vormittag des erste Rennen anging, musste die Formel 2 für ihr Hauptrennen erstmal abwarten, bis die Formel 1 mit dem Qualifying durch ist.
Beim ersten Anlauf wurde nach mehreren Formations-Runden wieder abgebrochen. Einige Zeit später ging man's nochmal an und nach ein paar Runden hinter dem SC gab es einen fliegenden Start.
Die Pole hatte Yuki Tsunoda, für den das erste Rennwochenende so garnicht lief. Dahinter die beiden UNI-Virtuosi-Piloten Zhou und Ilott und dann der erfahrene Luca Ghiotto.
Lundgaard, der von 8 startete, schien sich auf nasser Strecke sehr wohl zu fühlen ... er machte mehrere Plätze gut.
Auch Robert Shwartzman (Startplatz 6) kassierte mehrere Kontrahenten.
Nach und nach trocknete die Strecke etwas ab, doch in der Formel 2 gibt es keine Intermediates. Für Slicks war es an den meisten Stellen dennoch zu nass. Doch die Regenreifen bauten bei manchen Piloten ab. Daruvula kam relativ früh rein. Auch Dan Ticktum, der über die schlechte Sicht klagte, machte relativ früh einen Boxenstop um bei besserer Sicht Boden gutzumachen.
Matsushita konnte lange gute Zeiten mit den alten Reifen fahren, doch irgendwann war klar, dass frische Regenreifen einfach mehr Grip boten. Dies ist nicht immer so, teilweise können auch etwas abgefahrene Regenreifen (weniger Profil) schnellere Zeiten bringen ... aber die Strecke war noch feucht genug, dass frische Regenwalzen bessere Zeiten lieferten.
Yuki Tsunoda - der die ganze Zeit das Rennen souverän anführte - kam und kam jedoch nicht in die Box. Mehrere Runden lang versuchte ihn sein Team per Funk zu erreichen, doch Tsunoda hörte nicht. Mit der Boxentafel versuchte man ihn in die Box zu beordern ... doch Tsunoda sah die Anweisung nicht ... vielleicht auch wegen der Gischt von weit hinten liegenden Piloten (der Abstand auf Samaia und Alesi war sehr groß, sie wurden im Rennen überrundet).
Als Tsunoda - zum Kühlen der Regenreifen - auf der Start-Ziel-Geraden durchs nasse nahe der Boxenmauer fuhr sah er die Anweisung schließlich und kam endlich zum Reifenwechsel. Durch den späten Reifenwechsel war er hinter Shwartzman, Zhou und Ilott zurückgefallen.
Die UNI-Virtuosi-Piloten hatten nun nicht die Pace der Gegner, sie kämpftem mit dem Reifenverschleiß. Shwartzman setzte sich in Führung und Tsunoda - auch dank der frischesten Reifen im Feld - ging an Zhou und Ilott vorbei.
Flott unterwegs war auch Schumacher, der nach Lundgaard (dem wars vielleicht mittlerweile zu trocken) noch Ilott kassierte, aber nur sehr knapp hinter Zhou ins Ziel kam.
Letztlich ein starker Sieg für Shwartzman vor Tsunoda, der ohne das Problem mit dem Funk wohl gewonnen hätte. Zhou holte nun auch mal Punkte, nachdem er eine Woche vorher zwar der schnellste war aber leer ausging. Schumacher 4ter vor Ilott, danach Lundgaard und dessen Teamkollege Armstrong der erst später im Rennen in Schwung kam (anfangs lag er nur auf Rang 12), der 8te Rang ging an Ticktum. Aitken und Galael holten noch Punkte ... Ghiotto und Daruvala - beide in den Punkterängen gestartet - gingen leer aus.
Im Sprint-Rennen startete Ticktum von Pole vor Armstrong ... also die ersten 8 des Hauptrennens in umgekehrter Reihenfolge.
Lundgaard und Schumacher starteten auf der sauberen Seite gut und gingen an Armstrong respektive Ilott vorbei.
Eine Überraschung gab es etwas weiter hinten. Shwartzman - der sich beim ersten Rennwochenende noch sehr "erwachsen" äußerte (mit Blick auf die Meisterschaft) nicht zuviel zu riskieren und aber am Vortag beim Hauptrennen furios fuhr - drehte sich überraschend ohne Fremdeinwirkung noch in der ersten Kurve ... und würgte den Motor ab. Ein VSC folgte. Zhou hatte unmittelbar vor Start der VSC-Phase die Nase vor Ilott ... die beiden Teamkollegen tauschten dann die Plätze während der VSC-Phase.
Nach dem Ende der VSC-Phase machte Lundgaard sogleich Jagd auf Ticktum. Mit einem sehr späten Move in die Remus-Kurve überraschte er Ticktum und ging vorbei. Fast schon Ricciardo-Dive-Bomb-Qualitäten.
Lundgaard zog vorne etwas davon. Ticktum saßen Armstrong und Schumacher im Nacken. Zhou und Ilott blieben etwas auf Abstand. Hinter den beiden UNI-Virtuosi klaffte eine kleine Lücke zu Tsunoda. Diese Lücke wurde schlagartig größer, Tsunoda erlitt einen Kupplungsschaden und schied aus.
Armstrong verlor etwas den Anschluss an Ticktum, so dass Schumacher etwas zur Mitte des Rennens vorbei gehen konnte und auf Rang 3 vor kam.
Armstron blieb an Schumacher dran ... und für den kam wenig später das Pech. Bei Schumacher ging der Feuerlöscher los. Er rollte in die Boxengasse und stellte seinen Boliden ab. Selbst wenn er noch weiter gefahren wäre ... er wäre später disqualifiziert worden, sein Bolide hätte nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen entsprochen. Pierre Gasly wurde 2016 deswegen in Hockenheim disqualifiziert.
Den Rest des Rennens passierte nicht mehr viel, die engsten Positionskämpfe gingen um die hinteren Punkte-Platzierungen.
Lundgaard siegte recht souverän vor Ticktum, dann eine kleine Lücke zu Armstrong der das Podium komplettierte. Zhou und Ilott kamen knapp dahinter ins Ziel, diesmal waren sie gegen Ende des Rennens flott unterwegs, aber es reichte nicht mehr für's Podium. Aber bei Zhou sah man auch, wie die veränderten Konditionen (kälter als eine Woche vorher) zu Performance-Unterschieden führen mochten.
Danach folgte Jack Aitken, der beim Start gut weg kam, aber beinahe in die Mangel genommen wurde. Dahinter der Dreikampf aus Galael, Mazepin (der ein paar Plätze gut gemacht hatte) und der weiterhin punktlose Daruvala.
In der Gesamtwertung führt Rookie Shwartzman trotz seines Ausfalls im Sprint-Rennen. Danach sind (etwas überraschend) Lundgaard und Ilott punktgleich dahinter gelegen. Ticktum - der eher bei Sprint-Rennen punktet - folte auf der 4, danach kommt Marcus Armstrong, für den es eine Woche vorher etwas besser lief.
Guanyu Zhou ist 6ter der Gesamtwertung. Auf ihn darf man weiter achten, er scheint mir auch einen kleinen Ticken flotter zu sein als sein Teamkollege Ilott. Keine Ahnung was Renault macht, wenn Zhou Meister werden sollte.
Red-Bull-Junior Tsunoda liegt auf Rang 7. Dann kommen Drugovich und Deletraz, die diesmal im Mittelfeld hingen und erfahren mussten, dass man dann nicht gut voran kommt, wenn auch die Piloten vor einem selbst DRS haben.
Mit Mick Schumacher komplettiert jener Pilot die Top10, der als einziger jener Top10 diese Saison noch nicht auf dem Podest stand ... zwei Mal war es zum Greifen nahe.
Die Zeichen stehen weiter auf einen Ferrari-Wettkampf. Shwartzman, Armstrong, Ilott, Schumacher ... es bleibt spannend zwischen ihnen (Alesi hält da nicht mit). Zhou und Tsunoda mischen auch mit und Lundgaard ist auch immer wieder vorne mit dabei.